Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

DOI Artikel:
Ebeling, G. H.: Von der Pariser Welt-Ausstellung
DOI Artikel:
Neuheiten
DOI Artikel:
Seidenstoff-Tapete mit Lambris im Stile Louis XV
DOI Artikel:
Ausstellungen im Jahre 1890
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0047

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fachblatt für ^nnen-Deko'ration".

Seite 39.

Nr. 5.

Die Maschinenhalle selbst wurde als ein meisterhaftes Bauwerk bezeichnet, ihr
Inhalt war außerordentlich reich und vielseitig; in der amerikanischen Abtheilung
feierten die Edison'schen Werke die größten Triumphe.

Eine höchst belehrende Abtheilung war „die Geschichte der menschlichen Woh-
nungen" von Baumeister Charles Garnier. Von den Höhlenwohnungen und Pfahl-
bauten an die Wohnungen fast aller Völker der alten und der neuen Zeit.

Hochinteressant waren auch die draußen in den Parkanlagen befindlichen, zum
-roßen Theil echten Bauten aus den französischen Kolonien, Pagoden, Palast-
Moscheen rc., ferner der egyptischc Bazar, eine ganze Straße aus Kairo mit offenen
Läden, Werkstätten u. dergl. In manchen dieser Räume befanden sich vorzüglich ge-
arbeitete Möbelstücke, meist eingelegte Arbeiten mit oft wunderbarem Linicnspiel.
Gelöste Rösselsprung-Aufgaben durch Linien auf regelmäßige Felder bezeichnet, haben
eine so merkwürdige Aehnlichkeit mit diesen Marqucteric-Arbeiten, daß man annehmen
möchte, sie seien untereinander verwandt.

Vieles, sehr vieles von dieser größten Kunst- und Industrie-Ausstellung konnte
man natürlich bei dieser Ueberfülle nur flüchtig streifen, „lese von Einigem Alles
und von Allem Einiges!" Zeder wird im Ganzen hochbefriedigl diese hervorragende
Stätte dankbar verlassen haben. Die vielen Vertreter deutscher Kunstgewerbe-Vereine,
die nach Paris entsandt waren, haben den Kreis ihrer Kenntnisse um ein Beträcht-
liches erweitert und werden stets mit Begeisterung des großen Unternehmens, des
hohen Slrebens unseres Nachbarvolkes gedenken.

Neuheiten.

Vaprlrn--Mnlrltr-ApMrak für Wand und Necke. Eine sehr-
nützliche Erfindung, welche unseres Erachtens nach im Tapezirfach größte Beachtung
verdient, ist der von Herrn Josef Sebck in Leipzig erfundene Tapeten-An-
lege-Apparat (Deutsches Reichs-Patent Nr. 50510), welcher das Tapcziren von
Decken und Wänden auf ungemein einfache Weise erleichtert, bezw. wesentlich verein-
facht, so daß dadurch die Arbeit schneller und billiger erledigt werden kann. Durch
Anwendung des Apparates ist die Hülse eines zweiten Arbeiters, welcher bisher
beim Anlegen der Tapete unbedingt nöthig war, überflüssig geworden, da man mit
dem Apparat, wenn man oben genau das Muster angelegt hat, nur an der Wand
herunter, resp. an der Decke herüber zu fahren braucht.

Fig- l.

Außerdem versieht der Apparat die anzulegende Tapete selbstthätig mit dem
nöthigen Kleister, so daß hierdurch auch die Streichtafel sowie die zum Streichen
nölhigen Utensilien in Wegfall kommen. Durch den verstellbaren Schlitzhaken 0
lassen sich Tapeten in jeder beliebigen Breite anlegen, ebenso ist die Bürste, welche
die Auftragung des Kleisters vermittelt, genau einstellbar, so daß die Tapete stets
ganz gleichmäßig und in beliebiger Menge mit Kleister versehen ist, und arbeitet der
Apparat infolge dessen mit der größten Sauberkeit.

Das sehr einfache Verfahren beim Gebrauche des'Apparates ist folgendes:
Man stelle den Apparat auf die Handhabe und Füße X X, klappt auf, fülle den
Behälter X mit Kleister (Fig. 1), lege die Tapetenrollc X in den Apparat, ziehe

Fig. 2.

das abgewickclte Ende der Tapete über den Klcistcrbchältcr hinweg, so daß ein
Stückchen Tapete über die Bürste lk hinaus ragt, klappe den Apparat zu, lege ihn
an die Wand (Fig. 2), fahre an derselben herunter und schneide die Tapete ab.

Bei dem Anlegen von Deckentapete verfährt man in derselben Weise, nur
l>at man den Stab X und die Laufrollen v in die Löcher X X zu versetzen.

Welcher Vortheil durch Anwendung dieses Apparates erzielt wird, kann jeder
'^achmann leicht einsehen, und ist es nur zu wünschen, daß der Apparat in der
fckchwelt seine richtige Würdigung erfahren möge. Der Erfinder, selbst Fachmann,
Ut gerne bereit, den Herren Interessenten Apparate zum Preise von Mk. 33 per
Eäück z» liefern. X. I).

Seiöenstost> Tapete mit Wamlnüs
im Stile Roms XV.

(Siehe Beilage.)

übergeben mit heutiger Nummer unseren verehrtes Lesern eine
" lOfarbige Abbildung einer Tapeten-Dekoration im Stile
Louis XV., aus der wohlbekannten und bestrenommirten Tapetenfabrik
von H. Engelhard in M a n n h e i m.

Wenn man auch dem Stile des Barock und des Rokoko, und
zwar mit Recht nachsagen muß, daß er die bestimmten und unbedingt
feststehenden Gesetze der Ornamentik vollständig bei Seite warf, daß
Willkür und Laune oft kaum zu bezeichnende Ornamentformen an Bau-
werke Möbel, Stoffe usw. anbrachte, so dürfen wir doch nicht verhehlen,
daß es ihm weder an Geist, noch an bedeutenden Reizen mangelte. —
Hervorgegangen aus der Zeit, in welcher die mächtigsten Monarchen
und Fürsten, sowie die vornehme Welt an Prunksucht wetteiferten,
Frivolität und Sinneslust an der Tagesordnung waren, wo nur das
heitere Genießen Lebenszweck zu sein schien, dürfte wohl kein Stil ge-
eigneter sein zur Dekoration heiterer Räumlichkeiten, als gerade der
Stil des 18. Jahrhunderts.

Unsere heutige Beilage gibt hierfür den vollständigen Beweis,
denn man kann sich wohl kaum eine reizendere Zimmer-Dekoration für
den heiteren gesell gen Verkehr denken, als diese, und — nicht zu unter-
schätzen — zu solch' verhältnißmäßig geringen Kosten. Die ganze
Zusammenstellung mit Lambris, den zweifarbigen Friesen usw. zeugt von
feinem Geschmack, und die Wirkung ist eine reiche, ohne die geringste
Ueberladung zu zeigen. Das Muster an sich selbst wirkt, trotz der Be-
wegung der Blätter und Blumen, ziemlich ruhig, da die Massen gut
vertheilt sind und die Anordnung eine ziemlich spmetrische ist, was bei
vielen sogenannten Cretonne-Mustern nicht immer berücksichtigt wird,
weshalb diese gar manchmal unruhig an der Wand wirken.

Wir können diese Dekoration für große und kleine Salons, Damen-
zimmer, Boudoirs usw. nur bestens empfehlen. X.

Ausstellungen im Fayre MV.

Nvemrii. Von Mai bis Ende Oktober wird daselbst die „Nordwest-deutsche
Gewerbe- und Industrie-Ausstellung" stattsinden.

Vrüst'rl wird anläßlich des 25-jährigen Regierungs-Jubiläums des Königs
der Belgier eine „Internationale Kunst-Ausstellung" besitzen.

Paris. Gleichsam als Fortsetzung der vorjährigen großen Ausstellung
veranstaltet in diesem Jahre die 8c>eie>s intei national« «les seients st des arts
imlnstriels in ihrem Palais eine „Internationale Industrie-Ausstellung", für die,
außer der französischen, bereits eine russische, belgische und italienische Abtheilung
angemeldet sind. Die Ausstellung wird vom Juli bis November geöffnet bleiben.

Viiie Indilstrir--Musstrllllng in Manstsnlinopel - die erste nationale
Ausstellung, welche in der Türkei überhaupt veranstaltet wird — soll schon im
nächsten Frühjahr am Goldenen Horn aügehalten werden. Die Idee dieser Ausstellung
ist in türkischen Kapitalistenkreisen angeregt worden, und die Regierung hat sich so-
fort zustimmend zu dem Plane geäußert. Sie hat bereits eine Kommission einge-
setzt, welche die einschlägigen Verhältnisse genau studiren soll, damit die industriellen
Erzeugntsse des ganzen türkischen Reiches in der geplanten Ausstellung möglichst
vortheilhaft zur Geltung gelangen.

London. Vinr deutsche Ausstellung in London steht, der dort
erscheinenden „Mg. Korr." zufolge, in Vorbereitung. Es soll zu diesem Zwecke
bereits ein geeigneter Platz (30 Morgen) erworben worden sein.

Im Munstgewevlirniuscum zu Möln a. MH. ist nunmehr zu den be-
reits aufgestellten neuen Erwerbungen — Bronzen, Lack, Einbände usw. — auch
der wichtigste Theil derselben: eine umfassende Sammlung Holzschnitzereien
ausgestellt worden. Diese Sammlung von mehr als hundert Nummern stammt aus
Köln und enthält als Frucht langjährigen Sammlungsfleißes rheinische, westfälische,
flämische und niederdeutsche Arbeiten aller Art, großenthcils Füllungen von Schränken,
Täfelungen, Truhen usw. vom 15. bis 17. Jahrhundert, durchweg ansgewählte Stücke,
wie sic nur wenig öffentliche Sammlungen anfzuwcisen haben. Durch diese Erwerbung
tritt das Kunstgewerbemuseum mit seiner ohnehin schon auffallend reichen Abtheilung
an Holzarbeiten in die Reihe der großen deutschen Museen ein und bietet der Praxis
eine Fülle ganz ausgezeichneter Vorbilder. Gleichzeitig sind neuerworbene Porzellane,
Metallarbeitcn und kleinere Gegenstände zur Ausstellung gelangt. Endlich hat die
Sammlung von Schmucksachen unter Einfügung sehr zahlreicher neuer Erwerbungen
eine völlig neue Aufstellung in besonders dafür angefertigtcu Vorrichtungen erfahren.
 
Annotationen