Nr. 13.
Fachblatt für Innen-Dekoration".
Seite 109.
Nas Maus Lev -DuKunfL.
Von x. X. L . . xk.
(Nach der „Wiener Bauindustrie-Zeitung".)
Niemand braucht ungläubig zu lächeln, wenn wir von einem 13 Stock hohen
Zinshause im Ernste sprechen. Unsere nachstehende Illustration gibt ein Bild
bon einer solchen amerikanischen Hausarchitektur. Vorhanden sind zehn oberirdische
Geschosse von normaler Höhe, ein unserm Mansardenstock entsprechendes Geschoß und
Zwei unterirdische Stockwerke. Das ganze Gebäude ist äußerst massiv aus Stein und
Eisen aufgeführt und zuverlässig feuersicher, dabei sind die rings um den sechsten
und neunten Stock angebrachten Balustradengallerien ein Kuriosum. Für die innere
Einrichtung der amerikanischen Häuser ist vor Allem maßgebend, daß die Wohnungen
olle nur denkbaren Bequemlichkeiten in sich vereinigen müssen, was schon durch die
Dienstbotenfrage bedingt wird. Die Innenarchitektur ist luxuriös und alle Ein-
richtungen sind höchst komfortabel und praktisch. Kostbare Marmorsäulen und Mosaik-
tzetäfel, bunte Glasfenster, vorgoldcte Bronzen, Eichen- und Mahagoniholz an Lam-
bris und Thürgewänder sind in splendidester Fülle angewendet, um ein gediegenes
Ansehen zum Ausdruck zu bringen. Auf jeder Etage sind vier Wohnungen mit
8—10 Herrschaftszimmern; ferner Diener- und Badezimmer, Küche, große Speise-
kammer, Eisraum und Abort. In jeder Wohnung befindet sich ein eiserner ver-
mauerter Präziosen- und Geldschrank, Einrichtungen zur elektrischen und Gasbe-
leuchtung, elektrische Läutewerke, Tele-
phonanlagen, Sprachrohre, Postbrief-
kasten-Auszüge u. a. m. Außer beque-
men Treppen besorgen vier Aufzüge bei
Dag und Nacht den Verkehr. Die Lüft-
ung der Wohnungen erfolgt in allen
-gewöhnlichen Fällen durch das Herab-
lassen der obersten Hälfte der Schub-
fenster und durch das Oeffnen der
Ausnahmslos über den inneren Thüren
Angebrachten drehbaren Fensterklappen.
Alle Wohnungen, Korridore und Stie-
gen werden im Winter durch Central-
heizung erwärmt. Im Hause befinden
sich ferner eine öffentliche Küche, aus
welcher man zu jeder Tageszeit Speisen
mnd Getränke zum Einkaufspreise mit
10 Prozent Zuschlag erhalten kann.
Der Bau kostete 4 Millionen Mark.
Bauplätze von günstiger Lage haben
in den großen Städten der neuen Welt
einen Werth von 30,000 Mark per
Quadratmeter. Unter diesen Umständen
ist es erklärlich, daß die Zahl der Ge-
bäude mit 10, 12 uud 13 Stockwerken
immer mehr anwächst und daß die Er-
richtung noch höherer Häuser in Aussicht
steht, werden wir gleich zeigen.
Die Thurmhöhe der amerikanischen
Neubauten hat verschiedene Bausysteme
geschaffen, die alle darauf hinausgehen,
Lei praktischer Raumausnützung einen
-größeren Grad von Festigkeit zu er-
reichen. Sind die Faqaden auch glatt
und ohne Ornamentik, weshalb sie uns
Auf den ersten Blick fremdartig erscheinen,
so zeigen sie doch organische Gliederung
mnd ist ihr Totaleindruck ein überwältig-
«nder. Das Haus im Rohbau stellt sich als
ein luftiges Skelett dar, aus festestem
Sandstein, mit viel Eisenkonstruktioncn
verbunden, mit Traversen und Zwischenwölbungen, oder mit eisernen mit Gypsbeton
gefüllten Decken statt Gewölben und Sturzdccken, weil die wenigen dünnen Sandstein-
pfeiler für Ein- und Auflager von Stnrzbalken keine Möglichkeit bieten. Dazu
kommen noch eiserne, mit Beton verkleidete Säulen zur Unterstützung eiserner langer
Balken, eiserne, mit Beton gefüllter Wände, Gitter-Bögen und scharfe Verankerung
nach allen Seiten, denn nur so hält die neue Architektur zusammen. Eben jetzt wird
in Chicago ein zwölfstöckigcr Riesenbau auf der Hälfte eines Geviertes an „Dbs kair"
mit einem Aktienkapital von 500000 Dollars begonnen. Das Unternehmen wird
im Ganzen eine Summe von 5 000000 Dollars repräsentiren. Derlei titanischen
Architekturen folgt bald der nach dem nichtigen Vorbildc des Mäusethurmes am Rhein
Auf 1000 Fuß Höhe projcktirte Ausstellungsthurm, sowie ein anderer mit 1500 Fuß
Höhe. Fast ist es wie in Voltaire's „Mikromekas", wo es heißt, daß die Menschen
und Dinge der Größe ihres Planeten entsprechen, demnach die amerikanischen Objekte
in dem Maße umfangreicher sind, als das Land größer ist als Europa. Mehr schwindel-
Als staunenerregend ist ferner der neue thurmartige Bau der Zeitung „Dbs IVorlä''
in New-Dork, Dies ist ein auf 115 zu 136 Fuß Bauterrain, achtzehn Stock hoher,
von drei Seiten freier Eckbau mit einer ungemein hohen Thurmkuppel, deren Tambour
50 Fuß Durchmesser hat und in welcher schwindelnden Höhe die Redaktion wohnt.
Das Haus ist aus rothem Sandstein, die Bauglieder aus Granit und die ziemlich
reiche Ornamentik aus Terracotta.
Diese neue Architektur ist von wesentlich eingreifender Bedeutung und Reform,
deren Ausgangspunkt noch lange nicht bestimmt zu werden vermag. — Hier ein
neues Beispiel von der Ungeheuerlichkeit von Wohnhausbaukolossen. Ein 140,6 m
hohes 12stöckiges Hotel in New-Aork nach den Plänen vom Architekten L. S. Buffington.
Das Haus hat eigentlich 28 Stockwerke, nach welchen 12 Fahrstühle, welche vermittelst
Dampfmaschinen (die außer dem Bauterrain im Boden versenkt sind) hinaufführen.
Das Gebäude gleicht einem Thurm, denn die Länge und Breite betragen nur je
25,29 m, dagegen ist die Höhe von der Basis bis zum 28. Stockwerk 110,63 m
(also um 27,18 w niedriger als der Wiener Stefansthurm). Dieses Hotel enthält
728 große Räume, sämmtlich nach Außen, also an den Wänden gelegen und Licht
von Außen empfangend; Hinterstuben gibt es nicht. Durch die Mitte des Gebäudes
winden sich vom Parterre bis zum Dache zwei eiserne Treppen, falls die Dampf-
maschine der Fahrstühle etwa auf kurze Zeit einer Nachhilfe bedürfte. Das Dach
besteht aus Eisen mit Schnürlglas gedeckt und sendet reiches Licht bis in die Thor-
halle hinab. Das Gebäude ist viereckig, das Dach spitz, von vier überhöhenden Eck-
thürmen eingefaßt. Außer für Thür und Fenster wurde nirgends Holz zum Baue
verwendet. Dasselbe besteht aus einem einzigen, mit Beton geschütztem eisernen, mit
Stein vermauertem Gerippe. Alle Räume, welche zu Geschäftszwecken dienen, sind
schon von vorhinein mit in den Wänden befestigten Sicherheitskästen versehen, im
eisernen Fußboden stecken eiserne Pulte und Stühle, so daß die Möbelfrage zum
Märchen wird. In der geschilderten Weise ist das Beispiel für das Haus der Zu-
kunft. 0 tempora, o moros!
Nützliche Minke.
Die Angabe, einen Ösen- oder Fenster-
vorsetzer billig Herstellen zu können, dürste
mancher Dame recht erwünscht sein, da
sich beide Artikel recht wohl zu Geschenken
eignen. — Nachdem man sich bei einem
Tischler aus rohem, je nach Wunsch
runden oder kantigen, billigen Holz den
Rahmen hat Herstellen lassen, bezieht
man die einzelnen Stäbe mit Resten
von ein- oder mehrfarbigem Plüsch, oder
lackirt auch dieselben oder bronzirt sie
(welch' beides letztere man jedoch nur
kann, wenn man besseres glattes Holz
verwenden ließ). Dann nimmt man ein
Stück recht grobe Leinwand, welche ge-
nau in die Oeffuung des Rahmens paßt
und näht ringsherum eine starke Schnur
ein, wodurch das betr. Stück naturgemäß
auf allen Seiten etwa 2 em verliert,
also kleiner wird als die Oeffnung.
Hierauf schlingt man eine andere farbige
Schnur fortlaufend um die Stäbe des
Rahmens uud zieht sie jedes Mal durch
den erhaltenen Rand der Leinwand,
bis diese endlich frei in dem Rahmen
schwebt. Jetzt ordne man von getrock-
neten (zugerichteten) Gräsern, die man
in jeder Binderei bekommt, einen hübschen
Strauß platt auf die Leinwand, die
man entweder vorher an den betreffen-
den Stellen mit einem Klebstoff (Gummi,
flüssigen Leim rc.) bestrichen hat, oder
am Besten von Fall zu Fall damit be-
streicht. Nachdem alles getrocknet ist,
überziehe man den sichtbaren Rest der
Leinwand, und, soweit man diele will,
auch die Halme rc. der Gräser mit far-
bigem Lack, auf den man behutsam mit
einem Pinsel verschiedenfarbige Bronze
aufträgt, wodurch das Ganze erst ein recht lebhaftes Aussehen erhält.
Das Reinigen der Thüren und Fenster sowie der Möbel, welche mit Oelfarbe
gestrichen sind, wird vielfach in ganz unrichtiger Weise vorgenommen. Man bedient
sich mit Erfolg einer Mischung von Salmiak mit kaltem Wasser im Verhältniß von
1 zu 20. Etwas umständlicher, aber besser ist folgendes Verfahren: Man kocht etwa
500 x Weizenkleie mit 5 L. Wasser unter Zugabe von 50 s Schmierseife. Die ge-
wonnene Lösung filtrirt man kochend durch ein Leinentuch, wäscht hiermit nach dem
Erkalten die Thüren, Möbel rc. ab und reibt mit einem Weichen Leder trocken nach.
Das Resultat ist ein durchaus zufriedenstellendes. Aber auch polirte Möbel, welche
beschmutzt sind, kann man mit dem Kleienwasser dadurch reinigen, daß man dieselben
mit einem angefeuchteten Schwamme abwischt und dann mit einem weichen reinen
Leder nachpolirt.
Um Polsterungen vor Motten zu schützen, hat sich als sicherstes Mittel ein
Zusatz von frisch aufgeblühtem Hanf zum Polsterungsmaterial bewährt. Der Hanf
wird zu dem Zwecke Anfangs Juli gesammelt, im Schatten rasch getrocknet und so
dem Seegras, Roßhaar u. dgl. beigefügt. Ein einziger Stengel (natürlich mit Blättern
und Blütheu) genügt, um eine Polsterung auf Jahre hinaus gegen dieses Ungeziefer
zu schützen. Auch Polsterungen, in welchen sich bereits Motten eingenistet haben,
können auf diese Weise bei etwaigen Reparaturen gründlich von diesen schädlichen
Gästen befreit werden.
Abbildung Nr. 56. IZstöckigcs Mahtlhsus in Amerika.
Fachblatt für Innen-Dekoration".
Seite 109.
Nas Maus Lev -DuKunfL.
Von x. X. L . . xk.
(Nach der „Wiener Bauindustrie-Zeitung".)
Niemand braucht ungläubig zu lächeln, wenn wir von einem 13 Stock hohen
Zinshause im Ernste sprechen. Unsere nachstehende Illustration gibt ein Bild
bon einer solchen amerikanischen Hausarchitektur. Vorhanden sind zehn oberirdische
Geschosse von normaler Höhe, ein unserm Mansardenstock entsprechendes Geschoß und
Zwei unterirdische Stockwerke. Das ganze Gebäude ist äußerst massiv aus Stein und
Eisen aufgeführt und zuverlässig feuersicher, dabei sind die rings um den sechsten
und neunten Stock angebrachten Balustradengallerien ein Kuriosum. Für die innere
Einrichtung der amerikanischen Häuser ist vor Allem maßgebend, daß die Wohnungen
olle nur denkbaren Bequemlichkeiten in sich vereinigen müssen, was schon durch die
Dienstbotenfrage bedingt wird. Die Innenarchitektur ist luxuriös und alle Ein-
richtungen sind höchst komfortabel und praktisch. Kostbare Marmorsäulen und Mosaik-
tzetäfel, bunte Glasfenster, vorgoldcte Bronzen, Eichen- und Mahagoniholz an Lam-
bris und Thürgewänder sind in splendidester Fülle angewendet, um ein gediegenes
Ansehen zum Ausdruck zu bringen. Auf jeder Etage sind vier Wohnungen mit
8—10 Herrschaftszimmern; ferner Diener- und Badezimmer, Küche, große Speise-
kammer, Eisraum und Abort. In jeder Wohnung befindet sich ein eiserner ver-
mauerter Präziosen- und Geldschrank, Einrichtungen zur elektrischen und Gasbe-
leuchtung, elektrische Läutewerke, Tele-
phonanlagen, Sprachrohre, Postbrief-
kasten-Auszüge u. a. m. Außer beque-
men Treppen besorgen vier Aufzüge bei
Dag und Nacht den Verkehr. Die Lüft-
ung der Wohnungen erfolgt in allen
-gewöhnlichen Fällen durch das Herab-
lassen der obersten Hälfte der Schub-
fenster und durch das Oeffnen der
Ausnahmslos über den inneren Thüren
Angebrachten drehbaren Fensterklappen.
Alle Wohnungen, Korridore und Stie-
gen werden im Winter durch Central-
heizung erwärmt. Im Hause befinden
sich ferner eine öffentliche Küche, aus
welcher man zu jeder Tageszeit Speisen
mnd Getränke zum Einkaufspreise mit
10 Prozent Zuschlag erhalten kann.
Der Bau kostete 4 Millionen Mark.
Bauplätze von günstiger Lage haben
in den großen Städten der neuen Welt
einen Werth von 30,000 Mark per
Quadratmeter. Unter diesen Umständen
ist es erklärlich, daß die Zahl der Ge-
bäude mit 10, 12 uud 13 Stockwerken
immer mehr anwächst und daß die Er-
richtung noch höherer Häuser in Aussicht
steht, werden wir gleich zeigen.
Die Thurmhöhe der amerikanischen
Neubauten hat verschiedene Bausysteme
geschaffen, die alle darauf hinausgehen,
Lei praktischer Raumausnützung einen
-größeren Grad von Festigkeit zu er-
reichen. Sind die Faqaden auch glatt
und ohne Ornamentik, weshalb sie uns
Auf den ersten Blick fremdartig erscheinen,
so zeigen sie doch organische Gliederung
mnd ist ihr Totaleindruck ein überwältig-
«nder. Das Haus im Rohbau stellt sich als
ein luftiges Skelett dar, aus festestem
Sandstein, mit viel Eisenkonstruktioncn
verbunden, mit Traversen und Zwischenwölbungen, oder mit eisernen mit Gypsbeton
gefüllten Decken statt Gewölben und Sturzdccken, weil die wenigen dünnen Sandstein-
pfeiler für Ein- und Auflager von Stnrzbalken keine Möglichkeit bieten. Dazu
kommen noch eiserne, mit Beton verkleidete Säulen zur Unterstützung eiserner langer
Balken, eiserne, mit Beton gefüllter Wände, Gitter-Bögen und scharfe Verankerung
nach allen Seiten, denn nur so hält die neue Architektur zusammen. Eben jetzt wird
in Chicago ein zwölfstöckigcr Riesenbau auf der Hälfte eines Geviertes an „Dbs kair"
mit einem Aktienkapital von 500000 Dollars begonnen. Das Unternehmen wird
im Ganzen eine Summe von 5 000000 Dollars repräsentiren. Derlei titanischen
Architekturen folgt bald der nach dem nichtigen Vorbildc des Mäusethurmes am Rhein
Auf 1000 Fuß Höhe projcktirte Ausstellungsthurm, sowie ein anderer mit 1500 Fuß
Höhe. Fast ist es wie in Voltaire's „Mikromekas", wo es heißt, daß die Menschen
und Dinge der Größe ihres Planeten entsprechen, demnach die amerikanischen Objekte
in dem Maße umfangreicher sind, als das Land größer ist als Europa. Mehr schwindel-
Als staunenerregend ist ferner der neue thurmartige Bau der Zeitung „Dbs IVorlä''
in New-Dork, Dies ist ein auf 115 zu 136 Fuß Bauterrain, achtzehn Stock hoher,
von drei Seiten freier Eckbau mit einer ungemein hohen Thurmkuppel, deren Tambour
50 Fuß Durchmesser hat und in welcher schwindelnden Höhe die Redaktion wohnt.
Das Haus ist aus rothem Sandstein, die Bauglieder aus Granit und die ziemlich
reiche Ornamentik aus Terracotta.
Diese neue Architektur ist von wesentlich eingreifender Bedeutung und Reform,
deren Ausgangspunkt noch lange nicht bestimmt zu werden vermag. — Hier ein
neues Beispiel von der Ungeheuerlichkeit von Wohnhausbaukolossen. Ein 140,6 m
hohes 12stöckiges Hotel in New-Aork nach den Plänen vom Architekten L. S. Buffington.
Das Haus hat eigentlich 28 Stockwerke, nach welchen 12 Fahrstühle, welche vermittelst
Dampfmaschinen (die außer dem Bauterrain im Boden versenkt sind) hinaufführen.
Das Gebäude gleicht einem Thurm, denn die Länge und Breite betragen nur je
25,29 m, dagegen ist die Höhe von der Basis bis zum 28. Stockwerk 110,63 m
(also um 27,18 w niedriger als der Wiener Stefansthurm). Dieses Hotel enthält
728 große Räume, sämmtlich nach Außen, also an den Wänden gelegen und Licht
von Außen empfangend; Hinterstuben gibt es nicht. Durch die Mitte des Gebäudes
winden sich vom Parterre bis zum Dache zwei eiserne Treppen, falls die Dampf-
maschine der Fahrstühle etwa auf kurze Zeit einer Nachhilfe bedürfte. Das Dach
besteht aus Eisen mit Schnürlglas gedeckt und sendet reiches Licht bis in die Thor-
halle hinab. Das Gebäude ist viereckig, das Dach spitz, von vier überhöhenden Eck-
thürmen eingefaßt. Außer für Thür und Fenster wurde nirgends Holz zum Baue
verwendet. Dasselbe besteht aus einem einzigen, mit Beton geschütztem eisernen, mit
Stein vermauertem Gerippe. Alle Räume, welche zu Geschäftszwecken dienen, sind
schon von vorhinein mit in den Wänden befestigten Sicherheitskästen versehen, im
eisernen Fußboden stecken eiserne Pulte und Stühle, so daß die Möbelfrage zum
Märchen wird. In der geschilderten Weise ist das Beispiel für das Haus der Zu-
kunft. 0 tempora, o moros!
Nützliche Minke.
Die Angabe, einen Ösen- oder Fenster-
vorsetzer billig Herstellen zu können, dürste
mancher Dame recht erwünscht sein, da
sich beide Artikel recht wohl zu Geschenken
eignen. — Nachdem man sich bei einem
Tischler aus rohem, je nach Wunsch
runden oder kantigen, billigen Holz den
Rahmen hat Herstellen lassen, bezieht
man die einzelnen Stäbe mit Resten
von ein- oder mehrfarbigem Plüsch, oder
lackirt auch dieselben oder bronzirt sie
(welch' beides letztere man jedoch nur
kann, wenn man besseres glattes Holz
verwenden ließ). Dann nimmt man ein
Stück recht grobe Leinwand, welche ge-
nau in die Oeffuung des Rahmens paßt
und näht ringsherum eine starke Schnur
ein, wodurch das betr. Stück naturgemäß
auf allen Seiten etwa 2 em verliert,
also kleiner wird als die Oeffnung.
Hierauf schlingt man eine andere farbige
Schnur fortlaufend um die Stäbe des
Rahmens uud zieht sie jedes Mal durch
den erhaltenen Rand der Leinwand,
bis diese endlich frei in dem Rahmen
schwebt. Jetzt ordne man von getrock-
neten (zugerichteten) Gräsern, die man
in jeder Binderei bekommt, einen hübschen
Strauß platt auf die Leinwand, die
man entweder vorher an den betreffen-
den Stellen mit einem Klebstoff (Gummi,
flüssigen Leim rc.) bestrichen hat, oder
am Besten von Fall zu Fall damit be-
streicht. Nachdem alles getrocknet ist,
überziehe man den sichtbaren Rest der
Leinwand, und, soweit man diele will,
auch die Halme rc. der Gräser mit far-
bigem Lack, auf den man behutsam mit
einem Pinsel verschiedenfarbige Bronze
aufträgt, wodurch das Ganze erst ein recht lebhaftes Aussehen erhält.
Das Reinigen der Thüren und Fenster sowie der Möbel, welche mit Oelfarbe
gestrichen sind, wird vielfach in ganz unrichtiger Weise vorgenommen. Man bedient
sich mit Erfolg einer Mischung von Salmiak mit kaltem Wasser im Verhältniß von
1 zu 20. Etwas umständlicher, aber besser ist folgendes Verfahren: Man kocht etwa
500 x Weizenkleie mit 5 L. Wasser unter Zugabe von 50 s Schmierseife. Die ge-
wonnene Lösung filtrirt man kochend durch ein Leinentuch, wäscht hiermit nach dem
Erkalten die Thüren, Möbel rc. ab und reibt mit einem Weichen Leder trocken nach.
Das Resultat ist ein durchaus zufriedenstellendes. Aber auch polirte Möbel, welche
beschmutzt sind, kann man mit dem Kleienwasser dadurch reinigen, daß man dieselben
mit einem angefeuchteten Schwamme abwischt und dann mit einem weichen reinen
Leder nachpolirt.
Um Polsterungen vor Motten zu schützen, hat sich als sicherstes Mittel ein
Zusatz von frisch aufgeblühtem Hanf zum Polsterungsmaterial bewährt. Der Hanf
wird zu dem Zwecke Anfangs Juli gesammelt, im Schatten rasch getrocknet und so
dem Seegras, Roßhaar u. dgl. beigefügt. Ein einziger Stengel (natürlich mit Blättern
und Blütheu) genügt, um eine Polsterung auf Jahre hinaus gegen dieses Ungeziefer
zu schützen. Auch Polsterungen, in welchen sich bereits Motten eingenistet haben,
können auf diese Weise bei etwaigen Reparaturen gründlich von diesen schädlichen
Gästen befreit werden.
Abbildung Nr. 56. IZstöckigcs Mahtlhsus in Amerika.