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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Die Thür und ihr Schmuck
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Behr, Carl: Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnräume, [15]
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Das Legen des Linoleums
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0176

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Nr. 18.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Seite 149.

Zeit mit Pilastern, Halb- oder ganzen Säulen versehen, mit Giebel-
feldern oder anders gestalteten Aufsätzen gekrönt, kurz, sie verwandelt
sich in förmliche Portale, deren Form aus der Steinarchitektur einfach
in Holz übersetzt ist. Das mag nun für große Prunkthüren in Treppen-
häusern, an Sälen usw. statthaft sein; in den Zimmern ist es gewiß
nicht angebracht, da es nicht in den bewohnten Raum paßt und dort
als etwas Fremdes wirkt. Das Barock und Rokoko ver-
bannen diese strenge Architektur; sie ersetzen die schweren,
weit ausladenden Supraporten häufig durch flach gehaltene
Rahmen, welche meist ein Bild, ein Wappen oder Achn-
liches umschließen, und haben hierin köstliche Arbeiten hinter-
lassen, die sich vortrefflich zur Nachahmung empfehlen. —

as

erfordert nicht nur Gewandtheit, sondern noch mehr Er-
fahrung mit den Eigenthümlichkeiten desselben. Vor Allem
muß die Unterlage eben sein, und sollen die Näthe gut
schließen. Um dies zu erzielen, muß bei alten, schon aus-
getretenen Dielen zunächst jede vorhandene Unebenheit aus-
geglichen werden. Schafft das Abhobeln der Dielen nicht
genug Abhülfe, oder stellen sich hierin Schwierigkeiten ein,
so benutze man das Aufträgen einer Masse. Hierzu mische
man auf 1 Liter Gips 2 Liter Sägemehl und verbinde
dies durch eine Leimlösung von der Stärke eines guten
Grundirungswassers bei Tapeten. Die auszugleichenden
Dielen werden vorher mit demselben Leimwasser überstrichen
und nun die Masse darauf gegossen und mit einem Richt-
scheit oder einer Bürste gleichmäßig vertheilt. Das Erstarren
des zugesetzten Gipses tritt bald ein.

Beim Zuschneiden der Bahnen beachte man, daß sich
das Linoleum in der Länge beim Trocknen etwas einzieht,
und gebe daher oben und unten lO/2 Centimeter zu. Erst
nach dem Trocknen schneide man die Bahn richtig. In der
Breite ist es nicht nöthig, denn nachdem die Bahn fest angerieben,
nagelt man im Abstand von 8 oder mehr Centimetern, je nach Dessin,
die Kante noch fest, und zwar am Besten mit Schusterzwecken ohne
Köpfe. Das „feste Anreiben" ist eine Hauptbedingung und unerläßlich,
und wer seine Handballen schonen will, der bediene sich einer kleinen

Maschinerie, hergestellt durch eine runde Eichenholzwalze von 1 Meter
Länge, 20 Centimeter Durchmesser, mit Terpentinkleister bestrichen und
mit einer fest und gleichmäßig darum gelegten Schichte Werg umgeben.
Dieselbe erhält einen Ueberzug von starker Segelleinwand und wird in
ein gabelförmiges Gestell mit entsprechender Handhabe gebracht. Das
Gestell wird beschwert, und erzielt man durch den Gebrauch dieser Walze
ein absolut sicheres, blasenfreies Aufliegen des Linoleums am
Fußboden.

Dem zu verwendenden Kleister setze man auf je 3
Kilo Mehl 200 Gramm venetianischen, erwärmten Terpentin
bei und entferne vorher nicht allein den Staub von den
Dielen, sondern streiche dieselben noch leicht mit dem Kleister
vor. Bei Beobachtuyg dieser Anführungen wird nichts
passiren.

Das Legen des Linoleums auf Marmor und Stein-
fliesen bedingt nicht absolut ein Stumpfmachen des Mar-
mors usw., sondern man erreicht dieselbe Festigkeit im Be-
legen durch ein leichtes Ueberstreichen der unteren Fläche
des Linoleums mit warmem Wasser. Hierdurch wird das-
selbe so geschmeidig, daß es sich nach aufgetragenem Kleister
leicht und fest mit der Unterlage verbindet. Die Stufen
sind jedoch bis zum vollständigen Trocknen zu beschweren
und ebenfalls erst dann die Vorderkante abzuschneiden.

Soll nun in einem Zimmer die erste Bahn an eine
sehr winklige Langseite antreten, so schiebe man diese Bahn
zunächst provisorisch um soviel zurück, wie die am weitesten
hervortretende Distanz der Scheuerleiste ausmacht. Dann
bediene man sich eines langen Pappstreifens. Nunmehr
können die Windungen und Einschnitte der Leiste auf die
Bahn mit leichter Mühe übertragen werden und wird,
nachdem die markirte Linie der Bahn abgeschnitten, ein
leichtes und genaues Anlegen erzielt. Die andere Kante er-
leichtert ebenfalls durch ihre im Auge gehaltene schnurge-
rade Lage die fernere Hantirung bedeutend. Es sind dies
kleine, aber schätzenswerthe Hülfsmittel. Bei Ausbesserungen
legt man das Einsatzstück unter und schneidet durch die obere Bahn
das einzusetzende Stück an.

Bezüglich der Einfassung von Linoleum ist folgendes Verfahren
als ein erprobtes zu empfehlen: Nachdem das Leder, am besten Hunde-
oder dänisches Schafleder, in Streifen von entsprechender Breite ge-

Abbildung Nr. 83.

Postament mit Wüste

im Renaissance-Stil.
Ausführung in Nußbaum, Eichen
oder auch in schwarzem Holz.

verschiedenen Hellen Hölzern fournirten Flächen der süddeutschen Renais-
sance eine große Rolle. Solche Räume zeigen einen antiken stilvollen
Karakter, welcher durch grüne alte Nürnberger Oefen und mit alten
Glasbildern, unterbrochenen Butzenscheibenfenstern unterstützt wird.

Unerwähnt soll hier auch nicht bleiben, daß der gothische Stil sich
nicht schlecht für Herren- und Speisezimmer eignet, und wenn auch nicht
eben oft, so doch mit viel Glück Anwendung findet. Das spezifisch
deutsche Element der deutschen Renaissance ist zum großen Theil aus
der Gothik in die Renaissance herübergenommen worden, so unter Andern:
die heraldischen Figuren, wie stilisirte Adler, Löwen usw. Ferner haben
die Beschläge dieses Stiles fast immer Anklänge an die der Gothik, es
ist also erklärlich, daß das hier gesuchte Karrieristische in der Gothik
selbst eine Steigerung erfährt und deßhalb doppelt befriedigt.

Das Herrenzimmer liegt gewöhnlich getrennt von den übrigen
Räumen, wenn auch nur auf der anderen Seite des Speisezimmers.
In diesem Raume stehen als Hauptmöbel gewöhnlich ein möglichst großer
Schreibtisch, ein bequemes Sofa und ein Bücherbrett oder eine Biblio-
thek. Für gewöhnlich wird dieser Raum vom Hausherrn als Arbeits-, d. h.
als Schreibzimmer benutzt, bei Gesellschaften aber ziehen sich die Herren
dorthin zurück, um zu rauchen und zu spielen. Mit Rücksicht auf den
Tabaksrauch werden gewöhnlich dunkle Farben für die Ausstattung ge-
wählt, und schließt sich die Art derselben zumeist der des Speisezimmers
an. Hohe Vertäfelungen, Ledertapeten, dunkle Vorhangsstoffe, oft wohl
aus alten Velours bestehend, finden ebensowohl Verwendung, wie moderne
dunkle Stoffe in verschiedenen: Karakter. Die Sitzmöbel werden vor-
nehmlich mit weichem Saffianleder, oft auch wohl mit alten persischen
Teppichen und Kameeltaschen bezogen. Die Sessel des Herrenzimmers
werden möglichst bequem verlangt, und wird es vorgezogen, solche von

verschiedenen Formen anzuwenden, so zwar, daß einige derselben für
das Sitzen am Tische bequem sind, andere wieder sich besser zum Aus-
ruhen und bequemen Hintrüumen eignen.

Uebrigens ist das Herren- und Rauchzimmer derjenige Raum,
in welchem sich der Dekoratör die meisten Extravaganzen gestattet.
Eine beliebte Manier ist die Ausstattung in: maurischen Stil. Als
Kuriosum betrachtet und möglichst genau ähnlichen Räumen des Orients
nachgebildet hat ein in dieser Art ausgestatteter Raun: wohl seine Be-
rechtigung. Wer die Kolonialabtheilung der letzten Pariser Weltaus-
stellung besuchte, wird sich maurischer Räume dieser Art :n der tunesischen
und marokkanischen Ausstellung erinnern, welche wohl auch in der mo-
dernen Ausstattung eines deutschen Hauses ihren Reiz behalten dürften.
Die eigenartigen kleinen Fenster mit ihrer karakteristischen Verglasung
oder der Vergitterung mit so reizvollen Haremsgittern, die Verkachelung
der Wände bis in eine gewisse Höhe, die weißen Flächen darüber,
welche auch wohl mit den flachen, reizvollen Alhambra-Ornamenten über-
zogen sind, bilden ein so interessantes Ensemble, daß man es wohl be-
greifen kann, daß diese Art der Ausstattung ihre Liebhaber findet.
Erhöht wird der Effekt solcher Räume wohl nicht unwesentlich durch die
echten Stoffe, Waffen und andere orientalischen Dekorationsmittel,
welche auf dem weißen Untergründe außerordentlich farbig und inter-
essant zur Geltung kommen. Soll diese Art aber ihre Berechtigung
haben, so muß dieselbe möglichst echt und täuschungsvoll wirken, nicht
aber in einer Art zusammengestellt sein, welche vom Orient eben nur
ein wenig Tünche geborgt hat. (Fortsetzung folgt.)
 
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