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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Bötticher, Georg: Rokoko-Tapeten
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Ueber Zimmerpflanzen
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Der Einfluß der Ventilation auf in der Luft vorhandene Organismen
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Behr, Carl: Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnräume, [17]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0195

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Seite 164.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Nr. 20.

Möge das Publikum die Augen öffnen und an den mancherlei
erhaltenen Zimmereinrichtungen aus jener Zeit seine Ansicht über Rokoko-
tapeten berichtigen und die falschen Rokokomuster, die überhaupt keine
Wandmuster sind, zurückweisen. Möge vor Allem der rathgebende Ar-
chitekt, dessen Vorgehen hier am eingreifendsten sein könnte,
gegen derartige unschöne, stillose und den Prinzipien einer
guten Wandbekleidung schnurstracks zuwiderlaufende Muster
protestiren.

Solche Kundgebungen werden ihre Wirkung auf
die Händler und die wichtigere Rückwirkung auf die
Fabrikanten und Zeichner nicht verfehlen, von denen
viele leider durchaus nicht über die Stilepochen und
vor Allem über die Verzierungsprinzipien in der
wünschenswertsten Weise unterrichtet sind.

(Kunstgewerbeblatt.)

tragen also in zweifacher Hinsicht zur Verbesserung der Luft bei. Am besten
eignen sich zu Zimmerpflanzen die reichblätterigen Blattgewächse, als Aroi-
deen, Cucurligen, Dracänen, Palmen, Plectygonien, Philodendren und dergl.
Arten, welche die bezeichneten Vortheile in ganz besonderem Maße besitzen.

Zeöer ^immevxflanMr.

»ind die Zimmerpflanzen, der schönste
^ Schmuck unserer Wohnungen, auch
in hygienischer Beziehung von wohl-
thätigem Einfluß auf das Befinden
der Menschen? Diese Frage ist
entschieden zu bejahen. Die Pflan-
zen verbessern die Zimmerluft.

Alan hat durch Beobachtungen ge-
funden, daß ein Blatt mittlerer
Größe im Durchschnitt täglich ein
bis zwei Gramm Wasser ausdün-
stet. Dies würde, für die ganze
Pflanze berechnet, etwa 50 Gramm
ergeben. Und ein reicher Wasser-
gehalt der Luft ist es gerade, der
auf das Wohlbefinden der Mensch-
heit so wohlthätig einwirkt. Permanent eine solche gesunde Luft zu
haben, das ist der unschätzbare Vortheil, den der Landbewohner dem
Städter voraus hat. Er ist beständig von allen Seiten mit Pflanzen
umgeben, die ihm seine Luft reichlich mit Wasser versorgen. Aber
damit nicht genug. Die Blätter der Pflanzen scheiden auch unter Ein-
wirkung des Sonnenlichtes Sauerstoff in großer Menge aus und

Entwurf zu einem „Hmldtuch«Werbchen" im Renaissancestil.

Ausführung gedacht in Eichen- oder Nußbaumholz.

^Mev MillMch der Meuttlativn
auf m dev Muft vorhandene
Mrgamsmen.

Hygienischen Institute zu Breslau hat
Richard Stein darauf bezügliche Unter-
suchungen vorgenommen, die zu sehr be-
merkenswertsten Ergebnissen geführt ha-
ben, deren Beachtung den weitesten
Kreisen nicht genug ans Herz gelegt
werden kann. Die Arbeiten Stein's
. haben zu folgenden Resultaten
geführt: Bei ruhiger Luft setzen
sich die bakterienhaltigen Staub-
theilchen im Zimmer auf den
Fußboden ab. Die Luft wird in
ein bis zwei Stunden fast keim-
frei. Wird sodann der Boden
mit einer antiseptischen Lösung
ausgewaschen, die Möbel und der-
gleichen feucht abgewischt, so kann
das Zimmer als desinfizirt be-
trachtet werden. Eine Ventilation,
welche, beiläufig erwähnt, die
vierfache Erneuerung der Luft-
menge des Zimmers in der Stube
zu Stande bringt, hat keinen sehr
erheblichen Einfluß auf die Weg-
schaffung der in der Lust schwebenden Keime. Erst bei kräftigem Zug-
winde, das wäre bei mindestens siebenmaliger vollständiger Lufterneuer-
ung in einer Stunde, ist eine schnelle und vollständige Fortführung
der Keime aus der Luft von Wohnräumen zu erreichen. Versuche, durch
Entwickelung von Wasserdampf die Keime in der Luft bei Ruhe dieser
rascher niederzuschlagen, haben keine befriedigenden Resultate ergeben.

Abbildung Nr. 92.

MeV er 'Melioration und

unserer ^Eohnväume.

Von Carl Behr.

ii. Das deutsche Waus und seine Minne.

(Fortsetzung.)

HMie Thüren der Seitenschränke öffnen sich nach Außen und haben
im Innern Spiegelscheiben, so daß die vor dem Schrank stehende
Person bei geöffneten Thüren sich von 3 Seiten sehen kann.

Ueber die Art der Ausstattung, über den Stil des Schlafzimmers
gehen die Ansichten weit auseinander. Der Eine behauptet, er wolle
im Schlafraum ruhen, und dazu brauche er ein ruhiges Zimmer, ziehe
deshalb dunkle, warme Farben vor; der Andere dagegen stellt vor Allem
die Reinlichkeit in den Vordergrund, welche bei Hellen, ganz lichten
Tönen, welche die Bettwäsche ja auch zeige, mehr zum Ausdruck komme.
So verschieden nun beide Maßgaben erscheinen, so kann man doch
keiner die wahre Berechtigung absprechen, was zur Folge hat, daß in
beiden Arten gleichviel vorgegangen wird und daß der Stil der ganzen
Einrichtung sich meistens dem Grundgedanken hell oder dunkel fügen
muß. Das dunkle Schlafzimmer hat den Vorzug größerer Gemüthlich-
keit, der warmen Behaglichkeit; es ist wohnlicher und anmuthender.
Sein Stil ist vorwiegend die Renaissance, welche diesen Farben ent-
spricht; es ist dies ebensowohl eine frühe wie eine späte Richtung dieses
Stils, ebensowohl eine deutsche wie eine flämische Renaissance. Dabei
sind die polirten Möbel weniger beliebt wie gewichstes Holz, welches die

warmen matten Holztöne behält, und werden in solchen Fällen Eichen-
oder Nußbaumhölzer am Liebsten verwendet.

Die Form der Betten des 16. und 17. Jahrhunderts, bei welchen
sich aus den 4 Bettstollen der Betthimmel entwickelt, hat ihre Reize,
weshalb sie von solchen Betheiligten, welche die antiken Wirkungen
über Alles lieben, zur Verwendung kommen. Betten dieser Art befinden
sich unter Anderm im kgl. Bayrischen National - Museum in München
in besonders schönen Exemplaren, und werden diese Formen oft nachge-
bildet/wohl auch alte Möbel dieser Art direkt verwendet. Da aber
solche Bettstellen, auch wenn sie noch so reich ausgebildet waren, für
den darin Liegenden etwas Bedrückendes und Unsicheres, etwas sozusagen
Kistenartiges haben, so ist die Verwendung dieser Formen immer nur
vereinzelt, um so mehr, als die Verhältnisse solcher Bettstellen viel
kleinere sind, wie die üblichen der modernen Betten.

Im Allgemeinen zieht man, wie gesagt, eine Konstruktion vor, bei
welcher der Schläfer frei athmen kann und sich nicht beengt fühlt, und
diese Art der Ausbildung bedingt meist einen modernen Karakter des
ganzen Schlafraumes, obgleich dabei die allgemeinen architektonischen
Formen des Stils innegehalten werden. Auch ganz mit Stoff und Plüsch
überzogene Betten finden Verwendung, wenn auch aus Reinlichkeitsrück-
sichten gerade diese Art am wenigsten zu empfehlen ist. Hübsche Vor-
bilder hierfür finden sich in England, das bekannte Bett der Maria
Stuart in Nol^rooä, sowie die einer späteren Zeit angehörenden Bett-
stellen im Schlosse vnmptcm Oourt bei London bilden hochinteressante
Beispiele antiker Tapezirer- und Posamentirerkunst, und zeigen vorzüglich
letztere auch größere Maßverhältnisse, wie sonst alte Möbel dieser Art
im Allgemeinen haben. Neben den geschnitzten Formen der norddeutschen
Renaissance und den mit ungarischen Eschen und Intarsien behandelten
 
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