DOI Artikel:
L'art noveau
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0125
Juni-Heft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite 89.
nouveau.
„K'art vouvsau^ betitelt sich eine Ausstellung in der Ras
äs Drovsuos und die Bezeichnung schon läßt auf das Gebotene
schließen. Berichterstatter sollen beileibe ja nicht träumen; wenn
aber einmal dieser Ausnahmefall gestattet sein soll und man es
wagt, ohne Katalog in der Hand, diese Ausstellung zu durch-
streifen, so liegt das Versenken in eine weit zurückliegende Ver-
gangenheit wahrlich nahe genug. Alt-Holland ersteht vor dem
geistigen Blick; in Wirklichkeit aber erschaut man etwas ganz
Modernes, in das nur Reminiscenzen aus früherer Zeit so
geschickt verflochten sind, daß Beides nur Gins zu bilden scheint.
Seit einiger Zeit schon schwärmt man hier in Paris für mittel-
alterliche Bauernstuben, obambrss noviuaiiäss sl brstonnss rc.
und ihm einen Gindruck von Höhe zu vermitteln, da wo gerade
das Gegentheil der Fall ist. Das Mittel zum Zweck sind hier
Kacheln, so geschickt gefärbt, daß man das Ganze mit den darüber
hingehenden ein Muster bildenden Metallreifen für Glasmalerei
hält und sich bemüht, womöglich ein Stück Himmel hindurch zu
sehen. Zu sämmtlichen Zimmer-Arrangements ist überhaupt nur
Holz — geschwärzter Birnbaum oder eine ganz röthliche Holz-
forte —, Kacheln — und zwar hauptsächlich — und Glas und
Metall verwandt. Tapeten existiren nicht, sie sind durch hübsche
Wandmalereien ersetzt.
Das Speisezimmer, das man zuerst betritt, ist über manns-
hoch mit spiegelblanken, röthlichen Holzplatten, im oberen Theil
mit leichter Goldmalerei geschmückt, belegt. lieber den Paneels läuft
rundum ein Gesims, ein Bort, wie der alte Ausdruck dafür lautet,
Kupserspangen, die in den Rinnen der hohen Täfelung eingelassen
Abbildung Nummer 5SH. Möbel für ein Damen - Schlafzimmer. Entwurf von Alfred Diederich.
als wohlthätige Ablösung von dem Renaissancestil oder dem
Genre Louis XV. und XVI. Somit finden die interessanten
Versuche, die in obiger Ausstellung gemacht wurden, Altes und
Neues wieder einmal zu verschmelzen und vor Allem unsere
Ansprüche an Komfort mit der Einfachheit alterthümlicher Ein-
richtungen nicht allzusehr in Konflikt gerathen zu lassen, einen
durchaus wohl vorbereiteten Boden beim Publikum.
Es handelt sich um ein Speise-, Rauch-, Bibliothek- und
kleines Empfangszimmer, Alles eng, klein und verhältnißmäßig
niedrig. Lrstere beiden Eigenschaften sind hier durchaus am
Platze, denn sie stimmen mit den pariser Wohnungs- und Raum-
bedingungen im Allgemeinen und vergrößern und vervollständigen
läßt sich ja leicht, wenn einmal das Genre gegeben ist, letztere
aber ist absichtlich gewählt worden, erstens um immer hübsch
im Stil zu bleiben, zweitens um zu zeigen, wie sehr eine geeignete
Plasondverzierung dazu beitragen kann, das Auge zu täuschen
sind, greifen über dasselbe über, es gleichsam festhaltend. Die
Klammern sind einfach gebogen, ohne Löwenköpfe oder Krallen rc.
Den oberen Wandtheil schmücken in den Farben gelb, braun und
roth mit etwas blau dazwischen leichte Malereien, wie sie für
einen Eßraum geeignet erscheinen: Bäuerinnen mit malerischen
Kopftüchern, große Schalen und Fruchtkörbe herbeischleppend, ein
von alterthümlichen Gebäuden umgebener Marktplatz rc. Der
Plafond ist in der oben erwähnten Art mit Kacheln ausgestattet.
Kacheln in mattgrau mit zierlichen Farben-Arabesken ergeben
auch die Einlage auf der Platte des großen Tisches, der den
Mittelraum des Zimmers einnimmt. Sie ist gegen den nur circa
einen halben Meter breiten umgebenden Holzrand etwas vertieft.
Auf letzterem sind einige Schüsseln und Teller, in origineller
Manier wie in unausgeführter Malerei mit wohl aufgesetzten
aber nicht verwischten und abgetönten Farben dekorirt, aufgestellt.
Die Wand links nimmt ein Kredenztisch ein von steifer, gerader
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
Seite 89.
nouveau.
„K'art vouvsau^ betitelt sich eine Ausstellung in der Ras
äs Drovsuos und die Bezeichnung schon läßt auf das Gebotene
schließen. Berichterstatter sollen beileibe ja nicht träumen; wenn
aber einmal dieser Ausnahmefall gestattet sein soll und man es
wagt, ohne Katalog in der Hand, diese Ausstellung zu durch-
streifen, so liegt das Versenken in eine weit zurückliegende Ver-
gangenheit wahrlich nahe genug. Alt-Holland ersteht vor dem
geistigen Blick; in Wirklichkeit aber erschaut man etwas ganz
Modernes, in das nur Reminiscenzen aus früherer Zeit so
geschickt verflochten sind, daß Beides nur Gins zu bilden scheint.
Seit einiger Zeit schon schwärmt man hier in Paris für mittel-
alterliche Bauernstuben, obambrss noviuaiiäss sl brstonnss rc.
und ihm einen Gindruck von Höhe zu vermitteln, da wo gerade
das Gegentheil der Fall ist. Das Mittel zum Zweck sind hier
Kacheln, so geschickt gefärbt, daß man das Ganze mit den darüber
hingehenden ein Muster bildenden Metallreifen für Glasmalerei
hält und sich bemüht, womöglich ein Stück Himmel hindurch zu
sehen. Zu sämmtlichen Zimmer-Arrangements ist überhaupt nur
Holz — geschwärzter Birnbaum oder eine ganz röthliche Holz-
forte —, Kacheln — und zwar hauptsächlich — und Glas und
Metall verwandt. Tapeten existiren nicht, sie sind durch hübsche
Wandmalereien ersetzt.
Das Speisezimmer, das man zuerst betritt, ist über manns-
hoch mit spiegelblanken, röthlichen Holzplatten, im oberen Theil
mit leichter Goldmalerei geschmückt, belegt. lieber den Paneels läuft
rundum ein Gesims, ein Bort, wie der alte Ausdruck dafür lautet,
Kupserspangen, die in den Rinnen der hohen Täfelung eingelassen
Abbildung Nummer 5SH. Möbel für ein Damen - Schlafzimmer. Entwurf von Alfred Diederich.
als wohlthätige Ablösung von dem Renaissancestil oder dem
Genre Louis XV. und XVI. Somit finden die interessanten
Versuche, die in obiger Ausstellung gemacht wurden, Altes und
Neues wieder einmal zu verschmelzen und vor Allem unsere
Ansprüche an Komfort mit der Einfachheit alterthümlicher Ein-
richtungen nicht allzusehr in Konflikt gerathen zu lassen, einen
durchaus wohl vorbereiteten Boden beim Publikum.
Es handelt sich um ein Speise-, Rauch-, Bibliothek- und
kleines Empfangszimmer, Alles eng, klein und verhältnißmäßig
niedrig. Lrstere beiden Eigenschaften sind hier durchaus am
Platze, denn sie stimmen mit den pariser Wohnungs- und Raum-
bedingungen im Allgemeinen und vergrößern und vervollständigen
läßt sich ja leicht, wenn einmal das Genre gegeben ist, letztere
aber ist absichtlich gewählt worden, erstens um immer hübsch
im Stil zu bleiben, zweitens um zu zeigen, wie sehr eine geeignete
Plasondverzierung dazu beitragen kann, das Auge zu täuschen
sind, greifen über dasselbe über, es gleichsam festhaltend. Die
Klammern sind einfach gebogen, ohne Löwenköpfe oder Krallen rc.
Den oberen Wandtheil schmücken in den Farben gelb, braun und
roth mit etwas blau dazwischen leichte Malereien, wie sie für
einen Eßraum geeignet erscheinen: Bäuerinnen mit malerischen
Kopftüchern, große Schalen und Fruchtkörbe herbeischleppend, ein
von alterthümlichen Gebäuden umgebener Marktplatz rc. Der
Plafond ist in der oben erwähnten Art mit Kacheln ausgestattet.
Kacheln in mattgrau mit zierlichen Farben-Arabesken ergeben
auch die Einlage auf der Platte des großen Tisches, der den
Mittelraum des Zimmers einnimmt. Sie ist gegen den nur circa
einen halben Meter breiten umgebenden Holzrand etwas vertieft.
Auf letzterem sind einige Schüsseln und Teller, in origineller
Manier wie in unausgeführter Malerei mit wohl aufgesetzten
aber nicht verwischten und abgetönten Farben dekorirt, aufgestellt.
Die Wand links nimmt ein Kredenztisch ein von steifer, gerader