Seite sSO.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
September-Heft.
die zinnglasirte Fayence, das dankbarste und wirksamste Aiergefäß
und eignet sich besonders für Räume, wo Licht und Luft voll
einströmen. Bei den Schaustücken aus Metall und Glas kommt
es namentlich auch darauf an, daß das durch die Fenster ein-
fallende Tageslicht sie unter dem richtigen Winkel trifft, d. h.
daß die entstehenden Spiegelungen und Reflexe in unser Auge
und nicht etwa an die Decke geworfen werden. Aus diesem Grunde
eignen sich derartige Ziergefäße ganz vorzüglich zur geschmackvollen
Dekoration von Wandflächen, welche dem Fenster zugekehrt sind
und ihr Licht der Hauptsache nach vom Fußboden reflektirt
bekommen; ein solches Reflexlicht, für Darstellungen in der Fläche
so ungünstig wie möglich, bringt bei Glas- und Metallgegen-
ständen ein gedämpftes Spiel der Lichter hervor und läßt die-
selben daher an dieser Stelle jeder anderen Dekoration vorziehen. —
ohne deshalb mit den alten Traditionen vollständig zu brechen —
für Neues und (Originelles ganz besonders empfänglich ist.
Tinen innigen Zusammenhang zwischen Toilette und Tapete-
nachzuweisen, dürfte auch sonst gar nicht schwer fallen, gegen-
wärtig ist es ein wahres Kinderspiel. Für eine wie für die andere
sind wir in vollem Fahrwasser Louis XIV., XV. und XVI. unk
daneben macht sich eine andere — wie soll ich sagen? — mehr
naturalistische Richtung geltend. Auf die Kleiderstoffe wie auf
die Wand-Tapeten sind mit vollen Händen kurz abgepflückte Blumen
ausgestreut, nicht im geringsten stilisirt, sondern im Allgemeinen
recht naturgetreu, nur von wahrhaft riesigen Dimensionen und ganz
ungewöhnlicher Farbenpracht. Sie erscheinen dadurch gleichsam
veredelt und als Kunstprodukt, ihre unbedeutenden natürlichen
Schwestern weit hinter sich lassend. Zuweilen ziehen sich auch
Abbildung Nr. Decke im Rechtsanwalts-Saal. — Entwurf: sBaurath Ludwig bsoffmann. — Ausführung: Biehl, München.
Pariser Neuheiten in Wandbekleidungen.
große alljährliche Kunstausstellung auf dem Lllmmp äs
(M Llars hat in diesem Frühjahr ihre Thore noch gastlicher als
sonst geöffnet. Ganz abgesehen von den Bildern und Skulpturen,
für die dieser „zweite" Salon ja eigentlich geschaffen ist, haben
außer verschiedenen kunstgewerblichen Gegenständen, die man schon
in früheren Jahren dort zu finden gewohnt war, diesmal auch
eine Anzahl hochinteressanter Muster und Modelle für Wand-
bekleidung und Dekoration Aufnahme gefunden. Theilweise sind
die Sachen nur als Zeichnung mit skizzenhafter Angabe der
Farben, theilweise vollständig ausgeführt auf Papier, Stoff oder
Sammt rc. vorhanden. Ts bestätigt sich beim Anschauen dieser
Herrlichkeiten, was ahnungsvolle Gemüther schon seit einiger Zeit
vorausempfunden, nämlich daß der Modegeschmack für Tapeten
und alle Arten Wand-Dekoration wieder einmal im Wechsel
begriffen und man in diesem Augenblick speziell — und zwar
dicke Rosenketten über die Wandflächen hin, aber ebenfalls mög-
lichst unregelmäßig und hier und da sind ein paar lose Tinzel-
blüthen dazwischen gestreut. Was man nach Kräften in diesem
Augenblick zu vermeiden bestrebt, ist eine das Auge ermüdende
Tinförmigkeit, außerdem soll jede Wandfläche möglichst als
panneau, d. h. als für sich abgeschlossenes Ganzes wirken. Am
letzteren Zweck zu erreichen, zeigt man auch ganz mattfarbige,
unscheinbare Tapeten mit kleinen Sternen oder Kreuzen in Wasser-
druck und dazu hi bis fls Meter breite Borten in den lebhaftesten
Farben, auf denen Rosen, Nelken, Kallas rc. sich vermischen.
Diese Borten werden ringsherum geklebt und fassen die Wand-
fläche vollständig ein. Zn diesem Genre sowohl, als in Tapeten
mit stark ausgesprochenem pleinmuster ist einiges auf der Aus-
stellung vorhanden. U. a. fällt angenehm ein rothbraunes Päonien-
muster auf gelbgrauem gerauhtem Fond ins Auge. Für ein
Schlafzimmer bestimmt ist ein breites, etwas auffallendes panneau,
das große Mohnblüthen auf gelblichem mit lilaroth und grün
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.
September-Heft.
die zinnglasirte Fayence, das dankbarste und wirksamste Aiergefäß
und eignet sich besonders für Räume, wo Licht und Luft voll
einströmen. Bei den Schaustücken aus Metall und Glas kommt
es namentlich auch darauf an, daß das durch die Fenster ein-
fallende Tageslicht sie unter dem richtigen Winkel trifft, d. h.
daß die entstehenden Spiegelungen und Reflexe in unser Auge
und nicht etwa an die Decke geworfen werden. Aus diesem Grunde
eignen sich derartige Ziergefäße ganz vorzüglich zur geschmackvollen
Dekoration von Wandflächen, welche dem Fenster zugekehrt sind
und ihr Licht der Hauptsache nach vom Fußboden reflektirt
bekommen; ein solches Reflexlicht, für Darstellungen in der Fläche
so ungünstig wie möglich, bringt bei Glas- und Metallgegen-
ständen ein gedämpftes Spiel der Lichter hervor und läßt die-
selben daher an dieser Stelle jeder anderen Dekoration vorziehen. —
ohne deshalb mit den alten Traditionen vollständig zu brechen —
für Neues und (Originelles ganz besonders empfänglich ist.
Tinen innigen Zusammenhang zwischen Toilette und Tapete-
nachzuweisen, dürfte auch sonst gar nicht schwer fallen, gegen-
wärtig ist es ein wahres Kinderspiel. Für eine wie für die andere
sind wir in vollem Fahrwasser Louis XIV., XV. und XVI. unk
daneben macht sich eine andere — wie soll ich sagen? — mehr
naturalistische Richtung geltend. Auf die Kleiderstoffe wie auf
die Wand-Tapeten sind mit vollen Händen kurz abgepflückte Blumen
ausgestreut, nicht im geringsten stilisirt, sondern im Allgemeinen
recht naturgetreu, nur von wahrhaft riesigen Dimensionen und ganz
ungewöhnlicher Farbenpracht. Sie erscheinen dadurch gleichsam
veredelt und als Kunstprodukt, ihre unbedeutenden natürlichen
Schwestern weit hinter sich lassend. Zuweilen ziehen sich auch
Abbildung Nr. Decke im Rechtsanwalts-Saal. — Entwurf: sBaurath Ludwig bsoffmann. — Ausführung: Biehl, München.
Pariser Neuheiten in Wandbekleidungen.
große alljährliche Kunstausstellung auf dem Lllmmp äs
(M Llars hat in diesem Frühjahr ihre Thore noch gastlicher als
sonst geöffnet. Ganz abgesehen von den Bildern und Skulpturen,
für die dieser „zweite" Salon ja eigentlich geschaffen ist, haben
außer verschiedenen kunstgewerblichen Gegenständen, die man schon
in früheren Jahren dort zu finden gewohnt war, diesmal auch
eine Anzahl hochinteressanter Muster und Modelle für Wand-
bekleidung und Dekoration Aufnahme gefunden. Theilweise sind
die Sachen nur als Zeichnung mit skizzenhafter Angabe der
Farben, theilweise vollständig ausgeführt auf Papier, Stoff oder
Sammt rc. vorhanden. Ts bestätigt sich beim Anschauen dieser
Herrlichkeiten, was ahnungsvolle Gemüther schon seit einiger Zeit
vorausempfunden, nämlich daß der Modegeschmack für Tapeten
und alle Arten Wand-Dekoration wieder einmal im Wechsel
begriffen und man in diesem Augenblick speziell — und zwar
dicke Rosenketten über die Wandflächen hin, aber ebenfalls mög-
lichst unregelmäßig und hier und da sind ein paar lose Tinzel-
blüthen dazwischen gestreut. Was man nach Kräften in diesem
Augenblick zu vermeiden bestrebt, ist eine das Auge ermüdende
Tinförmigkeit, außerdem soll jede Wandfläche möglichst als
panneau, d. h. als für sich abgeschlossenes Ganzes wirken. Am
letzteren Zweck zu erreichen, zeigt man auch ganz mattfarbige,
unscheinbare Tapeten mit kleinen Sternen oder Kreuzen in Wasser-
druck und dazu hi bis fls Meter breite Borten in den lebhaftesten
Farben, auf denen Rosen, Nelken, Kallas rc. sich vermischen.
Diese Borten werden ringsherum geklebt und fassen die Wand-
fläche vollständig ein. Zn diesem Genre sowohl, als in Tapeten
mit stark ausgesprochenem pleinmuster ist einiges auf der Aus-
stellung vorhanden. U. a. fällt angenehm ein rothbraunes Päonien-
muster auf gelbgrauem gerauhtem Fond ins Auge. Für ein
Schlafzimmer bestimmt ist ein breites, etwas auffallendes panneau,
das große Mohnblüthen auf gelblichem mit lilaroth und grün