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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 12.1932

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Heft 1 (Januar 1932)
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Bornmann, Frida: Porzellanmalerei, eine neue Kinderkunst, eine alte Volkskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.28170#0021

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Gebrauch die Pinsel noch hart, so taucht man sie erst
in Terpentin, dann in Malmittel, dreht sie mit dem
Handteller und knickt nicht gewaltsam die Haare ab.
Für Schrill die langen, dünn gebundenen Pinsel neh-
men. Für breite Formen habe ich mit gutem Erfolg den
breiten ölpinsel eingeführt. Wann alles auf den ersten
Hieb hin sitzt, ist es am schönsten, auch wenn man die
Strichführung sieht. Das ist unvermeidlich.
Außerdem habe ich mir folgende Erleichterungen
ausgedacht: Mit einem aufgelegten Bindfaden sucht
man die Mittellinien des Tellers. In den Mittelpunkt
drückt man zwei bis drei Erbsen groß Wachs und auf
dieses eine feste, unverschiebbare Mitte, z. B. die
hohle Hälfte eines Druckknopfes, oder einen kleinen,
unbezogenen Holzknopf mit aufgemalter Vierteilung.
Nun kann man mit Leichtigkeit von hier aus mit dem
Zirkel hantieren! Fehlerhafte Malerei bessert man aus:
a, in feuchtem Zustande (nicht in nassem) mit dem
zugespitzten Ende des Pinselstieles, — b, in trockenem
Zustand mit der Messerspitze, — c, oder man putzt
die Sache ganz fort mit Terpentinlappen. Will man
große Flächen grundieren, was zunächst in der Schule
nicht vorkommt, so kann das vor, besser nach dem
Aufmalen des Musters geschehen, wenn dies voll-
kommen trocken ist. Zu diesem Zweck macht man sich
einen kleinen Tampon zurecht in Breite eines 5 Pfen-
nigstückes. Man bindet Watte in ein 2—4faches Mull-
läppchen. Man kann noch etwas Fett der Farbe zu-
setzen, trägt sie mit größerem Pinsel auf, und verteilt
sie mit dem Tampon, oder Stupfpinsel = Größe 4/0
— 1 RM. Auch mit der Fingerspitze kann man darauf
klopfen, und ist es zu trocken, so anhauchen. Hier-
bei darf man möglichst nicht über die trockenen Kon-
turen gehn, wohl aber, wenn man die Farbe für diesen
Zweck mit Zuckerwasser anmischt. Da säubert man
dann mit Spiritus- oder wasserfeuchten Lappen mühe-
los die überwischten Stellen, die trockene Terpen-
tinmalerei darunter löst sich nicht auf.
Rezept: ein halber, gestrichener Teelöffel Zucker
wird in einem Eßlöffel Wasser aufgelöst. Beim Trock-
nen solche Malerei vor Fliegen hütenl —
So habe ich nun alle Finessen beschrieben, die für
den Schulunterricht in Betracht kommen. Eine Haupt-
regel: größte Sauberkeit, vor Staub hüten und die fer-
tig gemalten, feuchten Sachen gleich in den Schrank
stellen. Die Kinder müssen stets mehrere Porzellane
zur Stelle haben, wenn man das Malen unterbrechen

muß, damit vorgearbeitet werden kann. Zürn Anhän-
gen für Wandteller verbinde ich drei große Hosen-
haken mehrfach mit Blumendraht, oben Öse daran
formen. Hat man einen Porzellanbrenner, der nur Por-
zellan brennt, nicht Glas dabei, das nicht so große
Hitze verträgt, so kann man den Fluß ganz fortlassen.
Fluß in der Farbe bewirkt im Brennofen schnelles
Schmelzen derselben und inniges Verbinden mit der
Glasur. Ein gut gebrannter Teller muß glänzend sein.
Andere Malmittel-Rezepte:
12 Tropfen Terpentin,
2 Tropfen Dicköl,
2 (1) Tropfen Nelkenöl, — eine weich
fließende Mischung, gut zum Schattieren, trocknet aber
durch das Nelkenöl in 1—2 Wochen.
Ich habe noch weitere Versuche gemacht mit Gummi-
lösung, Lawendelöl, Honig, Dicköl, ich finde aber die
angeführten am besten.
Beim Malen setzt sich die Farbe oben im Pinsel fest
und beeinträchtigt die Biegsamkeit desselben. Er wird
ab und zu mit der stumpfen Spachtelseite auf der
Palette ausgestrichen. Die Farbe auf der Palette muß
möglichst zusammengeschoben bleiben, da trocknet
sie nicht so schnell. Immer aber wird sie, wenn neu
angefeuchtet, mit dem Spachtel verrieben.
Beim Bemalen von Tassen stützt man den Arm auf
zurechtgestellte Zigarrenkästen oder Bücher, Es ist
immer möglich, leicht zu arbeiten. Um dabei das Ver-
wischen zu verhüten, läßt man zunächst eine gemalte
Tassenhälfte trocknen und arbeitet am zweiten Ge-
genstand weiter.
Ist kein Porzellanbrenner am Ort, so lassen sich die
trockenen Gegenstände, in Seidenpapier usw. gut
verpackt, unbeschadet versenden.
Dieses sind all meine Erfahrungen, die ich in vier-
jähriger Schulpraxis gesammelt habe. Ich hoffe, die
genaue Beschreibung wird durch ihre Ausführlichkeit
nicht abstoßen, sie zeigt einen sicheren Weg, der
leicht beschritten werden kann. Es wäre schön, wenn
sich unter den Kollegen und Kolleginnen manche fin-
den würden, die ihn flott und frisch marschieren, den
Kindern diese schöne, alte Volkskunst beibringen und
selbst allerlei Freuden dabei ernten. Ich würde mich
freuen, davon mit einigen Worten zu hören: Kassel
(Hessen), Querallee 18, Frieda Bornmann, Zeichen-
lehrerin an der Luisenschule.
Will man weiter studieren, so empfehle ich den
„Katechismus der Porzellan- und
Glasmalerei" von Robert Ulke,
Leipzig, Verlag 3.3, Weber. — Da-
nach kann man ebensogut zur
Glasmalerei (Fensterbilder) über-
gehn, auch eine Knaben-Hand-
arbeit.
Auch sie könnte das Leben ein
bischen schöner gestalten und
neue Fäden wieder anspinnen,
die abgerissen sind, zu einem
Stück deutsche!, bodenständiger
Kultur.


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2 Stammbäume
Aus dom Zeichen- und Weikunlernlhl von
Frida Bornmann, Cassel, Querallee lü

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