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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 12.1932

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Heft 7 (Juli 1932)
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Betzler, Emil: Gegen den Abbau: eine Kundgebung in Frankfurt a. M.
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Fraktur oder Antiqua
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https://doi.org/10.11588/diglit.28170#0130

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lieh sei man geneigt, den kunstpädagogischen Bereich
gleichsam als einen schönen Blumengarten anzusehen
und zu behandeln, der nun in der Notzeit der Ge-
winnung von Nahrungspllanzen geopfert werden
müsse.
Indessen seien wir von der Überzeugung durch-
drungen, es handle sich bei der Kunsterziehung längst
nicht mehr um einen freundlichen, letztlich aber doch
entbehrlichen Schmuck des Lebens, vielmehr gehöre
sie heute durchaus zu den unveräußerlichen Grund-
lagen einer die großen geistigen (also auch künst-
lerischen) Wertgehalle der Menschheit einbeziehon-
den Erziehung und Bildung. Nicht nebensächlich sei
es, die heranwachsende Jugend in lebendige Bezie-
nung zu setzen zu diesen Werten, damit sie in ihr
fruchtbar werden und bildend wirken könnten. Es
komme hinzu, daß die Pionierarbeit der Kunsterzieher
eben aus der Erforschung des eigenen schöpferischen
Schaffens der Jugend Erkenntnisse gewonnen habe,
welche die ganze Schule in allen ihren Teilen an-
gehe, ja, welche sie zu den notwendigen Umbildun-
gen erst befähige. Daraus ergebe sich, daß also eine
Beengung der Kunstfächer letzten Endes die Entwick-
lung des gesamten Bildungswesens beenge und ge-
fährde. Unser Kampf um die Erhaltung und den Aus-
bau der Kunsterziehung sei so ein Kampf nicht nur
gegen das niemals anzuerkennende Primat der kultur-
zerstörenden Wirtschaftsmächte, sondern zugleich auch
ein Kampf für eine Zukunft, die der Jugend die Teil-
nahme an den höheren zweckfieien Werten als un-
bedingt lebensnotwendig zugestehe und ermögliche,
als unentbehrlich für die Entfaltung eines übertie-
rischen Daseins.
Weismantel berührte alsdann kurz die Geschichte
des kunstpädagogischen Gedankens. Kunsterziehung
sei anfangs nur als Gegengewicht gewollt gewesen
gegenüber dem Übermaß an wissenschaftlichem
Schulunterricht. Aber bald schon sei man zu ihrer
höchsten Aufgabe vorgestoßen: „die Reiche der Kunst
als neue Gebiete menschlicher Erkenntnis zu erschlie-
ßen". Damit sei ihre Mission gekennzeichnet, die sie
mit den wissenschaftlichen Fächern gemeinsam habe:
„Bildung durch Erkenntnis" zu geben.
Eine große Tat sei es wahrlich gewesen, als es den
Pionieren der Kunsterziehung in mühevoller Arbeit
gelungen sei, die Kluft, welche die Kinder und Ju-
gendlichen von den hohen Werken der Kunst trenne,
zu überbrücken durch deren schöpferische Nachbeur-
teilung gemäß der geistigen Wachstumslage
derJugend. Dies nun sei der Weg, der, einmal ge-
sichert, der Gesamtschule neue und entschei-
dende Bildungsmöglichkeiten eröffne. Kein Mensch
entbehre der schöpferischen Kräfte ganz, und es sei
als Gesetz erforscht, wie diese Kräfte aus unschein-
baren Keimen in ganz bestimmter Weise wüchsen,
wie sie zur lilutc? ontlallel weiden könnten, wie alle
echte Erkenntniszunahme an das Gesetz dieses gei-
stigen Wachsens gebunden sei und wie die bisherige
Form der begrifflichen Wissensvermittlung mit dieser
bedeutsamen Einsicht endgültig als unfruchtbar durch-
schaut und daher grundsätzlich bereits erledigt sei.
Es bestehe indessen heule besonders die ungeheuere
Gefahr, daß dieser beginnende Umbildungsprozeß des
Bildungswesens von den maßgebenden Faktoren und
der öffentlichen Meinung nicht verstanden würde und
daß die Wirtschaft, die selber der Erneuerung aus
dem Geist aufs dringendste bedürfe, roh zerstöre, was
zukunfisträchtig sich entwickeln wolle.
Weisrnantel führte Aussprüche von drei großen Per-
sönlichkeiten an, von Confuzius, Luther und dem Rem-
brandtdeutschen, die mit anderen Wertmaßstäben als
unsere Zeit den Menschen gemessen und um die
Macht der Künste für die Erhebung des Menschen
über die Niederungen des bloß Zweckhaften und End-
lichen gewußt hätten,

FRAKTUR ODER ANTIQUA?
Probe zur Schriflwahl:
Unger-Fraklur
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„moberueii" BTciguugcu fycrnuo und) Der viiti'ir ober nuDeren Ir eite
l)in poreiiigeiiommcu ober vorweg nid)t l'm'iio eiit[d)iebeu ifi,
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füglich über uiiif) betont mecbeii, Dag nuf Duo „l»efid)t" nuferer
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fid)t ocnoimneii werben 11111)3, ob nun [piiter Die l*utfd)eiDung für
Die ftrnftur ober Die Jlufiqun füllen full.
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gernDe erft in Den grö|jeren WrnDeii Deo Crngeo ooll |iir .'Ino
mirfmig fouuucu fnnn. Jluo Diefem WrmiD bm Die bioljer per
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Deo 1111D rnl)igeo flilD, Ijnt über immer uod) ein loeuig Den Jind)tei(
Deo JKnfd)iuenfngeo, Der mmiiogeglidjcue H'orinbftmiDe, mci|te
.Kinnen 1111D JMoii'fiiiuiue 1111D Damit für Duo Jluge crmüöciiöc
tSlimmrrmirhmg ergibt. Oer <yrnftnrfnij i|i im nllgemcineu in Der
Wcfnmtwirfuug ruhiger. Oie fleinen im AorgiogrnD nbgcDrmfirn
Acifpicle fönneu Duo nicht genügenD 1111D übeiyeugenD leigen, fie
loirfeu Dünn 1111D nuoDriicfoloo. Oufür finD fie loefeutliih min
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lidjen 1111D etmno uüihferneu, meuii und) in ihrer Jlrf gro|j|ügigru
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ift mit Den Dürftigen Aeifpicleu Der gezeigten .Hur|(üge uod) tiitlji
hermiogeholf. llnfer A3orfd)Ing geht Darum Dahin, oorerft eiiinml
eine galt) Cf palte in Der ilod)= ober llngcrfrnftnr im I) a I b
fett e u Cr; d) n i 11 1111D vielleicht um einen OJrnb grö|jer ab
fegen 511 laffeu, meuii Dann uod) gleid)oiel flmhftnbeu in Die ;jeilc
gehen mie bei Der 'J3orgio=Jliiligua. b'iue euDgiiltige O'itfdjoiDiiuij
mirD Daun 00111 formalen CrtnuDpunft nuo immerhin lcirl)ter fein
alo mul) Den biol)crigeu Crngbeifpiclcn.
* K *
Jiad) Dem vorf(cl)euD abgeDrmfteu flor[d)lng Deo VanDeooer
baubeo Üßürttembcrg haben mir |tir Griueitcniiig Der iier
gleid)omöglid)feiteu je eine C?palte halbfetter .Hoihfraftur (auf
gegeuüber|'tel)enDer Creiie) neben Die biol)erige Jluligungroieof ge.
fielll. Oie i'mrleile itttD .Jtnd)teilc Der cüt|eluru Crd)riftti)peu finD
in Diefer uumiiielbareu Wcgeiuiberftellnng in Der Wcfanitmirfuug
Deo Crngeo mm oiel leichter 511 übcrfcl)cu 1111D gegettfeitig ab|n
wagen alo biol)er.
Oie (Srage: Jlntigua ober ,ijrafinr ift Damit fad)iid) 1111D fug
led)iüfd), fomcit alo inöglid), geflart 1111D in ein CrtnDimu getreten,
Dao 511 einer Dircfteu 1111D cnDgültigeii (*uifri)eiDuug Drängt.
Cf'o mirD Darum .Hufgabe jeDco eiu^elueii .IKitgliebco 1111D Der
VauDeoocrbätiDe fein, mm einbeinig Iftrlluug 511 nehmen 1111D und)
all Dem bio[)crigcu <siir 1111D iüiber eine l'lare Antwort 511 geben:
Antigua ober ^rnftttr.
* * *

Laut „Mitteilungsblatt“ Nr. 6, Juni/Juli, sind die
Beschlüsse der Landes- und Provinzialvereine über
obige Schriftwahl bis spätestens 1. August an die
Vorsitzenden Fritz und Jacoby mitzuteilen.

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