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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 12.1932

DOI Heft:
Heft 12 (Dezember 1932)
DOI Artikel:
Schlotter, Karl: Das Transparenthaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.28170#0225

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Modellierarbeit. Höhere Schule in Neuhaldensleben

KARL SCHLOTTER-NEUHALDENSLEBEN: DAS TRANSPARENTHAUS

Weihnachten, das Fest der Liebe, übt auf die
Menschheit einen eigenartigen Einfluß aus. Es
hebt jede Kluft auf, es bringt die Menschen einander
näher. Sie unterziehen sich trotz starker Opfer der
größten Arbeit. Keine Mühe wird gescheut. Durch em-
sigen Fleiß, gewaltige Ausdauer und gegenseitige
Unterstützung entstehen die gediegensten Erzeugnisse
werklicher, bildlicher und plastischer Art. Der Gemein-
schaftsgedanke wird auf einmal zur Wirklichkeit; ihn
zu pflegen, ist die Pflicht der Schule.
Mit unendlicher Begeisterung tritt die Jugend an
die Aufgaben, die das Weihnachtsfest ihr stellt. Eifrig
werden die Vorbereitungen zur Schulaufführung ge-
troffen. In den Werkstätten geht es lustig zu. Hier wird
gesägt, gehobelt, gehämmert und geformt. Und in
den Zeichensälen wachsen Krippenbilder in allen Tech-
niken. Eine große Rolle spielt die Farbenpracht, die
bei den Transparenten besonders auf ihre Rechnung
kommt. Welche unsagbare Freude herrscht, wenn sich
Farbfläche an Farbfläche reiht. Und ist die Arbeit erst
fertig, kennt der Jubel keine Grenzen.
Der Eifer regt an. Uber den Weg der eignen Arbeit
entstehen Gemeinschaftsarbeiten. Diese verlangen
jedoch bei Erreichung einer Einheit viel Einfühlung.
Maße, Kompositionen und Farbgebungen müssen be-
achtet werden. Solche Forderungen stellt das Trans-
parenthaus den Herstellern.
Wie wird ein Transparenthaus angefertigt? Entschei-
dend für die ganze Arbeit ist die Größe des Hauses.
Beim Anfertigen von verschieden großen Häusern
stellte es sich heraus, daß, um ein Werfen der Seiten


Krippe. Werkerbeil. Höhere Schule in Neuhaldensleben

zu verhindern, folgende Maße am geeignetsten sind:
der Giebel 28 cm breit, 42 cm hoch; die Seite 40 cm
breit und 28 cm hoch. Die einzelnen Teile des Hauses
werden auf einen weißen Karton gezeichnet. Die
Giebel, die Seitenwände, der Schornstein und die
eine Dachseite erhalten Falzstreifen. Bevor man mit
der Zeichnung beginnt, wird jedes Feld mit einem
1 cm breiten Rahmen versehen, der das Bild einfaßt.
Die Zeichnung, mit einer drei oder fünf mm-Redisfeder
ausgeführt, muß ein feines Netz von Linien, die im
engsten Zusammenhänge sich befinden, bilden. Da-
durch wird eine größere Festigkeit erreicht. In be-
kannter Weise schneidet man mit der Schneidefeder,
mit dem Messer oder mit der Schere die Zwischen-
räume aus und beklebt sie mit Transparentpapier.
Die einzelnen Teile werden auf ein Brett oder eine
Pappe, aus deren Mitte ein Loch für das hineinzustel-
lende Licht zu schneiden ist, aufgeklebt. Hierbei ist
zu beachten, daß jedesmal die oberen Falzstreifen der
Seiten engegengesetzt, also nach außen, gefalzt wer-
den müssen, um darauf die überstehenden Dachseiten
zu befestigen.
Als Transparent-Haus lassen sich Krippen und viele
Märchen wie Schneewittchen, Rotkäppchen, Dornrös-
chen, Aschenputtel, das tapfere Schneiderlein und an-
dere hersteilen.
Das hier abgebildete Transparenthaus — Schnee-
wittchen — bauten sieben Mädchen der II. Klasse
(9. Schuljahr) der Mittelschule Neuhaldensleben.
 
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