Bild Blumenslraufj
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Knabe 14'/- Jahre
Vor clor Nalur
WILHELM BUSSE-HALLE A. S.
Die Beurteilung der Schulerarbeiten im Zeichen- und Kunstunterricht
Die Freude, welche ich empfinde, wenn ich durch
die Tischreihen einer eifrig arbeitenden Klasse
schreite oder wenn die fertiggestellten Arbeiten der
Klasse an der Tafel zur Betrachtung und zur allgemei-
nen Besprechung aufgehängt werden, wird oft erheb-
lich gedämpft, wenn der Zwang der „Zensierung" an
mich herantritt. Auch der Zeichen- und Kunstunter-
richt muß natürlich seinen Beitrag zu den regelmäßig
wiederkehrenden Zeugnissen liefern, auf denen alle
Fächer die Leistungen des Schülers mit kalten Num-
mern eintragen. Aber innerlich steht der Kunstunter-
richt eigentlich im Gegensatz zu einer solchen äußer-
lichen Zahl, die von der Einstellung des Schülers zu
all den vielfältigen Problemen, welche hier auftreten,
so gut wie nichts verrät. Der Schüler wird nur zu leicht
in ein Schema gepreßt, das seiner Entwicklung auf
diesem Gebiet meist nicht gerecht wird,
Um das auf ein möglichst geringes Maß zurückzu-
führen scheint mir, daß die Beurteilung der einzelnen
Schülerarbeit einem umfassenden Denkvorgang unter-
worfen werden muß. Dieser Denkvorgang entspringt
aus der Fülle der Beobachtungen, zu denen die Viel-
fältigkeit der zeichnerischen und plastischen Arbeiten
Anlaß gibt. In früheren Zeiten, als man in der Haupt-
sache nur die Beobachtungsfähigkeit und das Zusam-
menwirken von Auge und Hand zu prüfen hatte, wat
die Beurteilung einfacher. Seitdem jedoch die deutsche
Zeichenlehrerschaft in zielbewußtem Streben den Un-
terricht zu einem Kunstfach entwickelt hat, seitdem
Didaktiker und Psychologen den Vorgang des Zeichen-
aktes in gemeinsamer Arbeit untersucht und seihe
Grundbedingungen klargestellt haben, ist dos Ab-
schätzen der Schülerarbeiten ohne Zweifel eine ernste
und umfassende Sache geworden. Ein allgemein gül-
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Knabe 14'/- Jahre
Vor clor Nalur
WILHELM BUSSE-HALLE A. S.
Die Beurteilung der Schulerarbeiten im Zeichen- und Kunstunterricht
Die Freude, welche ich empfinde, wenn ich durch
die Tischreihen einer eifrig arbeitenden Klasse
schreite oder wenn die fertiggestellten Arbeiten der
Klasse an der Tafel zur Betrachtung und zur allgemei-
nen Besprechung aufgehängt werden, wird oft erheb-
lich gedämpft, wenn der Zwang der „Zensierung" an
mich herantritt. Auch der Zeichen- und Kunstunter-
richt muß natürlich seinen Beitrag zu den regelmäßig
wiederkehrenden Zeugnissen liefern, auf denen alle
Fächer die Leistungen des Schülers mit kalten Num-
mern eintragen. Aber innerlich steht der Kunstunter-
richt eigentlich im Gegensatz zu einer solchen äußer-
lichen Zahl, die von der Einstellung des Schülers zu
all den vielfältigen Problemen, welche hier auftreten,
so gut wie nichts verrät. Der Schüler wird nur zu leicht
in ein Schema gepreßt, das seiner Entwicklung auf
diesem Gebiet meist nicht gerecht wird,
Um das auf ein möglichst geringes Maß zurückzu-
führen scheint mir, daß die Beurteilung der einzelnen
Schülerarbeit einem umfassenden Denkvorgang unter-
worfen werden muß. Dieser Denkvorgang entspringt
aus der Fülle der Beobachtungen, zu denen die Viel-
fältigkeit der zeichnerischen und plastischen Arbeiten
Anlaß gibt. In früheren Zeiten, als man in der Haupt-
sache nur die Beobachtungsfähigkeit und das Zusam-
menwirken von Auge und Hand zu prüfen hatte, wat
die Beurteilung einfacher. Seitdem jedoch die deutsche
Zeichenlehrerschaft in zielbewußtem Streben den Un-
terricht zu einem Kunstfach entwickelt hat, seitdem
Didaktiker und Psychologen den Vorgang des Zeichen-
aktes in gemeinsamer Arbeit untersucht und seihe
Grundbedingungen klargestellt haben, ist dos Ab-
schätzen der Schülerarbeiten ohne Zweifel eine ernste
und umfassende Sache geworden. Ein allgemein gül-
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