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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 12.1932

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Heft 10 (Oktober 1932)
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Sartorius, Dorothea: Nadelarbeit im Rahmen der Werkerziehung an der Pädagogischen Akademie Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.28170#0176

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Deutsche Blätter für Zeichen» Kunst- und Werkunterricht

Zeitschrift des Reichsverbandes akademisch gebildeter Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Verantwortlich für die Schriffleitung: Prof.Gustav Kolb, Stuftgart-Sillenbudi, Oberwiesenslr.
Druck, Expedition und Verlag: Eugen Hardt G. m. b.H., Stuttgart, Langestrafje Nr, 18
Für Besprechungsexemplare, Niederschriften oder andere Einsendungen irgendwelcher Art wird eine Veranlworllichkeil nur
dann übernommen, wenn sie erbeten worden sind ♦ Schreibt sachlich klar und einfadrl Meldet alle entbehrlidien Fremdwörter

12. Jahrgang Oktober 1932 Heft 10
DOROTHEA SARTORIUS-BRESLAU:
NADELÄRBEIT IM RAHMEN DER WERKERZIEHUNG AN DER PÄDAGOGISCHEN
AKADEMIE BRESLAU, siehe dazu die Abbildungen

Dieser Aufsalj erschien in der AVLV Deutsche Lehrerin-
nenzeitung. Er erörtert in sachkundiger Weise die Frage
der organischen Einbeziehung der „Nadelarbeit" in den
Unterricht des Bildhaften Gestalfens und in die Vorbildung
der Volksschullehrerin. Diese Frage mufj allen, die unsere
Erziehungsaufgabe als eine solche der Volkserziehung er-
kennen, am Herzen liegen. Die Schriffleitung.
Die Pädagogische Akademie Breslau ist geschlos-
sen und teilt damit das Schicksal von noch sieben
gleichen Anstalten. Die besondere Tragik dieser Aus-
wirkung der preußischen Notverordnung liegt darin,
daß hier eine Aufbauarbeit abgebrochen wird, ehe
noch die Kürze der Zeit es ermöglichte, dieser jüng,
sten Schöpfung auf dem Gebiet der Lehrerbildung
deutlich das Gepräge zu geben, das den an ihr Ar-
beitenden vorschwebte. Diese Tatsache erschwert das
Urteil über die P. A. und kann es leicht irreführen.
Ganz besonders trifft dies für das Teilgebiet der Werk-
erziehung zu, die überall noch am stärksten um ihre
formale Gestaltung ringt. Aus dieser Erwägung heraus
sei hier ein kurzer Bericht über den auf diesem Ge-
biet an der P. A. Breslau gemachten Versuch gegeben.
Als mir die Vorbereitung der Studentinnen in Nadel-
aibeit anvertraut wurde, war es mein Bestreben, diese
Arbeit auf allgemeinen, für beide Geschlechter gel-
lenden Grundforderungen der Erziehung aufzubauen,
um dadurch auch den Kampf um die Anerkennung des
Faches auf breitere Basis zu stellen als bisher. Von der
einheitlichen Grundlage allgemein gültiger Forderun-
gen liebt sich die vorhandene Besonderheit der Mäd-
chonerziehung im einzelnen erst recht deutlich ab.
Wird aber die Bedeutung des Faches n u r aus der
Lösung einer speziellen Bildungsaufgabe für Mädchen
abgeleitet und die Verknüpfung mit den wesentlichen
Forderungen der allgemeinen Bildung nicht betont,
so besteht von neuem die Gefahr der Sonderstellung
und damit der Minderbewertung. In meinem Aufsatz
„Die Nadelarbeit in der Volksschule" vom 10. Oktober
1931 in der A D L V. habe ich bereits auf diese Zu-
sammenhänge hingewiesen.
Für die Verwirklichung dieser Gedanken waren an
der hiesigen P. A. günstige Vorbedingungen gegeben.
Der hauptamtliche Lehrauftrag für bildende Kunst be-
fand sich in den Händen von Herrn Professor Schober.
Der akademische Zeichenlehrer, Herr Michaelis, leitete
als beauftragter Dozent den Werkunterricht, und ich
als akademische Zeichen-, Werk- und Nadelarbeits-
kihiotin erteilte in gleicher Eigenschaft den Nadel-
aiboitsunterricht. Herr Prof. Schober zog in verständ-

nisvoller Weise das Zeichnen, die Werk- und Nadel-
arbeit zu gemeinsamer Erziehungsarbeit zusammen.
So war von vornherein, begünstigt durch die gleiche
handwerklich-künstlerische Einstellung der drei Dozen-
ten, eine einheitliche Grundlage zu den Fragen der
Werkerziehung geschaffen. Wir fanden auch in dem
Leiter der Anstalt, Herrn Akademiedirektor Prof. Dr.
Weidel, und in einigen der Herren Professoren weit-
schauende Förderer unserer Bestrebungen. Die Ein-
richtung von Werkstätten für Holz-, Papp- und Metall-
arbeit, wie auch für Nadelarbeit war durch ausrei-
chende Mittel ermöglicht. Besonders zu erwähnen ist
die Zusammenstellung einer Webwerkstatt, die aus
drei Flachwebstühlen verschiedener Bauart und Größe,
einer Einrichtung zum Scheren und Spulen bestand,
und die ergänzt wurde durch die einfachen Apparate
für Bandweberei und durch verschiedene Ersatzappa-
rate für das Weben in der Schule.
Im Mittelpunkt unserer gemeinsamen Arbeit stand
die Erziehung zu einer einheitlichen handwerklich-
künstlerischen Geisteshaltung, die die notwendige
Ergänzung zu der Erziehung im begrifflichen Denken
bildet, die aber bei Abiturienten bis auf wenige Aus-
nahmen fehlt. Dieser Teil der Erziehung wird im we-
sentlichen durch zwei Probleme gekennzeichnet, l.das
der Arbeit am sinnlichen Stoff und 2. das der Kunst-
erziehung. Uber das erste sagt die Reichsschulkon-
ferenz Ausschuß 5: „Darum muß Arbeit, und zwar die
am sinnlichen Stoff geübte Arbeit, Grundlage der
Erziehung sein" und weiter „von selbst wendet sich
durch Zeichnen, Formen, Herstellen, Aufbauen, Zer-
legen und Experimentieren die Aufmerksamkeit auch
der Darstellungsform zu. Die Ausdrucksfähigkeit muß
sich steigern, damit aber reicht der Arbeitsgedanke
hinüber in das Gebiet der Kunsterziehung. Es muß nur
auch alles, was dargestellt wird, schön, echt, wahr
dargestellt werden". Das zweite Problem wird von
der gleichen Konferenz im Ausschuß 7 dahin bestimmt:
„Die Arbeit der Kunsterziehung kann am besten auf
dem Boden der Gemeinschafts- und Arbeitsschule er-
füllt werden." Dabei ist zu beachten, daß unter Arbeits-
schule die Arbeit am sinnlichen Stoff als wesentlicher
Bestandteil gefordert wird. Es sei hingewiesen auf
das im Verlag Böhlaus in Weimar 1929 erschienene
Buch von Gülland „Handbetätigung am sinnlichen
Stoff als Bildungsmittel" und auch auf die Abhandlung
von Konrad Fiedler „Uber die Beurteilung von Wer-
ken der bildenden Kunst", Verlag der Weltgeistbücher,

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