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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 12.1932

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Heft 2 (Februar 1932)
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Sprechsaal / Zum Nachdenken / Umschau / Buchbesprechung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28170#0044

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liehen, der mathematisch naturwissenschaftlichen und
der geschichtswissenschaftlichen Ausbildung.
Türmt man wiederum die Zeitsäulen ,C + D ‘ + E
übereinander, so findet man die Zeitsäule der
geisteswissenschaftlichen Gesamtaus-
bildung in 9 Jahren.
Diese Gruppierung ermöglicht Vergleiche.
Hierzu einige Zahlen:
i Das Lehrfach der bildenden Kunst hat eine Zeitsäule
von 560 Stunden oder 3 Monaten 15 Tagen 2 Stun-
den.
! Die Fachgruppe B, Kunst und Handwerk hat eine
Zeitsäuie von 1040 Stunden oder 6 Monaten 17 Ta-
gen 2 Stunden.
5 Die Fachgruppe C + D + E, Geisteswissenschaften,
hat eine Zeitsäule von 5320 Stunden oder 34 Mo-
naten 2 Tagen 4 Stunden für Sprachen, 2560 Stun-
den oder 16 Monaten 10 Tagen 4 Stunden für
Mathematik -|- Naturwissenschaft, 2360 Stunden
oder 15 Monaten 3 Tagen 2 Stunden für historische
Fächer. Zusammen 10240 Stunden oder 7 Schuljahre
26 Tage 4 Stunden ’/*tel der gesamten Schulzeit.
Eigebnis:
1 • Zur Ausbildung wissenschaftlicher Techniken und
wissenschaftlichen Geistes verfügt der höhere
Schüler in einer überragenden Fächergruppe über
1 8 3 mal soviel Arbeitszeit wie zur Ausbildung
künstlerischer Techniken und künstlerischen Gei-
stes in der mit „Zeichenunterricht" benannten
Fächergruppe.
7 Der Lehrgang der Geisteswissenschaften umfaßt,
9,8 mal soviel Unterrichtszeit wie der Lehrgang
lür Kunst und Handwerk — Gruppe B.
1 Auf die Entwicklung lautsprachlicher Aus-
drucksfähigkeit wird im gesamten Sprachunterricht

9,5 mal soviel Zeit verwendet, wie aul die Ent
Wicklung der bildsprachlichen Ausdrucks
fähigkeit im Zeichenunterricht.
Dieser Vergleich ist noch unvollständig.
Alle geisteswissenschaftlichen Fächer verstärken ihre
Wirkung durch pflic'hfmäßige Hausaufga-
ben. Sie begnügen sich nicht mit den Wochenstun-
denzahlen der Stundentafel. Unterrichtslücken infolge
Schulausfalles können mit Hausaufgaben ausgefüllt
werden.
Die Kunstfächer gelten im Schulbetrieb nicht grund-
sätzlich als Fächer mit Hausaufgaben. Ihre Wirkung
stützt sich vorwiegend nur auf die planmäßigen Un-
terrichtsstunden.
Veranschlagen wir den Zeitaufwand für häusliche
Aufgaben schätzungsweise auf die Hälfte der eigent-
lichen Unterrichtszeit, so müssen wir die Zeit-
säule der wissenschaftlichen Gesamt-
ausbildung in 9 Schuljahren entspre-
chend überhöhen.
Welcher Unterschied im Kraftaufwand eines Schü-
lers für die Aufgaben des Kunstunterrichts und des
wissenschaftlichen Unterrichtsl
Trotzdem werden die Kunstfächer seit der Reform
in der allgemeinen Fachpresse häufig angegriffen.
Man behauptet, daß sie den „Charakter" der höhe-
ren Schule gefährden, daß sie die Arbeitskraft des
Schülers zersplittern und daß sie u. a. vielfach an den
(angeblich) geringeren Erfolgen des Sprachunterrichts
schuld seien.*
Gleichzeitig erscheint in Preußen eine Statistik der
Prüfungsergebnisse für das höhere Lehramt in den
Jahren 1901 bis 1930 von Prof. Dr. Kullnik, dem Direktor
der staatlichen Auskunftstelle für Schulwesen.
Durch diese Statistik möchte er auch feststellen, „ob
die immer von neuem erhobenen Klagen, daß die
Leistungen der höheren Lehranstalten ständig zurück-
gehen, in den Tatsachen begründet sind oder nicht".
Aus den günstigen Prüfungsergebnissen seit 1922
schließt er, „daß sich die Leistungen der Prüflinge
gegen früher tatsächlich gehoben haben".**
Die Leistungen der höheren Schule werden also
auch heute verschieden beurteilt. Es ist nicht erwie-
sen, öb sie tatsächlich gesunken sind und ob es über-
haupt nötig ist, die fatale Schuldfrage zu stellen.
Ein Vergleich der sehr unterschiedlichen Ausbil-
dungszeiten widerlegt ohne Worte die Behauptung
von der kraftzersplitternden Wirkung der Kunstfächer,
Die höhere Schule des 20. Jahrhunderts möchte die
Jugend auch zu den Künsten hinführen. Mit dieser
neuzeitlichen Aufgabe vervollständigt sie das ge-
schichtliche Ideal der „höheren" Allgemeinbildung.
Mit dieser Aufgabe rechtfertigt sie mehr als je den
Titel „höhere" Schule.
Möchten deshalb die bescheidenen Stundenzahlen
der Kunstfächer von den Kämpfen weiterer Schulent-
wicklung unberührt bleiben.
Als einziges Ergebnis der Neuordnung buchen wit
zum Schluß den Gewinn an Unterrichtszeit von 80 Wo-
chenstunden und einen Versuch, den Kunstunterriehl
mit einer Wochenstunde auf die Oberstufe auszudeh-
nen.
Jede Meinungsäußerung über diese Regelung aus
anderen Fachkreisen der höheren Schule ist beacht-
lich.
’ D.Phil. Bl. Nr. 1 vom 7. Januar 1931: Vom Problem der Begablenföi-
derung, E.Perisdi auf Seife 4 und 5. ■ Wenn man ferner berücksidiligl,
dafj die Hochschullehrer immer aufs neue Klage darüber führen, dafj die
Studenten ohne solide spradtliche Schulung und fundamentale gram-
matische Kenntnisse auf die Hodisdiule kommen, so lieg! die Ursache
vor allem in der Überspannung der an sich richtigen Forderung,
gegenüber rein intellektuellen Begabungen (?) audi die künstlerisdien
und sportlichen in der Schule und bei den Prüfungen stärker zu berück-
sidiligen.
” Siehe „Die höhere Sdiule im Freistaat Sadisen", Hell Nr, 10, Ende
Mai: Bericht von Gosse über „Staatsprüfung und Vorbildung" auf S. 191 ’

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