Bild I, Blumenslraufj
Knabe 14V? Jahre
In Erinnerung an die Natur
Hier muß Takt und Klugheit walten und ein grund-
sätzlicher „Modernenfresser" würde mehr Schaden als
Nutzen stiften, da er alle Freude unterbände. Beson-
ders im Anfang, wo die Umlenkung grob stofflich
denkender Köpfe nötig ist, wird zuweilen ein uner-
quickliches Paktieren mit gegebenen Neigungen nicht
zu vermeiden sein.
Ist der Geschmack an der Form aber im Schüler ge-
weckt, dann hat man es leichter. Besonders wenn es
der Lehrer versteht, durch Hinweis auf die täglich
sichtbare Natur, auf Tier und Pflanze, Mensch, Land-
schaft und Haus das Interesse wach zu halten, werden
die Kinder zu sehen lernen; anders allerdings, wie
mancher Lehrplan meinte. Eine lebendige und sach-
liche Beschäftigung mit großen Werken der Kunst hilft
zum selben Ziel.
So gut wie der anerzogene Glaube an die meßbare
„Richtigkeit" beim Schüler immer wieder durchschla-
gen kann, so mag zuweilen auch das Bewußtsein vom
eigentlichen Sinn des Zeichnens eine Trübung erfah-
ren. Es wäre ja das Gegenteil zu verwundern, da doch
das Kind mitten in einer Welt lebt, deren Meinung
fast ganz in jener gröblich falschen Richtung geht; in
einer Welt, der sie inniger verbunden ist, als der
Schule.
Wir dürfen uns durch solche Erscheinungen nicht
entmutigen lassen und immer bedenken, daß wir auf
Vorposten stehen und daß Veränderungen, die durch
beharrliche Einwirkung auf den Geist vor sich gegan-
gen sind, durch jahrhundertelange einseitige Ausbil-
dung, sogar nicht im Augenblick zurückgebogen wer-
den können.
+ + +
Zu den Bildern: Die beigegebenen Bilder stammen
aus dem Band IX der Sammlung „Vom Willen Deut-
scher Kunsterziehung", Hans Herrmann, „Theorie und
Praxis im Zeichenunterricht einer höheren Schule";
Verlag L. Schwann, Düsseldorf. Die Zeichnungen sind
im Jahre 1929 entstanden. Die Druckstöcke sind eigent-
lich für Kunstdruckpapier bestimmt, da die feineren
Töne erst dort zur Geltung kommen.
Bild 1, Blumenstrauß.
Knabe 14K Jahre. In Erinnerung an die Natur.
Bild 2, Blumenstrauß.
Knabe 14'A Jahre. Vor der Natur.
Bild 3, Blumenstrauß.
Knabe 18 Jahre. Vor der Natur, bei genauem Studium.
Bild 4, Baumstamm. Knabe 18 Jahre. Vor der Natur.
So wird ein Mensch, zur exakten Wissenschaft geboren und herangebildet, nicht
leicht begreifen, daß es auch eine exakte sinnliche Phantasie geben könnte,
ohne die kein rechtes Kunstwerk gedacht werden kann. Goethe.
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Knabe 14V? Jahre
In Erinnerung an die Natur
Hier muß Takt und Klugheit walten und ein grund-
sätzlicher „Modernenfresser" würde mehr Schaden als
Nutzen stiften, da er alle Freude unterbände. Beson-
ders im Anfang, wo die Umlenkung grob stofflich
denkender Köpfe nötig ist, wird zuweilen ein uner-
quickliches Paktieren mit gegebenen Neigungen nicht
zu vermeiden sein.
Ist der Geschmack an der Form aber im Schüler ge-
weckt, dann hat man es leichter. Besonders wenn es
der Lehrer versteht, durch Hinweis auf die täglich
sichtbare Natur, auf Tier und Pflanze, Mensch, Land-
schaft und Haus das Interesse wach zu halten, werden
die Kinder zu sehen lernen; anders allerdings, wie
mancher Lehrplan meinte. Eine lebendige und sach-
liche Beschäftigung mit großen Werken der Kunst hilft
zum selben Ziel.
So gut wie der anerzogene Glaube an die meßbare
„Richtigkeit" beim Schüler immer wieder durchschla-
gen kann, so mag zuweilen auch das Bewußtsein vom
eigentlichen Sinn des Zeichnens eine Trübung erfah-
ren. Es wäre ja das Gegenteil zu verwundern, da doch
das Kind mitten in einer Welt lebt, deren Meinung
fast ganz in jener gröblich falschen Richtung geht; in
einer Welt, der sie inniger verbunden ist, als der
Schule.
Wir dürfen uns durch solche Erscheinungen nicht
entmutigen lassen und immer bedenken, daß wir auf
Vorposten stehen und daß Veränderungen, die durch
beharrliche Einwirkung auf den Geist vor sich gegan-
gen sind, durch jahrhundertelange einseitige Ausbil-
dung, sogar nicht im Augenblick zurückgebogen wer-
den können.
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Zu den Bildern: Die beigegebenen Bilder stammen
aus dem Band IX der Sammlung „Vom Willen Deut-
scher Kunsterziehung", Hans Herrmann, „Theorie und
Praxis im Zeichenunterricht einer höheren Schule";
Verlag L. Schwann, Düsseldorf. Die Zeichnungen sind
im Jahre 1929 entstanden. Die Druckstöcke sind eigent-
lich für Kunstdruckpapier bestimmt, da die feineren
Töne erst dort zur Geltung kommen.
Bild 1, Blumenstrauß.
Knabe 14K Jahre. In Erinnerung an die Natur.
Bild 2, Blumenstrauß.
Knabe 14'A Jahre. Vor der Natur.
Bild 3, Blumenstrauß.
Knabe 18 Jahre. Vor der Natur, bei genauem Studium.
Bild 4, Baumstamm. Knabe 18 Jahre. Vor der Natur.
So wird ein Mensch, zur exakten Wissenschaft geboren und herangebildet, nicht
leicht begreifen, daß es auch eine exakte sinnliche Phantasie geben könnte,
ohne die kein rechtes Kunstwerk gedacht werden kann. Goethe.
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