bruch der Erwachsenenwelt in die Einheit der Kinder-
welt. Und doch ist es so wichtig, daß dann und wann
der Schüler die ganze Einheit des Werkvorgangs
durch eigene Arbeit erfährt mit allen Enttäuschungen,
aber auch den Werkfreuden.
Daium schritten wir zum Bau des B i e n n o I o n s,
oder vielmehr waren es verschiedene Brennöfen, die
wir in kurzer Zeit bauten. Zuerst wollten wii mit un-
gebrannten Lehmziegeln beginnen. Aboi ein eifalr
rener Ziegeleibesitzer, der uns freundlicherweise den
Grund und Boden zur Verfügung stellte, hielt uns da
von ab. Wir erhielten von ihrn auch Backsteine gerin
gerer Sorte unentgeltlich — für uns mehr als gut ge-
nug —, und die Arbeit begann.
Wir gruben an einer Böschung das Feuerloch aus
— der Lehmboden erleichterte die Grabarbeit wesent-
lich —, darüber setzten wir den Rost aus etwa ZU
Backsteinen, die so gesetzt wurden, daß durch schmale
Zwischenräume Feuer und Rauch abziehen konnten
Diesen Backsteinrost überwölbten wir. Die Gewölbe
technik mußte natürlich schwer errungen werden und
ohne Mithilfe des Lehrers ging das nicht. — Als Möi
tel verwendeten wir Ziegelmehl und Lehmbrei. Dieses
Gewölbe bildete den eigentlichen Brennraum und die
Stirnseite wurde, wie die Abbildung zeigt, nach Einset-
zen des Brenngutes zugemauert. Um den Zug der Feue-
rung zu verstärken, bauten wir noch ein kleines Kamin
auf. Da der Ofen in eine Böschung eingebaut wurde, war
die Arbeit sehr einfach. Der Ofen erwies sich bald
als zu groß. Er verschlang bei jedem Brand zum Voi-
wärmen einen ordentlichen Sack voll Abfallholz und
zum eigentlichen Brand fasl 2 Zentner Holz. Wir bau-
ten deshalb kleinere Öfen mit einem alten gußeiser-
nen Brennrost, der nichts kostete.
Beim Brennen erhielten unsere Gefäße zuerst eine
pechschwarze Farbe, dann wurden sie abei schön
dunkelrot, fast wie Sigillata, nur eben sehr grobkörnig.
Das Graben, Mauern und Brennen ist für die Schüler
des freiwilligen Werkunterrichts einwahies Fest. Wenn
die. Flammen im Brennofen lustig prasseln und der
Rauch schwelend ins Land hinaus zieht, fühlen alle
Werkschüler die Schönheit menschlicher Arbeit und
freuen sich darauf, später tatkräftige, richtiggehende
Berufsarbeit leisten zu dürfen. Bruch gibt's allerdings
genug beim Brennen.*
• Herr Studienassessor Siöwer, der jeljl in Hamburg wirkt, hol uns
beim Bau des ersten Olens wacker geholten und das Museum für
vaterländische Altertümer in Stuttgart gab uns eine Planskizze eines
römisch-alemannischen Brennofens. Auch dem Ziegelwerk Höter ist
zu danken. K. H.
150