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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Zeichnungen

7

St. S. 666, 65. Alinari 1014. Kreide. In der Mitte oben
Christus in stärker bewegter Haltung, das linke Bein hoch
aufgestemmt, das rechte ausgestreckt. Mit der Linken greift
er hier nicht an die Wunde, sondern scheint sein Gewand
von ihr wegzureissen. Von links nähert sich ihm Maria mit
weit ausgestreckten Armen, um Erbarmen flehend. Links
neben ihr eine Gruppe von bewegten Gestalten, deren einige
bemüht sind, nackte wie kletternd sich nahende Erlöste
heraufzuziehen. Diesen folgen im Fluge von unten herauf
andere Auserwählte, unter denen eine knieende klimmende
Figur skizzirt ist, die im Entwurf und später im Fresko rechts
unter den Stürzenden erscheint. Rechts von Christus eine
Gruppe lebhaft bewegter Menschen. Der mittlere Theil der
Komposition zeigt rechts und in der Mitte eine Lücke. Die
rechte Ecke unten enthält den Sturz verzweifelt kämpfender
Verdammter. Keines der später im Fresko gegebenen Motive
lässt sich erkennen. Links unten einige aus Gräbern Auf-
erstehende und eine nach oben schauende, stehende Figur. —
Man sieht, der Meister ist sich über die Ausfüllung der Mitte
noch nicht klar. Er denkt sich nur ein Aufschweben der
Geretteten links, den Sturz der Verfluchten rechts. Noch
fehlt der Charonsnachen und Minos. Doch verräth sich in
der oberen Gruppe eine Befreiung von dem Traditionellen,
insofern die Apostel als Beisitzer verschwunden sind und
Maria, losgelöst von den Anderen, in lebhafter Aktion Christus
nahe gebracht wird. Die einzig bekleidete, links unten
stehende Figur, die nach oben schaut, giebt zu denken.
III. Entwurf für Christus und Maria und für die
Märtyrergruppe. Florenz, Uffizien, 170(147"). Coll. Santa-
relli. Thode 235. Ber. 1654. St. 66. Abb. Jacobsen und
Ferri XXIV. St. 667, 66. Brogi 1410 B. Die Gruppe links
auf dem Blatte zeigt Christus in gleicher Stellung, wie auf II,
nur ist hier die Beinhaltung wieder ähnlicher I: das rechte
Bein ist zurückgezogen, das linke tiefer aufgestellt (die nächste
Veränderung scheint dann das Fresko selbst zu zeigen, in dem
das zu stark Geschwungene der Haltung gemässigt und das
früheste Motiv der auf die Wunde weisenden Hand wieder
aufgenommen wird). Maria ist höher und Christus näher ge-
rückt, so dass sie knieend sich in den leeren Raum unter
Christi rechtem Arm einschmiegt. Im Fresko bleibt sie dann
an demselben Ort, aber aus einer Knieenden wird eine Sitzende,
und das Motiv des Flehens um Mitleid wird aufgegeben. —
Rechts eine Gruppe von knieenden und vornüber sich neigen-
den Gestalten, darunter sind zwei Kreuzträger: der eine ähn-
 
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