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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Das Jüngste Gericht

Onde se 'l ver dal falso non s'adombra,
Convien dare alle donne il pregio intero,
D'aver il cor piü acceso e piü costante.
Und das andere endigt:
In tal pensier da vil nodo mi scioglio,
Pregando lei con voce ardita e balda
M'impetri dal Signor appo se loco.
Die „lebendig glühende Hoffnung", „das von Liebe entbrannte
Herz" — das ist es, was, ja auch Kallabs Deutung bestimmend,
diese Gestalt vor allen anderen Frauen in dem Gemälde auszeichnet.
5. Der Chor der Märtyrer.
Die Bestimmung der Hauptfiguren ist durch die Attribute ge-
sichert. Wir gewahren Sebastian mit den Pfeilen, Katharina
mit dem Rade, Blasius mit der Hechel, Andreas mit dem Kreuz
(Platner meinte: Philippus) und Simon mit der Säge. Andere
Gestalten sind nicht gekennzeichnet.
Als Märtyrer dargestellt sind auch die beiden, unmittelbar unter
Christus auf Wolken sitzenden Heiligen Laurentius und Bar-
tholomäus. Dass der erstere, in Rom besonders verehrt, eine so
ausgezeichnete Stellung erhielt, erklärt sich leicht. Die Wahl des
Bartholomäus mag aus künstlerischen Gründen hervorgegangen
sein: als Gegenstück zu Lorenzo sollte ein Märtyrer aus dem
Kreise der Apostel angebracht werden. Den Aposteln selbst wurde
Laurentius gleichgestellt:
Apostolorum supparem
Laurentium Archidiaconum
Pari corona martyrum
Romana sacravit fides
heisst es in einem Hymnus (Daniel: Thes. hymn. I, S. 103, Nr. XCII);
die grösste Verehrung unter den Märtyrern nächst Stephanus ward
ihm zu Theil.
B. Bie mittlere Zone.
Die gen Himmel Aufsteigenden und die Posaunenengel be-
dürfen keiner weiteren Deutung. Wohl aber verlangt Vasaris An-
gabe, die Gruppe der von Engeln in den Abgrund Gestossenen
oder, näher präzisirt, die Teufel in dieser Gruppe stellten die sieben
Todsünden dar, eine Prüfung. Vasari erwähnt die Individiosi, die
Superbi, die Avari und die Lussuriosi. Condivi bemerkt, wie er-
wähnt, dass die Sünder von den Teufeln nach unten gezogen
würden, ein Jeder an dem Körpertheil, mit dem er gesündigt, und
 
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