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Die Bauten in Rom
Zeichnungen für das Gesims gemacht hatte. In Wahrheit brachte
Buonarroti übrigens die seine nicht selbst, sondern sandte sie
durch Giorgio Vasari, dem er sie übergab, als er kam, ihm seine
Zeichnungen zu zeigen und seine freundschaftliche Meinung zu er-
bitten. Vasari erhielt den Auftrag, dem Papst den Entwurf zu über-
bringen und Michelangelos persönliches Fernbleiben damit zu ent-
schuldigen, dass er sich nicht wohl fühle. Seine Heiligkeit be-
trachtete alle ihm präsentirten Zeichnungen lange und lobte sie als
geistreich und sehr schön; aber die des göttlichen Michelangelo
über alle."
Es war eine schwere Kränkung für Antonio, als Michelangelo
daraufhin beauftragt wurde, ein Modell des Kranzgesimses zu
machen, das, in der natürlichen Grösse von sechs Ellen, auf einer
Ecke des Palastes aufgestellt, die Bewunderung des Papstes und
aller Römer erregte. Am 3. Oktober desselben Jahres 1546 starb
San Gallo und Michelangelo wurde an seiner Stelle Architekt des
Palastes. Er vollendete 1547 das Kranzgesims, das von Nanni
di Baccio schlecht gemacht ward (14. Mai). Vasari nennt es das
schönste und belebteste aller, die man je gesehen, antiker oder
moderner. Über die von Michelangelo ausgeführten Arbeiten, die
1549 von Bartolommeo Baronino geleitet wurden (A. Bertolotti:
Artisti subalpini in Roma, 1884, S. 30), äussert sich Vasari
wie folgt.
„Er machte über dem Hauptportal des Palastes das grosse
Fenster mit schönsten gesprenkelten Säulen und mit einem grossen,
sehr schönem Wappen Pauls III. in buntem Marmor. Im Innern fuhr
er in dem von Antonio Begonnenen fort, indem er über der ersten Ord-
nung im Hofe die anderen zwei mit den schönsten verschiedenartigen,
anmuthigen Fenstern, Ornamenten und Kranzgesims, die man je
gesehen, ausführte; so dass dank dem Geist und den Bemühungen
dieses Mannes der Hof der schönste von ganz Europa geworden.
Er verbreiterte und vergrösserte den grossen Saal und ordnete das
Vestibül davor an, dessen Gewölbe er in lebendig neuer Art in
Form eines halben Eirund ausführen liess; und da in jenem Jahre
(1546) in den Antonianischen Thermen eine Marmorgruppe, in der
Grösse von sieben Ellen auf jeder Seite, aufgefunden worden war,
welche, von antiker Hand gemeisselt, Herkules darstellt wie er, von
einem Anderen unterstützt und rings am Berge von verschiedenen
Gestalten, von Hirten, Nymphen und Thieren umgeben, den Stier
bei den Hörnern fasst — ein Werk von ausserordentlicher Schönheit,
denn es zeigt vollkommene Gestalten ohne Anstückelung aus einem
Marmorblock gebildet, und war, wie man urtheilt, für einen Brunnen
bestimmt — so gab Michelangelo den Rath, man solle es in den
zweiten Hof bringen und dort so wiederherstellen, dass es Wasser
Die Bauten in Rom
Zeichnungen für das Gesims gemacht hatte. In Wahrheit brachte
Buonarroti übrigens die seine nicht selbst, sondern sandte sie
durch Giorgio Vasari, dem er sie übergab, als er kam, ihm seine
Zeichnungen zu zeigen und seine freundschaftliche Meinung zu er-
bitten. Vasari erhielt den Auftrag, dem Papst den Entwurf zu über-
bringen und Michelangelos persönliches Fernbleiben damit zu ent-
schuldigen, dass er sich nicht wohl fühle. Seine Heiligkeit be-
trachtete alle ihm präsentirten Zeichnungen lange und lobte sie als
geistreich und sehr schön; aber die des göttlichen Michelangelo
über alle."
Es war eine schwere Kränkung für Antonio, als Michelangelo
daraufhin beauftragt wurde, ein Modell des Kranzgesimses zu
machen, das, in der natürlichen Grösse von sechs Ellen, auf einer
Ecke des Palastes aufgestellt, die Bewunderung des Papstes und
aller Römer erregte. Am 3. Oktober desselben Jahres 1546 starb
San Gallo und Michelangelo wurde an seiner Stelle Architekt des
Palastes. Er vollendete 1547 das Kranzgesims, das von Nanni
di Baccio schlecht gemacht ward (14. Mai). Vasari nennt es das
schönste und belebteste aller, die man je gesehen, antiker oder
moderner. Über die von Michelangelo ausgeführten Arbeiten, die
1549 von Bartolommeo Baronino geleitet wurden (A. Bertolotti:
Artisti subalpini in Roma, 1884, S. 30), äussert sich Vasari
wie folgt.
„Er machte über dem Hauptportal des Palastes das grosse
Fenster mit schönsten gesprenkelten Säulen und mit einem grossen,
sehr schönem Wappen Pauls III. in buntem Marmor. Im Innern fuhr
er in dem von Antonio Begonnenen fort, indem er über der ersten Ord-
nung im Hofe die anderen zwei mit den schönsten verschiedenartigen,
anmuthigen Fenstern, Ornamenten und Kranzgesims, die man je
gesehen, ausführte; so dass dank dem Geist und den Bemühungen
dieses Mannes der Hof der schönste von ganz Europa geworden.
Er verbreiterte und vergrösserte den grossen Saal und ordnete das
Vestibül davor an, dessen Gewölbe er in lebendig neuer Art in
Form eines halben Eirund ausführen liess; und da in jenem Jahre
(1546) in den Antonianischen Thermen eine Marmorgruppe, in der
Grösse von sieben Ellen auf jeder Seite, aufgefunden worden war,
welche, von antiker Hand gemeisselt, Herkules darstellt wie er, von
einem Anderen unterstützt und rings am Berge von verschiedenen
Gestalten, von Hirten, Nymphen und Thieren umgeben, den Stier
bei den Hörnern fasst — ein Werk von ausserordentlicher Schönheit,
denn es zeigt vollkommene Gestalten ohne Anstückelung aus einem
Marmorblock gebildet, und war, wie man urtheilt, für einen Brunnen
bestimmt — so gab Michelangelo den Rath, man solle es in den
zweiten Hof bringen und dort so wiederherstellen, dass es Wasser