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Entwürfe für Grabdenkmäler
funden. Als eine direkte Nachahmung des Braccidenkmales ist
dasjenige Raphael Riarios im Chor von S. Apostoli zu Rom zu
bezeichnen. In S. Maria in Araceli selbst aber vermag man zu ver-
folgen, wie der neue Gedanke aufgenommen ward (z. B. Grabmal
des Gentilis Delphinius, 1 560, des Michel Antonio Marchione 1575,
des Julius Castelvetro 1588).
VIII
Rath bezüglich des Grabmales des Herzogs
von Suessa 1525
Leonardo Sellajo theilt am 5. Januar 1525 Michelangelo
Folgendes mit (Frey: Briefe S. 244): „Der Maler Bastiano ist bei
mir gewesen und sagt mir, der Herzog von Suessa wolle ein Grab-
denkmal für sich und seine Gattin machen und er habe ihm seinen
Wunsch ausgedrückt, Ihr solltet es machen. Er erwiderte, dies
sei nicht möglich, da Ihr Unserem Herrn verpflichtet seid. Nun
wünschte er aber wenigstens auf alle Fälle Euren Rath und eine
kleine Skizze von Euch; er beabsichtigt bis zu 4000 Dukaten aus-
zugeben. Und da Baco di Michelangelo (Bandinelli) den Auftrag
auf das Werk wünscht und so auch jene Schüler Raphaels von
Urbino für ich weiss nicht welchen ihrer Freunde, so möchte
Bastiano, da er weiss, was Baccio gegen Euch gethan hat und Jene
gegen ihn selbst, die Gelegenheit benützen, sich zu rächen. Er
hat den Sansovino vorgeschlagen und wünschte, falls es Euch gut-
dünkt, Ihr sagtet Eure Meinung, dass er so gut wie ein Anderer
sich eignet. Und dies möchtet Ihr Bastiano und nicht dem Herzog
schreiben, denn Bastiano will nicht, dass Jene den Auftrag erhalten.
Und ich meinerseits glaube, dass der Sansovino, nämlich Jacopo,
es gut machen würde, namentlich wenn Bastiano ihm zur Seite
stünde". Michelangelo ist auf diesen Gedanken eingegangen und
hat Jacopo Sansovino empfohlen, der ihm am 22. Februar dankt:
„durch Euer Schreiben an den Maler Sebastiano vernahm ich von
der Gunst, die Ihr mir bei dem Herzog von Suessa erwiesen habt,
wofür ich Euch danke, so gut ich es nur weiss und kann" (Frey
S. 248).
Der Plan kam aber nicht zur Verwirklichung, denn der Herzog,
der als kaiserlicher Gesandter am päpstlichen Hofe die Interessen
Karls V. vertrat, gab ihn im Hinblick auf die sich immer mehr ver-
wirrenden politischen Zustände auf. Er sagte zu Sebastiano: ehe
bisognava atendere a le armi et non a marmi addesso (Brief
Sebastianos vom 22. April 1525. Mil. Les Correspondants S. 32).
Entwürfe für Grabdenkmäler
funden. Als eine direkte Nachahmung des Braccidenkmales ist
dasjenige Raphael Riarios im Chor von S. Apostoli zu Rom zu
bezeichnen. In S. Maria in Araceli selbst aber vermag man zu ver-
folgen, wie der neue Gedanke aufgenommen ward (z. B. Grabmal
des Gentilis Delphinius, 1 560, des Michel Antonio Marchione 1575,
des Julius Castelvetro 1588).
VIII
Rath bezüglich des Grabmales des Herzogs
von Suessa 1525
Leonardo Sellajo theilt am 5. Januar 1525 Michelangelo
Folgendes mit (Frey: Briefe S. 244): „Der Maler Bastiano ist bei
mir gewesen und sagt mir, der Herzog von Suessa wolle ein Grab-
denkmal für sich und seine Gattin machen und er habe ihm seinen
Wunsch ausgedrückt, Ihr solltet es machen. Er erwiderte, dies
sei nicht möglich, da Ihr Unserem Herrn verpflichtet seid. Nun
wünschte er aber wenigstens auf alle Fälle Euren Rath und eine
kleine Skizze von Euch; er beabsichtigt bis zu 4000 Dukaten aus-
zugeben. Und da Baco di Michelangelo (Bandinelli) den Auftrag
auf das Werk wünscht und so auch jene Schüler Raphaels von
Urbino für ich weiss nicht welchen ihrer Freunde, so möchte
Bastiano, da er weiss, was Baccio gegen Euch gethan hat und Jene
gegen ihn selbst, die Gelegenheit benützen, sich zu rächen. Er
hat den Sansovino vorgeschlagen und wünschte, falls es Euch gut-
dünkt, Ihr sagtet Eure Meinung, dass er so gut wie ein Anderer
sich eignet. Und dies möchtet Ihr Bastiano und nicht dem Herzog
schreiben, denn Bastiano will nicht, dass Jene den Auftrag erhalten.
Und ich meinerseits glaube, dass der Sansovino, nämlich Jacopo,
es gut machen würde, namentlich wenn Bastiano ihm zur Seite
stünde". Michelangelo ist auf diesen Gedanken eingegangen und
hat Jacopo Sansovino empfohlen, der ihm am 22. Februar dankt:
„durch Euer Schreiben an den Maler Sebastiano vernahm ich von
der Gunst, die Ihr mir bei dem Herzog von Suessa erwiesen habt,
wofür ich Euch danke, so gut ich es nur weiss und kann" (Frey
S. 248).
Der Plan kam aber nicht zur Verwirklichung, denn der Herzog,
der als kaiserlicher Gesandter am päpstlichen Hofe die Interessen
Karls V. vertrat, gab ihn im Hinblick auf die sich immer mehr ver-
wirrenden politischen Zustände auf. Er sagte zu Sebastiano: ehe
bisognava atendere a le armi et non a marmi addesso (Brief
Sebastianos vom 22. April 1525. Mil. Les Correspondants S. 32).