Der Farnesische Schrein 1540 247
wie es ist, an und bat ihn, sich zu zwingen, Euch so gut und so
schnell wie möglich zu bedienen, obgleich meine Hoffnung, das
Ende zu sehen, sehr gering ist, ich vielmehr die Frist für weit
hinausgeschoben erachte. Gleichwohl werde ich, ist es so der
Wunsch E. H., nicht verfehlen, ihn so weit, als es bei einer solchen
Natur möglich ist, anzuspornen."
Aus diesen Mittheilungen geht, was Gronau nicht beachtet hat,
hervor, dass in der That zwei Exemplare des Pferdes, nämlich
der nicht gelungene Bronzeguss und der erste Bronzeabguss, in
den Besitz des Herzogs gelangt sind. Weder der eine noch der
andere sind heute in den florentinischen Sammlungen, die Gronau
daraufhin untersuchte, nachzuweisen. Auch sonst aber in anderen
Museen ist meinem suchenden Blicke unter den Bronzepferden
keines begegnet, bei dem Michelangelos Name genannt werden
könnte. Im Jahre 1603 war ein solches Bronzepferd im Besitz der
Rovere: „Cavallo uno di bronzo." Und 1631 findet sich im
Inventar unter Nr. 183: „Item un cavallo piccolo di bronzo
appoggiato con le zampe di dietro sopra un trepiede di bronzo
con le zampe dinanzi in Aria et sotto la sinistra zampa vi e una
lumaca di bronzo." Unter den nach Florenz gesandten Bronzen
finden wir „un cavallo di bronzo con pie rotto verniciato" oder,
wie es in einem anderen Verzeichniss heisst: „un cavallo con un
piede rotto dentro a un foglio con briglia di raso rosso" ange-
führt. Auch ein Tintenfass aus Kristall mit einem Pferd ist erwähnt.
Dass das Pferd für einen solchen Gebrauchsgegenstand bestimmt
war, geht aus den Briefen hervor, und dieselben lassen auch keinen
Zweifel darüber, wie peinlich diese ihm zugemuthete Kleinarbeit
dem Meister war.
XX
Der Farnesische Schrein 1540
Über die im Museum von Neapel aufbewahrte Silberkassette
mit Reliefs in Kristall, welche vom Goldschmied Manno und von
Giovanni Bernardo da Castelbolognese zum Theil angeblich nach
Entwürfen Michelangelos angefertigt wurde, haben wir nähere Nach-
richten (Abb. Müntz: La fin de la Renaissance S. 239).
In dem Leben des Giov. Bernardi (V, S. 373) sagt Vasari:
„Derselbe Kardinal (Alessandro) Farnese, der eine sehr reiche
Silberkassette, anfertigen lassen wollte und die Arbeit dem floren-
tinischen Goldschmied Manno, wovon an anderer Stelle die Rede
sein wird, übertragen hatte, beauftragte Giovanni, alle die Felder
aus Kristall zu machen. Dieser füllte sie mit Darstellungen an und
fügte auch Marmorreliefs hinzu; die Silberfiguren und die frei er-
wie es ist, an und bat ihn, sich zu zwingen, Euch so gut und so
schnell wie möglich zu bedienen, obgleich meine Hoffnung, das
Ende zu sehen, sehr gering ist, ich vielmehr die Frist für weit
hinausgeschoben erachte. Gleichwohl werde ich, ist es so der
Wunsch E. H., nicht verfehlen, ihn so weit, als es bei einer solchen
Natur möglich ist, anzuspornen."
Aus diesen Mittheilungen geht, was Gronau nicht beachtet hat,
hervor, dass in der That zwei Exemplare des Pferdes, nämlich
der nicht gelungene Bronzeguss und der erste Bronzeabguss, in
den Besitz des Herzogs gelangt sind. Weder der eine noch der
andere sind heute in den florentinischen Sammlungen, die Gronau
daraufhin untersuchte, nachzuweisen. Auch sonst aber in anderen
Museen ist meinem suchenden Blicke unter den Bronzepferden
keines begegnet, bei dem Michelangelos Name genannt werden
könnte. Im Jahre 1603 war ein solches Bronzepferd im Besitz der
Rovere: „Cavallo uno di bronzo." Und 1631 findet sich im
Inventar unter Nr. 183: „Item un cavallo piccolo di bronzo
appoggiato con le zampe di dietro sopra un trepiede di bronzo
con le zampe dinanzi in Aria et sotto la sinistra zampa vi e una
lumaca di bronzo." Unter den nach Florenz gesandten Bronzen
finden wir „un cavallo di bronzo con pie rotto verniciato" oder,
wie es in einem anderen Verzeichniss heisst: „un cavallo con un
piede rotto dentro a un foglio con briglia di raso rosso" ange-
führt. Auch ein Tintenfass aus Kristall mit einem Pferd ist erwähnt.
Dass das Pferd für einen solchen Gebrauchsgegenstand bestimmt
war, geht aus den Briefen hervor, und dieselben lassen auch keinen
Zweifel darüber, wie peinlich diese ihm zugemuthete Kleinarbeit
dem Meister war.
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Der Farnesische Schrein 1540
Über die im Museum von Neapel aufbewahrte Silberkassette
mit Reliefs in Kristall, welche vom Goldschmied Manno und von
Giovanni Bernardo da Castelbolognese zum Theil angeblich nach
Entwürfen Michelangelos angefertigt wurde, haben wir nähere Nach-
richten (Abb. Müntz: La fin de la Renaissance S. 239).
In dem Leben des Giov. Bernardi (V, S. 373) sagt Vasari:
„Derselbe Kardinal (Alessandro) Farnese, der eine sehr reiche
Silberkassette, anfertigen lassen wollte und die Arbeit dem floren-
tinischen Goldschmied Manno, wovon an anderer Stelle die Rede
sein wird, übertragen hatte, beauftragte Giovanni, alle die Felder
aus Kristall zu machen. Dieser füllte sie mit Darstellungen an und
fügte auch Marmorreliefs hinzu; die Silberfiguren und die frei er-