Entwürfe zu einer Kolossalstatue für die Piazza 289
in Florenz eine Statue für die Piazza machen wolle. Im August
bittet der Marchese, den Block holen zu lassen. Er erhält darauf
am 4. September folgende Antwort: „Michelangelo, von einem
guten Sterne, wie wir sagen möchten, zum Bildhauer bestimmt, ist
noch nicht hier gewesen, thut uns aber kund, dass er binnen
Kurzem kommen wird, und sogleich nach seiner Ankunft werde ich
ihn nach dort senden, mit dem Auftrag, den Block zu verkleinern
und ihn derart zuzurichten, dass er leichter gehoben und transpor-
tirt werden kann." (Gaye II, 97.)
Am 16. Dezember schreibt Soderini an Malaspina: „Man hat
noch nicht nach dort geschickt, den Marmor behauen zu lassen,
weil Unser Herr der Papst dem Meister Michelangelo, unserem Mit-
bürger, noch nicht die Erlaubniss gegeben hat, sich hierher zu be-
geben, auch nicht für 25 Tage. Und da es in Italien Keinen giebt,
der im Stande wäre, ein Werk von solcher Art zu Ende zu führen,
ist es nothwendig, dass nur er, und kein Anderer, nach dort komme,
den Block zu sehen und aus dem Groben zu arbeiten, denn jeder
Andere, der seine Phäntasieabsicht nicht kennt, könnte ihn ver-
derben. Daher können wir, solange er nicht kommt, was, wie wir
hoffen, aber bald der Fall sein wird, weder unsern, noch Eurer
Signoria Wunsch befriedigen." Ein anderes Bruchstück eines
Briefes lautet: „Und da Sie so grosse Geduld gehabt haben, wolle
es Ihnen genehm sein, dass wir in die Lage versetzt werden, von
diesem Meister Michelangelo eine Statue solcher Art machen zu
lassen, dass wir uns vor den antiken nicht zu schämen brauchen.
Und der Marmor wird gut bezahlt werden." (Gaye II, 107.)
Was die Statue darstellen sollte, erfahren wir nicht. Wir
dürfen vermuthen, dass man schon damals an einen Herkules dachte,
der auf dem Siegel der florentinischen Republik zu sehen war.
(Mil. Anm. Vasari VI, 148, nach Manni: Sigilli antichi I, p. 38.)
Längere Zeit vergeht. Als im Jahre 1515 auf dem Wege nach
Bologna Leo X. durch Florenz kam, liess die Stadt, so erzählt
Vasari im Leben des Bandinelli (VI, S. 141), ihm zu Ehren neben
anderer festlicher Ausschmückung, in der Loggia dei Lanzi unter
einem Bogen nahe beim Palazzo von Bandinelli die Kolossalstatue
eines Herkules, 9'/, Ellen hoch, errichten. Den Verheissungen
Baccios nach erwartete man Etwas, was Michelangelos David über-
treffe, wurde aber enttäuscht, was dem Ansehen des Künstlers sehr
schadete. Offenbar handelte es sich bei dieser Arbeit um eine Art
von Projekt für jene Marmorstatue, die man 1508 auf der Piazza
zu errichten beschlossen hatte. Die Grösse: 9'/2 Ellen stimmt mit
der Grösse des Blockes, von dem Vasari im Folgenden spricht.
„Schon zu Zeiten Leos X.," so liest man weiter in Bandi-
nellis Biographie, „war zugleich mit den Marmorblöcken für die
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in Florenz eine Statue für die Piazza machen wolle. Im August
bittet der Marchese, den Block holen zu lassen. Er erhält darauf
am 4. September folgende Antwort: „Michelangelo, von einem
guten Sterne, wie wir sagen möchten, zum Bildhauer bestimmt, ist
noch nicht hier gewesen, thut uns aber kund, dass er binnen
Kurzem kommen wird, und sogleich nach seiner Ankunft werde ich
ihn nach dort senden, mit dem Auftrag, den Block zu verkleinern
und ihn derart zuzurichten, dass er leichter gehoben und transpor-
tirt werden kann." (Gaye II, 97.)
Am 16. Dezember schreibt Soderini an Malaspina: „Man hat
noch nicht nach dort geschickt, den Marmor behauen zu lassen,
weil Unser Herr der Papst dem Meister Michelangelo, unserem Mit-
bürger, noch nicht die Erlaubniss gegeben hat, sich hierher zu be-
geben, auch nicht für 25 Tage. Und da es in Italien Keinen giebt,
der im Stande wäre, ein Werk von solcher Art zu Ende zu führen,
ist es nothwendig, dass nur er, und kein Anderer, nach dort komme,
den Block zu sehen und aus dem Groben zu arbeiten, denn jeder
Andere, der seine Phäntasieabsicht nicht kennt, könnte ihn ver-
derben. Daher können wir, solange er nicht kommt, was, wie wir
hoffen, aber bald der Fall sein wird, weder unsern, noch Eurer
Signoria Wunsch befriedigen." Ein anderes Bruchstück eines
Briefes lautet: „Und da Sie so grosse Geduld gehabt haben, wolle
es Ihnen genehm sein, dass wir in die Lage versetzt werden, von
diesem Meister Michelangelo eine Statue solcher Art machen zu
lassen, dass wir uns vor den antiken nicht zu schämen brauchen.
Und der Marmor wird gut bezahlt werden." (Gaye II, 107.)
Was die Statue darstellen sollte, erfahren wir nicht. Wir
dürfen vermuthen, dass man schon damals an einen Herkules dachte,
der auf dem Siegel der florentinischen Republik zu sehen war.
(Mil. Anm. Vasari VI, 148, nach Manni: Sigilli antichi I, p. 38.)
Längere Zeit vergeht. Als im Jahre 1515 auf dem Wege nach
Bologna Leo X. durch Florenz kam, liess die Stadt, so erzählt
Vasari im Leben des Bandinelli (VI, S. 141), ihm zu Ehren neben
anderer festlicher Ausschmückung, in der Loggia dei Lanzi unter
einem Bogen nahe beim Palazzo von Bandinelli die Kolossalstatue
eines Herkules, 9'/, Ellen hoch, errichten. Den Verheissungen
Baccios nach erwartete man Etwas, was Michelangelos David über-
treffe, wurde aber enttäuscht, was dem Ansehen des Künstlers sehr
schadete. Offenbar handelte es sich bei dieser Arbeit um eine Art
von Projekt für jene Marmorstatue, die man 1508 auf der Piazza
zu errichten beschlossen hatte. Die Grösse: 9'/2 Ellen stimmt mit
der Grösse des Blockes, von dem Vasari im Folgenden spricht.
„Schon zu Zeiten Leos X.," so liest man weiter in Bandi-
nellis Biographie, „war zugleich mit den Marmorblöcken für die
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