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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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314 Mythol. und allegor. Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe

risch Gerechtigkeit übt, zu seinem Eigenthum gelangen kann; denn
hier (in Lyon) würde man damit in hundert Jahren nicht zum Ziele
kommen. Diese Leda, oder besser gesagt der halbe Antheil an ihr,
kostete mich zuerst, als ich ihn meinem Bruder Papi Tedaldi ab-
kaufte, 140 Golddukaten, wie meine Bücher ausweisen. Dann aber
sind soviel Kosten dazu gekommen, dass sie bis Nantes für meinen
Theil 210 Dukaten machen" u. s. w. Er giebt weiter den Werth des
Bildes auf 1000 Dukaten an und schliesst den Ricordo: „Viele
sagen, Bonaccorsi habe das Gemälde dem König zum Geschenk ge-
macht und er habe eine grosse Belohnung hierfür empfangen; man
sagt: ein Sekretariat, das 2000 Dukaten, nach Anderen noch viel
mehr, werth sei."
Für die Folgen der Handelsspekulationen, die mit seinem Werke
getrieben worden sind, sich zu interessiren, ist Michelangelo selbst
zugemuthet worden. Giovan Battista Mini hat ihn, wie aus einem
Briefe Ruberto Nasis an den Meister vom 1. Juli 5536 hervorgeht
(Frey: Briefe 340), belästigt, indem er für sich und die Erben
Antonios den halben Antheil an der Leda, falls der Prozess ge-
wonnen wird, erstrebte.
Das Gemälde kam nach Fontainebleau und blieb dort bis zur
Zeit Ludwigs XIII. Nach Roger de Piles (Abrege de la vie des
peintres, 1699, p. 221) hätte es der Minister Desnoyers wegen der
Laszivität aus Gewissensgründen verbrennen lassen. Dies wäre also
vor dem 10. April 1643, an welchem Tage Desnoyers den Hof des
Königs verliess, geschehen. Florent de Comte (Cabinet des singu-
laritez, 1702, II, p. 29) wiederholt diese Angabe. In einer Rand-
bemerkung zu einem „Inventaire des tableaux et dessins du Roy" von
Honasse 1691 heisst es: die Königin Mutter habe das Bild verbrennen
lassen (Fernand Engerand: Chronique des arts 1898, I. Okt.). Ma-
riette (Observ. 74) sagt: „nachdem das Bild sehr ruinirt worden, sagt
man, hätte der Minister Befehl gegeben, es zu verbrennen, dieser
sei aber nicht ausgeführt worden". In einem sehr zerstörten Lein-
wandbilde, das er in Paris sah und das dann, durch einen mittel-
mässigen Maler restaurirt, nach England verkauft wurde, glaubte
Mariette das Original zu erkennen.
Der Karton zur Leda kam mit anderen Zeichnungen aus dem
Besitze Minis nach Florenz zurück, wo er von Bernardo Vecchietti
erworben und in seiner Villa aufbewahrt wurde (Vasari. Borghini:
Riposo, 1584, S. 13). Noch zu Goris Zeiten gehörte er der Familie
Vecchietti (Not. stor. 111; Fanfari 99). Bald darauf, in den Tagen
Bottaris, ward er von einem Mr. Lock (William Locke) gekauft
und nach London (vgl. Stendhal: Peint. en Italie, Paris, Calman Levi
S. 35o) gebracht, wo man ihn heute in der Royal Academy wieder-
zuerkennen glaubt. — Zu beachten aber ist, dass Ende des
 
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