Zeichnungen für Gemälde Sebastianos del Piombo 411
XVIII. Paris, Louvre 125. Thode 475. Ber. 1586. Abb. Ber.
CXLIV. Phot. Br. 55. Studie für Christus in einer Pietä-
darstellung. In seinem Werke hat Berenson ihr noch die
Auszeichnung verliehen, als besonders bedeutendes Spezimen
der Michelangelo'schen Kunst abgebildet zu werden. Neuer-
dings aber hat er nach d'Achiardis Aussage Diesem Recht ge-
geben, wenn er das Blatt Sebastiano zuschreibt. Wesswegen?
doch offenbar nur, weil die Hand mit dem langen, scharf-
gebogenen Zeigefinger erscheint!! Man erschrickt, sieht man
wohin diese falsche These führen konnte! Wenn es eine un-
verkennbar ächte, einzig und allein Michelangelo und keinem
anderen Künstler der Welt zuzuschreibende Zeichnung giebt,
so ist es diese, in der Vollkommenheit und Zartheit pla-
stischer Modellirung unvergleichlich herrliche Studie — ein
Wunderwerk. Darüber ist kein Wort weiter zu verlieren.
Übrigens ist der rechts oben neben der Figur skizzirte Arm
so gut wie ein Monogramm des Meisters: er zeigt schlagend
den Stil der Studien zum Jüngsten Gerichte.
XIX. Paris, Louvre 708. Thode 483. Ber. 2498. Phot. Br. 57.
Röthel. Halbnackte sitzende Figur. Über diese Studie, die
für eine Statue der Medicigräber bestimmt war, habe ich
früher gehandelt (I, S. 480).
XX. Venedig, Akademie. Thode 519. Ber. 2501. Phot. Naya 208.
Br. 40. Kreide. Frau mit Kindern. Studie für eine Sibylle.
Auch von dieser Zeichnung und ihren Kopien in Paris und
Oxford habe ich schon früher gesprochen (I, S. 256. LXII).
Ich glaube, fände sich nicht auch hier die Hand mit dem
(besonders langen) oben gebogenen Zeigefinger — die Zu-
schreibung an Sebastiano wäre nicht erfolgt. Wie sehr man
diesen an Adel und Schönheit der Libica ebenbürtigen Ent-
wurf früh zu schätzen wusste, beweisen die sorgfältigen alten
Wiederholungen. Was hier nicht Michelangelesk, sondern
Sebastianesk sein soll, vermag ich bei bestem Willen nicht
einzusehen. Bewegung, Tracht, Gewandfalten, Typen, Einzel-
formen, Modellirung, Technik — Alles verkündet eindringlich
des Meisters Namen. Alle die Beziehungen, die Berenson in
vielen der erwähnten Zeichnungen fand und die durchaus
gutzuheissen sind, sind ebensoviele Beweise, dass jene Zeich-
nungen eben alle auch von Michelangelo herrühren.
XXI. Wien, Albertina Sc. R. 136. Thode 521. Ber. 2502. Abb.
Handzeichnungen 73- Röthel. Pieta, besser: Beweinung
Christi. Da dieser Entwurf, von dem ich später noch handle,
unzweifelhaft von derselben Hand, wie die Beweinung in Oxford
ist, darf ich mich kurz fassen: er ist ebenso sicher, wie jene,
XVIII. Paris, Louvre 125. Thode 475. Ber. 1586. Abb. Ber.
CXLIV. Phot. Br. 55. Studie für Christus in einer Pietä-
darstellung. In seinem Werke hat Berenson ihr noch die
Auszeichnung verliehen, als besonders bedeutendes Spezimen
der Michelangelo'schen Kunst abgebildet zu werden. Neuer-
dings aber hat er nach d'Achiardis Aussage Diesem Recht ge-
geben, wenn er das Blatt Sebastiano zuschreibt. Wesswegen?
doch offenbar nur, weil die Hand mit dem langen, scharf-
gebogenen Zeigefinger erscheint!! Man erschrickt, sieht man
wohin diese falsche These führen konnte! Wenn es eine un-
verkennbar ächte, einzig und allein Michelangelo und keinem
anderen Künstler der Welt zuzuschreibende Zeichnung giebt,
so ist es diese, in der Vollkommenheit und Zartheit pla-
stischer Modellirung unvergleichlich herrliche Studie — ein
Wunderwerk. Darüber ist kein Wort weiter zu verlieren.
Übrigens ist der rechts oben neben der Figur skizzirte Arm
so gut wie ein Monogramm des Meisters: er zeigt schlagend
den Stil der Studien zum Jüngsten Gerichte.
XIX. Paris, Louvre 708. Thode 483. Ber. 2498. Phot. Br. 57.
Röthel. Halbnackte sitzende Figur. Über diese Studie, die
für eine Statue der Medicigräber bestimmt war, habe ich
früher gehandelt (I, S. 480).
XX. Venedig, Akademie. Thode 519. Ber. 2501. Phot. Naya 208.
Br. 40. Kreide. Frau mit Kindern. Studie für eine Sibylle.
Auch von dieser Zeichnung und ihren Kopien in Paris und
Oxford habe ich schon früher gesprochen (I, S. 256. LXII).
Ich glaube, fände sich nicht auch hier die Hand mit dem
(besonders langen) oben gebogenen Zeigefinger — die Zu-
schreibung an Sebastiano wäre nicht erfolgt. Wie sehr man
diesen an Adel und Schönheit der Libica ebenbürtigen Ent-
wurf früh zu schätzen wusste, beweisen die sorgfältigen alten
Wiederholungen. Was hier nicht Michelangelesk, sondern
Sebastianesk sein soll, vermag ich bei bestem Willen nicht
einzusehen. Bewegung, Tracht, Gewandfalten, Typen, Einzel-
formen, Modellirung, Technik — Alles verkündet eindringlich
des Meisters Namen. Alle die Beziehungen, die Berenson in
vielen der erwähnten Zeichnungen fand und die durchaus
gutzuheissen sind, sind ebensoviele Beweise, dass jene Zeich-
nungen eben alle auch von Michelangelo herrühren.
XXI. Wien, Albertina Sc. R. 136. Thode 521. Ber. 2502. Abb.
Handzeichnungen 73- Röthel. Pieta, besser: Beweinung
Christi. Da dieser Entwurf, von dem ich später noch handle,
unzweifelhaft von derselben Hand, wie die Beweinung in Oxford
ist, darf ich mich kurz fassen: er ist ebenso sicher, wie jene,