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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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420 Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes

lassen und noch andere Aufträge geben wollte. Einige Mönche
waren die Überbringer des Briefes und eines Wechsels auf die
Bank der Gondi.
Am I. April 1519 sucht ihn ein Tommaso di Tolfo in Adria-
nopel zu einem Aufenthalte in der Türkei zu bewegen. (Gotti I,
144. Frey, Briefe S. 137.)
„Theurer und geehrter Michelagnolo. In der vergangenen
Zeit habe ich Euch nicht geschrieben, weil Nichts vorgefallen ist.
Die Veranlassung zu diesem Schreiben ist, dass, als ich vor etwa
fünfzehn Jahren mich dort mit Euch einige Male im Hause des
Gianozo Salviati unterhielt, Ihr, wenn ich mich recht er-
innere, den Wunsch äussertet, hierher zu kommen und dieses Land
zu sehen; ich rieth Euch sehr davon ab, weil zu jener Zeit ein
Herr regierte, der keine Freude an Kunstwerken irgend welcher
Art hatte, vielmehr sie hasste. Das Gegentheil hiervon ist unser
jetziger erlauchtester Herr. In den vergangenen Tagen gelangte
die Statue einer nackten Frau, die liegend das Haupt auf den Arm
stützt, in seine Hände und, wie ich höre, war ihm dies
eine grosse Genugthuung. Diese Statue hatte Baldinacio degli
Allesandri in seinem Hause und ich weiss nicht, woher er sie er-
halten, doch scheint sie mir Dutzendarbeit."
„Meine Schlussfolgerung ist nun diese: dass ich Euch, falls
Ihr noch der gleichen Gesinnung wie damals seid, rathen würde,
sogleich hierher zu kommen, denn Ihr würdet hier gerne gesehen
werden, und es geschähe ohne Verlust für Euch, vielmehr zu Eurem
Vortheil; und dies verdient Glauben, denn wenn ich wüsste, es
wäre anders, würde ich Euch nicht davon schreiben. Und wenn
Ihr daran denkt zu kommen, so heisst es nicht Zeit verlieren,
sondern gleich nach Empfang dieses macht Euch so schnell wie
möglich auf den Weg über Ragusa, denn dieser ist der bequemste.
Und ich verpflichte mich, Euch, bevor Ihr in Ragusa seid, einen
Befehl dieses Herrn zu senden. Denn der Befehlshaber von Chocia
wird Euch eine gute Kompagnie geben, die Euch bis hierher ge-
leiten wird; und ausserdem werde ich Euch einen Befehl ver-
schaffen, der Euch nach Eurem Belieben zu gehen oder zu bleiben
gestattet. Und so, da Euch keine Unbequemlichkeit erwächst,
ermuthige ich Euch auf alle Fälle zu kommen, denn ich weiss, dass
es von höherem Vortheil für Euch sein wird, als Ihr glaubt, und
ich sage das nicht ohne Grund. Und weil es geschehen könnte,
dass Ihr für Eure Abreise dort oder für die Kosten der Reise,
einiger Dukaten bedürftet, habe ich meinen Patronen Gondi in
Florenz geschrieben, dass sie Euch mit allem Nothwendigen ver-
sehen, obgleich ich gewiss bin, dass dies überflüssig ist, da ich
weiss, es fehlt Euch nicht an Geld. Aber ich habe es in guter
 
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