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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Auferstehung Christi

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erhebend und zu Christus aufschauend. Hinter ihm rechts
eine liegende Figur. — Links vor dem Sarkophag ein Wächter,
der erschreckt auf dem Boden wegkriecht und sich nach
Christus umschaut. Neben ihm links, nur angedeutet, ein
Sitzender mit Schild, und hinter ihm zwei nach hinten Laufende,
deren Einer sich nach der Erscheinung umsieht und die Arme
ausstreckt. — Im Hintergrund Felsen angedeutet. — Nur in
dem Forteilenden ist eine Beziehung zur Windsorkomposition
zu finden. In allem Übrigen zeigt sich eine durchaus neue
Erfindung. Jacobsen und Ferri (Neuentdeckte M. Zeichnungen
S. 33 zu Taf. XVII), machten darauf aufmerksam, dass einige
der Figuren der Skizze zur Ehernen Schlange in Florenz ent-
nommen seien. In der That zeigt der auf dem Sarkophag-
deckel liegende Wächter grosse Ähnlichkeit mit dem auf den
Rücken Gefallenen in der Skizze. Nur verwandt sind sich die
beiden stehenden, erschreckten Gestalten. Auch auf der
Oxforder Studie zur Ehernen Schlange finde ich die beiden
Motive ähnlich. — Eine Wiederholung der Zeichnung im
Staedel'schen Institut zu Frankfurt a. Main Nr. 3975.
Die von mir gegebene Anordnung der Auferstehungsentwürfe
entspricht meiner Vorstellung von deren zeitlicher Aufeinanderfolge.
Der Zusammenhang in der Entwicklung scheint mir so ganz er-
sichtlich zu sein. Aber auch die stilistischen und technischen Eigen-
thümlichkeiten sprechen dafür. Die beiden Zeichnungen der
Gruppe A gehören nach ihrer nahen Verwandtschaft mit den
Cavalieriblättern sicher in die ersten dreissiger Jahre. Die Londoner
Komposition muss, den schlanken Verhältnissen der Christusfigur
und der Behandlung nach, geraume Zeit später entstanden sein
(nicht schon 1533, wie Berenson will), und dies gilt auch von der
Einzelstudie in der Malcolm'schen Sammlung.
Die anderen Studien nehmen eine Mittelstellung ein: der Ent-
wurf des Tityos auf dem einen Blatte (V) weist noch auf die Zeit
der Cavalierizeichnungen hin ; die Oxforder Skizze, die 1532 anzusetzen
ist, bestätigt dies. Freys Ansetzung aller der Entwürfe in die Jahre
1 534 bis 1536 (1538) ist daher nicht annehmbar: sie gehören nicht
alle unmittelbar zeitlich zu einander. Und er scheint mir die Motiv-
entwicklung ganz unbeachtet gelassen zu haben, als er annahm, die
Windsorkomposition II sei das Endresultat und als ihr vorangehend
so, den Motiven wie der Behandlung nach, verschiedene Blätter,
wie die Londoner Komposition mit dem emporschwebenden Christus
(VIII), die Vaughan'sche Zeichnung (IV), die Malcolm'sche (VII),
und die auf der Rückseite des Tityos in Windsor (V) anführte.
Eine alte Nachricht in Francesco Scanellis „Microcosmo" (Lib. I,
Cap. IV, p. 72) nennt ein Gemälde, das Venusti nach Michelangelos
 
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