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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Grablegung Christi, Gemälde in der National Gallery zu London 483

Ein Bild mit der Kreuzabnahme, angeblich von Michelangelo,
befand sich in der Galerie des Herzogs von Orleans (Description
des tabl. du Palais royal. Mariette: Observ. S. 77).
III. Danieles da Volterra Kreuzabnahme in Santa
Trinitä.
Die Frage, ob Daniele seine Komposition nach einer Zeichnung
Michelangelos angefertigt — es war im Jahre 1541 — ist wohl
dahin zu beantworten, dass er Skizzen des Meisters gekannt und
an sie angeknüpft hat. Die Gruppe der niedergesunkenen Maria
und der sie umgebenden Frauen könnte durch jene auf den „Drei
Kreuzen", die allgemeine Anordnung der Männer auf den Leitern
mit dem Leichnam durch die eben erwähnte Komposition, der
Christus durch Pietädarstellungen inspirirt worden sein. So würden
sich die grossen, eindrucksvollen Züge des Werkes erklären. Immer
aber bliebe Daniele das Verdienst selbstständiger, bedeutender Ge-
staltung. Aber man vergleiche nur das, was wir sonst von ihm
kennen, um es für schwer glaublich zu halten, dass diese gross-
artige Konzeption Danieles eigenem Hirn entstamme. Und, wie
ich früher bemerkte (II, S. 445), ist auch bei einem zweiten
seiner Gemälde: David und Goliath in Paris (Nr. 3) die Mitarbeiter-
schaft Michelangelos anzunehmen. Für die Bereitwilligkeit, mit
welcher Letzterer den ihm ergebenen Künstlern durch Skizzen half,
haben wir Beispiele genug. Wenn Rubens sich durch die Kreuz-
abnahme inspiriren liess, so war es, weil aus dieser der Geist eines
grossen Meisters zu ihm sprach.
Die Michelangelo zugeschriebene Zeichnung in der Akademie
zu Venedig (Phot. Naya 210) ist eine schwache Kopie nach dem
Christus des Gemäldes.
XX
Die Grablegung Christi, Gemälde in der National Gallery
zu London
Dies Gemälde erst hier zu besprechen, werde ich durch den
Wunsch, die Pietädarstellungen im Zusammenhang zu behandeln,
veranlasst. Es ist unvollendet und in seinen ausgeführten Theilen
durch Übermalung entstellt und befand sich in der Sammlung des
Kardinals Fesch (zuerst im Palazzo Falconieri, dann in der Villa
Paolina) zu Rom, wurde 1845 vom Principe di Musignano an einen
Antiquar Vito Enei verkauft, von dem es Mr. Robert Macpherson
1846 um wenige Skudi erstand. Peter von Cornelius erklärte es,
wie einige andere Kenner und Künstler in Rom, für ein Werk
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