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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 11 - Nr. 20 (14. Januar - 25. Januar)
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Laßsszciiung für e c r crltätige Bevölkerung -er Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Ginsheim, Epplngen, ESerbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg
Tauverbifchofsheim und Wertheim.


iMzugsprels: Monatlich einschl. Trägerlohn s.— Ml. Anzeigenpreise:
Sie einsvaltige Ketitzeile (36 mm breit) 80 pfg., Reklame-Anzeigen
(3S mm breit) 2.20 Mk. Äei Wiederholungen Nachlaß nach Tanf
j Geheimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen.
Gefchaftsstunden: 8-'h6Mr. SprechstundenderRedaktion:
/Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-ALr. : Aoiks'zeiiung AeldsiSerz.


Heidelbsrg, Dienstag, LS. Januar ^92^
Nr. 20 3. Jahrgang

Verantwort!.: Für inneren, äußere Politik, Volkswirtschaft und Feulliton:
Dr. Kraus; für Kommunales und soziale Rundschau: I. Kahn; für
Lokales und die Anzeigen: O. Geibel, sämtliche in Heidelberg.
Druckund Verlag der llnierbadischen Vrrlagsanßatt G. m.b.H.,Heidelberg
Geschäftsstelle: Gchrbderstraße 39.
—Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2623, Redaktion 2S4S.

Gegen die Arbeit»lofigieit.*)
M. Die Losung der Arbeiterschaft.
Mr. iFWv-ick, PrWbent der Han'delÄaMMel Unid Leiter «n-er
große» Texlstsabrik in Boston, ein scheinbar sehr Mer«! vertagter
Kapitalist, «Evte sich jüngst gÄsgenÄich einer B^HackssitzM» ^da-
Hüv, daß dir Untern-chmer in Zeiten Her ProsporiM.«ck guten Ge-
schäftsganges einen Teil ihrer Gewinne Dr einen Fock -zmMegen
sollten, Es Hem die Arbeiter in Zeiten vo>n 'Krisen «nid lAckestslo'stg-
k-sit unterstützt wecken Men. Dabei ist ihm folgende vieffagecke
Aeußerung entschlüpft: Mit einem zehnten T«A 'der -unlängst zur
Verteilung gelangten Profite in Her TextilickMrie wären alle
ÄrbSitslose'r während der gegenwärtigen Krise vollstäckig. versorgt!
Der englische Hanbelsminiister eMär-ts gestgenKich einer
SLeuerdeba-tte ldaß die enM-chen T-eMckMviKm in Hon Nähren
Nach -dem 'Wafsenstillstack mehr veridient Hobels wie feit ihrem Ne-
stchen W-chaupt! /
Ans 'der ernow 'Seite: riesige Profite -die teilweise unter den
Mionärm vertM, teilweise in den Reserven der IckUstrieunterneh-
mnNgen angelegt werden. Auf Her ackeren 'Seite: Einschränkung
dr Prckukl'ivn, Entlassung der Arbeiter ober 'Verkürzung der Ar-
beitszeit mit herabgesetzten Löhnen, Maid, wie in Zeiten Her Krise,
die Profite wogen des Preisabbaues .gefährdet «Meinen.
Dieser bchchäme-ck-e Zustand en-Hprichit Hom erwachten SMst-
dewußksein ber AvbeiteHchcht nicht mehr.
So wurde in Has Programm Her e ngl isch«n ArHeiler-
p a rt e i (LaLom-Pa-rty) die Fockeru-ng «ufgenommsn: eine In-
dustrie solle ihre Arbeiter nck Angestellten -unter 'allen Umstä-nden
also auch Zu Zeiten Her ArbeitÄosig-keit oder verkürzter Arbeitszeit
erhalten! Wenn diese Verpflichtung einmal fesitzeilogt ist, Hann Mrd
der Kapitalist die Prckuktion nicht so leicht einßchränken, Mach er
den Profit nicht auf 'der Höhe zu erhalten verm-a-g!
Der groß« amerikanische Gelehrte und G-eseilschaftssorscher
Henry George -hat eine begeisterte Propaganda für seine Idee
mngslestet, als GruMage für Has Staatsbudget eine „einzige
Steuer" zur Besteuerung Her Gruckrentsn zu schaffen. Danach soll
der Boiden nach feinem Wert einMchätzt wecken und 'die Eigen-
tümer sollen Hrtsellven Steuern bezahlen,, gleichviel, o'b sie ihren Bo-
den mit großem Nutzen bebauen und bearbeiten, vidier ob ste in brach
liegen lasten. Da wirb ein jeder Besitzer trachten, seinen Boden so
.gut wie möglich auszunützen, ihn zu bearbeiten oder ackeren Per-
sonen zu 'überlasten, welche in der Lage fick, 'denselben nutzbringeck
ausWwevten
Ein Ähnlicher Gedanke liegt der Forderung der britischen Ar»
-deiterpartei z-ugrucke. Die Industrie soll die Arbeitslöhne bezahlen,
ck sie voll ackertet oder vH ste stMstcht! In diesem 'Falle wurden
sich die Unternehmer Nicht so leicht enHchKetzen, 'ihre Beiriede zu
sperren ober einzuschränken; ste würden 'sich lieber «mit' geringerem
Gewinn HegnÄgon. Für den Fehlbetrag sdllen, 'wenn no-Lveckig,
die gewaltige Reservefonds der Gesellschaften heraNgszogen wecken.
Es wäre eine 'schwierige Aufgabe,, zu unteüsuche-m 'inwiefern bei
bestehender k a p i l a l i ffli f ch e r Prvvu k.t i-o n sw e i s e bisse
Forderung -burchtzuführen sei uck wo die Grenzen ihrer Durchs-üho-
barkcst liegen. Es soll nur auf den großen Widerspruch hrngswieson
'wecken, welcher in den enormen Gewinnen der Konjunkturperiode
und der erbarmungslosen Entlassung der Arbeiter zutage tritt.
Der G ild e ns o z s a l i s m u s, welcher die industrielle Selbst-
vevwaltung anstredt, wonach die Produktion innerhalb eines Indw-
ftrieIweiges ausschließlich den Ackeitecken in-ber bstvchsecken In-
dustrie obliegt, W auch das Problem der lArboitslüfWeit. Die ein-
zelne Industrie, als eine .geschlossene Einheit, must, für die Versor-
; gung aller in Idor Industrie Ackeitecken — falls ste .ohne Berfchul'-
--den arbeitslos sind —- aufkommen. Die anfänBchen Vechrche des
'englischen EildeNfozialismus 'süßen- bereits auf diesem Gruübge'daw'
len. So 'hat -z. B. Re Baugilde, welche WohrchäUser -Av. zu
.'öffentlichen Zwecken herstellt, ihren MiWisdern gegenüber idle Ber-
Mchtung übernommen, ste auch im 'Falle einer zeitweiligen Ackeits-
.i-ojigkeit zu unterhalten. Aüf derfckben GruMage verhandeln jetzt
die Dock- und Hafen« r b e iter zur Schaffung einer 'Ackeits-
-giöde.
Ihr soziaWif'chön Skaaiswes-en gilt das Prinzip: Jedem nach
seinen Bedürfnissen! Das R e ch t zur Arbeit sicht einem jeden Ar-
beiter ebenso zu. wie er andererseits zur Arbeit im gemeinsamen
Interesse verpflichtet -ist..
Die FinanzkommUion des Völkerbundes, welche im
Heckst vorigen Jahres in Brüssel tagte, faßte sine Resolution g e-
gen die U n t e r ft A tz u n g 'd e r Arbeitslose n. Sie be-
hauptete, durch die HUfelMuttg Würden -die Arbeiter verwöhnt und
enkvöhnten sich 'der Arbeit. Daß 'die Arbe-i-bs-lbstg-keit ohne Ver-
schicken der Arbeiter erfolgte, 'davon sprach Reser „Völkerbund"
ebensowenig, wie er keinen Protest gegen die durch die Änterckhme.r
erzielten gewaUigch Profite erhob.
Dor neue uni) wirkliche VAkeckuck, der an Stelle 'des gegen-
wärtigen kapitalistischen Völkerbundes zustande kommen und 'die ar-
beitenden Massen der Welt verernGen soll, wind bas uckchchranAe
Recht zur Ackeir einem jeden 'Anbester Zuerkennen uck wirid. Hie Ge-
.'meistschaft verpflichten, für^bie stntechaltung Mx 'Arbeiter — wem»
.-sie auch zsikwei-l'ig ohne BcfchWi'Wng fick, was übrigens 'bei -gersgek--
ter ° Prbdu-kfton unw-ahrschsinii'ch P — »u 'sorgen. <».)
°») Bgl. „Volkszeitung." vom Sa-Mstag, Len 8. uck Fre-itr.g, He«
14. Januar . , '

Politische Ueberstcht.
Die Aufgaben der Pariser Konferenz.
Paris, 24. Ian. Die interalliierte Kocherenz HM gestern
vormittag 11 Uhr im llhrensaal.bes Ministeriums des Ac-üßern. wo
f am 10. Januar v. I. die RaMAierung des Versailler Bcr.rLg:-: auZ-
getauscht wurde, ihre» Anfang. Die erste Sitzung wirb jedenfalls

LrmdLagZWahlsrr in Lippe.
Detmold, 24. Ja«. Boi den Wahlen zum lipplschen
Landtag wurden abgegeben für M DeulschnationKien 17 600
(bei dm letzten Reichstagswahlen 18 000) Stdmnsn, für die Deut-
sche BMsMrte'i 15.200 (18 000), D«okrOen 8800 (8600), Gewert-
schaftsbmK 4400, M.ehrHsLtssziichlidsMstr.ÄLen 25 400
(23 iM), llnabhängige SoNaldemokraken 2400 (6000), KommMisten
3400. Rach öieseM Ergebnis ist die bisher im KppHchen Landtag
HOchende sozialistische Mehrheit gebrochen. Bon
Hen 21 Wgeordntzteu entfasten 7 auf die SsP.D., D.D.P, 2.
D.N. 5, D.V.P. 4, G.B. 1, K.PD.1, ll.S.P. 0 Sitze. Ein Man-
dat steht «och aus, bis Ke Ergebnisse der brWichsn Wcchl, die zum
ersten Mals in Deutschlack M Lippe eiugesührt worden ist, morgen
bekanntgegeben wird. Die Unabhängigen gehen mackatlos aus.
Sie verlown ihre Stimmen grösstenteils an bis Kommunisten.
WirLschastlichs MaßmahmeR dss Schwsiz.
Bern, 24. Jan. Der Buckesrat hat heute Iden Beschluß
Maßt, in der 'Frage der Eiufuh rb >ef chr ä n k u n g e n und
Zollerh ö hu »gen. Er beantragt b« der Bundesversammlung,
ihn zu ennächtigen, prüviforffche Beschränkungen in ber Waren-
einfuhr voMnchkne-n. Ferner ersucht Her Buckesrat um die weitere
Ermächtigung, ZollechÄMngen Hurchtz'uIfBhren. Beide Anträge haben
den Zweck, Hie ÄrcheÄnHche Inbustrie in .ihrer gsgenwärtigen Krise
nach Mögöichkeit W schützen uck ber 'AckeAslofiBeit entgegenW-
tret-en. Dabe-i sollen grundsätzkich von der Einfuhrbeschränkung und-
ber Zollechibhung möglichst wenige Waren betrüsfeM wecken und es
Men vor allen Dingen LebensmstSsi! von -diesen Maßnahmen aus-
-genommen. werben. Die Anträge fick in die Form «mss brinKchen
Buckeslbchchöuffes gekleidet.

auf die Prüfung der Frage Her Entwaffnung Deuischlacks verwen-
det und die alliierten mM'ärifHen Sachv-erftäckigen schünen nunmehr
Aber eine Lösung einig Zu sein, 'die feine VerMchtungen
gemäß 'dem 'Mkommen von S p a zu erfüllen. Uebritzens wirb Hie
MMMtz .chM« genaue. AckfDruna zu
wachen haben. Dieser Punlkt wird also die Arbeit des Obersten
Rates nicht länger als für -eine Sitzung in AiHpruch nehmen, sodaß
biche lMgUch die von ben miUtärischen Sachve-üstäMgen ausgeacker-
tetsn Pläne gv'tzeheißen haben wird.
Alsdann wecke er sich aller Wahrscheinlichkeit na-ch in der
Frage der K oh lenl'i.efe r-u.ng befastsn, weil bekanntlich bas he--
BBche Abkommen von Spa am 3.1. Januar MäuW und -es sich für
'die Alliierten .cmpfi-chW, bis dähin neue EnHcheVungen getroffen zu
haben, die DeuHHlack zu geeigneter Zeit mstgetM weüden Eö nuten.
In den folgecken Sitzungen wirb Her Rat bie H a u p t f -r a g eder
R e p -a r a -t i o n anschneiden.
Havas meint, die An'wchsnheit Leon Bourgeois auf Her
Konferenz lasse darauf schließen, daß die Vorrechte bes Wiedergut-
machungsausschusses volkstäckig aufrecht erhalten wVrben uck die-
sem Aufgabe belassen bleche, den gesamten Reparatiowsbetrag sest-
zusstzen, der -von Deutfchlack am 1. Mai 1921 geschuldet würbe.
Wenn schließlich von den Alliierten eine PauschaHwmme angenom-
men werden sollte, liege Grack vor, aiMn-chinen, daß bisse Lösung
vor ber endgültigen Festsetzung des Guchabeu «der Alliierten einire-
ten werbe. Hingegen scheint es, baß -man sowohl auf frantzbstscher
wie englischer Seite W eine Zahlung in Bar bber in Warsn für
eine vvckäuftge Zeitspanne von fünf Jahren sei, ohne jedoch
Hie in Berl i n aüfgOMen Beb i n g u nge n anzunchmen, wie
Abschaffung Her Abstimmung in Oberschlefi-en, Aurückgcke eines Tei-
les 'der Handelsflotte, Verringerung der Bsfatzungskoisten uck Ge-
währung der Hackelsfreihei-t.
Der Oberste Rat wick sich alsdann mit ber ßo bedrückten f i -
.nanziellen Lage Oesterreichs befassen uck 'Mit den
Möglichkeiten, ihr abzuhelfen.
Havas fügt hinzu, daß bas erste Zusammentreffen Mischen
Brianb und Lloyd George besonders h e r.z l i ch gewesen
s«ei und ein günstiges Licht auf den Verlauf der Verhandlungen
werfe. Beide Mmistevpräfidenten hätten sich gegenseitig verspro-
chen, alles anfsckieten, daMit Ne Konferenz im 'gemeinsam-en Inter-
este der Heiden verbücketen Nationen, sowie zur Wiederherstellung
des Friedens in der Welt gleich günstige Ergebnisse zeitigen. Darauf
hätten die zwei franzöMchen uck. englischen Staatsmänner einen
vorläufigen Meinungsaustausch über -bas Arbeitsprogramm des
Obersten Rates begonnen.
Die EntwaffMngsfrage Deutschlands.
Paris, 24. Jan. Das am 'Mock ausgegeb-sne offizielle
KomMumgue hat folgenden Wortlaut: In einer Sitzung, die von
4 bis 7 Uhr nachmittags 'dauerte, hat die Konferenz die Beratung
der En Lw a ffungsfrage D eutschlanb s fortgeisetzt. Sie
hat entschieden., daß die Sachverständ-igen Wir Heer, Marine und
LuftschGalhrt sich morgen vormittag unter dem Vorsitz von Mar-
schall FoH zusammeNflnben sollen-, um die Maßnahmen festzulegen,
die durch Deutschlack getroffen wecken sollen, um die völlige Aus-
führung der FrickenÄvertragsklausoln betreffend die Entwaffnung
durchsuDyren. Die Sachvctstäckigen sollen, der Konferenz alsdann
berichten: In der morgen vormittag staWndecken Sitzung wird
zunächst über die Lage in Oesterreich gchprochen. Ackann wird m
eine Prüfung der griechischen und der Orienffrage eingetreten.
Eine Erklärung des AußenmiMers Dr. Simvck über die
Reparativnsfrage.
Berlin, 24. Jan. Im Hauptausschuß des Reichstags gab
Reichs-minister Dr. Simons einen UeboMick Mer die bisherigen Nrr«
haMungen unld 'die Erücktz, die für «ein Eingehen auf den- Vor-
jchlag einer Festsetzung von Annuitäten für tünf
Jahre maßgebeck gewesen feien. Auf die Festfetzung der Grsamt-
fchulbsMiMe, die Deutschland nach dem Friüdensvertrag bis zum.
1. Mn" ' l '-.-eck.. ."'cke, wecken "'len
können, wenn wir uns vorher mit ben GeMer» über die Lckuchle-

rungen der uns aüftrlegtsn Lasten v-erständrgt habe werden, über Ke
wir in Brüste zu vechackvl-n begannen. Komme es nicht zu einer
Verständigung Aber die bekannten Voraussetzungen unserer Leistungs-
fähi'Akest unjv! über die Methode der Leistungen, so mW» es bei der
Festsetzung der Gesamtschuld zum 1. Mai sein Bewenden haben.
Ach der ackeren Seite dürfe die Regierung nichts versäumen, was
der AusaUMonacheit mit den bisherigen Gegnern zur gen-.-.flamen
'M-edechörlstÄlung der europäischen Finanz- unh Wirt'ch.-'iskreft
dienlich fein könnte. Sie müsse ebenso wie ihre Gegner sich durch,-
bringen lassen von dem B e w u tz t f e i n d e r-I «ter esse >if o'i-
Har-ilät.
Zur Lage in Oberschlesien.
Breslau, 24. Jan. Gegenüber MarmmMungen übe: pol-
nische TvuppenansammlUngen an der schlesischen Grenze, einerBe-
d'whung Breslaus durch die Polen und ähnliche Nachrichten wen-
det sich der französische Konsul für Echl-efien in einer Un-
terredung mit der hiesigem MiAümvkachchm.„BMswacht". Er
hätte über -die Beunruhigung der deutschen B-ev-Werung nach Paris
berichtet -uck soeben eine Information B r i a n d s erhalten, s-e an-
fcheinenb aüf Berichten der franMifchen MilitarmiMsnen in Polen
beruhe. An der mittel- uck dep n-iederschlLfischen Grenze ständen
zur Zeit überhaupt keine polnischen Truppen, in Posen ausschließ-
lich posensche Truppen in der dauernd üblichen Stärke. Die pol-
nischen Truppen an der vberfchlsstfchen Grenze bildeten zur Ze t nichr
eine gchchloffenc Division. Die Berichte der franzöfstchr« Miliiar-
M-Won ließen durchaus nicht auf die Absicht Polens schließen, Ver-
stSÄMtzm Zu schicken. — Das sozialdc-mbkratifche Blatt gibt diese
Informationen mit allem Vorbehalt «Mer uck betont, jsdensolis
sei daraus zu erkennen, daß die französische R-egierung aus Brücken
ihrer internationalen Politik solche polnische Triuppenan.sammlung.en
auch ihrerseits als beunruhigend arischen würde.
L-eber die Gestaltung -der Ein re i'sev e r'h äl t n i j s c bis
zur Msi'dmnwng leiste der Konsul mit, daß tcWch ruck 500 bs
600 Visa .Meist würden uck daß etwa Hie HäWe gebuhren'.-ri jei.
'Die von verschiedenen Blättern gsinekbete Beschränlkung bzw Dn-
IstÄA'ng aller Einreiseerlaubnisse für NichtstiuMibevechligte werbe
etwa acht .Tgue -vor dem MstsmmuNgstcrmin stattflcken. Die Dauer
der Visa sei NWH von Kwe-i Monaten -aüf einen Monat herabge-
setzt -worden, da mit Hem -MUmmungstermd» bereits in der e r st e n
M ä rzhäl'fte gerechnet wür". Der .endgüUgie Termin flehe
noch nicht fest.

Deutscher Reichstag.
. (Eigener Bericht.)
B e r l i n, 24. Januar.
Am Montag wurde die Sitzung des Reichstags mit Her Rus-'
s e ni n ke r p e ll a tio n ausgeslKst, ohne -da'ß irgend etwas Neues
gesagt Wecken 'konnte. Es blich bei dem Eindruck, der schon in der
vorigen Woche fMtack. Die drei soziaWischen Parteien verlangen
die. Wiederaufnahme der diplomatischen uck wirtschaftlichen Be-
ZichunFen zu RuU'ack. Die Reichsregierung zeigt ein Stück guten
Willens, aber sie wird von formalen, aber wM 'm-ch-r von kapita-
Wischen Bedenken gchi-nd-ert, diese Frage mit der Entschied-enheit
-er Lösung näheMbringen, als cs WlünUhrnLoM wäre. Ein.en leb-
haften Ton brachte die Kommunistin Mara Zetkin, in die Aus-
einandersetzung. Sie känzelte -je Unabhängigen mit Ledebour an
der .Spitz« nach Noten ab. All die Säcken, die Hie U.S.P. uns
(den Sozialdemokraten) wegen -er angeblichen VernaMässigung
RuWacks vorgsworfen haben, wurden nun den Un-Mhängigen sel-
ber angekreid-st. Die Ü.S.P. wandte sich mst maffchen Kwischen-
rufen gegen die AttMgsriu, die von dem Unabhängigen Henke sogar
den"Zwischenruf „Unverfchämcheit" .entgegennchmen mußte. Es war
-ein pe-ickicher Eindruck, die greise Frau so von verletzenden Zwischen-
rufen ihrer bisherigen Freunde überschüttet Zu schm. FreKch st
Fvau Z-eKin so kampseÄustig, Hatz sie am 'l-Wsten sehen möchte, Hie
deutschen Arbeiter verbücketen sich mit den Rusten zu einem g r -
m e i n s a -m -e n Mass e n g a n g g e g « n das E n t e n t e k a p e.
kal. 'Es weckte stürmstchen Beifall auf -er Rechten des HauZrs,
als die Ko-MmunPe'nfü'hrerm sich leidenfchasSch gegen die „pazifisti-
scheu Ohnw.achtsanfälle" waNdte. Pazifistische Gesinnung fft eine
Her größten Schmähungen, bie Her Kommunismus den UnL'hängigcn
vorwiüst. Die MoskaupilOerm -entwaflf dann ein.Bild.Dsn- den
ZüstäNden -im Innern Rußlands, bas bei aller politischen Begeiste-
rung Klara Zetkins noch -düster genug auchallen muhte. Diese alte
KomMmHlrHNrkrin ist cbem im Gegechatz Zu den Dntzendagita-
Lsren -eine Frau von WahrheitsKebe. Sie such-e nicht zu ver-
tuschen. B r c i -t s ch e i d, der für 'die Unabhängigen Has Schluß-
wort sprach, hatte die Aufgabe, einige -er schäHstm Angr-fffe Klara
Zetkins zu quittieren. Er wußte das mit rednerischem Geschick zu
tuns bas ihn ja auszeichnet. Schließlich erwarb er sich noch ein
ungewolltes Verdienst. Er lockte nämlich -*n früheren deutschen
Gesandten in Mexiko, -en fetzigen voUsparteilichen Mgesrbneten
v. Kemnitz, -er in der DebaLte sine -im. höchstGrade unbedeutende
Rede -gchalten hatte, zu einer persönlichen Äonievkuns auf den Plan.
Dieser -v. Kemnitz 'spiest in der Geschichte des WeWrieges als der
GipssMM emos u-itsähigen Diplomaten «ine Rolle. Er ist der
Verfasser der berüchtigten in die Hände -der Vereinigten Staaten
Wfallcnsn dK-exilvdepe'schen, die Mexiko unter lächerlichen Verspre-
ch igcn in de? Kr.ea g"gen de V<>re!wgden St-'atu ''rn A d-
amerstä hatte locken wollen. Nuu stand dieser einstige kaiserl'che
Diplomat vor der erbarmungslosen Kritik des bemischm RoichslagL
Es war fürckie 'Ikügeorbneten Her Linken eine lustige V-'erscl-
stünde, für seine GrckkKon aber uck. Hie -kaiserliche Regierung, sie
-einen Mch-en politischen Kulippol in <i«e Diplomatie schickte, eine
Bloszstcllrm-g allerersten Ranges. Der in seiner politischen, Ve-
schränAheit HMflose Mann em'festafte Stürme von Heiterkeit, wl- sie
nur'festen bas Haus burchtcste-n, idabei begriff er überhaupt n cht,
. k. ' "isch '' ' ''iktierte - '' ^daNkeniosig-
' Seit -en Stenographen. Immer Wicker überKnte ihn das Gelächter
 
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