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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 81 - Nr. 90 (8. April - 19. April)
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>ann auseinander, daß die Bes
Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort am

Laßiszeiirmg für Sie rperttLtigrBevölkeruns der Amtsbr-ir-e Heidelbers, Mesroch, Sinsheim, Sppis-s«, SSerSach-. Mosbach, Buchen, Adelsheim, BoxSers
TsMsrbischsfshsiM uuö WsttHeim.

HsiKMsrg, Wöttsisg, -IS. UpM M21
M. ss » 3» IaHrsauZ

Ws blsibLn Ne deMMmr GegKttVsrfch?KgL?
Zuspitzung der Lage. -- - Zugriff aus den Goldbestand der
Reichsbank. — Derftmr Gehsimdipivmaiie.
Berlin, 18. April. Wie wir erfahren, wurde von der
Aeparationsiommiffio» an de« Vorsitzenden der deutschen Kriegs-
lastenkoW-risfion mündlich dir Aufforderung gerichtet, die Gslb-
hssicmde der Reichsbarü und der übrigen deutschen Notenbanken
bis zum 1. Mai nach Plätzen rm besetzten Gebiet, etwa Köln ober
Koblenz, Lberzuführen. Dis Maßnahme soll sine Sicherheit für
die deutschen Leistungen auch nach dem 1. Mai sein. Die deutsche
Regierung soll sich verpflichten, daß ohne Zustimmung sder Rexa-
raliMskomMiWon über.dieses .Gold zur Befriedigung anderer-
Gläubiger nicht verfügt wird. Ms schriftliche UeberMiülttg
dieser Anfsorderung steht noch aus. Is-snfalls darf schon setzt
kein Zweifel darüber gelassen Werden, daß hier eine Forderung
vsrliegen würde, der von deutscher Seite unter keinen Umständen
entsprochen werde» kann.
Jetzt sollen also auch noch die 1,8 Milliarden Gold der Reichs-
bank zur Zahlung der Entschädigung herhalten. Bereits Keynes
hat in seinem bekannten Buch über den Friedensvertrag darauf hin-
gewiesen, daß ein Zugriff auf den Goldbestand der Reichsbank, der
schon an sich durch den Krieg und die Zahlungsverpflichtungen ans
Ausland stark zusammengeschmvlzen ist, für die deutsche Valuta,
den Kredit und damit die gesamte Wirtschaft von geradezu kata-
strophaler Wirkung wäre. Wir werden uns also im Interesse der
Entente mit allen Mitteln gegen dieses Anfinnen wehren müssen.
Was geschieht nun von der 'Reichsregierung, um in irgend
einer Form aus der Sackgasse der Londoner Konferenz herauszu-
geraten? Zunächst hat sie wieder einmal einen n e u e n P rote st
verfaßt — unsere gesamte Außenpolitik scheint allmählich überhaupt
nur noch in Protesten zu bestehen — und zwar diesmal gegen das
neue Zollregime im Rheinland.
Berlin, 19. April. (Priv.-Tel.) Die deutsche Friedens-
delegation hat der Botschasterkvnferenz sowie den Regierungen
in London, Paris, Brüssel stnd Rom,eine Note überreicht, in der
es heißt: Die Einführung des neuen Zollregimes im Rheinland
stellt eine neue flagrante Verletzung des Vertrages von Versailles
und des Rheinlandabkommens dar. Daß sie nichts mit der Wah-
rung der wirtschaftlichen Interessen der dortigen 'Bevölkerung zu
tun hat, geht aus den täglich einlaufenden Protesten derselben
hervor. Besonders aber muß gegen die Requirierung der Dienst-
leistungen deutscher Beamten für das französische Zollregime
Verwahrung eingelegt werden.
Von Tag zu Tag spitzt sich die Situation immer mehr zu und
vergebens warten wir auf eins großzügige Initiative des Außen-
ministers und der Reichsregierung. Immer noch beliebt man in
Berlin die Fortsetzung der alten gcheimdiplomatischen Methoden,
gegen die wir schon so ost, leider vergebens, protestiert haben. So
erführt man denn jetzt wieder, daß Dr. Simons die neuen deutschen
Vorschläge der amerikanischen Regierung zur Aeußeruug unter-
breitet hak, und zwar auf dem Weg über eine angesehene neutrale
Macht, die wohl der Papst in Rom sein dürste. (!) lieber den In-
halt dieser Vorschläge erfahren wir Näheres durch folgende Mel-
dung, die wir aber mit allem Vorbehalt wiedergeben:
Brüssel, 18. April. Ein Bericht an die Presse (von
wem? Die Red.) teilt mit, daß die neue deutsche Roke die fol-
gende« Punkte enthält: 1. Einen Entwurf für den Wiederaufbau
der verwüsteten Gebiete, 2. Uebemahme eines Teiles der «Li-
ierten Schulden an Amerika, 3. eine Teilnahme der deutsche»
Industrie, die vermutlich 3V Prozent des jeweiligen Kapitals
betragen wirb, in der Form von privilegierten Aktien, dis vor
allen anderen Aktien den Vorzug haben.
Daß wir uns von dieser geheimen Bermittlungsdiplomatie
nichts versprechen, haben wir seit Wochen dargelegt; sie schadet uns
nur gerade bei den.Mächten, mit welchen in erster Linie eine Ver-
ständigung nvttut. Vor allem aber müssen wir auch heute wieder
mit allem Nachdruck fordern, daß endlich einmal der Reichstag und
die deutsche Oeffentlichkeit über die Absichten der deutschen Regie-
rung klipp und klar unterrichtet werden. Damit wir nicht wieder in
den 1. Mai hineinschlittern, wie wir 1914 in den Weltkrieg hinein-
geschlittert sind.

Folge hatten, die für die Fabriken des Herrn Gtinnes einschließlich
seiner Unternehmungen in Steiermark, bestimmt sind. Äm 11.
März erörterte Herr Loucheur bereits mit den österreichischen Mi-
nistern sein Programm für den Wiederaufbau Oesterreichs und am
12. unterwirft Oesterreich seine Finanzen der Kontrolle der Alli-
ierten.
Hiermit ist die deutsche Konkurrenz für alle Kon-
zessionen und öffentlichen Arbeiten in Oesterreich ausge-
schaltet. Herr Loucheur kehrt befriedigt nach Paris zurück, und
Hugo Sünnes ist gezüchtigt. Sehr klar zeigt dann Delaisi, daß
bei dem ganzen Vorgang lediglich England gewonnen habe,
während Frankreich aus den Sanktionen keinen Nutzen ziehe, und
daß dieser ganze Komplex der Verfolgung finanzwirtschaftlicher
Sonderinteressen auf der Londoner Konferenz lediglich dazu geführt
habe, statt der verwüsteten Gebiets in Frankreich Oesterreich-Ungarn
wiederherzustellen.
Das letztere darf man füglich bezweifeln. Sonst aber erhalten
wir durch diesen Artikel einen Einblick in jenes kapitalistische Inter-
essenspiel, das gerade die Wiederausbaufrage so kompliziert gemacht
hat. Die Privatinteressen sind stärker als die Lebensinteressen der
Völker. Die Staatsmänner erscheinen als Marionetten, die all
den Drähten tanzen, die die Kapitalmagnaten ziehen. Und wäh-
rend sich die Herren der Wirtschaft immer mehr bereichern, Hausen
im französischen Wiederausbaugebiet die Opfer des imperialistischen
Krieges in elenden Baracken und feiern in Deutschland tausende
Bauarbeiter, die bereit wären, diese Baracken durch wohnliche
Häuser zu ersetzen. Und es kann noch ärger kommen: die kapita--
lisüschen Interessengegensätze können den neuen Verständigungs-
versuch wieder vereiteln und damit nicht das deutsche, sondern alle
Völker in eine neue Katastrophe stürzen. Das ist — kapita
listische Ordnung!

Mischen Geschäftsleuten eine wahre Wut. Also die deutsche In-
dustrie sollte in Steiermark das Eisenerz wiederfinden, das man
ihr in Lothringen genommen hatte! Run sollte Herr Sünnes für
seine Kühnheit bestraft werden.
In dein Artikel wird alsdann die Einwirkung Louchems auf
den Gang der Verhandlungen in London geschildert. Lloyd
George, der bereits vom englischen Botschafter in Berlin orien-
tiert war, gab sich klugerweise den Anschein, daß er sich erst allmäh-
lich der Beredsamkeit Briands füge. Die Ungeschicklichkeit des Herrn
Simons erleichterte Lloyd George die Aufgabe, und so wurden
die deutschen Vorschläge zurückgewiesen.
Als Dr. Simons die Eeydouxschen Projekte ausnahm, begab
sich Loucheur in Begleitung des Lord dMbernon und des belgischen
Delegierten Theunis zu Lloyd Georgs nach E'hequers, um die neuen
deutschen Anerbietungen zu überbringen, und wiederum war es
L buche u r , der der deutschen Delegation die Zurückweisung ihrer
Vorschläge und die Gegenvorschläge der Alliierten übermittelte, und
der auch am 7. März mit Lord d'Aberrwn die deutsche Antwort
einholte und schon, bevor er mit Herrn Driand gesprochen hatte,
den Journalisten mitteilte, „es lägen keine Tatsachen vor". Es
erfolgte dann um 4 Uhr abends die Erklärung, daß die Sanktionen
sofort verhängt würden.
Herr Delaisi setzt dann auseinander, daß die Besetzung
der Kohlenhäfen ' 7
10. März die Fesselung der Kphle.» Md des Koks zur

DeraniBsrik.: Mr innere». äu8erepoMk,Vol?SBirt'chaftnnb HeMeisn:
Dr. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und lokales:
S. Gsidek; für die Anzeizen: H.Horchlsr, sämll. in Heidelberg,
Nruckund Verla; der tknterbadiühea Aerlagsanstalt Ä. m. d.H„ Heidelberg
Geschäftsstelle: GchrSderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2S2Z,Redaktion rsis.

K«MW W « M SSL
Loucheur rmd Siimws.
In der französischen Wochenschrift „Le Progres Eivique" macht
Herr Francis Delaisi sehr beachtenswerte Mitteilungen über
die kapitalistischen Strömungen innerhalb der wirtschaftlichen In-
teressentengruppen in Frankreich und England. Seine Ausführun-
gen zeigen, welche verhängnisvolle Einwirkung die k a p r t a l i st i -
sch en Interessen weniger Besitzender auf die auswärtige Politik
der Staaten ausüben. Wir geben nachfolgend nach einem Aus-
zuge aus diesem Artikel, den die „Franks. Ztg." veröffentlicht, feine
wichtigsten Tedankeugünge nieder.
In dem Artikel, der die Ueberschrist führt: „Diejenigen, dis die
Fäden des diplomatischen Marionettentheaters in der Hand haben",
wird zunächst eine Schilderung des Werdeganges von Hugo SLin'°
»es gegeben und ihm das Bild des Herrn Loucheur gegenüber-
gestellt. Vor dem Krieg, so heißt es, war Herr L. Loucheur
ein Industrieller zweiten Ranges, der sich dann durch Knegsüefe-
rungen bereicherte, meisterhaft die Märkte ausnützts und schließlich
mit Hilfe der „Societe Generals d'Entreprises" die bedeutendsten
und verschiedensten Geschäfte äusführte. Genau so wie sein deut-
sches Gegenstück interessierte er sich für dis Presse („Petit Journal",
„Paris-Midi"). Er war Deputierter, Kommissions-Berichterstatter,
Minister der befreiten Gebiets, Rüstungsminister, Minister des in-
dustriellen Wiederaufbaues und endlich offizieller Delegierter zur
Londoner Konferenz. Den Deutschen erschien er als dereigent -
liche Führer der französischen Politik. /Denn wir unseren
Sünnes haben, so hobt ihr euren Loucheur", sagen sie gern. „Das
zeigt", so fügt Herr Delaisi mit Ironie hinzu, „daß die Deutschen
nichts von unserer demokratischen Psychologie verstehen". Im wei-
teren schildert der Artikel die ersten Versuche zwischen Sünnes und
Loucheur, das Wiederaufbau-Werk in Frankreich gemeinschaftlich
in die Hand zu nehmen, ein Vorhaben, dem der „Temps" Zunächst
recht freundlich gegenüberstand. Nach diesem Plane sollten die
Deutschen Materialien, Arbeitskräfte, Maschinen nur foweit liefern,
als dadurch die französische Industrie nicht beeinträchtigt wurde
Herr Charles Laurent. Präsident der „Union des Indu-
stries Metallurgiques et Mknkrres" und Präsident des Ausschusses
zur Wiederbelebung der industriellen 'Tätigkeit in den zerstörten
Gebieten", war inzwischen zum Botschafter Frankreichs in Berlin
ernannt worden. Er galt als Anhänger der Sünnes-Locheur-Pläne.
- Diese Pläne haben jedoch nicht im Interesse Eng-
lands gelegen. Eines der Hauptkriegsziele Englands wäre es
gewesen, die deutsche Schwerindustrie vom Weltmarkt zu verdrängen
und jetzt hätte England durchaus nicht den Wunsch, an Stelle der
deutschen eine mächtige französische Metallindustrie entstehen
zu sehen. Für England böte es die beste Garantie dafür, daß auf
dem Kontinent keine industrielle Konkurrenz entstehe, wenn es ge-
länge, auf der einen Seite der Grenze die Koks, und auf der ande-
ren/ die 'Mineralien zu konzentrieren und zu verhindern, daß sich
beide verbinden. Jeder Plan also, der eine V e rst ä n d i g u n g
der deutschen und französischen Gruppe bringt, erschiene wie eine
Gefahr, die vermieden werden müßte.
Nun trat Lord d'A bernon in Wirksamkeit. Als Vertre-
ter bei der türkischen Schuld und einstiger Direktor der vttomanischen
Bank besaß er eine genaue Kenntnis der deutschen Finanz-Metho-
den und der Wirtschaftslage Zentralsuropas. Er erkanyte sofort,
daß die Donaustaaten nicht ohne die Schaffung einer wirtschaftlichen
Zusammenarbeit leben könnten, und daß der Schlüssel hierzu in
der Wkedergesundung Oesterreichs liege. Für diese Pläne
wurd im März 1920 eine Kombination der mächtigsten engli-
schen Banken gegründet. Aber Creusot hatte sich bereits
der Skoda-Wreke in Böhmen bemächtigt, und französische Finanz-
männer unterhandelten mit Ungarn, um dort die Kontrolle der
Eisenbahnen usw. zu erlangen. Nun begann der Kampf. Von
dem Augenblick an, wo Herr Laurent mit seinem „Comite des For-
ges" einer Zusammenarbeit mit den Deutschen zuzuneigen schien,
näherten sich die Engländer der Gruppe Loucheur. Um
aber dis Gruppe Loucheur Dazu zu bringen, die Süunespläne zu
bekämpfen, mutzte man ihr eine Kompensation anbieten. Die Lou-
cheur-'Gruppe mit der „Societe Generale d'Entreprises" hatte vor
dem Kriege einige Konzessionen in der Habsburgischen Monarchie
erhalten, die sie nun bei dem niedrigen Stand der Kronen besonders
gern ausnützen wollte. 'Das englische Konsortium gab seinerseits
zu verstehen', daß es gern französische Industrielle in seiner Körper-
schaft aufnehmen würde. Herr L s u cheur unterbreitete daher im
vergangenen Februar der Pariser Konferenz einen Bericht über
dis finanzielle WiederaufrichLung Oesterreichs. Es
sollte eine Gesellschaft mit einem Anfangskapital von 200 Millionen
Franken gegründet werden, bei der englische, französische, italienische
und amerikanische Unternehmungen zu gleichen Teilen interessiert
würden. Hiermit ergriffen also die Finanzmänner der Entente Be-
sitz von allen öffentlichen und privaten Quellen eines Landes, dessen
industrieller Apparat im großen und ganzen intakt ist. Das Ver-
lockende dieses Planes verleitete zahlreiche französische Fipanzmän-
ner, sich von dem Stinn es-Projekt abzuwenden, und
es war selbst die Rede davon, daß der Botschafter Laurent abbe-
rufen würde.
Aber auch Herr Sünnes blieb mchi untätig. Als er sein fran-..
zö-sisch-deutsches Projekt scheitern sah, ging er auch nach Oesterreich.
Steiermark besitzt reiche Eisenminen und Hochofen., dis aber wegen
Kohienmangel gelöscht werden mutzten. 'Essgenügte also, ihnen
Ruhrkohle zu schicken, um sie wieder in Betrieb zu bringen, womit
reicher Nutzen erzielt werden konnte. Vor einigen Wochen erfuhr
man, daß dieser kühne Geschäftsmann von einer italienischen Gruvpe
250 000 Aktien der Alpinen MonLan-Gesellfchaft, der wichtigsten
Eisenerzgesellschaft in Steiermark und zwei metallurgische Fabriken
in Gräz und Triest gekauft habe. Außerdem verpflichtete er sich
-er Alpinen Montan-Gessllschaft täglich 120 Waggon Ruhrkohle
zu liefern- Dieses Vorgehen erweckte bei den englischen und fran-

Politische Ueberstcht.
Die KmrfEttA der ErnähruRgsminiftex.
Weiterer Abbau der Zwangswirtschaft.
Bremen, 18. April. Die Konferenz der Ernährungsnu-
nister, die in Bremen unter dem Vorsitz des Reichsministers Dr.
. Hermes zusammentrat, beschäftigte sich eingehend mit der Milche
bewirtschastung. Die Aussprache ergab die Uebereinstimmung, daß
die bisherige Form der Bewirtschaftung nicht aufrschterhalten wer-
den kann. Als das Ergebnis der Verhandlungen über die neuen
Wege, die. nunmehr zu beschreiten sind, ist folgendes festzustellen:
Die Konferenz ist in ihrer weitaus überwiegenden Mehrheit grund-
sätzlich der Meinung, daß die Erfassung von Milch und Butter
im Wege des öffentlichen Zwanges möglichst bald restlos aufgehoben
wird. Zur Erleichterung der Umstellung sollen die Länder mit Zu-
stimmung des Reichs-Ministers der Ernährung und der Landwirt-
schaft für eine beschränkte Uebergangszeit ermächtigt werden, auf
Grund vorangegangener Verhandlungen mit den etwa beteiligten
Nachbarländern, vorübergehend besondere Bewirtschaftungsbestim-
mungen zu erlassen. Dir bisherigen Milchlieferungsbeziehungen
sollen dabei aufrechterhalten werden. Die bisherigen Beschränkun-
gen für den Milchverbrauch in gewerblichen Betrieben einschließlich
der Gastwirtschaften sollen weiter gelten. Den Kommunalverbäir-
den und Gemeinden verbleibt die Berechtigung, im Interesse einer
gleichmäßigen Versorgung der Verbraucher die Milchverteilung
innerhalb ihrer Bezirke zu regeln. Bolle Einmütigkeit bestand,
Auslandsbutter und Auslandsmilch baldmöglichst für die Einfuhr
freizugeben. Die Konferenz beschäftigte sich auch mit der Frage
der Aufhebung der Verordnungen zur Regelung des Fremdenver-
kehrs. Auf Grund der Anordnung des Reichsministers der Er-
nährung und Landwirtschaft sowie des Reichsarbeitsministers vom
23. 7. 19 betreffend Zuzug von Ortsfremden und Flüchtlingen er-
ließen die meisten Landesregierungen, in deren Bezirken ein erheb-
licher Fremdenverkehr zu verzeichnen ist, Bestimmungen, wodurch
der Aufenthalt und die Beherbergung sowie der Zuzug Ortsfremder
in der Dauer der Zeit oder anderer Weise beschränkt wird. Es
wurde vsrgeschlagen, die maßgebende Verordnung vom 23. 7. IS
cmfzuhebsn. In der Diskussion wurde von den süddeutschen Staaten --
darauf hingewiesen, daß auch heute noch insofern erhebliche Miß-
stande vorhanden seien, als die Fremden vielfach ein der Zeitlage
und der Umgebung höchst unangemessenes Auftreten zur Schau
trügen. Der Reichsmimster für Ernährung und Landwirtschaft
empfahl, gegen ein derartiges auch von ihm gemißbilligtes Ver-
halten der Fremden, das Einschreiten au? Grund landesrechtlicher
Verordnungen und stellte fest, daß die Konferenz mit der Aufhebung
der fraglichen Reichsverordmmg einverstanden fei. Schließlich be-
schäftigte sich die Konferenz mit der Frage der Aufhebung der auf
dem Gebiets der Fleischversorgung aus der 'Kriegszeit her noch be-
stehenden gesetzlichen. Bestimmungen. Da die Voraussetzung, die
damals zu dem Erlaß der Verordnungen führte, in vielen Fällen
nicht mehr bestehe, soll z. T. ihre 'Aushebung erfolgen. Der Ort
der nächsten Konferenz der Ernährungsminister ist Stuttgart.
Die NntsiMchrmg gegem Hölz.
Berlin, 18. April. Wie die „B. Z, am Mittag" mitteilt,
wurden in den von der Polizei beschlagnahmten Koffern der Frau
Hölz sehr wichtige'Dokumente entdeckt, die für Den Gang der Unter-
suchung gegen Hölz außerordentlich belastendes Beweismaterial
darstellen. 'Auch an anderer Stelle wurde für Hölz belastendes
Material aufgefunden. Die Vernehmungen sollen solange ausge-
setzt werden, bis eine Anzahl erwarteter Zeugen in Berlin einge-
Lroffen ist, die wichtige Angaben über die Raubzüge und Erpressun-
gen des Verhafteten zu machen imstande sind. Schon ist heute
vormittag ein Landrat mit seiner Grau aus Mitteldeutschland ein-
getroffen, der Hölz genau kennt und als Belastungszeuge gegen ihn
austritt

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Die einspaltige KeMzeile (S6mm breit) sa pfg., Rettame-Anreigen
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