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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 51 - Nr. 59 (2. März - 11. März)
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V

HsrKMerg, Gamsiag, 5. März 4921
Nr. S4 * 3. Jahrgang

TasrsZeiiung für-ie werMiige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Ginsheim, Eppingen, EServach, Mosbach, Buchs», Adelsheim^ Boxbsrg
TaudeMchsfsheim und Wertheim.


Derankwortk.: Für innereu. äußere Politik, Volkswirtschaft und Feuilleton:
Dr. Kraus? für Kommunales, soziake Rundschau und Lokales:
O. Geisel; für die Anzeigen: H. Sorchler, sämtl. in Heidelberg.
DruSund Verlag der llnterbadi'lchen ÄerlagSanstali Z.m.d.H.,Heidelberg
Geschäftsstelle: SchrSderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2ürz, Redaktion 2S45,

Die Londoner Konferenz.
Der Standpunkt der SachnerftLndigen.
B e r «l i n, 4. Marz. (W.B.) Unter L«itung des Rei chs-
kanzier s «fand heM nachmittag eine Aussprache des Sachveüstän»
digena-usschufs«s öder die wwffchaMche» WirkungM der von der 'Lon-
doner Konferenz angädrohten Zwangsmaßnahinen statt. Alle An-
wesenden waren -einer Meinung darüber, -daß -die Maßn-ahm-e-n auf
das deutsche Wir-tschastÄrben die schwersten Wirkungen ausüben
würden, daß diss-e Wirkungen -aber -die Regierung von ihrem Stand-
punkt, die Änters-Hrift von VerpMcht-ungen abzulchnen, die DeuEch-
!and zu «rfüllen außerstande fei. nicht abbrrn-gsn -könnten. Bei der
Besprechung, -die glei-äH-eitig der Reichsminister des Snmevn -mit h-en
parlamentarischen Bertret-ern des besetzten Gebietes -abhiekt, wurde
Wge-st-ellt, daß die -angeMndigte.n «Ziwangsm-atznalMen schwer, aber
nicht unerwartet seien, mH daß di« Rogierung wegen der zu
bchü-rchtendew GchädiWUgen soweit als möglich Vorsorge -getwff-en
habe. Die angodroh-ten Maßnahmen Enni,en- keine Veranlassung
geben, die von der R-eichsregienung bisher eiiMno-Mnene Haltung
zu ander«.
Eine interfraktionelle Sitznng der
Koalitionsparteien.
Berl i n, 4. März. (W.B.) Im Reichstag fand eine i-mer-
fraAioMl« Sitzung der Vorstände der Koalitw-nspaMen statt, worin
auch die Rückwirkung -der Londoner Vorgänge ans die innere Politik
besprochen wurden. Mittags hatten tsich die Führer der 'KoM-tions-
parteien zum Reichskanzler begeben. Später sollte auch nach dem
„Lokalanizeiger" -eine Zusammenkunft beim Reichspräsidenten statt-
ßnd-en. Wie das „ Tageblatt" schreibt, versucht di« Deutsche Vol-k^-.,

Deutscher Reichstag.
HsnLs große pMLifths AnSfPrSchL.
Berlin, 5. März. Den Blattern zufolge trat hier gestern
ein Kabinetts rat zur Besprechung der Londoner Vorgänge
Zusammen. De» Beratungen lag ein ausführlicher Situativ u s-
b er i ch L von Dr. Simons zugrunde. Am Anschluß an die Ka-
bWettssi-Mg fand eine Besprechung mit den Parteiführern
statt. Der Reichskanzler wich heute im Reichstage im Namen der
Regierung eine Erklärung- über dis Verhandlung m Loudon abgaben.
Alsdann wird sich der Reichstag für einige -Stunden vertagen, um
den Fraktionen Gelegenheit zu geben, M der Regierungserklärung
Stellung zu nehmen. Nach Wiederbeginn der Sitzung wird eine
große politische Aussprache stattfinden.
Der SektenfKKKLrsmrrZ der äußerste« Linken.
B e r -k i n, 4. März. Mg. Dr-ahOericht.)
Die große Spamnmg, die über Hom ldeulschen Volke und seinen»
Parlamente siegt, kamen -in der starken Besetzung Les Reichstages
-um Ausdruck, obwohl -die Tagesordnung -des- 'Fr-Mages nm G-egen-
stLnde von -g-srin-ger politischer Bedeutung -enchiM. Ms .der Reichs-
tag-spräsidsnt «L-ö'b-c zu Beginn der Sitzung -Wahcheitsgc-mäß mit-
teilen mußte, daß die am-MhM- -Nachrichten «ns -London noch nicht
voMändig ei-ngetro'ffen- seien, um dem ReichskäbinM ein Mschlie-ß-cn-
des Urteil zu ermö-gsichen, und der -genaue Text der Rede Lloyd
Georges erst nachgeprüft werde, unternahm die äußerste -Linke den
ersten Vorstoß. Sie hatte angeblich schon alles Material zur Hauch
und ebenso ihr «Machendes Artest. L-edebv-ur -und andere
GMesgrwMge -wollten dis WM so« ort mit -ihren Reden zur -außen-
P-oliiffch-en Lage beglücken. Der «R-eichs-tag hat aber in so kritischer
Stunde ein -größeres BENtwdrkmgsgHW W -zeigen, als Herrn
Ledebs-m innewohnt. Anter den -geM-nwä-rtigen AinWndew bteLs
nichts anderes übrig, -als die Aussprache öder- Vs-ndlm -auf morgen
zu vertagen. 'Dazu brauchen -wir aber ruhiges -und kühles U-eber-
Legen. Kaum war Lieser Zwischenfall beendet, «Lsder R-eeberei-
adfi n d -u u g s«v e r t ra g zu einig-en Zufainmenftöße-n führte. Es
war bekannt, daß die -Unabhängigen -und dis 'Kommunisten die Be-
ratung dieses Vertrages zu -einem -großen Parlamentskrach ausnützen
wollten. Der am Freitag -mittag m Stettin au-sgebw-chcnr Wer-ft-
«rbeiterstreik und «ähnliche Zwischenfälle sollten die WuhfgchchvGe für
den Angriff Moen. Dirife Stunde, in denen -alle -politische «Gsschick-
lichkeit in De-uGchland aufgaw-endet werden müßte, -um die letzte Mög-
lichkeit zur Fortführung der Becha-M-ung in London zu geben/ ist
nicht geeignet solche im Vergleich zu der -weltgeM-chWchen Entschei-
dung geringfügige inn-erpv-Mfche Geg-enfätze -auszutragen. Das -wich
feder zu-gestehe-n, der nicht vom- S-ektenfanatismus vollstän-
dig besessen ist. Den Unabhängigen und Kommunisten fehlt aber die
Erkenntnis der Lage. Bogcher -und Levi suchten das -Ha-us zu 'übe-r-
zougen, daß gerade im Hinblick auf den Generalstreik der Reederei-
vertrag beraten werben müsse. Gen. Herrmann wußte -im 'Laufe der
GefchLstsordn-nngsdebatte mitzuteKm, daß der sogen. Gener-al-str-eik
in. Stettin dunilcn U-rsp-r-ungs ist. Er ist begonnen gegen die Satzun-
gen der GewerWasten und zudem wird schon sine Deputation der
Streikenden mit dem Rsichsarbeitsmimster in Berlin verhandeln.
Es 'lag also kein Grand zur Verhandlung -dieser Angelegenheit im
Reichstage vor. Der Re^reiaWndu-niPvertra^ wurde einstweilen
vertagt. Er wich in einer ruhigeren Sitzung mit der.Gründsichk-eft
beraten werden, die gerade wir Sozialdemokraten für -notwendig
hakten.
Inzwischen war die genaue Uebersttzung- -der ultimativen Sähe
aus der Rede Lloyd Georges -eingetröff-en. Präsident Lobe verlas
Stellen dem gespannt -tauschenden Haust. Er fügte -die -treffende Be-
merkung hinzu, daß wohl niemand im Hause sei, der Las Vorgehen
mit den Bestimmungen des Versailler Vertrages Ätz im «Einkiamg
stehend betrachte. Es war das mindeste, was der PraW-ent^ sagen
mußte, wenn bas -deutsche Volk vor der Bedrohung mit der Besetzung
steht. Der Präsident 'Lobe hatte diese Bemerkung ohne die Erlaub-
nis der An-abhängi-gen -und Kommunisten ausgesprochen und das
mußte gleich fürchterlich gerochen werden. Hoffmann,
Crispien und L-e-d-ebour begannen -ein WMa-ufen, wer als
erster Las Wort erhalten werde. Mit ruhigem Blick aber -erkannte
der Präsiden: die Lage -umd trat einem wüsten Ausfchrei-L-en entgegen.
Er.-hat damit dem deutschen Reichstag in -düsterer «Stunde Deutsch-
lands vor noch -schmählicheren und schäMcheren 'Auftritten bewahrt.
Der PrWdenl hatte zuerst die Absicht, nach Verlauf einer Stund«
den Reichstag wieder zusammenzuberuf-M, Als jedoch im -Aeltcsten-
aiuchchuß des Reichstages, der sofort nach der 'Vertagung zufanmrew-
trat, keine Einigung erzielt wunde, vertagte man sich -aus -Sam nag

HKVdi«gL Amtsantritt.
Paris, 3. Marz. (HollarK-ch. Risuwsduieau.) „Chicago
Tribüne" meldet, daß das Programm HaMngs, der morgen sein
Amt ««tritt, über bi« snternatisnale Politik folgende Punkte enchalten
wird.
1. FricdcnsfchlußmitDeutfchlaudin Uebereiikstün-
mung mit der Entschließung LvLges, die von Wilson verworfen wor-
den war.
2. Einreichung von Vorschlägen an die ausländischen Re-
gierungen bezüglich einer Aedercirrkust zur Beschränkung der
Rüstungen.
3. Gründung eines interuatio naleu Gerrchtshofr s.
4. Einberufung einer internationalen -Konstrsuz zur Regelung
derjenigen politischen Angelegenheiten, die nicht in den Wirkungskreis
des Gerichtshofes fallen. Die Konferenz soll die Maßnahmen be-
sprechen, um zum Weltfrieden zu gelangen.
Das Programm wird ferner fordern, daß der Versailler
Vertrag verworfen wird, und wird gleichzeitig eine Reor-
gcmijütisn brs VAkerbuNdstatuts Vorschlägen.
Washington, 3. März. -(Wolff.) Das neu «Kabi-
nett wird aus -folgenden Mitgliedern bestehen: Staatsfokr-e-
t ä r K u g h -e s, «SchatMinP-er Mellon, Krisssmimster We-Äs, Po-st-
Minister H-ays, I-usii-Min-ister 'Dagh-erty, Sta-atsfekr-etär der Marine
Edwin Derby, Staatssekretär des Innern Fall, S-taatsfekr e tä-r
für Ha n del Hosv -e r, -für Arbeit James Davis, Ackerbau
Wallace.
Das Repräsentantenhaus verabschiedete die Vorlage
über die Militär-krsdite, welche den Mannschaftsbestand auf 156 000
Mann ststsetzi. Das Gesetz wird sodann an Wiffon W-eitergek-eitel.
W a s h i v a L v n-, 4. März (Wo-U.) In seiner Antritts-
rede erklärte Präsident H a r -d i-n-g, die -neue amer-rkan-We R-egie-
r-ung LecchMtch« eine PoliLik der „Nichtverwickelung (nskinvolvemeich
in die Angelegenheit Europas zu befolgen. Sie lehne es ab, an
irgend einer-' daB-erndcn militärischen 'Allianz teilzunehmen «der
'ir-Ksncwelch-e ausländischen- BerpWchtungcn- zu übernchmen. Sie sei
jedoch -bereit, -an> -eiM-r,'Konser«nz über di-e Adrüft-ung
i-eHmwhmen. HarLing' trat für die Schaffung eines Weltgen-chts-
Hofes ein. Er «Wr-te weiter:
Wir werden keiner Nation einen gerechten Grund geben, mit
uns Krieg zu führen; ich hoffe jedoch, daß, wenn MS von noickm
der Krieg aufgezwungen wird, er -gaW Amerika in nationaler Ver-
tMigung. vereinen! wird.
Hard-in-g trat in Antberacht des WeMewerbs des Auslandes
Mr den Schlitz der amerikanischen Industrie ein. In Bezug auf die
Schiffahrt -eitärte der Präsident: „Mr können nicht mit Erfolg ver-
kaüfc-n, wenn wir amerikanische Waren nicht in amerikanischen 'Fahr-
zeugen auf die Weltmärkte bringen." Awßeckom trat der Präsident
für -eine Verminderung -der Steuerlasten, eine aWr-mefs-en« -Kr-editer-
Mchtewng und Wr den Frieden in -der Irckustns em: Der Präsident
erklärte ferner: -Für die S ch uld-einv erpsk-ichtung en, die aus
dem Kriege -entstanden sind, muß gesorgt werden, ba keine ZivÄisa-
tion ihre Nichltaner-k-en-nung (repudiation) überleben V-nnte.
Der EifettbahMerftreik irr PslLK.
Warschau, 3. März. Der Generalstreik der Etfsnbahner ist
derart ausgegangsn, baß beide Parteim sich den Sieg zuschr-eiben.
Die Regierung konnte -es nicht -verhindern, daß der Verkehr und die
Industrie tiilw-eis-e -lahmgelegt wurden. Andererseits
mußten die Streikenden es zulaffen, daß der Betrieb in den Kauf-
laden, Behörden, Banken usw. seinen normalen Gang ging. Die
Provinz scheint -übrigens von Iber Streikbewegung doch stärker -er-
griffen -worden zu sein, als es nach dm amtlich kontrolliertM Nach-
richten schien. Besonders inKra 'kau machten» sich starke kommu-
nWsche Strömungen bemerkbar. Dagegen war es in Lodz ziemlich
ruhig. Am -empfffMchsten ist bu-r-ch die Streiöwirrm w-i-sder die
polnif che 'M -a r 'k getroffen, da -infolge des Streiks gerade Ku Ul-
timo alle fremden Vakrtm -emporschn-Mm.

Mehr Ernst und Würde.
* H «idelberg, dm 5. März.
Em bekanntes BW zeigt uns ein angst- und qua-lersülltes BvN,
bas von einer rissigen Wolke erdrückt zu werden in Gefahr steht.
Das Grauen des ErstickMrgstodes lastet auf !den GGchter-n, hastmd
und sich gegenseitig drängend suchen- di« angsterfüllten Menschen der
Gefahr zu entrinnen.
Unter einer solchm Wolke befi-üdet sich heute das be-Mche VoA.
Das Altima-l-um, das dem Auhmmmister Dr. Simons, m London
Äerreicht wordm. ist, verlangt -nichts weniger als die freiwillige, Un-
terweriMg unter eine Last, -deren -unerträKche Schwere ein jeder
fühlt und sich doch nur wenige ganz klar 'vorstellen -können. In den
nächsten Tagen Ha-WM es sich deshalb -um furchtbar« Ent-
scheidungen, die für eine grE Zukunft Zu tröffen sind. Nie-
mand kann den Verankvorllichön die Verantwortung abnchmen, -es
sei -denn, -das Volk selber. Die Parteien, di« bisher die Reichs-
regierung gestÄlt haben, bsmühm isich deshalb, setzt um so «ndrin-g-
l-icher, die größte 'VolkZ-p-artei, nämlich die SMaK-emotratie, zum
Mebereintrftt "i-n die Regierung und da-mt zur Asb-em-ahme eines
sehr erhebl-ich-m Teiles der Verantwortung-' Zu' Lberredm. Aber bei
c-ll-or Erkenntnis der Schwere des drohenden Anheils wird die Svzia-V-
demokratie diesem -Wunsche nicht Folge leisten können.
Man sehe sich -nur einmal im Lande um und forsche nach, wie
viele sich auch nur ein annähernd -klares Bild von der Lage machen
können, in der sich Deutschland augenblicklich befindet. Das Schrei-
ben des ReichsprÄsidmten- Ebert an den Reichskanzler, in dem er
die 'BüfmerksamLeit auf das unwürdige -und leichtfertige FPsfeiem,
auf die Verschwendung hinlenkt, die immer -noch im Lande vor-
herrscht, beleuchtet blitzartig die wahre Lage. Nicht nur im -gänzlich
unpolitischen Volke -wird in dieser Richtung -arg -gesündigt, auch die-
jenigen Kreise, die dm autzmpoLÄsch-en Eveign-iss-c-n -nicht kenntnis-
und'teilnchmÄos -ge-gmüberstehen, pMegen '-l-eichchm -am 'Abgründe
zu tanzen und Gelage Zu veranstalten, als sh Dein? Sorge um ihre
und Deutschlands Zukunft sie drückte. Erst kürzlich -erregte der so-
genannte Prefscball in Berlin vsfenÄches Aergernis, a-n -dem -neben
Politischen Größen die Koryphäe» der WGerHchcA chmso teilnahmen
als die Vertreter 'her öffentlichen Meinung aus dem bürgerlich*»
Lager und die Sterne der -Bühne und des «Films. Di-e 'Bericht der
bürgerlichen Presse über die Veranista-ltunA waren ang-efüllt mit ein-
gehcnL-m bsgeisterte-n- Schilderuugm der -kostbaren G-ewandun-g^Lie
die Da-menwM/geiragm. Aber zu hies«y grvtzm Fest der BerKn-er
Presse -waren auch Vertreter der Dipld'mati-e, insbesondere der En-
lentEesa-n-d-Hchastm, -erschi-mm. Soweit sie nicht sonst sich -über-
zeugt -hätten von der VsichAchigkeit weiter Teile der deutschen Bour-
geoisie, konnten sie hier sich persönlich überzeugen vorn- -Glanz und
von der Pracht, die brr Reichtum heute noch zu -entfalten pflegt.
Das Elend in de« Pro'etariervierkeln kommt ihnen kaum zu Gesicht.
Arbeitsil-osi-gkest und Unterernährung km-nm sie höchstens aus -den
gleichen Blättern, deren Redakteure sie z-u -jener -AanMvllen Veran-
staftu-ng geladen hatten. Welchen Eindruck diese Diplomaten bei sol-
cher Gelegenheit «von der -Aahlung-sunfähigk-eit des Reiches gewÄmeir
mußt-en, und wie edmenßprechenh ihre Berichte in die Heimat a-us-
M«n, läßt sich leicht ausmalen. Es war sicher Ain Zufall, Hatz
bald Ibara-uf in der bür-ge-risichm Presie die Notiz -erßchwn. die Entente
unterhielte em besouder-es -Spionagebureau, das die -deutschen Balle
und ähnliche Veraustaltuug-en überwache, 'Ob- M-n ein «solches La-
sonderes Bureau existiert oder nicht, kann dahingestellt bleiben.
Schon ein Mick auf bst Ans-chlagsärÄm zeigt jd/cm, der scheu «will,
wie verblendet noch immer weite Schichten -dahinleben, ohne an -das
Kriegselend und an das -uns noch -bovo-Hchend« Frieden-s-eftnd zu
henken.
Handelt es sich Hier um ges-elstchaMche Entgleisungen bösartig-
ster Natur, st zeigt sich auch auf -pvÄff-chem Gebiete vielfach eine
unbegreifliche Verkennung des Ernstes unserer Lag«. In derselben
-Zeit, da das deutsche Volk abhängig ist von dem Berstchcirkön-MW
und Berstchemvollen der «Entent-evLüker, -darf es ein befonbers -ein-
flußreicher Politiker, wie Hugo Stinnes, wagen, neue Damp-
fer, di-e er in die Welt hinaussen-deu will, nm Handelsbezich-ungLN
zu pflegen, auf he» Namen von Hindenburg und Tirpitz
taufen zu lassen. Namen, bi-e in der ganzen Welt als die Träger
des deutschen MMrnsvms bekannt find. Nichjt nur in deutschen
Acheiterkrsisen, sondern vor allem in jenen- Ländern, die während
-des Krieges uns als Gegner gegenüberstanden, wirb -diese Namens-
gebung als «im offen« Provokation' emst'unden-. Man darf nun
nicht glauben, daß Hugo Stinnes solche Wirkung nicht -vvrausgeseh-sn
«hätte. Vielmehr «darf man ohne weiteres vorau-ssttzen,
daß er eine solche provokatorische Wirkung nicht ungern sieht.
Wie denn ein« ganze besti-mmte Schicht gl-eichin-terMerter Deutscher
es darauf angelegt hat, den offenen Bruch mit her Entente herbei-
Zusühren, selbst aus die Gefahr hin, daß der KriegsZustarch über
Deutschland Herembrä-He. Diese Kreist würben wahrscheinlich di«
Besetzung deutschen -Landes durch feindliche Truppen nicht ungern
sehen, in der Erwartung, auf dies-em Wege -die 'B-cstitigung -her so-
zialen Errungenschaften der Revolution, «des «Achtstundentags, der
Betriebsräte usw. zu -erzlestn. '
" Mit welchen Geistern man -da zu rechiwn -hat, «bas «hat der
Breslauer Prozeß -gegen die Aulock-«Fr«iW'iüigen hinreichend -gezeigt.
Brutalste M-i-ßhandlung, .offener Mord und die Verachtung aller
Gesetze sind es, was dem deutschen Volke bWH-en würbe, wenn diche
Kreis« infolge des 'Vormarsches der «Entente ans Ruder kämen. Man
darf diese Gefahr nicht unterschätzen. Man -muß sie immer vor
Augen sehen, wenn man an die Entscheidung «der nächsten Tag«
denkt. Gleich, -ob es in London zum Bruch oder Zu neuen Verhand-
lungen käme, -das LeuHcheffDoik steht heute dauernd
unter ber Wolke der Kriegsgefahr
und der auf sie sauernden Reaktion. Jeder muß in solchen «Stunde»
wachsam bleiben. Er darf sich -mehr -überraschen Wen, sondern mA
Ernst und Würde, aber auch mit aller Entschiedenheit «den Dingen
«ins Auge schauen-, die da kommen solle».

Se;vosprc!s: Monatkich elnfcht. TrSgertshn s.-- M- Anzelgenseekfe:
Die einspaltiae Petitzeile (ZS mm breit) so Pfg„-Rrktame-Anzskqen
(SS mm breit) 2.20 Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif
Geheimmittel-Anzeigen werden nicht aufgenommsn.
Geschäftsstunden: 8-'/,S Uhr. Sprechstunden dec Mdakäsn.-
postschcckkonlv Karlsruhe Nr. 22S2I. T-l.-ALc. .-BolkGeliung Arkdelberz.

parkei eins Einheitsfront «von- den DsuHchirallon-astn bis zu den Mch»
HMssszi-Äi-sten Zustande zu bringM. Bei S«n MchchMsstMifte»
fcheins dafür aber we»ng oder gar keim N«M«g dafür zu Heftchen-.
Bon deu-tschnation-al-er Seite wird im- „LokanlaMiger" betd-n-t, «daß
di-e «Fraktion an sich bereit ist, in die Regierung «nzutretsn.
Die Weltpslitrfche Weisheit der Kommurristsrr.
«B -e r -l-i n, 4. März. Die ,/Rvte Fahne" veröffentlicht ei-n-e»
Aufruf der -Zentral« der Veremigten -KommuEHchen Partei
Deuff-chlands an das -vuchhe Prolc-iariat, worin anläUich «des Lo-n-
'«doner Wim-atums die deutsche ArbeiteÄass-e au«f,gesor«dert Wird, Vst
deutsche R-WLNMg zu stürzen, um der koNmunistijchenGrdMW zum
Siegs zu verhelfen. Zum 'Schluß des Ausrufs heißt es: Demow
-striert -am Sonnt a g. 'Rüttel-t Vie Säumigen auf! «Marschiert ge-
gen -eure Bedrücker arrf! «Gegen das Doppe-ljoch fremder und deut-
scher 'Ausbeuter! Für den kommunistischen Ausbau! Fort mit allen
Bomgeois-Re-giesungen! Für die Herrschaft der Arbeiterklasse und
ein Schutz- und Tmtzdündnis mit Sowjetrußland!
 
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