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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 71 - Nr. 80 (26. März - 7. April)
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zsHesMittmg fSk die Werktätige Lsvöttsrung der Amtsbezirks Heidelberg, Wiesloch, Sinshsü«, ÄppiKgrrr, E-ersach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxdrr-
TauHerSischsfShsiM und Wertheim.


!»ezvgsp!-kk»: Monatlich elnschl. Trägerkohn 5.— M. AnMgEelfr:
Die elnfpaltiae Petitzeile (SS mm breit) so pfg., Ttellame-Anzeiqrn
irv mM ' Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif
den nicht ausgenommen.
stundsnderRedaktiom -12 lfr.
l«l.«Adr. .-Äsikszekiru-s SeAMerz.


Heidelberg, Dienstag, S. April 4921
Nr. 78 * 3. Za-rgang

Derantwortk.: Für innereu.ZugerePolitik, AsilSroirtschast and Feiii'krton:
Nr. KrauS, für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Geibei; für die Anzeigen: H.Horchler, sämkl. kn HsidZidrrg.
Oruckund Aerlaz der ilnterosdi'chsn Ärrlagsanstglt G. m. b Heidrldsrg
Geschäftig stelle: Schröderstraßr 34.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahms 2AZ. Redaktion rsis.


wer-


-Wie
Srmonschm Ge-

, -dir
«nevseits ein-

Amerikas Stellung
zur Wiedergutmachungsfruge.
Paris, 4. Avril. Havas melket «ter 'dem 3. April aus
Washington: Wes scheint darauf hinzudeuten, baß hie Beteil-gunig
der Vereinigten Staaten 'bei Ker Regelung der in-
ternationalen Lags Ken Hinweisen entsprechen wich, die
in Ken letzten Tagen mehrfach veröffenKcht wachen: «nevseits ein-
mal eine entschiedene Gegnerschaft, and zwar mehr noch in politischen
Kreisen ad in Ker öffentlichen Meinung, gegen alles, was die Archen-.
Politik Ker Vereinigten Staaten an Äe Politik Ker Verbanksregie-
rumg im allgemeinen Md besonder« hinsichtlich des Völkerbundes

Ein Ultimatum der Kleinen Entente.
Zsnkon, 4. April. Ms Kleins Entsnt« ssnkre M
Horthy em llltimatum, Katz, wenn Ker Exkaiser das ungarische Gs°
biet nicht verlasse, am Donnerstag die mMKrffchen SchMe Ke-
ginnen.
Die preußische Regierungsbildung.
Berlin, 4. April. Den Blättern zufolge nahmen an Ker
Besprechung von Vertretern Ke» preußischen Regierungsparteien
mit dem Reichspräsidenten Ebert, bei Ker es sich um die Regie-
rungsbildung in Preußen handelte, gestern vormittag teil: vom Zen-
trum drr Abg. Herold, von dm Demokraten Dominicas,
von km MehrheitssoziaWon Sie ring. Dieser Besprechung folgte
laut „Lok.-Anz." gestern Nachmittag «m mchrsKMge Konferenz
Ker KoaWonsMrer im Abgeordneterthaus, die aber noch keine Ent-
scheidung brachte. Morgen wnk übermorgen sollen die Verhand-
lungen Mischen Ken Parteiführern fortgesetzt werden.
Die AufruhrberVegung uiedergefchlugeu.
Magdeburg, 5. April, Die Meldestelle keim Oberprä-
ikium teilt mit: Am Regierungsbezirk Merseburg wubken bei vev-
chiedenen Streifen mehrer« Personen festgenommen unk Gewehre
»efchlagnahmt. HeWekt wird Kauernd mit einer Hundertschaft be-
sgt. Sm Kreise Torgau wurden 236 Personen festgenommen. In
Torgau (Stadt) wurde ein HankgraMtenattentt auf den zweiten
Bürgermeister verübt, das aber mißlang. EchMche Mlmttions-
fimke wurden gemacht. Sm übrigen kann gesagt werden, daß es
nn allgemeinen ruhiger gewogen ist und die Aufmhvbewegung al«
nlskergsschlagm betrachtet werben kann.

polM Ker Vereinigten Staaten an 'die
rumg im allgemeinen Md besonders hii, . , ..
fesseln würde; sodann eine Bewegung zugunsten Ker Entschließung
des Senators Knox .über einen
Sonderfrieden M Deutschland
und daneben noch, unk zwar in politischen Kreisen, zugunsten einer
kategorischen Erklärung, daß keine Rede davon sein könne, dis
Schuld Ker Verbanksmächte zu erlassen, was allerdings ein
weitgehendes Entgegenkommen nicht anÄfchlließen soll. Anderseits
hat man Frankreich gegenüber saft einstimmig den Wunsch,
es nicht im Stiche zu lasten unk Deutschland wurde auch 'be-
reits von den Vereinigten Staaten in Kenntnis gesetzt, Katz sie nichts
unternehmen wollen, was irgendwie als ein Faüenlasten Ker Sach«
der Verbandsmächte betrachtet werken könnt«. Man kann kamst
rechnen, Katz die Entschließung des Senators Knox
z u r A n n a h m e gelangen wird mit dem Zusatz, Ker für kie fran-
zösischen Wünsche befriedigend ist unk gleichzeitig Ker Politik der
republikanischen Partei entspricht.
Mrr deutsch-amerikanischsN GTdKrrks«zmZtKÄch
Berlin, 4. April. In der Pariser Presto wurden entstellte
Nachrichten über Ken Hergang Kes -euchch-gmerstanstchen Meinungs-
austausches wegen Ker Frage der Reparation veröffentlicht, kie An-
satz geben, bei? vollen Wortlaut Ker Memoranden bekanutrugeken.
Das Memorandum, das Ker R esich s m i n i st er Kes
-Aeutzereu am 21. März dem hiesigen amerikanischen Kommissar
gelegentlich einer Besprechung über kie Roparasionsfrage übergab,
lautete folgendermaßen:
Die deutsche Regierung bedauert auf das Tiefste. Katz auf Ker
Londoner Konferenz eine Mnigung in der Reparationsfrage nicht
zustan'kegkkommen ist. Sie hatte Ken aufrichtigen Wunsch, Kon
alliierten Regierungen soweit entgegenzukommen, wie nur irgend
möglich. Die deutsche Delegation ging in diesem Bestreben nach
Kem Urteil Ker überwiegenden Mehrheit aller wirtschaftlichen Sach-
verständigen sogar weit über die Grenze Kieses Mög-
lichen hinaus. Es -ist nicht richtig, wenn Lloyd George die Be-
hauptung ausgestellt hat, daß Deutschland nicht zur Reparation be-
reit sei, vielmehr ist sich nicht nm Kie 'deutsche Regierung, sondern
auch das deutsche Volk vollkommen klar darüber, Katz Deutschtank
'bis an Kie Grenze seiner Leistungsfähigkest Schadenersatz leisten
mutz und Katz keine Veränderung Ker politischen Konstellation hieran
etwas ändert. Alle verantwortlichen Stellen in Deutschland, ins-
besondere auch kie deutschen Arbeiter, sink durchaus gewillt, zum
Wiederaufbau der zerstörten Gebiete mit allen Kräften beizutragen.
Diese Bereitwilligkeit beruht nicht zum wenigsten auf Ker nüchternen
Erwägung, Katz es im allerkrlngeüdsten Interesse Deutschlands liegt,
wenn die Spuren Ker Zerstörung in Frankreich so rasch wie möglich
verschwinden. Alle verantwortlichen Stellen in Deutschland sink sich
auch darüber einig, Katz die deutschen Vorschläge für die Reparation
der Finanznot bei Ken AMertm, insbesondere bei Frankreich, Rech-
nung tragen mästen. Zwei große Ziele Ker Reparation liegen also
vor: 1. Wiederaufbau Ker zerstörten Gebiete unk 2. Beschaffung
sofort greifbarer Barmittel in fremden Devisen. Bon 86 französi-
schen Departements sink 10, kie jahrelang das Kampfgebiet waren,
auf das schwerste getroffen. Zahlreiche Städte und Dörfer sind
ganz oder teilweise zerstört und weite Strecken fruchtbaren Acker-
landes sink verödet. Für den Wiederaufbau Ker Häuser, die Wie-
derurbarmachung unk Wisderbesiedelung Kes Landes geschah in
zwei Jahre« sehr wenig. Deutschland stellte zu wiederholten Malen
seine Arbeitskraft, seine technische unk seine materielle Hilfe für Ken
sofortigen Wiederaufbau zm Verfügung. Keines seiner Angebote
wurde angenommen, keines auch nm M Erörterung gestellt.
Warum? Das wirkliche Interests an dem Wiederaufbau Kes zer-
störten Gebietes ist in Frankreich, so befremdend es auch Wngen
mag, nur gering. Die früheren Bewohner erhielten vorschußweise
Enstchäkigungen unk machten sich m anderen Lankesteilen stMast.
Einflußreich« llnternchmergruppe» sink mit der Verwertung des
MöägÄastenen Materials und der Aufräumungsarbeiien befaßt.
Sie beschleunigen die Abwicklung ihrer Aufgabe in keiner Werfe.
Am meisten fällt aber ins Gewicht, Katz mächtige Kreise in Frank-
reich in Kem zerstörten Gebiet ein autzervtdentlich starkes politi-
sche« Agit« tioas mittel erblicken, das bei 'den Einheimischen
und Fremden begreiflicherweise stets einen tiefen Eindruck hmteriW.
Deutschland wünscht keine Verewigung des Völkechastes.
Ls wirk daher nochmals der französische» Regierung Vorschläge
unterbreiten, Keren Einzelheiten gegenwärtig mit der deutschen Ar-
beiterschaft selbst beraten unK ausgestellt werde«. Hat die franzö-
sische Regierung Bedenken gegen die Verwendung so zahlreicher
deutscher Arbeitskräfte in Kem Wiekera-ufbaugeblet, so würde die
deutsche Regierung auch bereit sein, in jeder ankeren möglichen,
Frankreich genehmen Form, ihre guten Neuste und Kräfte zur Ver-
fügung zu stellen. Die Beschaffung größerer Geldmittel in fremde«
Devisen ist für Deutschland nur durch eine starke Steigerung seines
Exportes möglich. In Ker anliegeichen Denkschrift der deutschen
Sachverständigen für die Konferenz ist naher dargelegt, welch«
enorm« Steigerung nötig wäre, um große Summen zu erzielen und
welche Gefahren das für Kie Wirtschaft anderer Länder bedeute»
würde. In dem Falle koimen die notwendigen Geldmittel auf die-
sem Wege nicht sofort beschafft werden

Die Wiedergutmachung.
l<r. Heidel berg, Ken 5. April 1921.
Kaum war dir Londoner Konferenz ergsbmÄos abgebrochen
»nk die 'Sanktionen in Kraft getreten, da verdrängten auch schon
wieder andere wichtige politische Tagssfragm die Wuderguttna-
chungsfroge aus der allgemeinen öffentlichen Diskussion. Das Schick-
sal Obechchlesiens nach der Mstimmung, Ker Kommunistenaufruhr
in MiUeSdeuischland, die abenteuerliche llngarnfahrt des. Exkaisers
Karl, dir Widerspenstigst Bayerns in Ker Entwaffnungsfrags: das
sind die Dinge, die mit gespanntestem Tagesinter .. . "
den und die in Ken Diskussionen Ker Presse, VerfuMMlMgen und
Biertische Ken breitesten Raum beanspruchen. ÄnL doch steht kie
Wiedergutmachungssm'ge an Bedeutung turmhoch über allen jenen
anderen Einzelfragen; sie ist nicht nur di« Lebensfrage Deutschlands,
sondern ganz Europas, von ihrer Lösung hängen die Lösungen jener
anderen Fragen direkt und indirekt ab.
Es ist merklich still bei uns geworden über 'die Wiedergustna»
chungsfrage; ab und zu liest man zwar ein Interview Kes Außen-
ministers Dr. Simons, in der von praktischen Wiederaufbauvov-
schlagen die Rede ist, die in Vorbereitung seien — weiter über ge-
ichieht nichts und kie öffentliche Meinung wird von Tag zu Tag
mehr in einer ganz anderen Richtung orientiert. Es scheint, Katz
diejenigen grotzkapitilistffchrn industriellen Kreis«, denen die Wieder-
gutmachung von jeher ein Dorn im Auge war und die stets auf Ken
Moment gewartet haben, wo sie sich um Wisbersutmachu»rg,spffich-
len drücken können, immer mehr an Einfluß gewinnen. Man argu-
mentiert: Nachdem die Entente die deutschen Vorschläge in London
abselchnt und den Weg Ker gewaltsamen Sanktionen beschritten hat,
sind wir überhaupt nicht mehr an irgendwelche Abmachungen gegen-
über der Entente gebunden. „Sir mögen sich jetzt ihre Milliarden
holen", d. h. man erträgt mit mehr oder weniger stoischem Gleich-
mut die Sanktionen in Ker Erwartung, Katz sie der Entente nicht viel
Etzen werden unk inzwischen sicht man unsere Wirtschaft von Ker
Entente unabhängig zu machen, indem man sie auf neue, u. a. such
Mich? Absatzmärkte umorientiert. Es W wohl kein Zufall, daß so
gerade diejenigen Wirtfchastskrersi denken, schreibe« unk hsnktzl», die
nicht zuletzt durch ihren kapitalistischen Imperialismus Deutschland in
Kiese« Weltkrieg hineingetrsiben habe» und die sich in der Zer»
störung unk Lahmlegung -er belgischen und französischen Industrie
nicht genug tun konnte«,.
Die Gekankengänge kicher Herrschaften — es sink dieselben,
die heut« ihre „Reingewinne" im neutralen Ausland in internatio-
nalen Konzernen anlegen, während sie den 'deutschen Staat an seiner
Vierhunkertmill iardenschuldenlast zugrunde gehen lasten gewin-
nen in der tonangebenden Wrgerüchew Tagespreise immer größeren
Einfluß. Und doch Müssen wir aufs deutlichste vor solchen Md ahn-
sichen Gedaukengängen als vor einem Abweg rechtzeitig warnen.
Ganz abgesehen von Ker Frage, sb ein« derartige Umorientierung
der deutschen Industrie und des Exports in 'ksm dazu notwendig««
Umfange ökonomisch überhaupt möglich ist, politisch ist kicher Arg
unter keim« Umständen gangbar, würbe «r W -en schwersten Ver-
wicklungen, M Verewigung von Gewalt u. Militarismus Mhrm, den
Untergang der abe«dlLndische» Kultur bKsuten! Spange die Ruinen
Nvüdframreichs als schmerzende 'Wunde sm französischen Staatskör-
per klafft, solange das Ausland am ehrlichen Willen Deuffchlanks
zur Wiedergutmachung auch nur mit einem Schein von Berechti-
gung zweifelt, solange werden in km EntentLEnker» di« «kionalistst
scheu Machtpolitiker unk Militaristen triuMphieren, solange wirk
keine Ruhe m Europch am wenigsten aber in Deutschland LmAshsw.
Da HW alles Wellern gegen die Friedensvertrage von Versailles,
St. Germain unk Trianon gar nichts, ohne Lösung des Wiedergut-
machungsprvklems wich keim Revision derselben möglich fein, außer
auf Kem Wege Ker Gewalt wir in Kleinasien, ein Weg, mit Kem
zwar Kie Recht« in Deutschland mehr Mk mehr liebäugelt, der aber
rein tatsächlich von vornherein zur 'Aussichtslosigkeit verurteilt D.
Umso freudiger ist esszu 'begrÄßen, Katz kie — gestern von uns
mitgeteilten — Entschließungen der 2. sozialistische« Internatisnal«
und drr Amsterdamer GewerkschastsimterMsionale die gewaltig Be-
deutung der Wiedergutmachuugsfrage wieder ins richtige Licht ge-
:At haken. Di« ganze erbärmliche Hohlheit Ker bürgerlichen pvlsts-
schon Ideologie diesen großen Fragen gegenüber hat gestern wieder
das „Heidelberger Tageblatt" dokumentiert, das iwch
einem ziemlich oberflächlichen Md nichtssagenden Auszug aus Ken
Amsterdamer Beschlüsten die Bemerkung macht:
„Dl, „internatimlakn" Arbeiter mache« also den großen Wort-
bruch -er Entente, d. h. den Bruch der Bedingungen, unter dem»
Deutschland die Waffen gestreckt hat, mit. Da» ist wohl drr Festste!-
jung wert."
Di« Mchfvlgrnken Sätze werken die erbärmliche Lüge dieses
Satzes bloßstellen, indem sie zeigen, baß die Arbeiterschaft in Am-
sterdam sich bemüht hak, ausgehend von Ker MM Deutschlands
zur Wiedergutmachung eine vernünftige 'Losung 'dieses Problems zu
finden.
Di« internationale Arbeiterschaft hak in der Erkenntnis ihrer
gemeinsamen Klasiemnteresi-n in Amsterdam den Versuch gemacht,
eine Lösung Ker Wiedergutmachungsfrage zu finken, die ausgehend
von dem Bedürfnis Ker durch den Krieg verwüsteten Gebiete auch
die wirtschaftlichen und sozialen Interessen der besiegten Länder,
weiche die Wiedergutmachung leisten sollen, berücksichtigt und insbe-
sondere kie Interesse» Ker Arbeiterschaft in allen in Frage kommen--
den Staaten. M iMechr hat die GMerkschaftsinternational« zum
Ausdruck gekracht, „daß angesichts -er Ohnmacht -er kapitalistischen
Regierungen nur eine internationale Solidarität der Arbeiter aus
dem Chaos herausführen kann", eine Golidarrtät allerdings nicht
der blutigen Meltrevolutionsn sondern der praktischen zielklaren
GsmÄnschaftsarbeit. Die Hauptpunkte des Amsterdamer Wieder-
aufbatrprogramms sind etwa: — ergänzende Betrachtungen müsten

bis zum Eintreffen genauerer Berichte zurückgsstellt werken — die
zerstörten Gebiete sollen so rasch wie 'möglich einen beträcht-
lichen Entschäkigungsanteil erhalten, der durch inter-
nationale Anleihen aufgebracht wird, für die Deutschland durch 30
Annuitäten bürgt. Drr Wiederaufbau ist durch ein gemischtes
Sach-, Arbrstr- und GelklMungssystsm zu 'vollziehen, Deutschlands
Leistungen werden auf seins Eichchäkigungsfumme angerechnet,
man sicht, finken sich -hier wefenKche Momente Ker Simonschen
genvorsGLge wieder.
Von allergrößter Bedeutung sind nun folgende BMmmWkgM
Kes Punktes Z der Amsterdamer Resolution: Die Entschädigungs-
summen, 'die über die 'Kosten Kes Wiederaufbaus der zerstörten Ge-
biete hrnausgehen, solle» durch eine ZMungsmethoke geleistet wer-
den, di« der jeweiligen deutschen Lchskmgsfähigkeit entspricht:
„Zu diesem Zwecke sollte keine Anstrengung gescheut werden, nm
die normalen Produktions- und Austanschbedingungen im internationa-
len Verkehr Diederherzustellen. Die deutsche Regisrrmg sollte sich
dann bereit erklären, ein festes Minimum an Jahresraten zu be-
zahle«, das der Prosperität des Laiches angepaU ist. Diese gleitende
-Skala sollte nicht allein kie Ausfuhrziffrrn, sondern -- m derselben
Weist wie A« gewchMche» Steuern — die Höhe des Nationalver-
mögens und des Einkommens berücksichtige«. Die Konferenz fordert
-st Organisationen der Arbeiterklasse und ihre parlamentarischen Frak-
tion«» auf, zu prüfen, wie da, verwirklicht weiche» kann."
Die Entscheidung über bst Höhr Ker Gesamtsumme sowie Ken Wert
der von 'Deutschland bereits getätigten Leistungen soll einer Kv beide
Leist annehmbaren SachverständigenkoMmNiVn oder einem 'Schiedggericht
des Volkerbuiche», in Ken Deutschland aufzunchmen ist, überantwortet
weiden. Auch disstr Vorschlag entspricht dem» was Dr. Simons in Lon-
don 'forderte. Interessant ist noch Punkt b, der von der Bedeutung der
neutralen Bersöhnungs- und BermiMungstätigkeit spricht. Er lautet:
5. Die Konferenz nimmt ferner Kenntnis von der Erklärung der
holländisch en Delegation, weiche das Interesse der neu-
tralen Länder an einer schnellen, friedlichen und daucchaflen Reparativ»
stWelU. DK holländische Regierung «rch das holländische Parlament
bewilligten zu diesem Zweck schm» Kredite und Anleihen.
Sollten die Umstände es erfordern, i» dieser Richtung noch weiterzu-
gehen, Wird die holländische Partei gern die Initiative ergreifen, um
anderen Partei« drr neutralen Länder Richtlinien für eine gemei n-
fame Aktion vorzuscisiage«. Die Delegation weist daxauf hin, daß
die Intervention der neutrale» Länder in dem Matze an Bedeutung
gewinnen kann, rokdk Beschrä»k«»g der Rüstungen
energischer durchs e führt wirk. Die Konferenz lenkt die
Aufmerksamkeit der parlamentarischen Fraktionen aller Länder aus bis-
sen Punkt.
Es steht zu «wart«», kaH nun kie Arbeiterparteien unk Ge-
werkschaften aller Länder sich str kielst Amsterdamer Resolutionen
einfetzen und auf ihre Negierungen in diesem Sinne eimvirken wer-
den. Wohl werbe« wir uns vor einem ungerechtfertigten Optimis-
mus hüten müßen. Kenn keine ausländische Arbeiterpartei kommt
Ker Macht und Kem Einfluß Ker deutschen Arbeiterschaft gleich.
Mer trotz alledem bedeute! Kiese Amsterdamer 'Konferenz sine«
wertvollen Markstein m Ker Geschichte Ker Internationale. Den Ar-
beiter« ist gelungen, was kie Kapitalisten vergebens versuchen ja z.
T- gar nicht wollen, sie haken . «über bi« nationalen Grenzpsähl«
hinweg eine gemeinsame Plattform in -er WiebergntmachAngsfrage
geschaffen für -st -u kämpfen sie enffchlosien sind, jedenfalls eine
psychologisch un- moralisch nicht zu unterschätzende Errungenschaft.
Pflicht unserer deutschen Partei ist es sitzt, gemeinsam mit -en Ge-
werkschaften in Deutschland diese« Amsterdamer Vorschläge« den
Weg zu ebnen, auf dem Boden der Amsterdamer Richtlinien einen
Reparationsvorfchlag auszuarbeikn, und die Regierung zu zwingen,
bei demnächst wieder aufzune-men-e» Bechamdlungen auf Kiese Ba-
sis M treten. Nur so tut unsere Bartei das. was an ihr siegt, um
auch Ken auslänkifthe» Kassengsnossep den Kampf für dasselbe Ziel
zu ermöglichen!
 
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