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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 51 - Nr. 59 (2. März - 11. März)
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TaLeszeituttS sür die VeMäiige BevsKemng der Mmtsbszirke Hsidelberg, Wiesroch, Sinsheim, Eppings», ESeBach, MssSach, Buchen, Adelsheim, BsxSekg
TauöerSischofshsim unö Wertheim.

Dczuaspreis: Monaili'ck eknfcht. Träqerlohn S.— Mk. Ameigs-weslfs-
Die emspattiae petttzeike (3L mm breit) 88 pfg., Rellams-Anzetgm
szc mm breit) 2.20 Mk. Del Wiederholungen ÄachlaK nach Tarif
Gebeimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen,
«eschästsstuuöen:»-'/,«iihr. SprechstundenderMdaktisn.- 21 -t2ckyr.
pofischrcklonto Kar,-ruhe Nr. 22577. Tel.-Adr. :BMsze!!UNgSeidrlSerz.,

HeiSMsrg, Mittwoch, 2. März iLS2iL
Nr. SÄ * S. IüKrWms

Deraniwortl.: ISr inner« u. Süßere Politik, Volkswirtschaft und Feuilleton:
Dr. Kraus, für Kommunales, soziale Rundschau und LokaleS:
O. Geisel? für die Anzeigen: H. yorchler, sanril in Hsideldrrg.
Druck und Äerlaz der LlnterbadiÄen Verlazsanffalk Ä. -N.S.A., Heidelberg
Geschäftsstelle: Gchröderstraße ZS.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2S7Z, Redaktion 2S4Z.

GsneralstreiL irr Polen.
Gegen Eisenbahuerknechtung.
Warschau, 28. Febr. Eine Streikdelegativn wurde
vom Eisenbahnminister abgewiesen mch als sie sich zum Ministescium
des Innern begab, dort verhaftet. Der Allgemeine Verband der
Eisenbahner, der anfangs dem wilden Streft verurteilte, hat fest
Samstag infolge der Militarisierung der Eisenbahnen u:ch der An-
drohung der Todesstrafe seine Haltung geändert; er ruft jetzt zum
sofortigen allgemeinen Streik ans allen Bahnen aus. Die Zentral-
kommission der polnischen Ardeiterverbändc MMgt den General-
streik für heute an, fall» die Militarisierung der Bahnen nicht auf-
gchoben wird. Dir SejmkommWvn str Rechtsfragen hat aus An-
trag des Abgeordneten Pu fak (Svziaidemskrat) beschlossen, wegen
der StandrechtsverkündigungaufHen Eisenbahnen de«
Mimsterprasidenten sowie die MüGsr des Imtzern. der Eisenbahnen
und des Krieges nm ihr Erscheinen im Sejm zu ersuchen, um Auf-
Kärungen zu geben. Die Warschauer Bahndirektion erklärte einem
Vertreter des „Narod, hast, falls die bisherigen Maßnahmen ohne
Erfolg bleiben sollten, ein TM der Angestellten mobilisiert urch unter
militärischem Zwang an die Arbeitstätten gewiesen würde. Die
Streikenden vermeide« es, zu Haufe zu übernachtLN, um einer
zwangsweise» „Einlieferung" an die Arbeitsstätten zu entgehen.
Die Posener Eisenbahner haben sich vom allgemeine» polnische»
Eisenbahnerverbanke getrennt.
Soeben wird bekannt, daß der Vorstand des Eisenbahnerver-
bandes verhaftet und das Verbandsiokal geschlossen wurde.
Rach einer Meldung des „Kuryr Polski" ergehen auch Haftbe-
fehle gegen die EenerallommWo« der Gewersschaften, die den
Generalstreik ausgwmfen hat. Die uMtärpffichtigeft Eisenbahner
Müden als rnsdilisiert erklärt und Militärisch vereidigt.

Badische Politik.
D'Laiern aus dem Lügenpfad.
Karlsruhe, 28. Febr. In der BsirMKMWMgMMichM
des Staatsrat-os Marum gegen die hiesige humoristische Halbmonats-
schrift „D'Later-ir" wegen einer Notiz in der Nummer 4 dieses
Blattes ist em Vergleich Msta-ndegekommen. Die deleid-igenden
Aeußerungm wurden so« der SchrWeitu-ng der Latem zurückge-
nemmea. außerdem soll eine Buhe bezahlt werden. Die- Beschlag-
mahme der Nr. 4 der Latem ist dm<mf wieder Mfgchoden- wor-dM.
Tine lügnerische Wahlmache de«
„Bad. Beobachters".
Noch jede WähGewegung wurde bis fetzt von der Zentrums-
Presse -mit offene« und versteckten Angriffe« gegen die Sozialdemo-
kratie eingeleitrt. Und ,ws Mn halbwegs brauchbares Material
gerade vvrl-a-g, hat sich »bis jetzt immer irgendeine Räubergefchichte
gesunden, die sich für den gedachten Zweck, nämlich Heradreißung
»und Verdächtigung der Soziakdemol'. atk, her-ausp-utzm ki-ch. So
such Heuer wieder.
Der „Badische Beobachter" brachte in seiner Nu-Mn-er 34
Unter der sensationellen Ädberfchrfft „SozialdemskrMschs Christen-
verfolgung" einen Artikel, in welchem er die haaDräubenWen Dinge
aus dem Kirchenaustrittsgebiet in Speyer zu erzLWen weich Nach
demf-ekben hotte der Führer des freien Faibrikardeitevveöbandes, der
zugleich Borgender des Betriebsrates der ZelluloidfabrÄ Speyer
ist. innerhalb des Veöbandes Agitation für den Austritt aus der
Kirche betrieben. Im Betriebe der Zellulv-Wabrik Habe er Kirchen»
-austtittslfften Zi-MU-eren kiffen- und habe in seiner Eigenschaft als
BetriebsratsoovsitzeAer von den im Betriede Beschäftigten verlangt,
sich einzuzeichnen. Daun sei im AnWutz hieran «ne Betri-cbsver-
sam-mlung einderufen worden, aus der der Vertreter des christlichen
Verbandes „auf Dekan-Wung der Gawss-enMver unter fürchter-
lichem GcbrM Schlägereien aus dem Saal hinausgewo-cfen
wurde". Später halbe der GeschWZöüh-rer des FabrÄaöbe-iteMer-
dandeg dem ch.rWichen Vertreter erklärt: „Wenn du -nochmals hi.-
Jacke oc-rhauen Haden willst, kannst du nochmals mit -zur Versamm»
lung kommen."
' Mo eine M»Z schauerliche Geschichte, die -au die ChristenL-er--
folg-u-ngen im -alten Rom erinnert. Da -nun der „Badische Beob-
achter" in seinem -Entrüstungsartikel die Frage an den „Volks-
freun d" richtete: „Was sagt der „Volksfreund" dazu?" sah dieser
sich veranlaßt, sich -um Auskunft an Ort und Welle zu wenden.
Hierauf wird aus Speyer 'geschrieben:
Zur -Sache Haden wir folgendes zu dem-eÄen: Wir sind -von
christlicher Seite in bezug -auf Unw-chch-eiten- v-iches gewöhnt. Aber
was sich hier der „'Bad. Beobachter" leistet, stellt -alles bis-
her b ag«w«fen e a«f den KoPff. Der -Artikel ist derart
mit Lüge n gespickt, daß wir es am liebsten unteMssen möch!-
t-en, darauf zu antworten. Es ist nicht unsere 'Absicht, auf die all-
Mmem-en AuÄflhrlMgeif zu antworten. Wir beschränken uns nur
-auf die Ri-chtigstell-ung sol-gender -Tatsachen:
1. Der Vorsitze-,D-e des Betriedsra-tes der Aellul-o-iGabrÄ Speyer
ist nicht der Führer des. Fadlikackeiterverdandes in Speyer.
2. Ls ist, gelinde gesagt, -eine Unwahrheit, daß der Vorsitzende
des Betriebsrates der Zellulvibfabrik sich mit -allem Nachdruck für
lbi-e Kirchen-austrittshciwegu-wg emgesetzt habe.
3. Eine Betriebsvcrfamml-un-g wunde nur einberufen, um die
Berichterstattung über eine Konferenz endgegenWn-e'hmen.
4. Dom Vertreter des Christlichen FcchrÄardeiter- und Trans»
portarbeiterreidandcs wurde -beb-eutet, daß -er das Wort -unter Punkt
VeHchs-eben-es evgreif-W könne. Seine 'Anwefe-nheft während der
Berichterstattung über die Konferenz wurde durch die Betriebs-
verfa-mminng adgel-chn-L. Der -Vorsitzende des Detriedsratcs legte
daraufhin nckhe, den Sao» zu verlassen, was der HrWiche Vertreter
jedoch ablehnte. T-alsächl-ich ist er dann durch -einen Arbeiter hinaus»
Aetragen worden. Dagegen W es ei« UMeüfrorenhei^ M schreiben.


London, 1. März. Die deutschen GegMvvrWäze haben
folgenden Wortlaut: Die Pariser Beschlüsse vom 29. Januar 1921
sind, wie in den überreichten Denkschriften ausgeführt wird, wirt-
schaftlich und finaqM unerfMbar, Deuts-chl-aNd ist jedoch bereit, hei
s-emen Geg-enivors-chlägeK bis -an die Grenze der Möglichkeit zu -gehen,
die sich bieten würde, wenn fei-« Leistungsfähigkeit sich in
we-senKch bessern wich. M dieser Hoffnurrg HM die l . Ne-
gierung dis Aufstellung eines Zahlungsplanes -auf folgender Grund-
tage für möglich:
s) der Ietzwert der von -alliierter Seite -geforderten 42 -An-nui-
Wen beträgt bei der Deutschland -angebotenen Rückdiskontierung der
Annustäten mit 8 Prvzkent jährlich -etwas über SS Milliarden Gold-
mark. Eine ähnliche Ziffer ist auch in Asußerungen der alliierten
Presse wiederholt genannt -worden. Auf bisse rund 80 Milliarden
-Mark sind die gesamten bisherigen Leistungen Deutschlands auf
Grund des Friedensoertrage-s, soweit sie aus WiedevMtmochuWs--
-ksnto -M-tzuschreiben sind, in Anrechnung -zu bring,en. Ein -geringer-er
Abzug für die BorleifAm-gen würde auch GesMntzahkmgen bedingen,
welche über das hinausgchen, was als zukünftige deutsche Leistungs-
sähigkest verständigerweff-e erwartet werden kann. Es wäre zweck-
mäßig, wenn eine besondere gemischte Sachversiäüdigenkommijsion
den genannten Werk der Vorleistungen baldmöglichst feststellen würde.
Durch den Abzug des Wertes der Vorleistungen -von dem oben -an-
gegebenen Ietzlwert der in den Pariser Beschk-üffen-geforderten Am»
nMtäten -ergibt sich der 'Gesamtbetrag der von Deutschland noch zu
leistenden Zahlungen. Dieser Betrag soll baLmo-K-W im Wege
internationaler Anleihe
beschafft werden. Da « jedoch -nicht mSg-ftch sein wird, den gesamten
Betrag ober -auch Mk den größeren Teil desifelbvn- in nächster Zu-
kunft durch -eine internationale Anleihe aufzubringen, wird zunächst
sine TeilNobilisienrng WWstreben fein Zu diesem Zwecke schlägt
Deu-tschlund -vor:
ei« Anleihe in möglichst großem Umfange etwa bis 8 Milliarden
Goldmark auszugeben,
welche 'möglichst auf allen mternaGonal-m Fina-nzplätzen -zur Zei-ch-
«Mg -gelangt -und in allen Em-Won-sländer-n- von Steuern- jeder Art
befreit sein solle. Der Z i« sjf u h -er Anleihe soll mWi-chst n i e-d -
r i g gch-alten werden und Ne Tilgung mit 1—10 Prozent nach fünf
Jahren einsetzen. Deutschland ist bereit, für den M-e-Nst der Anleihe
den Anleihegläubigern die nötigen Sicherheiten zu gowÄhrrn. A-b-
ges-chen von dem Dienst der Anleihen übern-i-nmit DeulMattd
für die nächsten fünf Jahre die Zahlung einer Annaität von je
einer Milliarde Goldmark.
Diese Anmn-täsn werden m erster Lim-e durch
Sachkvfftungen
gswährt werden. Hierfür soll «ach Möglichkeit de? freie Verkehr
zwischen deutsche» Lieferanten und alliierten Bestellern eingeführt
werden. Deutschland erklärt ferner -erne u t ist ne BcreiLvilli-g-k e i-t,
durch Arbeit bei -dem Wiederauj'bau der zerstörten Gebiete mitzuwir-
ken. Auch diese Lefftzmg-en sind auf diese Ann-ustLen zu -verrechnen.
Der Betrag der deutschen Nspara-tismsschuld, der nicht fogl-ei-ch durch
die m-termtiomale Anleihe anderweitig geheckt ist, wirb mit 5 Prozent
verzinst. Gegen diese Zinsen kommen- bis 1. Ma 1926 die vb-en--
erwAMten An-Mitäten von je einer Milliarde Goldm-avk in Ä-nroch-
weicher hiernach noch -ungedeckt bleibt, wird
. . , s „ » Fms-eM-Ksen der K-apita-l--
schuld zug-es-chrieben. Die weiteren Abmachungen über die Finan»
N-eru-n-a der 'R-MchuG Deutschlands. inÄbesonder-e -auch -über die Tü¬

ll) Es wird angenommen. Laß die in den Pariser Beschlüssen
sorgchche« ILprozen-kig« Abgabe von der deutschen Ausfuhr ei«
Beteiligung der Alliierte an einer in Zukunft zu erwartenden
Besserung der wirtschaftlichen Lage
Deutschlands bezweckt. Der GvuMdgedanke -einer Be-teikiWNg der
Wliierte-n an -einer wirtscha-Wchen- Besserung DeuGchlands wird a>«
erkannt. Dieser Gedanke hat jedoch schon dadurch weitgehende Be-
rücksichtigung gefunden, baß die vorstchenden Vorschläge sich, nicht
auf die jetzige Leistungsfähigkeit Deutschlands gründen, sondern ein«
Vernünftige Einschätzung der Zukunft in Rechnung stellen.
c) Alle noch nicht erfüllten finanziellen und WHerMW-werMch-
tu-ngen DeuHchland-s aus Teil 8 Abschnitt ä. 1 n-eW -Ansagen, unlb
Teil 9 des Vertrags von Versailles sind als abgegolte« a-nzuschen.
-Das Gleiche M von der Hergabe des Erlöses ifür z'eMrtes Kriegs-
gerät und von der sich aus Teil 16 ergebenden Verpflichtung Deutsch-
lands, die Liq-ui-dation und Z-urückbchasiung des in den MK'ierteu
Länden befi-MichW öMchew Priv-atv-ermögens zu dMen. Un-
berücksichtigt bleibt die Verpflichtung Deutschlaüds, Mr Re-
stitution aus Artikel 238 O. Es besieht Einverftä n d n -i s dar-
über, -daß die Vora-ussetzung des Art. 431 dos Vertrags von Ver-
sailles als eönK-treten gift, fobild der gesamte zu ») festgesetzte Be-
trag -gezahlt ist.
Voraussetzung für dir vorstehenden Vorschläge P:
n) daß die Abstimmung in Odsrjchlesien zu gunste» Deutsch-
lands ausfäM und demgemäß Oberschlssien bei Deutschland belassen
wird,
d) daß die Hemmungen im Wirtschastsverkchr beseitigt und das
System- wir-ffchaftlicher Freiheit und Weichberechtigung du-rchgeführk
wird.

Die Londoner Konferenz.
Die erste Sitzung. — Lloyd Georges erste
Antwort.
Ls » dvn, 1. März. (Amtlicher deutscher Bericht.) Heute vor»
mittag um ^12 Uhr fand im Lancastechouse die erste Vollsitzung der
Konferenz statt, an welcher sicher der deutschen die englijchr, franzö-
siche, italienische, belgische und japanische Delegation teilnahmen.
Von der deutschen Delegation waren anwesend: Reichsminrster Dr.
Simons, die Staatssekretäre Schröder und Bergmann, die Mini-
sterialdirektoren v. Simssir Md Lesuire »Md Staatssekretär Lewalh,
sowie der dentsche Botschafter Sthamer. Der Präsident der Konfe-
renz, Asyl) George, eröffnete di« Sitzung, indem er vsrschlug, zu-
nächst die Reparationsfrage zu besprechen.
Reichsminister Dr. Simons
willigte ein und legte den Standpunkt der deutschen Regierung zu
den Pariser Beschlüssen in der Reparatisnsfragtz dar, Äk in der vor-
liegenden Form unmöglich ausführbar seien. Einzelheiten
darüber enthalten die beiden Denkschriften,dis er der KorssererH un-
wrbreitete. Reichsminister Dr. Simons gab sodann einen Uebe»
blick über die dsutschen Gegenvorschläge.
Lloyd George
bemerkte namens der Alliierten, baß die deutschen Vorschläge nach
feiner Meinung auf einer gänzlichen Verkennung der Bedürfnisse der
Lage beruhten. Die Alliierten würden aber unter sich beraten und
morgen ihre Antwort gebest. Darauf wurde die Sitzung gegeu 1 Uhr
geschlossen.

nung. Der Zinsbetrag, weicher hiernach noch «gedeckt bleibt, wird
ad 1. Mai 1926 ohn^ Berechnung von Zins-eM-nfen der Kapital»

zi-eru-ng der RMchu-ld Deulschlvnds, inÄbesondere -auch -über die Til-
gung, welche -nicht vor dem 1. 'Mai 1-926 begmnsn soll, bleiben- Vor-
behalt«!.


-er sei unter fürchterlichem GebrÄle und Schlägereien- -aus dem Sau",
geworfen worben.
S. Dem G-chchäftchHrer .der ZahPelle Speyer des FabrÄar--
beitervebba-ndes teikte dam» der christliche Vertreter di-eseu Bovsall
mit, der ihn- einftid, mit ihm in die Vers«>mmlUiW zu gehen, er -garan-
tiere ihm, daß nichts -paffiere. Dies wurde jedoch «bgÄchttt. B-om
BerschlLg-en der Jacke war absolut nicht die Rede.
Soweit der wahre Sachverhalt. Die „iKuftUrfchan-de", die die
Arbeiter der Fe-llulvidfadrÄ begangen habe», beruht -nur darin,
baß sie einen chnMichen Vertreter, der sich dem Willen der Be-
tnebsversaWmlung nicht 'fügen wollte, -an die Luft fetzten. Und zwar
mit vollem Recht, da der Konferenzbericht eine interm Anqelegrn-
heit des Fadükarbeiterverbaudes gewesen ist.
Diese Darstellung stimmt -im wefenKchen- mit der Auskunft des
Arbeiterrats der LcllnloDfabrik überein, der mA Bezu-g auf ch-ie
KircheRanstrittsbewegung -noch schreibt::
„In '-derselben Woche sind -in Speyer über ZVVO Personen
aus der Kirche ausgetreten, -und Kva-r aus eigener Ueberzeu-gung,
veraÄ-aßt durch einen Erlaß des Bischofs -von hier, der sich in
Sozialistenfresserei übte. Da diese Bewegung auch in- der Lellu-
lvidf-abrik el-nsctzre, wurde der Vorsitzende des Abbsitermtes auf-
gefordert, die Liste der Untttfchrisbsn-en mit auf das Stadthaus
zu nehmen, Hamit diese Arbeiter keine Zeit za verfäum-eu brauchen.
Eine BeMflussurig von Men des Vorsitzenden hat nicht statt-
gefunden.
Was die christliche Taktik anbelangi, so sind wir ja diese zur
Genüge gewohnt. Sie lügen wie di« Teufel und fchw-istbÄn aus
Prinzip, und so hat man- die Schlägerei erfunden, um die christ-
liche Doftss-esle zum Kochen zu bringen. Kennzeichnend für das
christliche Gebchren fft, daß im hiesigen ZentrumMatt von dieser
Sache mchts zu lesen war, dis Christen Haden sich mit ihren Lügen

hier nicht getraut -an -die Oeff-enKchksit zu gehen und sind damit
auswärts in der Hoffnung, daß es da unwidersprochen bleibt."
Die Hache soll, aber nicht unwidersprochen bleiben und wenn
der „Beobachter" zur Einleitung der Wahlbewegung -etwa weitere
derartige RMdergefchichteN- zu bringen -beabsichtigt, so kann man ihm
sagen, daß auch diesen machgegangen werden soll.

Badischer Landtag.
gr. Karlsruhe, 1. März.
25. öffentliche Sitzmrg.
Präsident Kopf eröffnet die -Sitzung -um 3.45 Uhr.
Ein Antrag sämtlicher weid kicher Abge---
ordnet« n wünscht die Anstellung von Gr-auen bei den -Fürsorge--
,stellen.
Wohnungsbeschasfung.
Für Beschaffung bzw. Umbauten -von Wohnungen 'für r -e i ch- s-
d e« ts ch e Flü ch tling e werden im 2. -Nachtragsetat des Ar-
deitsmiwist-eriuMs 500 000 ME. als AniteA des babifchen Staates
angef-oröert, die zwecks JnawgtUnahmL der -Arbeiten sofort ein-
st i-mmig genehmi-t werden. — Ebenso werden vor Erfassung
des Mna-NWchetzes die Ausgaben des 8 u st i z m i nisteriums, sür-
'Umbau des LandKer-ichts in Offenburg und Zuschüsse a-n Beamten-
anwärter einstimmig genehmigt.
Regelung der Ruhegehalts-bezug«.
Mg. Ihrig (Dem.) berichtet über das Gesetz öder die Er-
höhung und Regelung der Bezüge der Altmheqehaltsempfänger
und Mhinterbl-iebenen sowie der Neuruheg-chaftsempfänger und
Neuhinterbliedenen, wovon wir bere.ts Kenntnis gaben. Ein A n -
 
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