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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 91 - Nr. 100 (20. April - 30. April)
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Tageszeitung für Hie WerMiigs Bevöttemng der Amtsbezirke HeiöekSerg, Wiesloch, Si»s-rim, ÄppizhgsK, EKsrSach, MosSsch, Buche«, Adelsheim, BsrSsr-

TauSerLifchsfshsiM uuö WsrchsiA.




Dezvasprei's: Monatlich einschl. Trägerlshn S.— Mk. AnzcsgsMeisr:
Dik "cinspattlge Ketitzeile (ZS mm breit) so Pfg„ Reklame-Änzrizsa
sZS mm breit) 2.2ü Mk. Bei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif
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Mk «WSW Wkk KUkS
MMkilME.
Dis Schmld der Kaiserlichen RsgisVMrg am
ZusaMmenbruch. -- EVzbsrgKr gegen JesniLen-
pater Leiber.
In den letzten Wochen erschienen in den jesuitischen „'Stimmen
her Zeit", in einem Teil der Zenkrumspreste und den deutschnatio-
nalen 'Blättern Artikel eines anscheinend gut informierten Jesuiten-
paters Leiber über die päpstlichen Bemühungen um die Friedens-
vermittlung im Jahre 1917. Die Artikel, die zum Teil eine unver-
kennbare Spitze gegen Erzberger enthielten und auch von der Rechts-
presse dementsprechend ausgebeutet wurden, ließen in dem Leser
Has Urteil auskommen, als ob die Friedensmöglichksiten, die damals
vorhanden waren, durch die vor allem von Erzberger betriebene
Friedensresolution des Reichstages sabotiert worden waren, weil die-
selbe, von der Entente als Zeichen der Schwäche ausgelegt, den
Siegeswillen unserer Feinde gestärkt hätte. Gegen diese deutsch-
nationale Geschichtslugs wendet sich nun im „B ad. Beob." vom
Sonntag, den 23. April, mit
bisher gänzlich unbekanntem Material
der frühere Reichsfinanzminister Erzberger. Dabei kommt der
hvchw. Herr Iesuitenpater mit seinen „gewagten, unbewiesenen Be-
hauptungen" ziemlich schlecht weg. Wir erfahren zunächst von
Erzberger, was wir ja wohl schon ziemlich sicher gewußt haben,
daß BethmMN-HsLweg von der Obersten Heeresleitung gestürzt
worden ist. Er schreibt:
„Was sodann den Rücktritt des Reichskanzlers von Beth-
marm-Hvllwsg selbst betrifft, so ist dieser letzten Endes veran-
laßt und herbeigeführt worden durch das Riickiriils-
gesuch der Obersten Heeresleitung, d. h. Hindenburgs und Luden-
dorfss, die sich mit dem Demissionsgefuch des damaligen Kriegs-
ministers von Stein solidarisch erklärten. Roch M Vormittag
des 11. Nuni glaubte ich die Auffassung vertreten zu können, daß
ein K anzlsrw echfel nicht notwendig sei. In der
Nacht vom 11. auf den 12. Juli hat die Oberste Heeres-
leitung nach den mir gewordenen zuverlässigen Informationen
auf das Bestimmteste erklärt, daß sie bei einem weiteren Ver-
bleiben des Herrn von Bethmmm Hollweg aus ihren Aemtern
scheiden werde. Hätte noch in diesem Augenblick Herr von Beth-
mann-Hollweg irgendwie oder irgendwo zu erkennen gegeben,
daß er Friedensbesprechrmgen auch nur in der losesten Form —
es brauchte nicht einmal die vermittelnde neutrale Macht genannt
zu werden — vor einiger 'Zeit begonnen habe, so hätte sich Kweifel-
los ein Ausgleich zwischen Reichskanzler, der Obersten Heeres-
leitung und dem Reichstag herbeisühren lasten. Eine solche Mit-
teilung wurde aber in den entscheidenden Stunden niemandem
gemacht, daher war es angesichts der damaligen Verhältnisse er-
klärlich, daß man eher Herr von BsitzNarm-HvllNeg ziehen ließe
als Generalseldmarschall von Hindenburg."
Wie wenig politisches Rückgrat der feige und schwächliche
Mur-Beamte" Bethmann-Hollweg hatte, schreibt Lrzberger in fol-
;enden beiden -Beispielen:
„Niemand wird bestreiten wollen, daß mehr als einmal Herr von
Betzmann-Hollweg gerade in den entscheidenden Augenblicken seine
Ansicht nicht durchsetzte, sondern leider dem Druck anderer Faktoren
imchgab. Es sei nur an die Erklärung des uneingeschränkten L-Doot-
krieges im Januar 1917 erinnert. Wie oft hat von Bethmann-Holl-
weg mir gesagt, daß er den uneingeschränkten ll-Bootkrieg nicht machen
werde. Er gebrauchte dabei das Bild: Wenn wir den uneingeschränk-
ten A-Bootkrieg erklären, bann werden alte Rationen über uns her-
fallen und uns totschlagen „wie einen tollen Hund". Trotzdem stimmte
er im Nanuar 1617 dem uneingeschränkten U-Bootkrieg zu. Mer nicht
er -allein dachte so. Noch. am 30. September 1916 hat der damalige
Vizekanzler Helfferich im Hauptausschuß des Reichstags nach dem
amtlichen Protokoll erklärt:
„Wir müssen uns vor 'Augen halten: wenn die Karte des rück-
sichtslosen U-Bovtkrieges ausgespielt wird und sie sticht nicht, bann
sind wir verloren, dann sind wir auf Jahrhunderte hinaus verloren.
Wir kommen dann, wie die Dinge liegen, in den Krieg mit Amerika.
Daß Amerika sich dann in bezug auf die -Kriegsziele vollständig auf
dis Seite Englands stellen würde, daran ist kein Zweifel. Welches
dis Kriegsziele Englands -sind, darüber ist auch kein Zweifel: Die
politische Unterdrückung, Knebelung Deutschlands und das wirt-
schaftliche Ducken bis auf das Letzte."
Trotz dieser klaren ablehnenden Stellungnahme und ohne daß eine
andere weltpolitische Situation eintrat, hat dann derselbe Reichskanzler
von Bethmann-Hollweg in der entscheidenden Stunde zum Unglück
unseres Vaterlandes mchgegeben, obwohl er wußte, daß man uns
tvtschiagen würde „wie einen tollen Hund", obwohl er wußte, daß
„wir aus Jahrhunderte hinaus verloren" sind. Ein ähnliches Nach-
geben im entschechenden Augenblick läßt sich aus der Zeit nach der rus-
sischen Revolution im Frühjahre 1917 feWellen. Diese Tatsachen
rechtfertigen nicht die Annahme von Pater Leiber, daß Bethmann-
Hollweg, auch wenn er in der Unterredung mit Nuntius Pacelli sich
zustimmend zur päpstlichen Friedens-Vermittlung äußerte, der Mann
gewesen wäre, der die zweifellos vorhandenen großen Widerstände
zu überwinden verstanden hätte."
Nun aber kommen
die neuen Enthüllungen.
„Alsbald nach Annahme -er Friedensresolution (18. Juli)
und nach dem Kanzlerwechfei (12. Juli) traf nämlich Nuntius
Pacelli zum zweiten Mal in Berlin ein. Pater Leiber erwähnt
diesen hochpolitische» Besuch gar nicht, wohl weil er ihn nicht
kennt. Ich habe in meinem „Erlebnisse km Weltkrieg" über diese»

WievLrarrfrrrrhMS der VsrharMrmgTA?
New York, 25. April. Eine amtliche Meldung aus
Washington besagt: Man ist hier sehr hoffnungsvoll, daß
die neuen deutsche» Vorschläge die Wiederaufnahme der
Verhandlungen zwischen Deutschland und den Alliierten
unter Teilnahme von Amerika gestatten werden.
1 Milliarde Gsldmark mr dis Bank VLM
Frankreich.
Paris, 25. April. Die Agentur Havas verbreitet folgende
Rote der Reparationskommiffion an die -KriegslastenksmWiffivu:
„Die ReparationÄomMissisn hat in 'ihrer Vollsitzung vom 25.
'April mit Bebauern von der Mitteilung der d e uL s ch e n R e gi e -
rung vsm L2. April Kenntnis genommen und von ihrerWergsrung
den Metallbestand der Reichsbank nach Koblenz oder Köln über-
führen zu lasten. Sie bedauert, daß die deutsche Regierung nicht
die Sorge verstanden hat, die das Schreiben vom 21. April veran-
laßte. aDs Ersuchen, den Goldbestand in das besetzte Gebiet zu
bringen, wurde von dem Wunsche diktiert, die BestiMmungen des
Vertrages von Versailles mit -den Erfordernisten des
deutschen Wechselkurses in Einklang zu bringen. In An-
betracht der Haltung, dis die deutsche Regierung in dieser Ange-
legenheit emnchmen zu müßen glaubt, und in Anbetracht ihrer Ver-
fehlungen gegenüber den Verpflichtungen des Vertrages, dis aus
dem Artikel 235 herrühren, sieht sich die Reparationskommiffivn ge-
zwungen, die Vollmacht auszuuben, .die ihr der Vertrag gibt
und dis Ablieferung eines Betrages von 1 Milliarde
Goldmark zu Händen der Reparationskommission bis späte-
stens 30. A p ri l an die Bank vvnFrankreich zu verlan-
gen. Ms Reparationskommission kann die Beziehungen der deut-
schen Regierung zur Reichsbank nicht zur Debatte stellen, denn sie
hat die Gewißheit, daß die Reichsregierung, Wenn sie den guten
Willen hat, darauf zurückzugreifen, auch die Mittel hat, dem
Verlangen der Reparationskommiffion zu entsprechen.
gez. Dubois, Sir John Bradbury.
RNfsTL GssaMLfchNLd --- Lhrs BeNtsZLmW.
Paris, 25. April. Wie der Intranstgeant" mitteilt, wird die
ditpacatisnskommission am Mittwoch eine Plenarsitzung mit den
Deutschen abhalten, in der die 'Umrechnung der Scha denn Melkun-
gen der verbündeten Länder in Goldmark vorgenommen und der
Gesamtbetrag der deutschen Schuld festgesetzt werden soll. 'Am
Freitag werde die endgültige Rechnung jedem einzelnen der ver-
bündeten Länder überreicht. Die für jede einzelne Macht festgesetz-
ten Ziffern entsprächen fast ganz dem Vermittlungsplan von Bvu-
logne, wonach F r ankr ei ch m i t 52, E n g l a n d m it 22, B e l-
gien mit 8 -Proz. usw. beteiligt werden soll.
Paris, 25. April. Der „Intrcmsigeant" teilt unter allem
Vorbehalt mit, daß der Gesamtbetrag 'der deutschen Schuld Mischen
120—WO Millionen Goldmark liege. Das Blatt fügt hinzu, im
Augenblick sei von der Rückkehr der amerikanischen Vertreter in die
'Reparationskommiffion noch nicht die Rebe.

Befrrch nur den Satz geschrieben: „Mess erneute Fühlungnahme
und der damit verbundene Meinungsaustausch dürften wohl in
ihrer Bedeutung nicht überschätzt werden, wenn man sie als den
ersten Akt der päpstlichen Friedsnsvermittiung ansah." Die Un-
terredung zwischen Nuntius Pacelli und Reichskanzler von Beth-
mann-Hoklweg am 28. Juni hatte in erster Linie informatorischen
Charakter. Der zweite Besuch hatte nicht mehr rein informatori-
schen Charakter, sondern ging erheblich weiter. Am 24. Juli
1917 kam der Münchener Nuntius in Berlin an mit dem Auf-
trag, vertrauliche Friedensvorschläge des Heiligen Stuhles zu
überreichen. Man rechnete im Vatikan mit der Möglichkeit, daß,
wenn Deutschland diese Vorschläge annehme, sofort die Friedsns-
verhandiungsn ausgenommen werden konnten. Unter diesen Vor-
schlägen war der wichtigste: „gegenseitige und gleichzeitige Ein-
schränkung der Kriegsbereitschaft". Die Vorschläge des Heiligen
Stuhles deckten sich in allen Punkten mit der vsm Reichstag in
der vorhergehenden Woche angenommenen Resolution. Der Va-
tikan glaubte also annchmeu zu dürfen ,daß Reichskanzler Mi-
chaelis ohne weiteres diesen Vorschlägen zustimmen würde. In
den damaligen Unterredungen mit dem Reichskanzler wurde die
Wichtigkeit dieses Schrittes des Heiligen Stuhles schar? betont.
Er wurde als „erster Meinungsaustausch einer neutralen Macht
behufs Herbeiführung des Friedens" bezeichnet. Bisher habe
der Heilige Stuhl abgelehnt, einen solchen Schritt mit ganz kon-
kreten Vorschlägen zu unternehmen, weil der die Voraussetzungen
hierfür für nicht gegeben angesehen habe. Wenn dagegen der
Heilige Stuhl jetzt (also nach der Annahme der Friedensresolution
nach dem Rücktritt von Bethmann-Hollwegs) seins Bedenken
zurückgestM habe, so müsse man amiehmen, daß er fest davon
überzeugt ssi, daß dieser Schritt zum Frieden führe!
Die Verhandlungen in Berlin verzögerten sich. Obwohl M i -
chaslis die weltgeschichtliche Bedeutung des päpstlichen Schrittes
erkannte, hatte er Bedenken wegen der Beschränkung der Rüstungen!
Gegen den 10. August wurde dem päpstlichen Nuntius die deutsche
Antwort übergeben. Dann erschien die päpstliche Friedensnvte, in
der von Deutschland eine klare Erklärung über die Unabhängigkeit
Belgiens verlangt wurde. Die deutsche Antwort zog sich bis zum
13. September hin eine Erklärung über Beligen enthielt sie nicht,
trotzdem die deutsche Regierung die Bedeutung der 'Situation kannte,
wußte, daß England sich durch Rom an Deutschland wandte!
Erzberger schließt:
„Nachdem die päpstliche Friedensaktion im September 1917
durch deutsche Schuld-um Scheitern gebracht war, trat die Wen-
dung in Frankreich und in England ei» und der einheitliche
Oberbefehl unter Marschall Foch wurde geschaffen."

Armes deutsches Volk! -So hat man dich unter den „glor-
reichen H-ohenzollern" betrogen. So dankbar wir 'Arzberger für
diese neuen Veröffentlichungen sind, warum hat er damals nicht
geredet, wo er sah, wie man uns ins Verderben hineinregierte.
Haben unsere sozialdemokratischen Führer von diesen Dingen denn
nichts gewußt, und wenn sie etwas gewußt haben, warum haben
sie nicht mit allen Mitteln dieser Verbrecher- und Katastrophenpoli-
tik ein Ende gemacht? Neue Enthüllungen — neue Rätsel und
Probleme!

Deutscher Reichstag.
Keine Regierungserklärung. — Die erste Kritik an der deutschen
Außenpolitik.
Der gestrige Reichstag tagte unter einer ganz besonders eigene
artigen Situation, die Regierung hatte erklärt noch keine Aufklärung
über die 'Schritte der Wiedergutmachungsfrage geben zu können, dq
die Gegenvorschläge noch unterwegs nach Washington seien und
auch die amerikanische Regierung ihre 'Veröffentlichung noch nicht
Wünsche, solange sie nicht weiß, ob sie überhaupt eine 'Vermittlungs-
und Verhandlungsbasis für die Entente bilden konnte. Auf der an-»
deren Seite konnte man sich nicht mehr länger der Notwendigkeit
einer Aussprache im Reichstag verschließen und so ließ man denn
gestern die beiden Opponenten Dißmann und Hötzsch ihrs
Interpellationen begründen, während die eigentliche Aussprache mir
der Antwort der Regierung erst heule nachmittag stattfinden solsi
Wir haben die Auffassung, Laß Dißmann viel Unnötiges u. Selbst-
verständliches gesagt hat, seine Kritik aber an der unklaren G e-
hsimpolitik der Regierung unterstreichen wir. Viel schärfet
ging der Deutschnationale Hoetzsch mit der Zickzackpolitik der Regie«
rung ins Gericht, tadelte ihre Saumseligkeit und Unentschlossenheit
Leider war auch diese Kritik nur zu berechtigt. Interessant ist, vor
einem antidemokratischen Monarchisten einen Satz wie folgenden zv
hören: „Wie ist es vor allem möglich, daß in einem parlamen-
tarisch regierte» Staat die Regierung eine neue hochwichtige Ver-
mitilungsaktivn unteruchmen konnte, ohne den auswärtigen Ausl
schrrß davon zu unterrichten?" —
Sitzungsbericht.
Berlin, 25. 'April. (Eig. Drchtb.)
Präsident 'L öb e eröffnete die Sitzung mit einer freudigen Ve-
grüßung der Abstimmung, in Tirol. Auf der Tagesordnung stsht
die unabhängige und deutschnationale Interpellation
über die auswärtige Politik.
Wg. Dißmann, der für die U.S.P. sprach, wies daraus
hin, daß bereits Truppentransporte im Amollen seien und daß der
deutsche Reichstag weder weiß, 'wie er feine Ansichten zum Ausdruck
bringen soll, noch welche Schritte die deutsche Regierung seit dem
Scheitern der Londoner Verhandlungen unternommen habe. Weder
rm Inlande noch im Auslande könne für de» Zickzackkurs eine Er-
oberung gemacht werden. Der Redner macht noch einmil aufmerk-
sam auf die verschiedenen Schritte, die die internationale Arbeiter-
schaft, vor allem die internationalen Gewerkschaften unternommen
haben. Es feien kapitilistische Interessen, denen die deutsche Regie-
rung ebensogut wie die Entenregierungen diente. Von dem Spa-
abkommen seien lediglich die Kohlenlieferungen durch die Leber-
schichten üer Bergardeiterschaft ausgeführt worden; -die Entwaff-
nung sei nicht um einen einzigen Schritt weiter geführt, die bayri-
schen Zustände würden im Gegenteil nach Möglichkeit im Osten
nachgeahmt, «wo man die Bevölkerung vor einem drohenden Ein-
marsch der 'Polen auszuputschen und zu mobilisieren suche. Der
Redner erörtert noch die Einzelheiten des Wiederaufbauvorschlages
der Gewerkschaften und schließt dann mit einem Aufruf an die
internationale Arbeiterschaft.
Der Begründer der deutschnationalen Interpellation, der Wg.
Hötzsch, macht einen scharfen Vorstoß gegen den Minister des
Auswärtigen und gegen die Politik der Regierung. Er kritisiert«
wie Dißmann den Zickzackkurs der Regierung und fragt nach dem
Ergebnis der sechswöchigen Politik seit den Londoner Verhandlun-
gen. Selbstverständlich muß die Verletzung der nationalen Würde
herhatten. Hötzsch stellt im Gegensatz die Erklärung des Außenmini-
sters nach seiner Rückkunft aus London mit dem Interview, das
Dr. Simons dem Vertreter des „Matin" gegeben hat und bemän-
gelt scharf, daß dieser das Interview, in dem die Schwenkung des
Ministers vorbereitet worden sei, vor der Veröffentlichung ihm nicht
vorgelegt hätte. Er legt dem Minister eine Reihe von peinlichen
Fragen vor, so nämlich seien die Maßnahmen in der Enttvasf-
nungsftage, deren Unmöglichkeit durch den Kommunistenputsch er-
wiesen sei, nicht bekannt geworden, ob überhaupt welch« getroffen
worden seien, wäre die Frage. 'Sei eine Kampagne gegen die
Kriegsschuld überhaupt unternommen worden? Sei etwas gegen bis
Teilung Oberschlesiens geschehen? Sei den Beamten der Zollrevi-
sion die Möglichkeit gewissenhafter 'Unterscheidung gegeben? Rach
dieser Frage, die eine Art Vvrpostengeplänkel sind, kommt der Red-
ner zu der amerikanischen Note und was damit zusammenhängt.
Wieder in Form von Fragen wirst er der Regierung bezw. dem
Außenminister vor, daß sie sich nicht im geringsten um die Aussich-
ten auf Annahme ihrer Vorschläge bekümmert hätte. Daß sie bei
dem Schritt an den Vatikan auch nicht die nötige Vorsicht hätte
walten lasten (dieses mit einem Seitenhieb auf die Mitglieder der
Regierung, die dem Zentrum angehören) und -daß sie die Mrußerung
des französischen Ministerpräsidenten, daß keine Vermittiungsaktion
angenommen würde, einfach ignoriert hätte. Der Deutschnatwnale
schließt mit einem Protest gegen die Gcheimkrämerei der Regierung,
die selbst unter dem sogen. Obrigkeitsstaat nicht möglich gewesen sei.
Mit kurzen Worten antwortet auf diese Anfrage der
Außenministers Dr. Simons.
Er macht geltend, daß er trotz seines Bedürfnisses, des nähere»
auf den Vorstoß der Deutschnationalen einzugehen, sich aus Grün«
 
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