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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 61 - Nr. 70 (14. März - 24. März)
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HMelSsL'g, Dienstag, -1Z. Marz M21
Nr. 62 » A. ZahrganZ

Fortschritte der Aufständischen von Kronstadt.
London, 14. Marz. Die „Times" erfährt aus Riga, Hatz die
Matrosen von Kronstandt die Festung Oran i end aumgensM--
men und dort 14 Kanonen erbeutet haben. Die Bolschewisten halten
MV Tote und 130V Verwundete. Dir Matrosen von RronstLNdt be-
ginnen unter dem Schutz der Kanonen von Kronstadt aus Peieysburg
zu marschieren, Eisbrecherschiss« machen gegenwärtig eine Fahrtrmne
für die Flotte frei. Im Süden sind die AuWMschm sudgMig
Herren Don Tambow. Ts wird seiner gemeldet, daß di«
Wgenboischewistische Bewegung sich auch nach Sibirien und nach der
Mraine ausdehnt. Die „Times" erfährt seiner, daß Trotzki ei«
Ultimatum an Finlan d gerichtet hat, in dem Fiuland ausge-
svrdert wird die Beziehungen mit Kronstadt emzustellen.
Die VsrsorMng von Krvnstandt mit Lebensmitteln ist durch
estrige aus Europa eingetwssene Schisse mtt großer Ladung möglich
gewesen.
Deutschlands Protest beim Völkerbund.
B s r l i -n, 14. März. Die deutsche Regierung richtet
-an das Sekretariat des Völkerbundes wegen der von den
Alliiertem in Kraft gesetzten Zwangsin-aßnahm-en einem Protest.
Eine neue SachvsrstZndrgsnkonfsrenZ.
Berlin, 14. März. Die „B. Z. am Mittag" meidet: Mr
Sachverstänbigenks-nssr-enz, die an den Arbeiten für -die
Londoner Konferenz mittvivkr«, wurde amtlich W Älter Sitzung
Mr den 18. März xi-nbörUM.
Lenin über den wirtschaftlichen Zusammen-
bruch Sowjetruhlands.
Kop-enhagen, 15. März. „BeMngske Tidende" meldet ans
H-ePngfors: Am Sonntag morgen wurde der ArM-eriekam-pf Mi-
schen KronstaM und Per-ersburg wieher ausgenommen. Die mN°
t-ärssche Lage ist unverändert und es bestehl kein« tatsächliche <Zwnd-
tage dafür, die von der Sow-j-etregierunig verbreitete MsLuMg, daß
die Lage Wv die boff-ch-ewsstifchrn 'Trup-oen «ne MMige Wendung ge-
vommea habe. Di« heute MMvffmm boffchewMche-n Zeitungen
veröff-eMichen die letzte Rede, die Lemin aus dem tzetz-tm, Konzr-eh der
B-offchawssten in Moskau gehalten hat. Lenin gab zu, daß der -wirk
schaiWche Achammenbruch di« Regierung hindere, die -komm-unWfchen
GruMLtze nach ihren Wünschen bu-r-chzusühr-en. Er gab auch zu,
daß sich überall in Rußland ein« Bewegung gegen die Diktatur des
Bosschswismus zeige. Schließlich «Märte er noch, daß hie russischem
Soldaten die Fähigkrit zum arbeiten -verloren haben und Banditen
geworbM seien.

und Tod ringen, was viel zu ihrer Widerstandskraft beitragen wird.
Rußland tritt leider in «ine Periode lokaler Ausstände «in, 'di-e von
Pogromen, Anarchie und Verwüstungen- begleitet sein werden. Ls
ist nicht ausgeschlossen, daß in «lnem Ort eine Mra-rsaWionäre, in
einem ander«! eine anarchistische Strömung bi« Oberhand gewinnt.
Ls kann auch sein. daß es den Bolschewiki gM-ngt, die Macht im
Lande für «ine kurze Fest Mieder au sich zu reißen. Alles das wer-
den nur Episoden im Kampf fei«. Ader eines steht fest: Der Prozeß
einer Zersetzung des Bolschewismus hat begonnen.
ObwoU die Bolschewist angesichts der «.rrtsten Lage sich schein-
bar- zusammengefchchsten haben und Lenin mit Trotzki gem-einsame
Sache macht, stohe-n si«, wenn es ihnen gelingen -sollte, auch d-i-che»
Au-Wand gänzlich zu unterdrücken, vor zwei Möglichkeiten. -Ent-
weder sie machen Konzessionen, dann wird die erste Ks-nzchsion
weiter« hervorrufan und dam-ii wird die 'langersehnte 'Evol-utwn —
bi« einzig und allein die rassische Revolwtisn und damit -auch die
internationale retten kann — erntreten, oder sie werden sich zu Ver--
gkNungsmaßnahmen erchchkeßen -und den roten -Schrecken wieder
einfetze-n, dann ist -die Katastrophe vor der Wr.
Schon di« -ersten Maßnahmen zeigen aber, daß die Bolschewist,
statt ihre -eigenen Fehler zu erkennen und anzue«kennen, wi-öder den
anderen SoziaW-en die Schuld geben u-nb hanpWchsich die M-e-n--
fchewiki als SÄnbenbock anser-schen haben. Es ist gänzlich ausge-
schlossen, daß die Menschewiki -u-nd der größte Teil der 'Svziaf-Rvvv-
l-ulionä-re sich in Abenteuer einlassen, da sie Zu gut di« Folgen- solcher
Abenteuer kennen und die ersten waren, di« auf diese 'K-onsequc-iMn
die Aufmerksamkeit aller gelenkt h-abon. -Es ist -daher -ein Verbrechen,
wenn Lenin den sozialistischen Parteien in seiner letzten Rede droht:
Modeltet,, arbeitet meine Herren, wir werden auch arbeiten!" —
Nun, diese Arbeit der Bolschewist hat wieder begonnen. T-aus-ende
russische Sozialisten sind einge-kerkevt und hingericht-et. Die Roa-ktivn
,sst herZM-ssroh; denn das Gehirn der russischen Revolution wird
ertötet. Aber damit wird sich -der Bolschewismus nicht retten
Wimen; er geht zu Grunde, setzt aber -mit seinen furchtbaren Metho-
den den internationalen So-ziäsism-us einer ungeheuren -Gefahr aus.
Nichts ist in d-iessm Augenblick wichtiger, als der Aus-amm-enMuß
des Proletariats.

Vk-ucepreiS: MonatM einM. TrLaerkoSn S.— Mk. Anzekgenorsise:
Dl» -inspoliiae petttzeite (ZS mm breit) so Pfg., Nellams-Anzei-rm
mm breit) 2.20 Mk. Äst Wiederholungen Rachlaß nach Tarif
Gebeimmittel-Anzeigen werden nicht aufgensmmrn.
Gcscküftsstüttden: 8--H6 llür. SprechffuudrnderNedaKom11 -12 kfr.

Die Krisis in Rußland.
Von Dr. L. Galin.
Daß im ausg-chunzerten, -aussterbewden R-uWand wieder Blnt
fließt, wiebel' -Kanonen vomter», wieder Tmchonde bsm> MÄoch Kn-eg,
dem Bürgerkrieg, dem Bruderkr-ieg -um Opfer darüber kam»
ich als Russe und Mensch nicht begeDert fe-in. Ader die . groß«
„angenehme" Aufregung, die in den -vuWyö» EmMantenkresse-n,
und zwar -in bürgerlichen -und Ätra^r-esktiLnären, herrscht, die Iahl--
reichen Konferenzen- u-nd Gel-dsendungen, alle HoMungen, die aufs
Neue aüfg-etaucht sind, zwingen den Mick -eines sib-sn -Sozialisten -auf
dis jetzigen Ereignisse in Rußland -und besonders auf ihr-e Kon-
sequenzen.
-Die schon sänge bestehende- Währung in Rußland 'hat-' Wen Aus-
druck im Aufstande -der Matrs'en in Kw-nstabt -gesunden.^ 'V-ott j-sher
waren die Matrosen -das aufbrausende, das revolM-i»M-,r«, Element
Rußlands; sie waren die Avantgarde -jeder Rsvol-ukion; -sie waren
hie Stütz e aller sozial-Mchen und a-uUEMschsK 'Strömungen. Scho»
die Art -des Seedien-st-es, -der intell-ssiuelle Kräfte aus dem Prol-e-
t-ac-ia-t erfordert, der waWWerfÄlt-e 'Menschen erzieht, das meist un-
wechsÄjbar-e Personal auf den Schlachß-chiGen, welches darum der
Propaganda zugänglich ist -und bis Möglichkeit gchchM«» hak, feste
und destä-ndige vevvlvtionLve Einheiten zu orgamsi-er-sn, alles -das
«achte -die Matrosen wirklich — -um den Ausdruck Trotzkis zu zr-
bva-uchen — „zur Blüte und Zum Stoltz der ruWHen RcvMtion".
Der zur Freiheit, sm -ungez-LgMen Freiheit n-eiseNde -und strebende
Matrose -konnte sich inst Kemnssi — um -mit h-iestm -eine Epoche der
vuMchM ReosLlsion zu bezeichnen — -nicht begnüge-n und stellte sich
dr-m -vielversprechenden Boff-chetvisnt-W sofort zu-r Verfügung. Der
Matrose wurde sofort das Symbol des BsHchewismus. .Wem» man
über -die Greuel her Boffch«vM in den Uirgerlichvn Kreisen sprach,
so wurde der Matrose -mit bsm langen auf die Seite ge-kämmten- Haar,
-die aus der MatroL-emnGe hm-ausprotzen, mit der offenen Brust,
mit -d em tierischen Gesicht in solcher Weise geschild-ert-und vevachtet.
Nun ist aber in einem Augenblick« -eme WaMrmg eingetrete-n; -alle
großkapitalistischen reaktionären- u-nb bürgerlichen russischen Organi-
fation-en in Paris rvfsa -die -ganze Welk zur Hilf« für die armen Mär-
tyrer, für di« Matrosen. Hun-derttausende Francs, T-aussend« Pfu-nb
Ste-rling sind -überwies-en M llnkHWmg b-er AuifrÄhver von Kron-
stadt. Die M-i-nlsterpoften werden in Berlin! und Paris verteÄt und
es entstehen schon heftige A-useinan-der-setzlm-gien in- -di-es«-r Frage. Der
-noch nicht -gesan-ge-ne russische -Bär wirb Won -als Deute betrachtet.
-Eigentlich sollte der letzte Radioau-fruf -der Matrosen all« dies«
Bestrebungen etwas dämpfen; denn die Forderungen -der AuMä-n-
bigen bewegen sich durchaus in wahchast rMvlMonär-bkmvEmGchsm
-Sinne. Schon die freie Wahl brr GlMMS, nicht -etwa ihre Ersetzung
-durch -ein allgemeines, g-ewähstes Meichspa-r-lam-ewt, auf weicher -di«
-Matrosen bestehen, kennzeichnet den MMFen- Charakter -der Bewegung
-u-nb sollte die allzu tompera-m-enkvoll-sn -Merv-enkisnWtt beruhigen
-und auf sie wie ein läster Strahl wirken. Ader die Hoffnung, im
trüben Flusse Fische zu fang-e-ch, wich nicht a-Ufgsgcbm. Wir müssen
darüber klar fein-, u-nh uns.zum schweren Kampf, den der imternwtio-
-nckle Soziasis-mus jetzt a-uszuf-c-chk« hat, bereichalten.
'Für jeden Nüchtern denkenden ÄrbeiterfWu-nd D «s Kar» daß
der -Kommunismus in seiner jetzigen Form bankerott ist. Die 'Ro-
mantik, die ihn in seinen ersten Tagen umhuWe und ihm -allmählich
viel« Anhänger aus allen Kreisen zu-führt«, ist durch! dir schwer«
Prosa des Labens geschickgen -und damit ist sein« ideelle Gedanken-
-richtrmg vernichtet. Es 'hat sich prompt -und klar heva-usgestM, daß
weder g-essti-g noch ökonomisch di« Menschheit hierzu -vorbereitet ist,
-und di« gescheitesten K-öpfe der Ko-mM-unist«n haben sich vom Hi-m-met
aUf di« Erde begeben. Ist doch -der -Kampf Lenins gegen Trotzki
mrd Konsorten der Kampf des nüchtern H-eworden-e-n, -sich « das
wirkliche Löben ampa-sfenden Theoretikers gegen den schroffen fa-n-M-
Den Doktrinär. Indem aber di« Führer -sich noch bei theoretischen
ÄuseMwndechc-tz-ungen befanden, haben die M-asssn das schon längst
durch ihren gesunden Spürsinn erkannt, und bevor die -Führer noch
den theoretischen -Kampf au-sgesoch-ten, find schon die Massen auf die
Straße hinau-s-g«zvg-en, um -di« Forderung des gchunben Bersta-ndes
gestendzum-achen.
Vergegenwärtigt man sich, daß bi« Matrosen während -des Za-
rismus -diejenigen waren, -welche die meisten Opfer für die Revolution
gebracht Haden, da alle ihre 'Aufstände in fürchterlichster und fcho-
Nungslofester Weis« unterdrückt wurden, -daß st« diejenigen waren,
di« im Bolschewismus den Träger der Freiheit sahen, so versteht
man, -daß sie di« Ketten, welche di« Bolschewiki dem Proletariat
angelegt Haden, am empfindlichsten spürten und es wird dann auch
klar, daß -sie die ersten waren, die das -Banner -der „-dritten Revo-
lution", wie si« es nennen, erhoben haben. Und die Bo-ffchewi-ki
werden wohl bei der dem Ma-tros-en eigenen- Hartnäckigkeit, bei der-em-
Mag-cmut und EnHchvsienhest einen harten- Kampf ausgufsch-t-en
haben. Wird aber dieser Ausstand einen Widerhall i« ganz Ruß-
land finden? Das ist wohl der springende Punkt im diesem große»
Tr-eignis.
Schon das -Fehlen jeglicher DerbindungsmSgüch-kelt zwischen
den einzelnen Städten wirb das Ausb'reit-en- der Bewegung erheblich
hindern. Es ist nicht ausgeschlossen!, baß wir in Europa, trotz -der
rviderspruchsvM-en Nachrichten, über bi« Lage bei Kronstadt besser
informiert sind, wie di« g-c-w-öhnlichen -St-erbsichen selbst in Moskau.
Aber wenn auch das Gerücht über bi« neu« Revolution sich ver-
br-eit-et, so ist doch, objektiv geurteilt, ein allrussischer Ausstand meines
Erachtens fast au-sgeschloss-en. Erstens hat noch vorläufig ein großer
Teil der Bauernschaft kein großes Interesse am Sturz der Sowjet-
Regierung, und als Träger dieser Bewegung kann- somit -nm das
Proletariat -und «in Teil -der sozialiftHchein Intelligenz in Frage kom-
men. Zweitens wird die angeborene Passivität, die durch Hunger
und Käste -sich noch mehr im Volk verbreitete, die Bewegungskraft
dieser Revolution ganz gewiß lähmen. Drittens darf -man nicht
vergössen, daß die Bo-lfchewiki noch viel Anhang in den Städten
«Ge», daß sie, «inen Kampf -um, Gr Dasein führen und um Lichen

Derantworkt.: Für innereu. SuZerepoMH DottsMrk'chaft an) ZsuHrtom
Dr. Kraust für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Gei del; für die Anzeigen: H. Horchler, sänkt, in Heitrl'rrrz.
Druckund Verlag der ünierbadi-Hm Äerlagsanstalt A. m.b.H.,cheids!ösrz
Geschäftsstelle: SchröLerstraSr Z».
Fernsprecher: Anzsiasn-Annatz!nr2S7Z,Redaktion 2S4S.
NS,' i«7>! i, »»-SM««»?,. ...

Landtagswahl in Mecklenburg.
Schwer i n, 14. März. Bis um 1 Ähr mittags lag folgende»
amtliches W ahl« rg eb -n i s vor: DW-tschnational-e kl 307, Deut»
sche V-olkspartei- 51 885, Dorsdu-nb 14 853, Wirtschaftspa-rtei 10 007,
Demokraten 1-2 200, Mehrheitsfoz i a l i st? n- 115 126, U-n-abh.
Sog. 2358 -und Kommunisten 13 924. 170 Bezirke stehen noch aus.
Das Urteil !m Aulockprozeß.
Breslau, 15. Mä-rz. Dir Strafkammer des Landgerichtes
fällte das Urteil gegen di« im Aulockprozeß AngeWagte-n, -FÄdwebell
Walther wurde zu 3)4, Oberjätzer Biskop zu- vier und Unterröfsizio»
Bresta zu 214 Jahren Gefängnis verurtsi-st.
Umfangreiche Waffen- und Sprengstoffunb« in Berlin.
Berlin, 16. März. In einem Berliner Absndblatte wurden
über die Unte-vfuchung, di« sich an das auf di-e Siegessäule in Berkin
gepante Attentat achchloß, sensationelle, aber du-rcha-us unzutrff-ende»
Mitteilungen verbr-eite-t. Dem-gogerküher erfährt bas W.T.B. von- zu--!
stä-nidiger Stelle: Es wurde weder -ein großes Komplott sestgestM,
noch sind gestern im Lauf« des Tages -in Bersin große Dy-namstfunid»
gemacht worden. -Im Verlaufe -einer EntwaWiungsaktion wurden
allerdings- umfangreiche W-affew -und Sprengstoffl-ager von der Kri°
mma-lpolitzei gefunden. Die sehr weit auseinander,^ Feststeh
lu-ng-en -mit -dein Attentate -aus die S-ie-geSsäuIst ini Verbindung zu bviw>
gn» liegt bisher 'k-sinerl-ei Anlaß vor. Auch von -einem geplante«.
Attentate auf -einzelne -prominente Pe-rfönsichkeiten ist der Kr-iminah
poltze-i nicht das geringste bek-a-nnit. Bon dem Ergebnis -der Unter»
-fuchu-ng und 'der v-erfolgte-n- -Spur -kann im- -Iitteresse der Aufklärung
des Vorganges vorläufig nichts -mstgetM werden.
Eirre weitere Rede Dr. Simons.
In der Rei-chstag-ssitzung des -l-stztsnj Samstag -ergriff Dr-. Si-
mons nach den scharfen Angriffen des Unabhängigen- Br-eisscheid -ein
zwestesm-a-l -das Wort, um Wer- -einige wes-entkiche Punkte feiner
R-edii, die Gegenstand -der 'Kritik waren, Aufklärung zu geben. El
führte u. -a. aus:
Der Adz. Brrits-ch-kid Hst a-uf mein« -fsiddeutsch-Z
Reis« hing-eweis-c-n und sie als «ine Agstativnsr-eist bezeichnet. Ich
bin na-H SWdeuHHlanb nicht gere-istz um zu -agitieren, sondern uni
mich zu informieren. Die Ichormassonen, -die ich -hier in Ber-
lin und speziell im Reichstag bekommen habe, genügten -mir nichh
Deswegen mußte ich besonderen Wert darauf l-egsu. iw -den Telleq
Deuffchlands mich umgus-ehen, L»e vorausisiäMch -am erftejii! unter der
Ha-Uuug der Reichs-regierung würden 'leiden -müssen. Ich habe vo.
Men Dingen Konfereuzek mit den 'Mini st « r n -abgchalton -und mich
ßq den verschiedensten -Kreff-en- insorm-iert. Der Abg. BreUcheid Haus
in biös-elbe Kerbe, wie 'die G-egmr, die ich in London vor mir
hatte. (Hört, -hört! und Zuruf rechts: Ist ja -kein Deutscher!) Weit«,
hat Herr 'Breitscheid ebenso wi« -Herr Weis -getadest, daß wir
in London nicht mit -rimm -ausgrarbesteten
Wiederaufdauplan
an bi« Gegner hLrangetr-eten sind. Niemand kann das mehr lbedau-er-!.
Äs ich. Aber der täuscht sich, der glaubt, wir wären als Regierung
in- der Lage, für Novdsvankreich «inen Wiederaufdauplan zu machen,
wie ihn die preußffche Regie ranz für Ostpreußen gemacht hat. Ich
möchte di« französische Regierung sehen, die erlaubte, daß wir
Nord frankreich durchreisten, -dl-e nötigen Pläne m-achterr
und dann den fertigen Plan vorlegten. 'Das ist gar nicht möglich.
(Sehr richtig.) Wenn Herr Wels seinen Kollegen Braun
fragt, so wird er von ihm hören, wie sehr ich mit Herrn Braun zu,
jammen die Möglichkeiten erwogen habe, um aus anderem Wege,
nämlich durch gemeinschaftliche Arbeit der Gewerkschaften, die Grund»
läge für den Plan zu gewinne». Ich gebe Hsi-st Hoffnung nicht auf.
W-enm Sie aber -warten wollen, bis die deutsche Regierung -einen
Plan findet, den bi« französische Regierung a-nnimmt, -ehe -sich die
Sachverständigen u-nd die Änte-rnchmer und Arbeiter verständigt ha»
den, dann Wnnsn- Si« lange warten. (Lebhafte Zustimmung.) Dis
Folgerung, di« Graf W esta rp gezogen, daß wir die Absicht hätten,
unseren Gegnern einen Freibrief für jede Gawal-tta-t zu geben, ist
sine Folgerung, die ich bedauere, denn sie schädigt di« Stellung der
Reichsr-e-gierung gegenüber späteren- Erweiterungen der Sanktionen.
(Schi richtig!) Ich habe in Londo n gesagt: Di« große Ge-
fahr des Weges, den ihr jetzt beschreitet, besteht -darin-, daß wenn
eure erst« Sa-Mon das nicht erzielt, was ihr damit -erzielen wollt,
ihr dazu kommt, Sanktionen aus-Sanktivnen zu hau»
f -s n, und das führt letzten Endes immer wieder zur Wiederawfnahm-r
der Gewalt von -beiden Seiten. Daraus ersehen Si«, daß ich nicht
gewillt bin, einen Freibrief für Gewalttaten auszustellen. Aber Sie
ersehen daraus auch, daß ich Gewalt nicht so schnell mit Gewalt
beantworten will, damit wir in diesen ung-lüGeligM Zustand nicht
eher hineinkommen, als es unbedingt erforderlich ist.
Graf Westarp hat ferner g-e-sagt. ich hätte durch btt Vorschläge
in London und insbesondere .durch den letzten- Vorschila-g, nämlich bas
Provisorium, «die deutschen I-nttressen sreig-Mben. Er hat
d-abei wahrscheinlich, soweit ich ihn habe verstehen können,, die Auf-
fassung zugrunde gelegt, daß wir auch -di-efe Vorschläge immer- -nur
machen könnteni, wenn bi« Ziffer, die wir -nennen, herausgew-irßchaftel
werden könnte aus dem ileberschuß der deutschen Ausfuhr über die
-brutsche Einfuhr, das heißt aus gewissen -wirEcha-ftlichen iitternati-o--
nakn Gewi» n e n Deutschlands, um mich einmal so auszudrücken.
Ja, meine Damen und Herren, wenn -man sich in einer Lage befindet
wie wir, muß man sich doch -überlegen: Ist außer diesem Ueberjchutz
der Ausfuhr über die Einfuhr nicht noch etwas anderes da, was die
Gegner greifen können? Wenn man das tut, dann fällt einem ein,
daß die Gegn«r schon sehr viel von uns gegriffen haben, «das nicht
UÄderschuß her Ausfuhr über die Einfuhr war, sondern -das zur
Substanz unseres V-o lksv-e rmögens gehört«. Da muß
man abschätze», ob man von der Substanz opfern soll. Ich habe diese
Abschätzung -mit schwerem H-erzen vvr-genomm-en m der U-eberzeagung,
daß wi; allez tun müssen, was möglich -war,, um erstens h«m'

MzMNN
LsErettrmg für - - r; -.Liigs LssöMrMg der- AmiSÄLMke HeiöslÄerg, Tlsssisch, Smsheim, SpAlNIs:;, Msrsach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, BsBer-
TMSerSifchofsheiM und Wertheim.

Politische Ueberficht
Der Prozeß Hiller.
Werl i n, 14. März. Bor dem Schwurgericht des Landgerich-
tes 3 begann die neue Verh-aM-ung gegen Oberleutnant Hans H i l-
le r wegen der V-orkommniss« in -den Karpathen, wobei der Kriegs-
freiwillige He! mhake grslorben ist. Der Prozeß, der bereits
bas Kriegsgerichl, bas Obevkri-egsgerichl und -das Reichsmilitärgericht
bosch,Sftigte, war Mitt« Februar wegen des Ausbleiben des Zeugen
Reichsarztes Dr. Nvwack -oerta-gl -worden. 'Bei Dsginn d«r Heu»
ligen Verhandlungen ftellt-e der Vorsitzende fast, baß Norvack für das
damalige Ausbl-erben kein Verschulden treffe. Di« Ladung wurde ihm
noch Gelsenkirchen übermittelt. Inzwischen 'war er aber nach Kottbus
versetzt und befand sich auf Urlaub, sodaß er am 14. Februar nicht
. in Berlin sein konnte.^
 
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