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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 51 - Nr. 59 (2. März - 11. März)
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' HeiKeMsrg, Montag, Marz -LAL'S
M. ZA » 3. LsHkISNg

LaKeszstturrg für die WerktSttge BrvötterrrnZ ös? AMisSezirke Heidelberg, Wiesloch, GiKsheim, EM'ttgs^ ESerSsch, Mosbach, Buchen Adelsheim, BsOsrs
Tauberbifchofsheim «ad Wertheim.

Veraniwortt.: Für innere u. Süßere Politik, Dokk-wirkschafk und Feuilleton:
Dr. KrauSr für Kommunale«, soziale Rundschau und Lokales?
O. Geibei; für die Anzeigen: S. Korchier, sämil. in Heidelderg.
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Die Londoner Konferenz.
Ds. Simons bei Lloyd George irnd Briand-
Paris, 6. März. Wie dem Havasde richt aus London zu
entnehmen ist, fand gestern vormittag Lei Lord Curzon eine Unter-
redung zwischen Dr. Simons und Dem englischen ?»nd französischen
Ministerpräsidenten statt. Am Nachmittag trafen die englische»,
französischen und belgischen Sachverständigen mit den deutschen zu-
sammen. Gestern abend begab sich Briand m Vertretung Lloyd
Georges, der nach Chequers gefahren war, um das Wochenende
bei seiner Familie zu verbringen, zum Grasen Sforza. Dir deutsch«
Abordnung hielt in den ersten Abendstunden ems Sitzung «b. Cs
heißt in Dein Hewqsbencht noch. Während man in englische« And
italienischen Kreisen sptirmWcher gestimMt sei, sei man aus fMnzö-
Wcher Seite mißtrauischer hinsichtlich des AMMNMs der Be-
fvrechungen.
Paris, 6. März. Pertinax, der BerichlierstMer des
„Echo' de Paris, «Märt, Aoyd George enHandte Leiwen lpMüschm
Sekretär Philippe Kerv zu der deuHchea DÄeMio-n-, während
Staatssekretär Bergmann mit Lock Äbernow verhandÄte. , Diese
PrSliminarbesprechungen Mrl-en gestern zu eurer Beratung bei Lord
Curzon. Dr. Simons habe de» alliierten Ministern in großen Zü-
gen einen Plan entwickelt, von dem Perimax wenig erbaut ist, denn
nach seiner Ansicht wurden die mit so großem Lärm am Donnerstag
veMndetr« Sanktionen sich etwas lockern. Per-linax fragt, Welches
die Gedanken seien, durch die die Deutschen versuchten, die «Wirrte
Einheitsfront M durchbrechen Zwei GruMätzr fti-en es-. Die man
erkenne: 1. der Gedanke der sogenannten Äquivalente, von denen
A-orch Georg gesprochen und 2. Die RMk-chr Au dein Z-esÄhrftchen
'Grundsatz, den MM m BrüM <idM»mwn, «Ärckch Daß Die deut-
schen SchaDenersatzleisttMgen sowohl was dir Höhe als ih« Zahlung
«Mstreffe, eng verbunden werden müßten mit Der rmrtschKftl'chsn
Wiederbelebung Deulschlands. Pertmax sagt, auch Der GrDaM e-mcr
-provisorischen Wstmg für 5 Ickhre mit der «Aussicht -auf -eine spätere
«chgWtige Lösung wurde M r-adi-k-ÄM -enMchew Kreiserr gestern Sr-
Srtert.
Dis Alliierte» unter sich.
Ls -nöon, 6. März. -Lord DMDermM, Lou-Heur «nd Thermis
-begaDe« sich KU AoyD George nach Cheguer. Auf Gr-nnD der
von rhmn g-egcibenen Snfommüorre» berief Lloyd George emf sieben
Ähr äöenbs eine Sitzun-g, cm Der Lloyd George, BvLmD, Boira-r
Vaw, Icffpar, Dhomris, Graf Sforza Md Dor japanische Vertreter
testn ahmen.
IuftmltkMKN des Reichskabinetts.
Berkin, 6. März. Die aus London vorliegenden Mc-ldun-
gsn wurden heute in gwek KadinMssthumgen unter Dem Vorsitz Des
-ReichsprWdknten CD -e r t bevatm. Awischen Den Heiden 'Sitzungen
fand sine Besprechung mit dm er-rsichLmen Sachv-enstLMgen statt.
Auf Grund der Beratungo» sind an dte DelSMerton InstruM-on-M
für die morgen in London staKsindendsn Verhandlungen der Kon-
ferenz ergangen. _

Das Nrteil im Kssislsr Kommurtifterrprozeß.
Kassel, 6. März. Nach , langer Beratung Mte im Kasse-
ler Komnnumftenprozeß h»s Gericht Wgendes- llrteik: Der Ange-
staate K linkmüi 'er wird zu 9 Monaten Gefängnis, die An-
KÄagtW Lehrer Zaiß-rr und Bergmann Schrver werden M
je 4 Monaten Gesängm-s, die Bergarbeiter Hard i ch u. R -ahhich
zu je 2 Monaten Gefängnis verur-leii-t. Die ÄnyMiHn» 'Expedient
Küster und Bergmann Lohagen wurden freiMiprochen.
Scharfe sozialistische Kritik am fraNzZßschen
MiliLarismus,
Paris, 8. Marz. Di« Kammer hefprachs den Gefttzemwu-rf
drireffend die Einder-ufuMg der IahresMffe 1921. Der Soz-i-aW
Bomcourt verteidigte den GsgenioorW-ag, der die dheduWon des
Heeresdienstes auf ein Jahr schon 'von- jetzt ad bezweckt. General de
Tastelnau ersuchte Idle Kammer, im Namen- der He-er-eskoMm-Wv-n
den Entwurf antz-unchmen -mn Bsweffe, -daß sie gewstst sei, den aus-
weichenden Zügen Deutschlands em End« zu 'bereiten. War -thou
lehnte den sozialistischen Gegenvorschlag ad und sprach für die Ver-
nstnderunig der Bestände für weit enff-ern-te Expeditionen. Der Mi-
nister zeigte, daß der sozialistische Vorschlag nur 190 000 Mann aus-
gebildeter Soldaten lbrmgen würde, während allein im Ausland
und am Rhein 140 000 -erford-eMch sind. Der Minder warf Bon-
court vor, vergessen zu Haden, vo» den bewaffneten deuitschioni Ovga-
Ai-sativn-en zu sprechen, die neben der 'R-eichÄlv-ch-r HOchen, und setz-t-e
hinzu: Wir hören- von der anderen Seite des 'Rh-e-Mes Herausforde-
rungen, die einer Kampfansage -Mchkomtnen. Wir werden V-er-
-geltungsmatz-nchmen -ergreifen, wenn- es »Stig ist, um -unser Recht
Kur Geltung zu dringen. Die Einberufung der Jchr-esklasse 1921
wich -uns die nötigen Mannschaften sichern. Der foziaWff-che Gegen-
Vorschlag wurde darauf mit 407 gegen 146 Sti-mm-en äbgelehnt.
B! u m sprach -über den Gesetzentwurf und verlas eine -längere Er-
klärung der sozialistischen Gruppe, dis die Verantwortung für Die
'Folgen der militärischen europä-Hchen Politik der Regierung adlehnt.
Renaud -versie-st eine noch schärfer gchaAene kvMN«nisti.sche
Erl-larun-g, die fowei-t geht, zu sagen, man -könne dein Zweikampf
des französische» und des deutschen Imperialismus beiwohne«. (Dis
ganze Kammer mit Ausnahme weniger 'Kommunisten -geriet in- leb-
haften Zorn. Der Redner wird zu: Ordnung gerufen.) Barthou
stieg -darauf auf die -Bühne und pro-testierte onergisch gegen die von
dsm komm'UnMschsn Red-ner gchprochenen Worte. Die Rede R-e--
'Nauds war unzuläffig. Ware er, der Minder, au seinem Platze -ge-
blieben, ohne darauf zu antworten, so Wie das Land ihm seine
Berchgüftige Haftung zum Vorwuch machen t'-onnen. Sie ist -ei«
Aufforderung, che unannehmbar G, denn über unsere Person -wendet
sie sich gegen Frankreich.

Paris, 8. März. Di« Kammer defprach den GefttzeNWurf
Artr«ffe-nd die Einderu-fuMg der IahresMffe 1921. Der Soz-iaW

Heeresdienstes auf ein Jahr schon -von- setzt
Lastelnau ersuchte Ae Kammer, -im Nam.. __
den Entwurf antzunehmM -zum Bsweffe, daß ste -gew-lllt fei, den
wHichende-n Zügen Dvuffchlands em Ende zu bereiten. Barthi
lehnte den fozialistischen Gegenvor-fchla-g ad und sprach für die V
«ftuberu-nig der Bestände für weit .en-tftrn-t-e Expeditionen. Der A
»rschlag
wähl
-erforderlich sind. Der 'Mimster warf Bon-
haben, von den bewaffneten deuffchisni Or-g-a-

» weil «es MW»

* Heid-rlberg, 7. März.
Man kam -es verständlich suchen, bah die Parteien der deut-
ßche-n VokksNer-tretM-g das Bedüdfuis hatten, die Pause m Zondon
M -einer Aussprache mit der Regierung über den Stand der Ver-
haMung-en zu benützen. Dabei WGt <s sragKch, db nicht -eine ver-
tr-auNch-e Aussprach« r-m K-eineren Meise im gesemvHvÄgsn Slvdimn
kkü-ger und wertvoller -gswchsn- wLr-e wie die Reden, die am- Sams-
tag schatten avvrden sind. Es war doch -WiH s-MstverstLMich,
h-cch die EMSruDg des MeichjskanKers -über gewU-e mchdsagends
AÜMm-ei-nheiten nicht hi-n-ausschen ksstnse, dMn- das Schwergewicht
der Beraukw-or-tun-g-m Md Enitscheid-MAe-n liegt W-r Zeit eben doch
bei der DÄe-ga-tion in Loudo-u, sp-eMl hei Dr. Simons, -und ein«
s-achgemätz«, sruWbrmgende Aussprache wÄd -ebsn -erst mach seiner
Rückkehr in seiner Gegenwart Möglich ßein. Darum berührt uns
dis diszipl-iim-erts Aurückhaiftung m der Rede unseres Gdnvss-en- Her-
mon n M ulk-er überaus emyenchm. Er -hat bsi aller Kritik, die
er -an den miKtar-Wschen Bestrebungen von rechts übte, gezeigt, daß
unsere Rebchstagssr-akfton der Größe des AugenWcks gswa-chsen ist
mH imstande ist, die innerpMtffchöw -Interessen der Partsipokit-ik
hinter den a-ußönpv-Msch«n LebMMötVöndiBeitsn des deutschen
Volkes z-urück-zustell-en. Besonders zu un-ter-streichen ist, -daß er die
gemeinsame Or-ga-nisa-Kon- der Arde-ftsrsrMUffati'onsn zum Wieder-
aufbau der zerstvr-t-e-n Gebiete in dm MftislpMA gestM hat.
Gans anders sprach Dr. B r-eits ch-e-id. Neben einigen
durchaus berechtigten AnWagen yoge» rechts sah er seine Hauptaufgabe
in -einer bre-itm und scharfen K-riK a» dem AustmtM des Ministers
Dr. Simons in London. Auch wir sind nicht mit allen GiMcheiten
dessen, was -in London -gsfchshsn ist, -ei-nverstanben,. -aber wir haben
mit der Kritik zmÄckgeheckten, weil wir wfffsn, wie schwierig Simons
.Stellung m Laudon ist 'M» we-siwi,'- ferne PoMou nicht noch durch
UeinAche-s Kr-itkeln «M Dmt-eSn -srfchwer-en »vollen. Wir billigen
Dr. Brei-ffcheid drdr-chau-s den guten -Wauden zu, aber wir sind der
Meinung, daß -er der deutschen Delegation in London einen unge-
heuren Bärendienst erwichm hat. Es mag sa sein, ldaß in Dr.
Simons Rede die PsychoLogie -etwas zu -kurz TekommM ist; aber
darüber -wird sich wohl auch Dr. Breitfchsid im Waren sein, -daß
kein deutscher 'Unterhändler sich mit der Demagogie -eines Lloyd
George und Briand messen kann. Wenn auf -der and-cr-cn, Seite der
Wille herrschte zur VerstaMgung, -so bot -der Inhalt d-er Rede Si-
mons durchaus -eine Grundlage -bazn. Aber aus rein formalen lln°
geschicklichkeiten sucht man -uns wieder -einen Strick zu -rohen und
dabei kommt die unabhängige Reichs-ta-gsfr-aktion
Gvyld George berei-twWgst zu -Wfe. Damit hak ste gezM, daß ihr
Pa rteipolitik all es ist, j-a daß sie sich nicht schämt, in einem
wefthistor ffchen AugendW den deutschen WnSechSMma in 'den Rücksn
M fallen, ohne s-Äbst -auch -nm im germgst-en positive -Woge zu weisen.
Der Sitzungsbericht.
Berkin, S. März.
Nach einer GeschästsoodnumgLdeibatte-, M der Adolf Hoffmann
(Komm.) und Crrfpien WSP.) de« Reichstagsprästdentm L-öde wo-
gen seiner gestrigen GefchastsBhrung aufs schärUie angreff«n, -erhält zu
einer Sr-klärnng das Wort
Reichskanzler Fehrenbach:
In dem Augenblick, wo unser aller Augen nach London ge-
richtet sind, ist es verstä-Mich, daß d-er Rsich-sta-g über -den Stand
der Verhandlungen unterrichtet sein- will. Im BeiwuWein sein-er
schweren Verantwortung prüfte das 'Kabinett die Frage, ob und
inwieweit -es im g-sgenwärLgen Moment durch EM-Krunge-n vor dem
Reichstag die Aufgabe unserer Delegation in London Drdeen oder
schädigen kann. Wir sind zu der -UckberKeugun-g gekomnren. Laß
wir uns aus ein Mindestmaß öffentlicher Erörterungen zu beschrän-
ken baden.
Gemäß den durch den Reichstag ge-dMgten Richtlinie» -hat de:
Minder Les Anderen vom KÄbinett den Auftrag mitgenommen,
daß er seine Unterschrift unter keinerlei Verpflichtungen setzen darf,
dis das dentsche Volk nicht tragen kann. An di-chem Auftrag ist nichts
-g-eändert worden und wird nichts geändert werden. (Lebhafter Beft
f-kll.) Das Kabinett P überzeugt, daß -der Mimster des Aeuß-eren
alle llnterhandlungsmöglichkeiten innerhalb der gezogenen
Grenzen ausimtzen wird.
(Abg. Ad. Hoffmann: Herr, -duM ist der Rede 'Sinn!) Lassen
Sie mich der sicheren Erwartung Ausdruck gehen, daß iba-s deutsche
Volk -die 'Unterschrift seiner Beauftragten- ein°
lösen wird, wenn ste eine Zusage deckt, die nach sorgsamster Prü-
fung d ie Grenze unserer Leistungsfähigkeit inne-
hält, daß bas -deutsche 'Volk aber ebenso fest hinter seinen Beauf-
tragten stehen wird, wenn sie sich weigern, ihren Namen unter
ein Schriftstück zu -fetzen, das Unmögliches -rn-thäl-t. (Leb-
hafter Beifall.)
Abg. Müller-Franke» (Soz.):
Die Erklärung des Reichskanzlers Neßsk keine ttekermschung. Ent-
scheidend ist, baß alle UnterhaMungsmöglichreks« ausgcmutzt werden sollen.
Sch verkeime die Schwierigkeit de rLage Ächt, unter welcher der Minister
M unterhandeln gezwungen ist, und verstehe, daß Sie RegierMU Bedenken
hat, diese Verhandlungen LdschMpl ftattfinds» zu lassen. Aber es ist
auch erklärlich, daß man verlangt, daß der Reichskanzler zu so schicksals-
schwerer Entscheidung Stellung nehme. Was -en sachlichen Inhalt der
Erklärung des Reichskanzler, anlangt, so erinnere ich an die von
früher abgegeben« Erklärung, wonach wir die Pariser Abmachungen fiir

unausführbar batten, die di« wirtschaftliche Weitkrtsis nur ver-
stärken würden. Aus der ander m Seile haben »vir aber positiv«
Vorschläge z« machen. Mr sind im Kriegs «nterlchesr und da»
scheinen viele Lenke vergessen zu haben. Wi rhabem immer erklärt, daß
wir bereit sind, die Ruins» wisdrrherzuftsA«», an denen sich iinmer nur
neu der Hatz entzünden kann. Was dentschv Tatkraft in verhältnismäßig
kurzer Zeit geleistet hat, kann man in Ostprvutzrn schon. Daß wir
zu ähnlicher Arbeit auch in Frankreich bereit sind und gemMam mit bei»
sranzssischM Arbeitern und Angestellten die zerstörte» GMeLo wieder
Herstellen Wollen, weiß man. Cs gibt auch in Frankreich Kriegsgewinn-
ler, die die Kriegschancen so lange wie möglich ausnüßen möchten. Auf
dis kommt es aber nicht an, sondern in erster Linie auf die Arbeiter.
Die organisierten Arbeiter Deutschlands Haden sich immer bemüht, ei»
gemeinsames Arbeiisprogramm mit den französischen Arbeitern zustande
Zu hrmgen. Ms zum 17. Febrüar habe» in Genf dcHingchsMe Berhand-
lungen ttattgefunden, die zu einer Resolution geführt haben, in der di«
Arbeiterorganisationen eine
gemeinsame Organisation zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete
Vorschlägen. Dis Ententerrsiernngen sollten daraus Rücksicht «hmem
Die deutsche Regierung sollte diese Bestrebungen unterstütz«!». Mit Geld
allein ist die Wiederherpellungsfrage nicht gelöst. Lloyd Georg«
hat das deutsche Angebot m London unterschätzt. Sch hs-de noch kein»
Mnanzautorttät gehört, die es für möglich hält, dis angebotene 8 Mil-
liardenMieihe zu reälisiersn. Man braucht aber GM zur Wiedsrher-
stellung der Gebiete. Mit Sanktionen kann man »r« Unruhen in di«
Welt bringen, aber kein« zerstörten Gebiete wieder ansbckuen. Mr er-
warten von der Negierung, daß sie in London diesen möglicher Bisrhanb-
kungsweg betM. Wenn der Gegner sich trotzdem zur Anwendung von
Sanktionen entschließt, muß jeder emscher», -atz d«, moralische Recht ans
unserer Seite ist. Verhandlungswege sind möglich. Leber die VsrlerftiM»
gen läßt sich verbandeln, auch über de» Besser«»gsschmn darf -Se Dis»
kusfisrr nicht geschlossen sein. Mit Recht sagt Lloyd George, daß kein
Land in der Lage ist, sür alle SchädM auszukommen. Der MML-ch kann
also nur die Leistungsfähigkeit sein, aber innerhalb dieser Leistungsfähig-
keit müssen wir bis an die äußerste Grenze gchen. Wir wollen das nicht
nur aus Zwang, sondern aus innevsm Drang, weil anders das nötig«
Vertrauen unter den Völkern nicht hergsftellt werden kann. Eine solche
internatisnale Aufgabe sollte man nicht erschwere«, indem ma» immer
wieder mit dem Säbel rasselt; das bient nur den Nationalisten hier im
Lande. Wir haben ja jetzt wieder die <üten Zustände, daß sich die Na»
tionalisten und Militaristen aller Läntwr in die Häird-e arbeite». Unser«
Ausgabe ist es, diesen Leuten im eigenen Lands das Handwerk zu lege«.
Wir bedauern, daß wir dabei nicht immer die Unterstützung -er Stelle»
finden, die wir haben sollten. Cs ist unbequem, daß wir wieder daran
ernmert werde» müssen, daß die Cntwafsmingsklanseln nicht erfüllt stich
und Organisationen bestehen, die nismals etwas anderes als Sturmtrupps
gegen die Republik sind. Mr verlangen, daß diese entwaffnet werden,
daß keine Erklärungen abgegeben, sondern gehandelt wird. Ma» spricht
sehr viel von einer EWeitsfront, wo soll sie Herkommen, solange der
Zwiespalt in der Cntwassnungssragr bsstcht? (Sehr richtig! rechts.) Das
Unerfüllbare an dem Pariser Diktat kann vmr »ns nicht angetwmnw» wer-
den, aber wir wünschen» daß darüber hinaus Vorschläge gemacht werden,
die die Unterlage zu Unterhandlungen bilden könne».
Sn dieser Woche wurde aus der Slinneswsrst in Flensburg ei»
Dampfer auf den Namen „Tirpitz" getauft. Man nimmt dazu de«
Namen eines Mannes, der als typischer Vertreter des alten Regimes cm-
zusehen ist, den ich als «ine» der schlimmsten Reichsvschsrber ansehe.
(Lebhafte Zustimmung und Widerspruch.) Mutz man es nicht im Aus-
lände als Hohn auffasse«, daß jetzt ein Dampfer so getauft »oird? Die
Arbeiter Deutschlands empfinden das als ernste Provokakon. (Lebhafte
Zustimmung.) Und so lange solche Provokationen Vorkommen, reden Sie
nickt von Enheitssront. (Lebhafte Zustimmung, Abg. v. Gräfe ruft, daß
der Redner für französisch-englische Interessen spreche; der Präsident rügt
das.) Es fehlt im Ausland an Verständnis für unsere Lage. Die Rede
Lloyd Georges beweist das.) Er weist aus die Stmckebelcksümg hin. Wir
wissen, daß unser Stewerwesen seine Mängel host, aber wir lachen dabei
unter der Erbschaft der Msmarckschen Politik, so daß die ganze Steuer»
orgamsatwn umgebaut werden müßte. Ueber die inbirek « n Steu-
ern werden wir uns demnächst hier unterhalten. Weiß Lloyd George,
daß Millionen des deutschen Volkes dadurch so belastet werden, baß sie
keinen Tabak, Zucker, Tee mehr kaufen -können? Aus einem so «ge-
preßten Geschlecht kann man nur noch Sklavenarbeit hemusholsn; aber
damit baut man Europa nicht auf. Me Blute der deutschen Industrie
ist eine Scheinblüte, dahinter steckt das tiefste Elend. Und doch soll das
deutsche Volk bestraft werden für die Verbrechen des früheren Regimes.
Wir werden uns trotzdem der Prüfung der neuen Steuern nich tenlziehen.
Aber die Arbeiterschaft der ganzen Weit mutz sich Aar sein, daß Vfe Ver-
elendung der deutschen Arbeiter die Verelendung der su-ccpäfthen Arbeiter
bedeutet.
Wg. Trimbsrn (Ztr.): Die 'Fra-kli-on glaubt, dl« Verantwortung
für die Führung der Verhandlungen der Reichsrsgierung Äberiasien M
müssen, und das u-mfomehq, als di« 'Be:haMu>n-gsgruM-a.gen und das
damit evrfoltzte 'Zi-el bekannt sind und gogebc-n-enifalk die -getroffenen Ab-
machungen der Zustimmung des Reichstags unt-eriisgen- Ein« Amnahnw
der Parffer BeschWss-e ist nach wie vor ansges-chl-osfcn.
Abg. H-e r g t -(D.N.): Wir haben volles BeH-ändms für die schwie-
rige Lage der Regierung und begreifen die cknnze Erklärung des Reichs-
kanzlers. Nachdem wir den Vers-Mer Frieden leider unterfchri-eben
haben. Wollen wir uns den Verpflichtungen daraus sucht entziehen. An
der Ausgestaltung der Gcgenvorschiäge find wir -nicht det-eÄigt. Mr
hatten Mar eine andere Basis dafür gewünscht, Mollen uns aber heul«
der Kritik daran snthatt-en. Nach unserer Ansicht gchen die Gegenvor-
schlk.. , .... über das Matz unserer Leistu»»»i«mskeit hinaus. Nun droht
man mit Sanktionen. Wir verkennen nicht -die schweren Folgen einer
 
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