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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (3) — 1921

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Nr. 81 - Nr. 90 (8. April - 19. April)
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Tsgeezeiümg M Lie VBlWiiss DsvötterLMg dek AmisSsM-r Heidelberg, Wiesloch, Sinshsim, Gppirrgsld GSerbZO, Mosbach, Buchen. AdrlsHeim, BsOers
Tauberbifchofsheim und Wertheim.



HeiösWerg, Frsiiag, April ÄS21
Nr. ST * 3. IaHrsans

Lexuaspreis: Monatlich sknschl. Lläqsrlshn §.— M. Anzekgsnvi-eis-:
Die einspallige Aetitzeile (36 -nm breit) SS Pfg„ Reklame-Anzeigr«
(3b mm breit) 2.26 Mk. Äei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif
Geheimmittel-Anzsi'gen werden nicht ausgenommen.
GesKäWstunden:8 -'/zSilhr. SprechstundenderRsdaktion.' 1--12 l»r.
Nosischecktonto Karlsruhe Ni.22srr. Tel.-Adr. .-Äslkszeitung Srwelherz.

Derankwortl.: Für innere u. Sußerrpolikit. Bolls wirk chafi and ^euilleloyr
Dr. Kraus; für Kommunales, soziale Rundschau und Lokales:
O. Geibel- für die Anzeigen: H.yorchler, sämil. in Heidelberg.
DmSund Äeriag der ünterbadi'chen Äerlazsanstait Ä. m.b.H.,Hridrldsrz
GeschLstssteKe: Schröderstraße 34.
Femsprecher: Anzeigen-AnnaymersiZ.Redaktion 2S4S.

Politische Ueberstcht.
Entsetzliche Zustände in der KPD.
14 Mitglieder des Zeutralausschusses gegen den Märzputsch.
Siewert trennt sich von Brandler und wird aus
der Zentralleitung entfernt.
Die „Bereinigte" Kommunistische Partei Deutschlands befindet
sich in der schönsten Auflösung und Veruneinigung. Cs ist toll:
der Banditenführer Max Hölz macht in Mitteldeutschland mehr
oder weniger romantische Räuberhauptmannsgeschichten und die
deutsche Arbeiterschaft soll dann diesen Rmaldini in schlechterer
Auflage durch ihr schärfstes Mittel des Klassenkampfes, den Gene-
ralstreik, unterstützen. . Und wenn wir das nicht tun, wenn die
deutsche Arbeiterschaft es ablehnt, die Hanswurstiaden eines über-
geschnappten Hölz als soziale Revolution zu nehmen, dann schreien
die kommunistischen Blätter über Verrat.
Langsam aber sickert es durch, daß es in ihrer eigenen Partei
sine starke Opposition gab, die mit allen Mitteln die Aufstands-
bewegung zu verhindern suchte und dann, als dieselbe doch aus-
gebrochen war, sich unzweideutig gegen die Unterstützung des Auf-
standes durch einen Generalstreik wandten. Unter der Ueberschrist
. „Die Lehren des Generalstreiks" schreibt in der kommunistischen
Presse der über dieses Verhalten der Opposition sehr empörte
Kommunist I. F. Müller u. a. folgendes:
„Anstatt die revolutionäre Disziplin zur Geltung zu bringen,
sind Genossen, die durch ihre Vergangenheit einen Namen für
sich erworben haben, im Reiche herumgereift und haben die Ge-
nossen gegen die durch den Zentralausschuß gutgeheißene und
gebilligte Linie zürn Handeln ausgeruse«. Die Folge davon war,
daß in den dieserweise „bsarbmtetm" Bezirken beim General-
streik nicht alles klappte. Es gab zwar Genossen genug, deren
Pslichtbewußtsein höher stand, als daß sie sich durch derartige
Einwirkungen beeinflussen ließen, und sie handelten auch im
Sinne der revolutionären Disziplin. Aber so manchs führende
Genoffen in den Bezirken sind kermMMsn und haben arg
gegen die Disziplin verstoßen. Man braucht nur die einzelnen
Preßvrgane der Partei während des Generalstreiks zu lesen, um
zu sehen, wie schlimm es in der Partei mit der Disziplin bestellt
ist. So manche Preßorgane in der Partei taten so, als wenn
sie täten, in Wirklichkeit aber haben sie für die Durchführung
des Generalstreiks nichts getan. Und es gab auch solche, die
direkt flau gemacht haben. Dasselbe gilt auch von vielen führen-
de» Funktionären in den Bezirken. Sie sind mit langem Gesicht
herumgegangen, ihre Stimmung drückten sie der Stimmung ihrer
Umgebung aus und verbreiteten sie als eine Seuche. Dis Sabo-
tage führender Parteigenossen war offen bemerkbar und reichte
bis in die unteren Funktionäre hinunter. Die Massen haben
einen guten Instinkt. Sie merken, sie fühlen das heraus. Kein
Wunder, daß selbst Parteifunktionäre in den Betrieben der Ge-
neralstrsikparsls nicht folgten, andere sogar sich dagegen gewen-
det hatten." ,
Also eine kleine politische Gruppe, die nicht einmal unter sich
m einer so ungeheuer wichtigen Frage, wie es eine Aufstandsbewe-
gung nun doch einmal ist, zur „einheitlichen" Aktion gelangen
konnte, verlangt von den großen sozialistischen Parteien, daß sie
mit beiden Beinen in den mit so frivoler Leichtfertigkeit angezettel-
ten Aufstand hätten marschieren sollen.
In der Kommunistischen Partei gibt es seit den Ostertagen sehr
viel lange Gesichter und noch mehr rote Köpfe. Die Verwirrung
erstreckt sich bis in den Zentralausschuß hinein, der es nunmehr
fertig gebracht hat, in einem Dutzend Leitsätzen zur März-Aktion
Stellung zu nehmen. Diese Leitsätze enthalten allerhand erbau-
liche Eingeständnisse. So heißt es z. B. unter Punkt 7:
Diese revolutionäre Offensive hat, äußerlich gesehen, mit
einer Niederlage der VKPD. geendet. Die BKPD. ist vor-
übergehend von breiten Teilen der Arbeiterschaft isoliert.
Die Isolierung ist allerdings ziemlich vollständig innerhalb und
außerhalb der Kommunistischen Partei. Was noch irgendwie poli-
tisches Reinlichkeitsgefühl besitzt, geht in weitem Bogen um den
verbrecherischen Aufstand herum und rückt von ihm ab. Das Wich-
tige an den Leitsätzen aber ist, daß der Zentralausschuß den Kino-
putsch des Max Hölz billi g t und mit den schärften Mitteln gegen
die Kommunisten vorgehen will, die ihre Besinnung noch nicht ganz
verloren und gegen die Hölziade gekämpft haben. Wir entnehmen
den Leitsätzen folgende bezeichnende Stellen:
Der Zentralausschuß billigt deshalb die politische Haltung
der Zentrale und verurteilt aufs schärfste die passive und aktive
Gegnerschaft einzelner Genossen während der Aktion. . . . Der
Zentralausschuß ermächtigt die Zentrale, Parteimitglieder, die bei
Aktionen gegen Grundsätze und Taktik der Partei sowie gegen
Beschlüsse und Anweisungen der Zentrale handeln, sofort aus der
Partei auszuschließen, wogegen es nur eine Berufung an den
Zentralausschuß gibt.
Zur Ehre eines Teiles der Kommunisten sei es gesagt, daß
14 von 40 abstimmenden Mitgliedern des Zeutralausschusses diesen
Leitsätzen die Zustimmung verweigerte« und nur 36 dafür stimmten.
Der wohlbekannte Siewers, der mit Brandler der Zentrallei-
Lung angehörte, stimmte ebenfalls gegen die Leitsätze und wurde
dafür prompt seines Amtes als Mitglied der Zentrale enthoben.
Man kann sich also in der nächsten Zeit darauf gefaßt ma-
chen, daß die wenigen besonnenen Elemente, die nicht schon längst
aus der Kommunistischen Partei herausgelaufen sind, im Interesse
einer „eisernen Disziplin" herausgeworfen werden. Die „Freiheit"
fügt bei Besprechung dieser Vorgänge den ironischen Wunsch an,
daß die Zentrale in möglichst großem Umfange von dieser Befugnis
des Herauswerfens Gebrauch machen möchte, damit die Arbeiter-
schaft nicht wieder in Zukunft die Opfer tollhäuslerischer Experi-
mente einiger kommunistischer Putschstrategen würde. Vielleicht er-


inne«

reiche die Zentrale bald jenes Ideal, das der Stuttgarter „Kommu-
nist (Nr. 48) folgendermaßen verkündet hat:
„Das Parteimitglied muß bereit sein ... sich auf Befehl
der Partei zu erschießen. Kurz, jeder Eigenwille hört auf."
Welcher Waisenknabe, so sagt die „Freiheit" weiter, war doch
der königliche Narr Wilhelm, als er seine Soldaten anherrschte, sie
müßten nach feinem Befehl auf Vater und Mutter schießen! Der
Stuttgarter „Kommunist" hat ihn weit übertroffen. Immerhin,
wäre es nicht am besten, die kommunistische Zentrale gäbe für die
nächste Aktion diese Selbstmordparole endlich aus. Biel Unglück
würde dadurch ja nicht angerichtet, weil bis dahin alle Halbwegs
vernünftigen Arbeiter sich aus dem Tollhaus gerettet haben werden.
Die Rechte und die Linke Arm in Arm im preußischen Landtag.
Berlin, 14. April. Der preußische Landtag erlebte heute
einen Ansturm auf ein Ministerium das gar nicht mehr im Amte
ist. sondern nur noch die Geschäfte bis zur Bildung eines neuen Ka-
binetts führen soll. Don der äußersten Linken und der äußersten
Rechten, von Kommunisten und Deutschnationalen wurden scharfe
Angriffe vor allem gegen den sozialdemokratischen Minister des
Innern Severing wegen seiner Haltung im kommunistischen
Märzaufstand gerichtet. Der deutschnationale Abg. Gräf ging
heftig mit dem sozialdemokratischen Oberpräsidenten Hörsing,
ins Gericht, dem er die Hauptschuld an dem Ausbruch des Kommu -
nistenaufstandes und daran gibt, daß er so unverhältnismäßig viele
Opfer gefordert hat. Hörsings Kreis, „eine Musteranstalt nach
revolutionärer Verwaltung", sei zu einem Trümmerhaufen des Ge-
dankens, zu einem Versuch, Lorbeeren für unabhängige und kommu-
nistische Landratsanwärter geworden. Dem Minister des Innern
Severing macht der Redner vor allem zum Vorwurf, daß er
das Eingreifen der Reichswehr verhindert habe, damit sie sich ia
keine Lorbeeren erwerbe. Es handle sich hier um eins volle Banke-
wttserklärung aller Staatsautorität und Selbstbehauptung.
Nach dem Deütschnativnalen kommt der Kommunist Eber-
lei» zum Wort, der behauptete, der ganze kommunistische Aufstand

Lun, Wie diese Behauptungen mit dem Vertrauensvotum zusam-
menpaffen, da^chis kommunistische Zentrale vor wenigen Tagen für
ihre Führung des Märzaufstandes geerntet hat, ist das Geheimnis
des Redners, der behauptete, Minister Severing haben den Auf*
stand in Mitteldeutschland geradezu provoziert.
Die Regierung wurde von dem mehrheitssozialdemokraiifcheN
Abg. Dr. Krüger verteidigt, der seine Angriffe nach zwei Fron-
ten richtete. Die Kommunisten seien von den Rechrsputschisten
gefördert worden, deren Verhalten sie geradezu herausgefordert
habe, die günstige Lage auszunützen. Die kommunistischen Führer,
so sagte der Redner unter sehr lebhaftem Beifall, gehörten nicht an
die Spitze einer politischen Partei, sondern in eine Kaltwafferan-
stalt. Sie haben die Arbeiterschaft gerufen und Verbrecher und
Lumpenproletariat seien gekommen. Nachdem dann auch ein un-
abhängiger Abgeordneter solche Aktionen mit russischen Kampffor-
men abgelehnt hat. vertagt sich das Haus. Morgen wird Minister
Severing selbst auf die Angriffe antworten.
Die Wiedergutmachung. — Neutrale Vermittlung? —
Kabinettssitzungen.
Berlin, 14. April. Dis „Germania" veröffentlicht eine
Mitteilung, worin es heißt: Ein Vermittlungsversuch, der feilens
einer neutralen Macht unternommen worden ist, um den neuen
Präsidenten der Vereinigten Staaten, Harding, für ein Eingreifen
zur Anbahnung neuer Verhandlungen zwischen der Entente und
Deutschland zu bestimmen, hat, wie wir von zuverlässiger Seite
hören, sowohl am Dienstag wie auch am Mittwoch eingehend be-
schäftigt. Es steht fest, daß in dem Kabinett die Auffassung vor-
herrscht, daß die angeboene Vermittlung nicht zurückgewiesen wer-
den darf. Wie das „Tageblatt" dazu bemerkt. Handle es sich vor-
läufig um eine Fühlungnahme mit den außerhalb des Reiches ste-
henden neutralen Persönlichkeiten, dis sich bereit gezeigt haben, eine
Vermittlung herbeizuführen. Diese Fühlungnahme habe bereits
vor einiger Zeit begonnen. Die „Germania" schreibt heute Abend
in ihrem Leitartikel: Unsere Nachrichten lauten erfreulicherweise
dahin, daß im ReichskäbineLt mindestens der Wille zum Ausdruck
..gekommen ist, die deutsche Politik müsse spätestens bis Er-de dieser
Woche aktiv werden. Wie die „Deutsche Allg. Ztg." hört, ist der
auswärtige Ausschuß des Reichstages auf Dienstag nachmittag ein-
berufen worden.
B erli n, 14. April. In der heutigen Kabinetts? ihung
ist die Beratung über das neue deutsche Angebot an die Alliierten
fortgesetzt aber noch nicht zu Ende geführt worden. Eine Haupt-
schwierigkeiat bei diesen Beratungen besteht darin, daß man dar-
über informiert ist, daß die Alliierten ein Angebot in der Höhe der
Pariser Beschlüsse erwarten. Die Lage Deutschlands ist um so
schwieriger, als mit der Möglichkeit einer Vermittlung durch einen
neutralen Staat, wie einzelne Blätter gemeldet haben, in Wirklich-
keit nicht zu rechnen ist. Die Alliierten scheinen vielmehr nach un-
seren ausländischen Informationen nur zur Entgegennahme eines
direkten Angebots bereit zu sein.

Der Kampf irr England.
Llm die fundamentalen Rechte der Gewerkschaften
London, 14. April. Reuter meldet: Nach zweistündiger
Konferenz zwischen dem Premierminister und den Eisenbahnern unk
Transportarbeitern erklärte Thomas, er sehe keine Aussicht für
eins Wiedereröffnung der Verhandlungen.
London, 14. April. Auch die Mvrgenpreffe gibt nicht alle
Hoffnung auf Vermeidung des drohenden Streiks der
Eisenbahner und Transportarbeiter auf. „Daily
Chronicle" schreibt, es herrsche die Ansicht, daß der Streik des Ar-
beiterdreibundes nicht länger als zwei Wochen dauern könne. Dem-
selben Blätte zufolge beschlossen auch die Straßenbahnfah-
rer in den Ausstand zu treten. In dem Manifest des Arbeiter-
dreibundes heißt es, der Kampf der Bergarbeiter sei keineswegs
ein politischer. „Wir verkünden nicht die Revolution, wir stehen
Schulter an Schulter für die fundamentalen Rechte der Gewerk-
schaften. Der Kampf muß und wird gewonnen werden."
. ErrtenLedVohUng gegen Oesterreich.
Wien, 14. April. Das Korrespvndenzbureau meldet: Der
schazösische Gesandte Lefevre-Pontalis gab beim Bundeskanzler
Mayr im Auftrage seiner Regierung folgende Erklärung ab: Falls
die österreichische Regierung nicht imstande sein sollte, die gegen-
wärtig auf den Anschluß an das Deutsche Reich hinzielenden Um-
triebe wirkungslos zu machen, würde die französische Regierung die
Hilfsaktion für Oesterrei cheinstellen und die Reparatisnskommission
Hilfsaktion für Oesterreich einstellen und die Rsparationskommission
Vertreter der englischen und italienischen Regierung schlossen sich
der Erklärung des französischen Vertreters an mit dem Bemerken,
daß das Zurücktreten Frankreichs von der Hilfsaktion für Oester-
reich das Ende dieser Aktion und das Fallenlasten aller hierauf be-
züglichen Projekts bedeute.
„Es gibt kein zurück".
Berlin, 15. Aprli, (Priv.-Tel.) Wie die Blätter aus
Wien melden, kam es gestern in Innsbruck zu großen Demon-
strationen, als die französische Note gegen de» Anschluß Oesterreichs
an Deutschland durch Extraausgaben der Blätter bekannt geworden
war. Eine nach Tausenden zählenden Menschenmenge versammelte
sich vor dem Hause der Landesversammlung, wo der Abg. Dr.
Steigle die Menge ausforderte, vor der Drohung der Entente nicht
zurückzuweichen. Die Zeitungen veröffentlichen Ausrufe mit der
Ueberschrist:
„Es gibt kein Zurück."
Kein englisch-französisches AbküMMSN.
London, 14. April. Reuter meldet: Lloyd George
teilte dem Unterhause mit, daß kein Abkommen mit Frankreich über
die Sanktionen getroffen sei für den Fall, daß Deutschland bis
1. Mai seine Verbindlichkeiten nicht erfüllen sollte.
Die französischen Gszialiften für die inier-
nationale Wiedergutmachung.
Pari s, 13. April. AurioI reichte in der Kammer einen
Antrag der sozialistischen Gruppe ein, der die Re-
gierung auffordert, die diplomatischen Verhandlungen zur Beschleu-
nigung der Wiederherstellungsarbeiten wieder auszunehmen. Die
Arbeiten sollen in den von der sozialistischsn und gewerk-
schaftlichen Konferenz in Amsterdam angegebenen
Richtlinien erfolgen.

. . . ... ,, so lehnen die Unterzeichneten für die dann u n a u s b l e i b l ich e n
sei ein Werk von Spitzeln und Provokateuren. Die Attentate in I Lohn- u Gshaltsfvrderungen u. die daraus resultierenden Kämpfe
Mitteldeutschland hätten Mt der kommunistischen Partei nichts zu ' isde Berantwortung im voraus ab."

Ein politischer Urlaub.
Berlin, 14. April. Der Ministerialdirektor im Auswärtigen'
Amt v. Simson hat heute einen längeren Urlaub angetreten.
Simfon hat im Auswärtigen Amt das Referat Frankreich
gehabt. Daß er einen längeren Urlaub antritt in dem Augenblick,
w-> das Reichskabinett beschlossen hat, ein neues Angebot an die
Alliierten zu richten, ist beachtenswert und von symptomatischer
Bedeutung.
Eine Mahnung an Hermes.
Die Spitzenverbände der freien Gewerkschaften, nämlich der
Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund und der Allge-
meine Freie Angestelltenbund, sowie der Deutsche Be-
amtenbund haben gemeinsam beim Reichsernährungsminister
folgenden Protest eingereicht:
„Die Vorstände des Allgemeinen Deutschen Gewerkschafts-
bundes, des Afa-Bundes und des Deutschen Beamtenbundes
protestieren entschieden dagegen, daß bei der Neuregelung
der Getreidewirtschaft für das nächste Wirtschaftsjahr die
Zwangsbewirtschaftung aufgehoben oder auch nur
ein Teil des Brotgetreides nach dem Verlangen der landwirtschaft-
lichen Unternehmer zum Verkauf frsigegeben wird. Mit einer sol-
chen Aenderung in der Bewirtschaftung muß eine sehr erhebliche
Verteuerung des Brotgetreides und dem'entsprechend
eine Erhöhung des Brotpreises eintreten. Die weitere Folge müßte
naturgemäß wiederum eine allgemeine Erhöhung derLöhneund
Gehälter fein, die eine nochmalige allgemeine Preis-
steigerung bewirken würde. ,
Tine Brotpreiserhöhung muß die erwerbstätige Bevölkerung
um so härter treffen, als schon durch die allgemeine Preissteigerung
im Jahre 1920 sehr erheblich die Lebenswaitung verteuert wurde
und gegenwärtig durch die Erhöhung der Preise für Milch, Zucker
und Kohle, ferner durch die Tariferhöhungen aller Verkehrsanstal-
ten und die in Aussicht stehende Mietsteigerung neue harte
Anforderungen gestellt werden.
Um eine weitere Preissteigerung mit ihren schweren wirtschaft-
lichen und politischen Folgen zu verhüten, fordern die unterzeich-
neten Vorstände im Namen der Arbeitnehmer Deutschlands -un-
bedingtes Festhalten an der Zwangswirtschaft für Brotgetreide und
eine Verschärfung der Kontrolle.
Die deutsche Landwirtschaft kann nicht Preise beanspruchen, die
einer Ausnützung der Notlage des Volkes gleichkvmmen, sie kann
auch unter Preisen, die billigen Ansprüchen genügen, die Hebung
der Produktion herbeiführen.
Sollte diese Förderung und Mahnung unberücksichtigt bleiben,
 
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