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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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1. Heft
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Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0032

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12

ENGEL, WAFFENGESCHICHTLICHE STUDIEN AUS DEM DEUTöCHORDENSGEBIET V. BAND

Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet
Von Landgerichtsdirektor Engel, Gnesen
(Vgl. Bd. IV S. 118)

XIV. Wikingerschwert aus der Marienburg.
(Fig-.i.)
Im Sorgetal unterhalb Baumgart wurde vor
Jahren ein Schwert gefunden, welches später in
die Marienburg gelangte. Gegenwärtig besteht
es aus drei losen Stücken: Klinge, Knaufplatte
und Parierplatte. Bei der Einlieferung safs die
Knaufplatte noch fest am Angelende, während
die Parierplatte allerdings bereits durch Holz-
stückchen festgelegt war. Die Gleichartigkeit
beider Platten sowie der (unentgeltliche) Erwerb
unmittelbar vom Finder, einem Baggeraufseher,
lassen jedoch keinen Zweifel daran, dafs auch die
zweite Platte ehedem festgesessen hat. Bei der
Reinigung in verdünnter Schwefelsäure hat sich
dann auch die Knaufplatte gelöst. Dies ist darauf
zurückzuführen, dafs von Anbeginn die Platten
einerseits und die Klinge andererseits nicht zu-
sammengehören. Letztere ist im Verhältnis zu


Fig. i.

jenen viel zu schwach und zwar derartig, dafs
gegenwärtig die Parierplatte über die ganze
Klinge gezogen werden kann; denn das Angel-
loch dieser Platte ist 45 mm breit, während das
deutlich abgesetzte Auflager (A-A) der Angel
selbst nur 30 mm und die breiteste Stelle der

Klinge nur 43 mm mifst. Ausfressungen bzw. Ab-
bröckelungen liegen hier nicht vor. Ebenso ist
das Angelloch der Knaufplatte 4 mm breiter als
das Angelende der Klinge selbst; die Festlegung
hat durch Eisenstückchen stattgefunden, von
denen sich aber nur eins (bei B) erhalten hat.
Zudem besitzt die Parierplatte ein ausgebildetes
Klingenschiffchen (vgl. Bd. IV, 123), welches nach
beiden Seiten spitz verläuft (s. Unteransicht), mithin
für eine zweischneidige Klinge, und zwar von 73 mm
Breite, gearbeitet ist, während unsere Klinge ein-
schneidig und viel schmäler ist. Die Befestigung
der Parierplatte ist zweifellos in gleicher Weise
bewerkstelligt gewesen wie diejenige der Knauf-
platte, nur sind diese Eisenstückchen schon vor
dem Auffinden durch Rost zerstört gewesen.
Ebenso fehlt der zur Knaufplatte gehörige Auf-
satz. Dafs ein solcher vorhanden gewesen oder
doch wenigstens die Platte für einen solchen ge-
arbeitet gewesen ist, beweisen die beiden grofsen
Löcher C-C.
Die Klinge mifst im ganzen 86 cm, wovon
11 cm auf die Angel bis zur Linie A-A entfallen;
Gewicht 650 gr. Die Knaufplatte ist 86 mm lang,
33 mm breit, 11 mm dick, 215 gr schwer; die
Parierplatte 101 mm, bzw. 28 mm, bzw. 19 mm
und 220 gr.
Den Querschnitt der Klinge ergibt die Ab-
bildung.
Zum Vergleiche bringe ich in Fig. 2 die Dar-
stellung eines in Norwegen gefundenen ein-
schneidigen Schwertes derselben Zeit nach
O. Rygh, Antiquitesnorvegiennes Fig. 4911). Es hat
den Knauf mit Aufsatz. Zwe i schneidige Schwer-
ter dieser Art (Ulfberthgruppe) bei Lorange, den
yngre jernalders svaerd. (Vgl. Bd.III, 182 unserer
Zeitschrift). Überall hier sehen wir sehr breite
Klingen, wie sie dem Schiffchen unserer Parier-
platte entsprechen würde.
Es bleibt noch zu erwägen, ob die Platten
und die Klinge unseres Schwertes — wenn auch
nicht zusammengehörig — so doch wenigstens
gleichalterig sind; denn die Herrichtung einer
Waffe unter Benutzung älterer Bestandteile war

*) Gefällige Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Oswald
Montelius in Stockholm.
 
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