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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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5. Heft
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Eyßen, Eduard: Ein Waffenschwindel zur Zeit des Großen Kurfürsten
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Hampe, Theodor: Archivalische Forschungen zur Waffenkunde, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0174

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154 E. EYSSEN, EIN WAFFENSCHWINDEL ZUR ZEIT DES GROSZEN KURFÜRSTEN V. BAND

wirksamen Rezepte14). Jedenfalls wollte man
gänzlich sicher gehen, und so erfolgte am 4. Juli
aus Potsdam ein Rescript an den „Ehrwürdigen
Wollgelahrten“ Augustiner: man verlange seine
Geheimnisse von ihm selbst zu vernehmen, und
es wird ihm mit der Versicherung gnädiger Be-
zeigung anheimgestellt, ob er sich zu dem Ende
anhero zum Kurfürst verfügen wolle.
Hier brechen die Akten leider ab15). Auf

14) Kopp a. a. O. I., 59 f. Etwas später, 1679 trat der
Kurfürst zu Johann Kunckel in Dresden in Beziehung, einem
für seine Zeit bedeutenden Chemiker, der zwar fest an die
Möglichkeit der Metallverwandlung glaubte, aber als sach-
verständiger Begutachter betrügerische Anweisungen zur
künstlichen Golderzeugung rücksichtslos aufdeckte. Er trat
in kurbrandenburgische Dienste, nachdem er Gelegenheit ge-
habt hatte, den Kurfürst vor einem alchemistischen Betrüger
zu warnen und vor Schaden zu bewahren. — Auf diesen
Letzteren bezieht sich wohl das Aktenstück (Geh. St.-Archiv
Berlin, Rep. 9 D2), in welchem Johann Daniel Crafft 1681 von
Dresden dem Kurfürst eine gewisse Person empfiehlt, welcher
ein absonderliches Mittel bekannt sei, wodurch „mit einem ge-
ringen etliche Tonnen, auch vieleicht gar auf zwey Millionen
gar sicher erhalten [werden] könten“.
16) Ein kleiner Zettel mit einer Verfügung betreffs un-
motivierter Appellationen bei Prozessen ist wohl nur durch

die letzte Aufforderung, sich persönlich zu legi-
timieren, wird wohl von seiten Seilers nichts
weiter erfolgt sein. Er hatte augenblicklich umso-
weniger Anlafs, sich ins Ungewisse zu begeben,
als gerade damals in der Wiener Hofburg sein
Weizen erst richtig zu blühen anfing. Der Kurfürst
andrerseits wird die zweifelhafte Angelegenheit
wohl bald fallen gelassen haben. Wichtigere
Aufgaben beschäftigten seinen Geist und liefsen
ihn mit gespannter Aufmerksamkeit die Kriegs-
ereignisse gegen Ludwig XIV. verfolgen. Seit
Juni 1673 durch den Frieden von Vofsem schweren
Herzens zur Neutralität gezwungen, brannte er
darauf, für das verhöhnte deutsche Recht mit
einzutreten. Und bald sollte die Gestaltung der
Ereignisseihm Gelegenheit zu tatkräftigemHandeln
geben. Dafs Friedrich Wilhelm dabei das Zauber-
schwert des Grofsen Alexander wohl entbehren
konnte, hat er bei Fehrbellin gezeigt. Das
Schwert vielmehr, das seine Faust damals so gut
zu führen wufste, sollte ihm gerade den Beinamen
des Grofsen erringen.
Zufall in den Umschlag geraten; wenigstens gehört er nicht
in diesen Zusammenhang.

Archivalische Forschungen zur Waffenkunde
Von Dr. Theodor Hampe
(Fortsetzung aus Bd. V S. 126)

Der Brief nun, dem die aus Band V Heft 4
Seite 126 mitgeteilte Stelle entnommen ist, trägt
das Datum „Lyon, 30. September 1536“ und
ist von Sebastian Imhoff an seinen „Vetter“
Paulus (I.) Behaim in Nürnberg gerichtet. Einen
kurzen Kommentar füge ich in den Anmerkungen
den in Betracht kommenden einzelnen Punkten
der Briefstelle selbst bei, die folgendermafsen
lautet:
„. . . Weitter will ich dich pitten, mir machen
woist lassen 3 kleine feuerschlosslein di man mitt
dem tarnen [Daumen] abtrückt; do woist Mathes
Ebner darumb zusprechen, das er dich zu dem
Bonsitzer89) füre, der macht sy gutt. Wo es dir
sy aber der Bonsitzer nitt paltt machen wolt, so

89) Gemeint ist der Feuerschlofsmacher Heinrich Won-
sitzer „an der obem Schmidgafs“, der nach dem Toten-
geläutbuch von St. Sebald 1554 starb. Vgl. Boesch in den
Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, Jahr-
gang 1890 S. 71.

los sy maister Petter90) machen, der sitz[t] for
meins vatter seifigen haus über neben maister
Jorgen, palbierer; der hatt formols meinem bruder
Marxen auch solche kleine schloslein gemachtt,
wais aber nitt eigentlich, was sy cost haben. Ist
mir rechtt, hott eins cost 3 ortt, doch magst auff
negst mit im eins werden, wan sy gemacht sindtt.
So weist mir auch 3 kleine rorlein lossen machen
in der leng, wie hiemitt schiecktt91), müssen aber
hübsch gewunden sein in der mitten, wie dir
Conz woll anzaigen würdtt. Solche los machen
einen, khon ich sein nomen nit wissen, aber ist
mir recht, so sitz[t] er bey Jeronymo Tücher hin-
auff, ist sein zaichen: W ^ K, so er auff di püxen

90) Ob damit bereits (1536) der oben genannte Peter
Traper gemeint sein kann? Oder etwa der Büchsenschmied
Peter Keffer, der — nach dem Bürgerbuch von 1534 bis
1631 im k. Kreisarchiv Nürnberg Bl. 14b — am 27. Februar
1538 als Bürger aufgenommen wird?
91) Liegt dem Briefe nicht mehr bei.
 
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