LITERATUR
4. HEFT
die Panzer getragen haben, im Januar aber nicht,
so dürfen wir wohl annehmen, dafs die Panzer
nicht soviel Schutz gewährt haben, oder dafs sie
beim Kämpfen oder Laufen hinderlich gewesen
sind. Denn der Kampf ist im grofsen und ganzen
Fernkampf, die Leute haben weitaus mehr Arm-
brüste und Handbüchsen als Schwerter.
Manche Leute erscheinen aber in sehr dürftiger
Bewaffnung, z. B. wird der Stadtbader mit Eisen-
hut, Panzer und Schild nicht sehr viel haben an-
fangen können. Oder Jurge Becker mit Eisen-
hut und Jacke, Muczner mit Eisenhut, Setzschild
und Panzer, Symon mit Setzschild und Panzer.
Gorteler und Nicker sind sogar nur mit Eisenhut
bewaffnet. Ob die dann beim Eintreffen am kur-
fürstlichen Sammelplätze noch weiter ausgerüstet
sind, wissen wir nicht, es ist aber wohl anzu-
nehmen, da ein Mann wie Gorteler doch nur als
Zielscheibe gedient hätte!
Die durchschnittliche Ausrüstung bestand
aber aus Eisenhut, Panzer, Pafese und Armbrust.
An Stelle der Armbrust tritt die Handbüchse,
schon recht häufig, so beim zweiten Auszuge von
84 Soldaten 24 Mal.
Wie bereits oben erwähnt wurde, erhielten
viele Bürger Waffen von der Stadt. Diesem Um-
stande verdanken wir auch die Ausführlichkeit
der Aufzeichnungen, da die Stadt bei der Rück-
kehr der Bürger ihre Waffen wieder erhalten
127
mufste und die Aufzeichnungen eine Kontrolle
erlaubten. Es ist übrigens auffallend, wie viele
Waffen sich in den Händen der Bürger befanden,
besonders, da die Waffen doch recht teuer waren.
Aus den Rechnungsbüchern von Wittenberg und
Langensalza ergibt sich, dafs ein Paar Stegreife
8 Groschen, ein Paar Sporen 15 Groschen, eine
Armsbrust 3 Gulden, eine Handbüchse x Schock
Groschen gekostet hat. Für das Beschlagen
eines Hengstes bezahlte man 12 Groschen, für
eine grofse Büchse mufste der Naumburger Stadt-
rat im Jahre 1448 414,24 Schock Groschen zahlen.
Ein Mann wie. Michel Radeion, der mit eigenem
Eisenhut, Panzer, Pafese, Armbrust, Köcher,
Messer und Koller ausrückte, mufs also schon
ganz ansehnlich reich gewesen sein!
Dr. Herbert Koch, Jena
Druckfehlerberichtigung. In der Besprechung
der Arbeiten von Mews und Grevel (Heft 3) sind
leider einige Druckfehler stehen geblieben, die wir
wie folgt
zu korrigieren bitten:
S. 90
Sp.
2
Z. 7
V.
0.
„versahen“
statt
versehen,
,, 9r
11
2
„ IO
11
w
„Bahrfeld“
11
Bahrfelds,
», 96
11
I
»10
11
11
„Lütticher“
» 96
11
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11
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„Meister“
11
Muster,
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11
„sie“
11
die,
» 96
11
2
»27
11
11
„unser“
11
unter
LITERATUR
•
Katalog der Erzherzog Carl-Ausstellung zur
Jahrhundertfeier der Schlacht bei Aspern.
Wien, April—Juni 1909.
Aspern — Erzherzog Carl — die Namen leuchten wie
Meteorenglanz aus finstrer Sturmesnacht! Es ist daher freudig
zu begrüfsen, dafs die heutige Generation, der es vergönnt
ist, die Hundertjahrfeier der grofsen Waffentat zu begehen,
durch eine Ausstellung, die durch Reichhaltigkeit und
Mannigfaltigkeit hervorragt, der grofsen Helden grofsen
Sieg in lebendige, greifbare Erinnerung bringt. Wien
ist — wie sich das ganz von selbst ergiebt — der Ort der
Ausstellung, die in 26 Haupt- und einigen Nebenräumen
ein anschauliches Bild jener Zeit und derer, die der Zeit
ihr Gepräge gaben, bringt. — Der vorliegende Katalog
präsentiert sich als ein äufserst stattlicher Band von
514 Seiten, auf denen nicht weniger als 3799 Nummern
verzeichnet sind, und wird durch 35 Tafeln mit vorzüg-
lichen Autotypien angenehm belebt. Die erste Freude
wird allerdings etwas gedämpft, wenn man in das Werk
eindringen will. Denn die allgemeine Orientierung ist sehr
erschwert, da nur ein Teil der Räume mit Gesamttiteln
versehen ist und ein Inhaltsverzeichnis, das bei solcher
Fülle des Materials ganz unerläfslich ist, überhaupt fehlt.
Der Schlufs bringt zwar ein Register, dieses verzeichnet
aber nur Namen von Fürsten, Heerführern, Künstlern und
hervorragenden Persönlichkeiten resp. Truppenkörpern, und
ersetzt ein Inhaltsverzeichnis nicht. — Folgen wir also den
einzelnen Abschnitten des Kataloges.
Das Vorwort sagt uns zunächst, dafs ursprünglich
der Rahmen viel enger, nur das Jahr der Schlacht von
Aspern umfassend, gedacht war. Im Laufe der Arbeit
erweiterte sich der Kreis aber so bedeutend, dafs die Aus-
stellung jetzt, um die Schlacht bei Aspern als Mittelpunkt
gruppiert, die gesamte Wirksamkeit Erzherzog Carls um-
fafst, womit natürlich auch eine Darstellung seines Lebens-
werkes, der Entwicklung der österr. Armee im Zeiträume
von 1790 bis 1847, aufs engste verbunden ist. Unter dem
hohen Protektorate Sr. K. u. K. Hoheit des Erzherzogs
Friedrich, der ihr selbst ein eifriger Förderer wurde, kam
die Ausstellung bei reger Teilnahme des Allerh. Kaiser-
hauses, das seine reichen Schätze zur Verfügung stellte,
vieler Fürstlichkeiten und hohen Personen sowie von öffent-
licher und privater Seite des In- und Auslandes (Musee
de PArm6e, Paris) zustande, so dafs die Liste der Austeller
nicht weniger als 398 Namen aufweist. Im Kuratorium
resp. Arbeitskomitee finden wir auch unsre hervorragenden
Mitglieder Graf Wilczek, Direktor Dr. W. John, Kustos
Dr. C. List und Otmar Baron Potier. — Vier ausgezeich-
4. HEFT
die Panzer getragen haben, im Januar aber nicht,
so dürfen wir wohl annehmen, dafs die Panzer
nicht soviel Schutz gewährt haben, oder dafs sie
beim Kämpfen oder Laufen hinderlich gewesen
sind. Denn der Kampf ist im grofsen und ganzen
Fernkampf, die Leute haben weitaus mehr Arm-
brüste und Handbüchsen als Schwerter.
Manche Leute erscheinen aber in sehr dürftiger
Bewaffnung, z. B. wird der Stadtbader mit Eisen-
hut, Panzer und Schild nicht sehr viel haben an-
fangen können. Oder Jurge Becker mit Eisen-
hut und Jacke, Muczner mit Eisenhut, Setzschild
und Panzer, Symon mit Setzschild und Panzer.
Gorteler und Nicker sind sogar nur mit Eisenhut
bewaffnet. Ob die dann beim Eintreffen am kur-
fürstlichen Sammelplätze noch weiter ausgerüstet
sind, wissen wir nicht, es ist aber wohl anzu-
nehmen, da ein Mann wie Gorteler doch nur als
Zielscheibe gedient hätte!
Die durchschnittliche Ausrüstung bestand
aber aus Eisenhut, Panzer, Pafese und Armbrust.
An Stelle der Armbrust tritt die Handbüchse,
schon recht häufig, so beim zweiten Auszuge von
84 Soldaten 24 Mal.
Wie bereits oben erwähnt wurde, erhielten
viele Bürger Waffen von der Stadt. Diesem Um-
stande verdanken wir auch die Ausführlichkeit
der Aufzeichnungen, da die Stadt bei der Rück-
kehr der Bürger ihre Waffen wieder erhalten
127
mufste und die Aufzeichnungen eine Kontrolle
erlaubten. Es ist übrigens auffallend, wie viele
Waffen sich in den Händen der Bürger befanden,
besonders, da die Waffen doch recht teuer waren.
Aus den Rechnungsbüchern von Wittenberg und
Langensalza ergibt sich, dafs ein Paar Stegreife
8 Groschen, ein Paar Sporen 15 Groschen, eine
Armsbrust 3 Gulden, eine Handbüchse x Schock
Groschen gekostet hat. Für das Beschlagen
eines Hengstes bezahlte man 12 Groschen, für
eine grofse Büchse mufste der Naumburger Stadt-
rat im Jahre 1448 414,24 Schock Groschen zahlen.
Ein Mann wie. Michel Radeion, der mit eigenem
Eisenhut, Panzer, Pafese, Armbrust, Köcher,
Messer und Koller ausrückte, mufs also schon
ganz ansehnlich reich gewesen sein!
Dr. Herbert Koch, Jena
Druckfehlerberichtigung. In der Besprechung
der Arbeiten von Mews und Grevel (Heft 3) sind
leider einige Druckfehler stehen geblieben, die wir
wie folgt
zu korrigieren bitten:
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„unser“
11
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LITERATUR
•
Katalog der Erzherzog Carl-Ausstellung zur
Jahrhundertfeier der Schlacht bei Aspern.
Wien, April—Juni 1909.
Aspern — Erzherzog Carl — die Namen leuchten wie
Meteorenglanz aus finstrer Sturmesnacht! Es ist daher freudig
zu begrüfsen, dafs die heutige Generation, der es vergönnt
ist, die Hundertjahrfeier der grofsen Waffentat zu begehen,
durch eine Ausstellung, die durch Reichhaltigkeit und
Mannigfaltigkeit hervorragt, der grofsen Helden grofsen
Sieg in lebendige, greifbare Erinnerung bringt. Wien
ist — wie sich das ganz von selbst ergiebt — der Ort der
Ausstellung, die in 26 Haupt- und einigen Nebenräumen
ein anschauliches Bild jener Zeit und derer, die der Zeit
ihr Gepräge gaben, bringt. — Der vorliegende Katalog
präsentiert sich als ein äufserst stattlicher Band von
514 Seiten, auf denen nicht weniger als 3799 Nummern
verzeichnet sind, und wird durch 35 Tafeln mit vorzüg-
lichen Autotypien angenehm belebt. Die erste Freude
wird allerdings etwas gedämpft, wenn man in das Werk
eindringen will. Denn die allgemeine Orientierung ist sehr
erschwert, da nur ein Teil der Räume mit Gesamttiteln
versehen ist und ein Inhaltsverzeichnis, das bei solcher
Fülle des Materials ganz unerläfslich ist, überhaupt fehlt.
Der Schlufs bringt zwar ein Register, dieses verzeichnet
aber nur Namen von Fürsten, Heerführern, Künstlern und
hervorragenden Persönlichkeiten resp. Truppenkörpern, und
ersetzt ein Inhaltsverzeichnis nicht. — Folgen wir also den
einzelnen Abschnitten des Kataloges.
Das Vorwort sagt uns zunächst, dafs ursprünglich
der Rahmen viel enger, nur das Jahr der Schlacht von
Aspern umfassend, gedacht war. Im Laufe der Arbeit
erweiterte sich der Kreis aber so bedeutend, dafs die Aus-
stellung jetzt, um die Schlacht bei Aspern als Mittelpunkt
gruppiert, die gesamte Wirksamkeit Erzherzog Carls um-
fafst, womit natürlich auch eine Darstellung seines Lebens-
werkes, der Entwicklung der österr. Armee im Zeiträume
von 1790 bis 1847, aufs engste verbunden ist. Unter dem
hohen Protektorate Sr. K. u. K. Hoheit des Erzherzogs
Friedrich, der ihr selbst ein eifriger Förderer wurde, kam
die Ausstellung bei reger Teilnahme des Allerh. Kaiser-
hauses, das seine reichen Schätze zur Verfügung stellte,
vieler Fürstlichkeiten und hohen Personen sowie von öffent-
licher und privater Seite des In- und Auslandes (Musee
de PArm6e, Paris) zustande, so dafs die Liste der Austeller
nicht weniger als 398 Namen aufweist. Im Kuratorium
resp. Arbeitskomitee finden wir auch unsre hervorragenden
Mitglieder Graf Wilczek, Direktor Dr. W. John, Kustos
Dr. C. List und Otmar Baron Potier. — Vier ausgezeich-