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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

DOI Heft:
12. Heft
DOI Artikel:
Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [4]
DOI Artikel:
Lenz, Eduard von: Mitteilungen aus der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0422

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12. HEFT E. v. LENZ, MITTEILUNGEN AUS DER KAISERL. EREMITAGE ZU ST. PETERSBURG 393

dem der Hebel schwingt, kann hier bedeutend
niedriger gehalten und die Maschine den Blicken
des Feindes besser entzogen werden; es besteht
aus zwei durch Riegel auseinander gehaltenen Fufs-
schwellen. Auf jeder sind etwa in der Mitte zwei,
oben durch einen Riegel verbundene Ständer
eingezapft. Zwischen den Hinterständern bewegt
sich in Lagern eine starke Walze, in die der
deichselartige Schwengel (Rute) eingelassen ist.
An seiner .Spitze ist die Schleuder angebracht.
Der kurze Arm der Rute greift nach vorn über
die Walze hinaus. Die Bühne bewegt sich eben-
falls mit ihrer Achse zwischen zwei vorderen nied-
rigen Ständern; sie bildet einen Rahmen, der
durch Gewichtsstücke beschwert werden kann
und lehnt sich schräg ansteigend auf den kurzen

Hebelarm. Nach Lösung der Sperrvorrichtung,
die den langen Arm in der Ladestellung festhält,
vollzieht sich die Wirkung wie bei den früher
beschriebenen Maschinen. Nach Entfernen der
Gewichte sinkt der lange Arm wieder in die
Ladestellung. In der Burgundischen Kriegsord-
nung von 1559 und in der Reinölschen Zeich-
nung sind die Gewichtsstücke mit Zahlen be-
zeichnet, die wahrscheinlich Pfunde anzeigen.
Ihre Summe würde etwa 150 Zentner (7714 kg)
ausmachen.
Gewerfe dieser Art sind in den überlieferten
Bilderhandschriften vor dem 16. Jahrhundert nicht
vorhanden.
Jähns bezeichnet diese Maschine als niederes
Gewerf.

Mitteilungen
aus der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg
Von Eduard von Lenz
(Fortsetzung aus Band V, Heft 11, S. 351)
Doppel- oder Zwillingswaffen

Es läfst sich streiten über die Frage, wie
der gewissenhafte Forscher sich zu pro-
blematischen Erscheinungen auf seinem
Spezialgebiet zu verhalten hat, deren
Erklärung zur Zeit unmöglich erscheint. Soll
er Zeit und Mühe an die aussichtslose Arbeit
wenden, um sich schliefslich mit einer mehr
oder weniger in der Luft hängenden Hypo-
these zu begnügen, oder tut er besser dar-
an, solche Fragen unberührt zu lassen, um
nicht durch willkürliche Erklärungsversuche der
Sache mehr zu schaden als zu nützen? Das
Richtige, so will uns scheinen, liegt auch hier in
der Mitte. Achtlos mit einem „non liquet“ an
solchen Fragen vorübergehen, das hiefse in man-
chem Falle eine für spätere Zeiten vielleicht nicht
mehr vorhandene Gelegenheit verpassen, halbver-
wehte, jetzt schon kaum noch sichtbare Spuren
aufzudecken und künftigen, mit eingehenderen
Kenntnissen ausgerüsteten Forschern zugänglich
zu machen, denen auch die Entscheidung darüber
zustehen mag, ob diese Spuren wichtig oder nicht
der Verfolgung wert sind. Mit unzulänglichen
Mitteln aber die Deutung einer aus dem Zu-
sammenhänge in Raum und Zeit losgelösten Er-
scheinung um jeden Preis zu erzwingen, wäre

vielleicht noch schlimmer; die Fäden würden noch
mehr verwirrt, das Bild des Tatsächlichen ver-
zogen und verzeichnet werden. Von wirklichem
Nutzen kann unserer Meinung nach sein, alle
Entdecker-Gelüste beiseite lassend, sich um die
Herbeischaffung des eben noch bekannten und
zugänglichen Materials zu bemühen, festzulegen
was heute vorhanden ist und später verloren
gehen kann und das Weitere der Zeit und den
meliora potentibus zu überlassen.
In diesem Sinne treten wir an die Zwillings-
oder Doppelwaffen heran, nicht um ihre Lösung
zu versuchen, sondern um die im Laufe der Jahre
gesammelten Daten der Forschung zu erhalten
und den Berufenen ein späteres Studium dieser
auch über das engere Gebiet der Waffenkunde
hinaus vielleicht nicht ganz bedeutungslosen Er-
scheinung zu erleichtern.
Im Bestände der Eremitagen-Sammlumg be-
finden sich drei verschiedenartige Exemplare von
Doppelwaffen, deren Abbildungen nebst kurzer
Beschreibung hier folgen:
Abb. 1. Kaukasische Doppel-Kama. Die
Klingen von 31 cm Länge, oben 5,5 cm breit,
aus schönem Netzdamast mit stellenweise in der
Zeichnung hervortretenden Querstufen; der Mittel-
 
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