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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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5. Heft
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Literatur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0180

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LITERATUR — VEREINS-NACHRICHTEN

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tafeln an den Gegenständen. Das angeblich von Kurfürst Max
Emanuel bei Belgrad eroberte Türkenzelt, sowie die Türken-
fahne stammen aus der, der Universität Ingolstadt-München
geschenkten Sammlung des Jesuiten Orban, der nach eigenen
Aufzeichnungen diese Stücke in Rom erworben hatte. Nach-
weisbare Stücke der Türkenbeute sind nicht aufgenommen.
Nr. 2665, eine Radschlofsbüchse, ist aus unerfindlichen
Gründen dem Pfalzgrafen Otto Heinrich von Sulzbach zu-
geschrieben. Dieselbe stammt laut Inventar aus der Rüst-
kammer in Neuburg a. D., wohin sie 1561 von Hans
Joachim Stibar von Buttenheim zur Lehen geliefert wurde.
Also müfste die Büchse unter Pfalzgraf Wolfgang auf pag. 205
aufgeführt sein. Nr. 2791, eine Jagdflinte aus dem Besitz
Karls XII. von Schweden, ist diesmal richtig bezeichnet. Aber
die ebenfalls hierher gehörigen 2 Pistolen (Inventar 2898
und 2902), beide von Starbus in Stockhom gefertigt, sind
nicht aufgeführt.
Ich glaube, diese kleine Auslese genügt. Die gestellte
Aufgabe war nach Mafsgabe der angedeuteten Schwierig-
keiten (Fehlen von Vorarbeiten und Kürze der Zeit) vor-
erst nicht lösbar. Dafs der Versuch trotzdem gemacht
wurde, ist sehr bedauerlich. Eine ganze Reihe von Irr-
ttlmern wird dadurch offiziell in die Literatur eingeführt
und Jahre lang fortgeschleppt. Es ist bei dem hohen Preise
des Kataloges wohl auch ausgeschlossen, vor einem
Menschenalter an eine, auf gesunder wissenschaftlicher Basis
aufgebaute Neuauflage zu denken. Die enormen Kosten
wären besser verwendet worden für wichtigere Spezial-
kataloge, die nun auf Jahre hinausgeschoben werden.
Hans Stöcklein.
Kunstbesitz eines bekannten norddeutschen
Sammlers; Auktion in der Gallerie Hel bin g,
München, 24/15. Nov. 1909.
Da es offenes Geheimnis ist, kann man ja ruhig sagen:
es handelt sich um die Sammlung Lipperheide aus Berlin.
Gute Stücke waren sehr in der Minderzahl, dafür aber eine
Anzahl plumper Fälschungen und Imitationen in der Samm-
lung. Bei dem Fortbleiben grofser Museen und Sammler
gingen daher die guten Stücke recht billig ab. Ich gebe
einen kurzen Überblick und beschränke mich im wesent-
lichen auf die in dem reich ausgestatteten Katalog ab-
gebildeten Stücke. Preise verstehen sich ohne das Auf-
geld von 10 %.
Rüstungen: Nr. 1: 1400 Mark; 2: 2100 (Zeughaus
Berlin); 3: 800; 4: 400; 7: 340 (Gravierungen nachträglich);
22: 920 (sehr gutes Panzerhemd mit der Rüstkammermarke
Mohamet II); Panzerhemden: 23: 200; 25: 150; 26: 175;
27: no; 28: 110; die gut erhaltene Brigantine 30: 1300;
31: 410; die Bezeichnung von Nr. 32 — 38 als mittelalterliche
über der Halsberge getragene Hemden war sehr kühn, in

V. BAND

Wirklichkeit waren es venezianische Damen- oder Pagen-
jacken des 16. Jahrh. Trotz der guten Erhaltung gingen
sie zu billig ab: 32: 140; 33: 155; 34: 80; 35: 153; 36: 195;
37: 120; 38: 25; die eine chronologische Entwicklung zeigen-
den Lederkoller waren alle gut. 40: 310; 41: 260 (National-
Museum München); 42: 150; 43: 85; 44: 56 (falsch); 50 (ein
Blechstück) und 59 (die plumpe Fälschung eines Eisenhutes)
erwarb das Münchner Armeemuseum für 30 bezw.
51 Mark. Die Ziehäggen 51—54 erzielten 51 und 50 Mark.
Die Morions: 64: 53; 68: 40; 71: 82; Nr. 73, ein nicht erst-
klassiges aber doch gutes Stück der Piccinino-Werkstatt
erzielte nur 550 Mark. Ebenso billig gingen die gut geätzten
Helme 74: 160; 75: 150; 76: 130; 78: 145; 82: 46; 84: 70;
86: 270 (ein Helm mit guter Augsburger Ätzung, der mit
Flötner.nichts zu tun hat); 89: 150; 90: 110 (alter Funeral-
helm); 9t: 110 (falscher Stechhelm); 94: 66 (eine falsche
Hundsgugel); 95: 330 (ein sehr guter Übergangshelm zur
Schallern, der zu billig wegging); 96: 400 (falsch!); 97: 195.
Die Schilde waren durchweg falsch.
Schwerter: m: 650; 118: 33; 122: 36; 125: 60; 126:
130; 141: 20; 142: 95; 143: 65; 144: 45 (Fälschung in Eisen-
gufs); 145: 150 (Solinger Wolf); 146: 130; 147: 375; 150:
175; 152: 30; 154: 175 (mit Zangenmarke des Peter Wirs-
berg und Wolf); 155: 140.
Dolche: 157: 50; 160: 6 (ganz neuer Eisenschnitt);
161: 22; 163: 170; 164: 41; 165: 500; 166: 46; 167: 280;
168: 290.
Stangenwaffen: 213: 31; 228: 37; 230: 17; 234: 310;
237: 420; 238: 550 (roh geätzte, aber echte bayrische Tra-
bantenwaffe, ging leider in Privatbesitz); 239: 24; 240: 31;
243: 120; 244: 56; 245: 31; 248: 76; 251: 36; 252: 155; 253:
100; 256: 27; 261: 110; 262: 400; 277: 28 (falsch); 279: 51;
299: 100; 306: 30; 307: 19; 321: 9; 323: 19.
Armbrüste: 325: 460; 326: 330; 329: 210; 330: 310.
Feuerwaffen: 359: 360; 362: 280; 364: 165; 373: 90;
377: ho; 382: 110; 385: 61; 387: 250; 389: 65; 392: 340;
393: 210; 394: 820; 396: 280 (Zeughaus Berlin); 401: 210;
408: 91; 409: 105 (gutes Stück von Georg Wisthaler in
München); 416: 30; 417: 19; 423: 30.
Unter den Gewehren und Pulverflaschen waren viele
Arbeiten eines noch in Innsbruck lebenden alten Büchsen-
machers, von welchem der Besitzer dieser Sammlung viel
kaufte (z. B. Nr. 434—436). 428: 25; 434: 21; 435: 21; 448
mit 450: 27; 464: 30; 465: 75; 466: 60; 472: 65; 473; 42;
475—478: 27; 481: 50.
Fahnen: 491: 300; 492: 320 (Heeres-Museum Wien):
493: 460 (Antiquar Böhler); 494: 125 (Zeughaus Berlin);
495: 100.
Die sogenannten Fehmedolche (wahrscheinlich nichts
anderes wie Fensterkreuze) von der Form wie sie Demmin
abbildet, Nr. 530 und 531 kamen auf 105 bezw. 110 Mark,
ein Beweis, dafs gewisse Leute nicht alle werden.
Hans Stöcklein.

Oberleutnant Deiss ist nach Greifenberg in Pommern ver-
setzt worden.
Leutnant a. D. Stöcklein, München, ist nach Nordendstr. 3
verzogen.
Veränderungen:
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Major a. D. von Cranach, Wartburg, ist zum Oberburghaupt-
mann ernannt worden.

VEREINS-NACHRICHTEN

Verantwortlicher Schriftleiter: Professor Dr. Erich Haenel in Dresden — Druck von Wilhelm Baensch in Dresden
 
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