330 DEISS, BLANK- UND SCHUTZWAFFEN PREUSSENS VOM 18. JAHRHUNDERT AB V. BAND
Die aus den Towarczys entstandenen Ulanen
führten die Lanze M/23. Die ursprünglich nach
den Eskadronfarben bunten Fähnchen wurden
durch A. K. O. in den hohenzollernschen Haus-
farben weifs-schwarz gleichmäfsig geregelt. Hier-
auf und nicht auf die Gefahr des Auslaufens der
schwarzen Farbe bei Regen ist die Anordnung
des Weifsen oben begründet.
Die Bewaffnung bleibt geraume Zeit und ist
um 1830 kurz folgende:
Infanterie Seitengewehr o/St.
Offiziere Degen a/A und Füsiliersäbel (in
Lederscheide ohne Ringe).
Jäger Hirschfänger a/A.
Offiziere Füsiliersäbel wie oben.
Kürassiere Pallasch Fr. F. und R. F.
Offiziere gleich der Mannschaft, Griff mit
Golddraht gewickelt.
Dragoner, Ulanen und Husaren Kavallerie-
säbel a/A auch M/ix (Ulanen Lanze M/23).
Offiziere Kavalleriesäbel a/A.
Artillerie Seitengewehr m/St.
Offiziere teils Degen a/A, teils Kavallerie-
säbel a/A.
Pioniere Faschinenmesser a/A.
Offiziere Degen a/A.
Neues Studienmaterial zur mittelalterlichen Bewaffnung
Von Dr. R. Forrer, Strafsburg
(Fortsetzung aus Heft 8 S. 252)
Holzkanonen
Im „Archiv für Geschichte und Landes-
kunde Vorarlbergs“, herausgegeben vom Mu-
seumsverein für Vorarlberg, ist kürzlich (1910/1911)
eine von 1802 bis 1848 reichende, ebenso amü-
sante, wie lehrreiche Chronik des Ortes Egg
im Vorarlberg zum Abdruck gebracht wor-
den. Es sind Notizen eines Zeitgenossen, die
in engster Verschmelzung welthistorische Ereig-
nisse neben solche setzen, die nur für die Be-
wohner von Egg irgendwelches Interesse hatten.
Mit derselben Kürze oder Ausführlichkeit wird
da gemeldet, wenn die Egger im Herbst ihr Vieh
von den Weiden zurückholen, wie wenn 1809 die
Franzosen und Bayrischen aus Tirol zurückge-
schlagen werden; wenn im Vorarlberg wieder ein,
zwei oder mehrere Mann zum Militär („Meledör“
„Mildör“) ausgehoben werden, wie wenn 1814 „der
Bonobarth oder Kunig aus Frankreich ist von
den Alirten Mechten an die Statt Elbig oder Insel
auf dem Mittelländischen Meer zwischen Itthalen
und Kursica verstellt worden“.
Ob draufsen gesiegt wurde oder eine Schlacht
verloren ging, das ewige Lied waren immer wieder
neue Steuern und neue Aushebungen: „1813 den
12 Mayen haben die Buben von 24 biss 30 Jahr
fort müssen zu den Soldaten; sind ob der Egg
7 Mann fort nach Lindau“. „Den 15 Juni mufs die
Gemeind wieder ein Mann zu den Soldaten geben.“
„Den 31 Augusti (1813) müssen die i9jehrige Buben
auf die Kanzlei unter das Mess zum Meledör
stehen“ usw.
Hier hat für uns eine Notiz besonderes Inter-
esse, welche von Holzkanonen spricht: „Ano 1814
den 24. Julius morgens nach 3 uhr wird man in
alen Gemeinden mit den Beiern1) das fröhliche
Dank Fest angeschofsen oder angekündigt. An
der Egg hat man 24 schütz,2) Einen Hauptmann,
einen Leutenanbt, 2 Korporal und Komment-
Diener (?), diese Schützen haten 2 hölzerne
Kanonen. In einer Kanone war 1 Stand-
rohr, in der andern Kanonen waren 2 Stand-
rohr. Diese Schüzen hatten unter dem vormittäg-
lichen Gottesdienst im Feuer exiciert und
Salfen gegeben; nachmittags nach dem Gottes-
dienst hat man mit den hölzernen Kanonen
oder Stücke und Böller abermal salven
gegeben, weil an diesem Tag das Dank-
fest im Tirol und Voradelberg ist. Erstlich
Gott zu danken um den Frieden, 2. Gott zu danken
das Voradelberg und Tirol under Haus Oesterreich
wieder kommen ist. Zu Nacht hat man auf Dresten
und auf der sehren auf hosten Kopf wieder einen
Funken3) angezündet und wieder freud ge-
schofsen. Den 24. Julius hat zur Nachtzeit einer
gut Zeitlang in allen Herren Häusern und in
allen Wirtshäusern in allen Fenstern Lichter ge-
prent (gebrannt). Dieses heifst eine Erleuchtung.“
Ersichtlich handelt es sich da um zwei Kanonen
mit ein resp. zwei hölzernen, wohl eisenband-um-
wickelten Rohren, wie sie in den Tiroler Freiheits-
1) Böllern.
2) Schützen.
3) Freudenfeuer.
Die aus den Towarczys entstandenen Ulanen
führten die Lanze M/23. Die ursprünglich nach
den Eskadronfarben bunten Fähnchen wurden
durch A. K. O. in den hohenzollernschen Haus-
farben weifs-schwarz gleichmäfsig geregelt. Hier-
auf und nicht auf die Gefahr des Auslaufens der
schwarzen Farbe bei Regen ist die Anordnung
des Weifsen oben begründet.
Die Bewaffnung bleibt geraume Zeit und ist
um 1830 kurz folgende:
Infanterie Seitengewehr o/St.
Offiziere Degen a/A und Füsiliersäbel (in
Lederscheide ohne Ringe).
Jäger Hirschfänger a/A.
Offiziere Füsiliersäbel wie oben.
Kürassiere Pallasch Fr. F. und R. F.
Offiziere gleich der Mannschaft, Griff mit
Golddraht gewickelt.
Dragoner, Ulanen und Husaren Kavallerie-
säbel a/A auch M/ix (Ulanen Lanze M/23).
Offiziere Kavalleriesäbel a/A.
Artillerie Seitengewehr m/St.
Offiziere teils Degen a/A, teils Kavallerie-
säbel a/A.
Pioniere Faschinenmesser a/A.
Offiziere Degen a/A.
Neues Studienmaterial zur mittelalterlichen Bewaffnung
Von Dr. R. Forrer, Strafsburg
(Fortsetzung aus Heft 8 S. 252)
Holzkanonen
Im „Archiv für Geschichte und Landes-
kunde Vorarlbergs“, herausgegeben vom Mu-
seumsverein für Vorarlberg, ist kürzlich (1910/1911)
eine von 1802 bis 1848 reichende, ebenso amü-
sante, wie lehrreiche Chronik des Ortes Egg
im Vorarlberg zum Abdruck gebracht wor-
den. Es sind Notizen eines Zeitgenossen, die
in engster Verschmelzung welthistorische Ereig-
nisse neben solche setzen, die nur für die Be-
wohner von Egg irgendwelches Interesse hatten.
Mit derselben Kürze oder Ausführlichkeit wird
da gemeldet, wenn die Egger im Herbst ihr Vieh
von den Weiden zurückholen, wie wenn 1809 die
Franzosen und Bayrischen aus Tirol zurückge-
schlagen werden; wenn im Vorarlberg wieder ein,
zwei oder mehrere Mann zum Militär („Meledör“
„Mildör“) ausgehoben werden, wie wenn 1814 „der
Bonobarth oder Kunig aus Frankreich ist von
den Alirten Mechten an die Statt Elbig oder Insel
auf dem Mittelländischen Meer zwischen Itthalen
und Kursica verstellt worden“.
Ob draufsen gesiegt wurde oder eine Schlacht
verloren ging, das ewige Lied waren immer wieder
neue Steuern und neue Aushebungen: „1813 den
12 Mayen haben die Buben von 24 biss 30 Jahr
fort müssen zu den Soldaten; sind ob der Egg
7 Mann fort nach Lindau“. „Den 15 Juni mufs die
Gemeind wieder ein Mann zu den Soldaten geben.“
„Den 31 Augusti (1813) müssen die i9jehrige Buben
auf die Kanzlei unter das Mess zum Meledör
stehen“ usw.
Hier hat für uns eine Notiz besonderes Inter-
esse, welche von Holzkanonen spricht: „Ano 1814
den 24. Julius morgens nach 3 uhr wird man in
alen Gemeinden mit den Beiern1) das fröhliche
Dank Fest angeschofsen oder angekündigt. An
der Egg hat man 24 schütz,2) Einen Hauptmann,
einen Leutenanbt, 2 Korporal und Komment-
Diener (?), diese Schützen haten 2 hölzerne
Kanonen. In einer Kanone war 1 Stand-
rohr, in der andern Kanonen waren 2 Stand-
rohr. Diese Schüzen hatten unter dem vormittäg-
lichen Gottesdienst im Feuer exiciert und
Salfen gegeben; nachmittags nach dem Gottes-
dienst hat man mit den hölzernen Kanonen
oder Stücke und Böller abermal salven
gegeben, weil an diesem Tag das Dank-
fest im Tirol und Voradelberg ist. Erstlich
Gott zu danken um den Frieden, 2. Gott zu danken
das Voradelberg und Tirol under Haus Oesterreich
wieder kommen ist. Zu Nacht hat man auf Dresten
und auf der sehren auf hosten Kopf wieder einen
Funken3) angezündet und wieder freud ge-
schofsen. Den 24. Julius hat zur Nachtzeit einer
gut Zeitlang in allen Herren Häusern und in
allen Wirtshäusern in allen Fenstern Lichter ge-
prent (gebrannt). Dieses heifst eine Erleuchtung.“
Ersichtlich handelt es sich da um zwei Kanonen
mit ein resp. zwei hölzernen, wohl eisenband-um-
wickelten Rohren, wie sie in den Tiroler Freiheits-
1) Böllern.
2) Schützen.
3) Freudenfeuer.