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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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10. Heft
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Deiß, F. W.: Blank- und Schutzwaffen Preußens vom 18. Jahrhundert ab
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0353

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324

DEISS, BLANK- UND SCHUTZWAFFEN PREUSSENS VOM 18. JAHRHUNDERT AB V. BAND

Blank- und Schutzwaffen Preußens vom 18. Jahrhundert ab
Von Oberleutnant Deiß

Unter Friedrich I., Friedrich Wilhelm I.
und Friedrich dem Großen
Aus der Zeit Friedrichs I. haben sich Mo-
delle von Seitenwaffen für die Infanterie nicht
erhalten, ebensowenig geben die Quellen über


Q.745 0,596
sie Aufschlufs. Es wurde wie in anderen
Armeen ein zweischneidiger Degen getragen.
Er war kürzer als der im 30 jährigen Kriege
geführte, hatte vielfach das Gefäfs aus Messing
und nur einen Faustschutzbügel. Nach dem
Verhalten der Brandenburger 1705 bei Cassano
mufs er von ziemlicher Leistungsfähigkeit gewesen
sein. Dort schlugen verschossene Infanterie-
kompagnien Reiterei mit der blanken Waffe ab.
Zur Erinnerung tragen die 7. und 8. Kompagnie
des Kaiser Alexander Garde-Grenadierregiments
noch heute lederne Faustriemen am Seitengewehr.

Als Reiterwaffe ist aus der Zeit im Zeug-
haus in Berlin ein Degen erhalten (Abb. 1).
Nach Einführung des Spundbajonetts und
später des Dillenbajonetts waren die langen
Degen unnütz und man gab der Infanterie eine
kürzere gekrümmte Waffe, gewöhnlich Säbel, auch
vielfach im Gegensatz zu dem „aufgenommenen“
Gewehr, dem Obergewehr, Untergewehr genannt.
Friedrich Wilhelm I. führte diese Form ein, sie
erhielt sich mit geringen Änderungen bis 1830
bei der Landwehr, wurde von einzelnen Leuten
wie Krankenträgern, Trainfahrern vom Bock usw.
noch 1870/71 getragen und ist heute noch bei der
Schlofsgardekompagnie und den Invaliden er-
halten (Abb. 2).
Das Gefäfs mit Muscheln, Vorderbügel und
Parierknebel war wie der Griff aus Messing ge-
gossen und hatte anfänglich einen Daumenring.
Zur besseren Handhabung war der Griff mit
schrägen Rillen versehen. Die Klinge war
2Y2 Fufs, 781/, cm lang, hatte teilweise eine schmale,
tiefe Rinne und trug von der Zeit Friedrichs des
Grofsen ab den gekrönten Namenszug des Königs
und die Marke, das Szepter, der „Potzdamer“
Waffenfabrik. 1744 wurden die Klingen um 6 Zoll
verkürzt. Das Seitengewehr hatte eine braune,
innen mit PIolz gefütterte Scheide mit Mundblech
und Ortband. Uber letzteres ging das Leder bis
an das Knöpfchen. In der Säbeltasche wurde
die Scheide durch einen am Mundblech befestigten
Haken gehalten und stand zum Körper in einem
Winkel von 30 °.
Einige Infanterie-Regimenter trugen ab-
weichend denselben Pallasch wie die Artillerie
(Abb. 3), seit 1788 die Füsiliere Faschinenmesser.
Die Bajonetts waren unter Friedrich Wilhelm I.
noch kurz, wurden 1753 um 2 Zoll länger, es war
dreikantig, flach ohne Hohlbahnen. Man trug es
nicht dauernd auf dem Gewehr, nur zum Gefecht
und Exerzieren, sonst wurde es in einer am Koppel
befindlichen Bajonettscheide versorgt (Abb. 4).
Die Infanterieoffiziere trugen einen zwei-
schneidigen Degen, teils mit über den Muscheln
durchlaufender Parierstange, teils ohne diese
(Abb. 5). Er wurde in brauner Lederscheide unter
dem Rock schräg zum Körper getragen.
Für die Kavallerie wurden 1732 Kürassier-
und Dragonerdegen eingeführt (Abb. 6 und 7),
beide mit ganz eigenartigen Gefäfsen, von denen
 
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