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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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10. Heft
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Ffoulkes, Charles: Venus in der Schmiede Vulkans
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Mörtzsch, Otto: Einige Bestallungen von fürstlichen Büchsenmeistern, Schützenmeistern und Pfeilstickern: (1398, 1419, 1454, 1464, 1469)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0350

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10. HEFT O. MÖRTZSCH, EINIGE BESTALLUNGEN VON FÜRSTLICHEN BÜCHSENMEISTERN

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eines Pferdes, der, nach seiner Form zu schliefsen,
aus Leder zu sein scheint. Unter der oben-
erwähnten Brust erscheinen zwei Feuersteine und
ein Stahl, ähnlich denen, die wir in der Kette
des Ordens vom „Goldenen Vlies“ finden. (Abb. 8.)
Links davon, über dem Schraubenschlüssel,
der zu einer Armbrust gehört, oder dazu dient,
irgendetwas am Harnisch zu befestigen, befindet
sich ein kleiner radförmiger Gegenstand, wahr-
scheinlich ein Zeichenrad, ähnlich denen, die wir
in der Werkstätte des Zirkelschmieds hängen
sehen, welche Jost Ammann in seinem „Stände
und Handwerker“ dargestellt hat. (Abb. 9.) Im
Schatten unter dem kleinen Ambofs zur Linken
des Cupido steht eine kleine Maschine, in ihrer
Form derjenigen ähnlich, welche heute die Metall-
arbeiter gebrauchen, um den Rand des Metalls
zu schlagen. Eine ähnliche Maschine wird in der
Enzyklopädie Diderots als ein von den Gold-
schmieden gebrauchtes Werkzeug abgebildet.
Wie schon oben bemerkt wurde, sind die
sonstigen Werkzeuge den heutigen so ähnlich,
dafs sie keine ausführliche Beschreibung brauchen.
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Abb. 8
Die Bretter aber mit goldenen und silbernen Bechern
und Gefäfsen weisen darauf hin, dafs der Waffen-
schmied, dessen Werkstatt hier dargestellt ist,
wie Bartolomeo Campi sowohl Goldschmied wie
Plattner und Waffenschmied war. Über den drei
Schmieden links befindet sich eine schwerfällige
Maschine zum Ausbohren der Kanonen, welche
Diderot unter dem Titel „Fonte des Canons“ dar-
stellt; dicht nebenan der Hochofen, und in dem
Boden die Öffnung einer Gufsform für das Giefsen

der Kanonen. Daneben sitzt ein Mann auf einer
Kanone und ziseliert ihre Oberfläche mit Meifsel
und Hammer. Neben ihm sieht man eine zweite
Kanone, die darauf hinweist, dafs die Kanonen
in Paaren gegossen wurden.


Abb. 9

In der Mitte des Bildes, zur Linken des Mittel-
ganges, liegen Glocken und kupferneGegenstände
aufgehäuft. Das erinnert an die Sitte, welche
den Befehlshaber der Artillerie berechtigte, sich
alle in einer besiegten Stadt gefundenen Messing-
und Kupfergefäfse anzueignen. („The Order of
a Campe Royall“ Br. Museum, Har., MS. 4685;
Pere Daniel, „Histoire de Milice francaise“. I, S. z6.)
Diese Sitte bestand bis zur Zeit des Krimkrieges,
wo die britische Artillerie Anspruch auf die
Glocken von Sebastopol machte.
In diesem Aufsatz habe ich nur auf englische
oder französische Quellen hingewiesen, denn ich
bin gewifs, dafs die deutschen Werke, die sich auf
dies Gebiet der Waffenkunde beziehen, allen Lesern
dieser Zeitschrift wohl bekannt sind. Wenn irgend-
ein Leser dieser Beschreibung weitere Mitteilungen
über das Bild, über seine Geschichte und über
die auf ihm dargestellten Einzelheiten machen
könnte, so wäre mir das sehr wertvoll, denn ich
glaube, dafs ich berechtigt bin, das Bild als eine
hervorragende Quelle für die Geschichte der Tech-
nik des Waffenschmiedes zu bezeichnen.

Einige Bestallungen von fürstlichen Büchsenmeistern,
Schützenmeistern und Pfeilstickern
(1398, 1419, 1454, 1464, 1469)

Von Otto Mörtzsch, Dresden

Das an kriegerischen Ereignissen so über-
aus reiche 15. Jahrhundert brachte für
die Wettiner die Aufgabe mit sich, dafür
zu sorgen, dafs alles, was zur Vertei-
digung ihrer Länder, Städte und Schlösser und
für auswärtige Heerfahrten notwendig war, in
bester Ordnung zu halten. Sehr wichtig für die
damalige Zeit, als die Feuergewehre immer gröfsere
Verbreitung fanden, war die Gewinnung erfahrener

Waffenmeister. In den Kopialbüehern des Kgl.
Hauptstaatsarchivs zu Dresden finden wir eine An-
zahl Bestallungsurkunden für Büchsenmeister u. a„
in denen uns die Bedingungen bekannt gemacht
werden, unter welchen die eine Vertrauensstellung
bekleidenden Beamten in die fürstlichen Dienste
aufgenommen wurden.
Landgraf Balthasar nimmt 1398 „Dietrich Prüse
als schuczemeister und Diener zuWeimar an“ und will
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