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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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5. Heft
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Müller-Hickler, Hans: Die Waffen- und Uniformsammlung des Prof. Louis Braun in Wernfels
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0149

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Die Waffen- und Uniformsammlung des Prof. Louis Braun
in Wernfels
Von Hans Müller-Hickler, Darmstadt


Vom hopfenreichen Spalt führt die Strafse
rechts ab durch ein Tal, das wie die
ganze Gegend mit der lieblichsten aller
Schlingpflanzen bebaut ist, nach der
alten Ründsmaulburg „Wernfels“ (Fig. i). Burgund
Flecken sind an eine leichte Höhe gelegt, stark
und kampfbereit stemmen sich die Mauern der
Veste auf den Fels. Sie gehörte dem ritter-
lichen Geschlecht der „Rindsmaul“, deren Name
sich bis in das 12. Jahrhundert zurückführen läfst
und die stets treu und ehrenfest bereit waren,
für den König im Kettenhemd zu reiten.
Dem Erzbischof von Eikstädt verkauften sie
mit Zustimmung ihres Lehnsherrn, des Burggrafen
von Nürnberg, ihren Besitz. Von jetzt ab safsen
ritterliche Pfleger auf Wernfels, wie die Burg von
nun an hiefs. In allen Fehden und Kriegen,'die
das Frankenland durchtobten, wird Burg und
Flecken umstürmt, im markgräflichen Bauernkrieg
brennt das Nest ab, das Schlofs wird scharf be-
rannt, schiefst aber den Aufsässigen Salut, dafs
sie blutend entweichen. Im nahen Spalt läfst
der Pfleger Joh. v. Leonrod dem Anführer des
armen Konrad sein struppiges Haupt abschlagen.
Weiter rollt die Geschichte, zuletzt nahm Berna-
dotte den ganzen Besitz für Bayern und damit
war das Schicksal von Wernfels entschieden.
Der Staat hatte zu viel alte Gebäude zu unter-

halten. Die Kassen waren leer und das Interesse
und Verständnis für die Zeugen der Vergangen-
heit dokumentierte sich in der Preisgabe der
köstlichsten Waffen des Zeughauses in München,
die eingeschmolzen oder zu Gittern um Brunnen
und Heiligenbilder verarbeitet wurden.
Wernfels fing an sich aufzulösen, als Prof.
Braun es erstand und zur Wohnung umbaute. Er
tat es sachgemäfs und vermied den Fehler vieler
Denkmalpfleger, die mit Winkelmafs und Zement
und einer ungeheuren Einbildung schaffen und
rekonstruieren, was selbst der Ritter nie erschaut,
also dafs der alte Herr, könnt er es sehen, mit
kreisendem Schwert die Pfuscher über die Ring-
mauer triebe. Prof. Braun liefs das Alte und
richtete sich wohnlich ein, alle spätere Zutat rifs
er ab.
Er hatte in München eng- gepfercht in seinem
Atelier eine reichhaltige Sammlung von Rüstzeug,
Uniformen und Armaturen für Mann und Pferd
aufgestellt, mit denen er nun die Säle füllte. Der
ritterliche Geist war wieder in die Burg ein-
gezogen, nach Jahr und Tag war sie wieder mit
Kriegszeug gefüllt. Schaut man aus jenen waffen-
geschmückten Räumen hinaus ins Frankenland,
so erwecken rings die Höhen die Erinnerung an
streitbare Geschlechter und Tage, die Hügel waren
alle gekrönt mit Burgen; nur eine ragt noch
empor. Dort pflegten sich die Herren zu ver-
sammeln zur Jagd, zum Fest, zum Ritt ins
heil’ge Land aus Glaubenstreue, der Mode wegen
und weil es damals schon tunlich und empfehlens-
wert war, hie und da eine Reise anzutreten.
Weiter links leuchtet der Kirchturm von Eschen-
bach, des reisigen Sängers Heimatsdorf.
Mitten drin liegt Wernfels und niemand war
mehr geeignet Burgherr dort zu werden als Prof.
Louis Braun, der Soldatenmaler, der Malersoldat,
der mit des grofsen Kaisers Heer nach Frank-
reich zog.
Die nach vielen Tausenden von Nummern
zählende Sammlung kann in dreigrofse Abteilungen
gegliedert werden.

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