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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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2. Heft
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Literatur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0084

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64

LITERATUR

V. BAND

beweist auch der Umstand, dafs der Scramasax mit der
Spatha, der eigentlichen Hiebwaffe, häufig zusammen ge-
tragen wurde1).
Auch die Ausführungen Gefslers über die Entwicklung
des Schwertknaufs möchte ich nur mit Einschränkungen
gelten lassen. Die Gröfse des Knaufs gibt durchaus nicht
immer sichere Anhaltspunkte für die Datierung. So zeigen
die Schwerter von Nocera-Umbra, die zweifellos noch in
die merowingische Epoche gehören, einen ganz merkwürdig
stark entwickelten asymmetrisch gegliederten Dreiecksknauf.
Auch begegnen wir unter den im Gammertinger Gräber-
feld sowie in anderen frühen Alemannen-Gräbern gefundenen
Schwertern bereits voll entwickelte, allerdings noch flache
Dreiecksknäufe. Der grofse flache Dreiecksknauf gehört
also jedenfalls nicht, wie Gefsler vermutet, nur der früh-
karolingischen Epoche an. Mir scheint er vielmehr seiner
Entstehung nach weit zurückzureichen und zum mindesten
nicht jünger zu sein als der kleine Knauf der Merowinger-
zeit. In dieser Ansicht bestärken mich nicht blofs die oben
genannten Funde, sondern auch die eigentümliche Deko-
rierung der karolingischen und vorkarolingischen Schwert-
knäufe, die darauf hindeutet, dafs der Knauf ursprünglich
an der Knaufbarre mit Drähten oder schwachen Riemen
befestigt war und dafs die GliederungfDrei- und Vierteilung)
den Kerben oder Nuten entspricht, die in ein weiches ver-
gänglicheres Material eingeschnitten, dazu dienten, diese
Drähte oder Riemen aufzunehmen und so den Knauf in
seiner Lage festzuhalten.
Der Knauf dürfte also ursprünglich aus Holz, Bein
oder vielleicht auch starkem Leder bestanden haben und
mit der Knaufbarre fest verschnürt gewesen sein, um
das Ende der Griffangel zu decken. Die sich daraus er-
gebenden Formen und Gliederungen scheinen dann, als der
Knauf schon längst aus Metall hergestellt und an der Barre
fest genietet oder geschweifst war, als reine Ornamentmotive
fortbestanden zu haben. Eine merkwürdige Erscheinung

') Eine ähnliche Anschauung spricht übrigens auch
Forrer in „Schwerter und Schwertknäufe der Sammlung
von Schwerzenbach1- bezüglich der kurzen Saxe aus.

ist auch die asymmetrische Stellung der Schwertknäufe,
wie sie besonders bei den Schwertern von Nocera-Umbra
oder auch bei den frühen alemannischen Spathen häufig
hervortritt und für die eine Erklärung zu finden, mir bis
jetzt nicht gelungen ist. Es wäre dankenswert, wenn ein
Fachmann wie Gefsler, der das Urkunden- und Fundmaterial
in so umfassenderWeise beherrscht, diesen vielleicht weniger
wichtig erscheinenden Detailfragen näher treten wollte.
Fortunat v. Schubert-Soldern
F. M. Feldhaus. Deutsche Erfinder. Georg W.
Dietrich, München. (Lohmeyers vaterländische
Jugendbücherei, Bd. 19.)
Das vierte Kapitel des ansprechenden Buches, in dem
der Verfasser die Ergebnisse langjähriger Studien über die
Geschichte der Technik in populärer Form zusammen-
gestellt hat, bringt eine Übersicht über die Quellen der
ältesten Fachliteratur der Kriegsfeuerwerker. Wir finden
da die gereimte Notiz aus der Wiener Handschrift von
c. 1435 über den Meister Niger Berthold, den bei Franz
Helm erwähnten Bericht von 1444, die Stelle aus dem
„Fürwerksbuch“ des Germanischen Museums; ferner die,
gleichfalls das Jahr 1380 erwähnende Meldung der Salz-
burger Chronik des Jacob von Haunsperg zu Vachenberg.
Erst 1599 wird Freiburg i. Br. als Ort der Erfindung ge-
nannt. — Wenn in einem weiteren Kapitel die Gestalt
Abrahams von Memmingen verdientermafsen aus dem
Dunkel der Überlieferung herausgehoben wird, so wird dem
sorgfältigen Leser doch nicht entgehen, dafs die Quellen,
nachdem der Verfasser selbst die mangelnde Zuverlässig-
keit der Notiz Würdingers in dem Nürnberger Codex dar-
getan hat, nirgends einen Beweis für die Herkunft des
Meisters gerade aus Memmingen bringen. Denn Romockis
Vermutung, die Namen Jacob und Abraham in dem Rofs-
arneibuch des Marstallers Albrecht der Königl. Bibliothek
zu Berlin seien wohl verwechselt worden, steht doch auf
sehr schwachen Füfsen. Vorläufig also werden wir uns mit
dem Namen Abraham des tiroler Büchsenmeisters begnügen
müssen. H.


Dem Verein neu beigetreten sind:
Macomber, Frank Gair, Boston, 151 Milk Str. U. S. A.
Stone, George C., New York 49 hst. n. the Str. U. S. A.
Museum für Hamburgische Geschichte, Hamburg.

Veränderungen:
Leutnant Hayn wohnt Berlin W. 15, Ludwig Kirchstr. 3.
Hoftat Dr. Koetschau ist zum 2. Direktor des Kaiser Friedrich-
Museums zu Berlin und zum Professor ernannt worden
und wohnt Charlottenburg, Bismarckstr. 109.
Hauptmann d. L. Dr.jur. Kuhr wohnt Heidelberg, Keglerstr. 5.
von Preradovic, Pola, ist zum Linienschiffskapitän d. R.
ernannt worden.

Verantwortlicher Schriftleiter: Professor Dr. Erich Haenel in Dresden — Druck von Wilhelm Baensch in Dresden
 
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