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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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6. Heft
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Eyßen, Eduard: Zur Bestimmung einer Brandenburgischen Standarte
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Fahrmbacher, Hans; Feistle, Sigmund: Das Münchener kurfürstliche Hauptzeughaus, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0197

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174 H. FAHRMBACHER U. S. FEISTLE, DAS MÜNCHENER KURFÜRSTL. HAUPTZEUGHAUS V. DAND

Kreises, sukzedierte 20. Mai 1712, gestorben
18. Dezember 1726 zu Bayreuth. Durch seine
ältere Schwester Christiane Eberhardine war er
ein Schwager von Kurfürst Friedrich August von
Sachsen und König von Polen. Als Erbprinz
stiftete er 1705 den „Ordre de la Sincerite“, der
1734 zum Roten Adlerorden umgewandelt wurde.
Seit 1699 vermählt mit Sophie, der Tochter des
Herzogs Johann Adolf von Sachsen-Weifsenfels,
war er der Letzte seines Zweiges.
Georg Wilhelm kam 1712 zur Regierung und
ganz nahe an diesem Zeitpunkt ist die Standarte
wegen der frühen, noch auf das 17. Jahrhundert
weisenden Form des Adlers zu datieren. Wegen der
weifsen Grundfarbe des Tuches ist die Standarte
der Leibeskadron eines Reiterregiments zuzu-
weisen. Möglicherweise könnte sie auch wegen

des Namenszeichens einer Leibtruppe mit dem
Prinzen als Chef gehört haben. Die Quellen für
die Geschichte der Ansbachschen und Bayreuth-
schen Truppenteile scheinen spärlich. Wie mir
Dr. Kling in Weimar mitteilt, genügen die bezüg-
lichen Angaben in der Stammliste von 1793
keineswegs; bei der Übernahme der beiden fränki-
schen Fürstentümer durch Friedrich Wilhelm II. im
Jahre 1792 wird an Reiterei namentlich eine Es-
kadron Garde du Corps aufgeführt. Ob hier-
mit irgend ein Zusammenhang besteht, mufs dahin-
gestellt bleiben.
Das Feldzeichen wäre demnach zu bezeich-
nen als „Leibstandarte eines Bayreuthischen
Reiterregiments, mit den Initialen des Markgrafen
Georg Wilhelm von Bayreuth, vom Anfang zweiten
Jahrzehnts des 18. Jahrhunderts“.

Das Münchener kurfürstliche Hauptzeughaus
Von Hans Fahrmbacher und Sigmund Feistle, München

Im 16. Jahrhundert nimmt die Gepflogenheit,
das zur Werbung willige Söldnervolk aus
dauernd bereit gehaltenen landesherrlichen
Kampfmittelvorräten auszustatten und damit
gröfsere Einheitlichkeit der Bewehrung zu erreichen,
in sich stetig erweiterndem Mafse zu. Immer mehr
gewöhnte man sich daran, ein gut gefülltes Zeug-
haus als den sichersten Gradmesser der landes-
fürstlichen Kriegsbereitschaft und zugleich als
das beste Mittel zu erachten „nachbarlichen Poten-
taten den Mutwillen zu legen“. An den Zeug-
häusern klebte die Aufgabe der späteren stehenden
Heere. So konnten auch Fürsten, deren Regie-
rungsziele auf friedlichen Bahnen lagen und bei
denen Machterweiterungsfragen mit Aussichten auf
kriegerische Verwicklungen kaum zur Erwägung
kamen, wie bei den bayerischen Herzogen des
16. Jahrhunderts, bereit gehaltenen Zeuggutes am
allerwenigsten entbehren. Man verfehlte denn
auch in Bayern nicht sich der Zeitforderung an-
zupassen. DieRüstkammern in Ingolstadt,Straubing,
Burghausen, Braunau und Schärding erweitern
sich zu Zeughäusern, in München lagerte das
herzogliche „Zeug“, auch „gemaineWesen“genannt,
unterObhut einesZeug-, später Obristzeugmeisters,
in einer mit ihren Anfängen in das Jahr 1398 zu-
rückreichenden Zeugstadelanlage zwischen dem
Kühgässel (heute Salvatorgasse) der hinteren
Schwabingergasse (heute Theatinergasse) und der
nördlichen Ringmauer, also so ziemlich auf dem

Areale des heutigen Theatinergartendurchgangs1).
Mit der Bildung des obersten Landzeugamts, das
heifst mit der Verstaatlichung des gesamten Kampf-
mittelmaterials und der hiermit bedingten An-
sammlung des landschaftlichen Zeuggutes in den
Münchener Zeugstädeln, etwa in den achtziger
Jahren des 16. Jahrhundert, begann sich dort
allmählich ein empfindlicher Raummangel einzu-
stellen, so dafs der Obristzeugmeister Freiherr
von Sprinzenstein im Jahre 1588 mit dem Aufträge
bedacht wurde, vor dem Schwabingertor (auf
dem heutigen Odeonsplatz) ein neues Zeughaus
erbauen zu lassen. Doch scheint dieser Neubau
nur vorübergehend, so als 1599 ein Stadel mit
der Schmiede im alten Zeughause abbrannte, zu
Bergungszwecken herangezogen worden zu sein;
es lag bereits ein neues Projekt in der Luft.
Seit seinem Regierungsantritt war Bayerns da-
maliger Herrscher, der Herzog, spätere Kurfürst
Maximilian I., in der Überzeugung, dafs die end-
gültige Lösung der die Zeit bewegenden religiösen
Fragen früher oder später auf die Entscheidung
durch das Schwert gestellt werden würde, darauf
bedacht, den Ereignissen gewappnet gegenüber
zu stehen. Hierzu gehörte nicht nur der Plan,
die Befestigungen seiner Hauptstadt durch eine

') Dieses alte, sogenannte landschaftliche Zeughaus ver-
schwand Ende des 17. Jahrhunderts infolge Baues der
Theatinerkirche und des anstofsenden Klosters.
 
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