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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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6. Heft
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Eyßen, Eduard: Zur Bestimmung einer Brandenburgischen Standarte
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0196

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6. HEFT

E. EYSSEN, ZUR BESTIMMUNG EINER BR ANDENBURGISCHEN STANDARTE

173

herausgegeben von Julius Grofsmann, Ernst
Berner, Georg Schuster und Karl Theodor
Zingeler, Berlin, W. Moeser. 1905) war nur die
Verbindung „Friedrich Wilhelm“ oder „Georg
Wilhelm“ möglich. Ein „Christian Wilhelm“, der
vielleicht hätte in Frage kommen können, ist ge-
boren und gestorben im November 1706 (953 der
Genealogie).
Für die Lesung „Friedrich Wilhelm“ kam
lediglich ein Sohn des Markgrafen Christian von
Brandenburg-Bayreuth und ein Sohn des Mark-
grafen Christian Heinrich von Brandenburg-Bay-
reuth in Betracht. Beide starben indessen schon
kurz nach dem Eintritt ins Leben in ihrem Ge-
burtsjahr: der Erste im Mai 1620 (942), der Zweite
1695 (969).
Die Bezeichnung der Inschrift mit „Georg
Wilhelm“ konnte an zwei Markgrafen gegeben
werden; an Georg Wilhelm von Brandenburg-
Bayreuth (948) und den Sohn gleichen Namens
des Markgrafen Philipp von Brandenburg-
Schwedt. Dieser — zeitlich allerdings schon
recht spät — starb ebenfalls in seinem Geburts-
jahr 1704 (258). Somit bliebe also Markgraf
Georg Wilhelm von Bayreuth.
Es ergab sich beim Gange der Untersuchung
noch diefolgendeÜberlegung. Der vorher erwähnte
Markgraf Philipp Wilhelm von Brandenburg
— sechster Sohn Friedrich Wilhelms, des Grofsen
Kurfürsten (erster Sohn zweiter Ehe), der Stifter
der Linie zu Schwedt, geboren 1669, gestorben
1711 (240) — ist zwar gewöhnlich nur mit seinem
Rufnamen genannt, sein Regiment, dessen Chef
der Markgraf von 1693 bis 1711 war, hiefs „Re-
giment zu Pferde Markgraf Philipp“ (= Kürassier-
regiment Nr. 5 der alten Armee) und so kommt
er meistens in den Stammlisten vor. Indessen
finde ich ihn als Generalfeldzeugmeister und
„Grand-Maitre d’Artillerie“ auf Geschützen im
Berliner Zeughaus mit dem Monogramm PW
verschlungen oder PPW gespiegelt und in einer
Inschrift als „Philippus • Wilhelmus • Princeps •
Borus • Et • Marchio • Brandenb.“ bezeichnet
(Katalog Nr. 197, 200, 232, 245). Weiter war zu
denken an dessen ältesten Sohn Markgraf Fried-
rich Wilhelm von Brandenburg - Schwedt,
geboren 1700, gestorben 1771 (250). Er wird
zwar mehrfach mit seinem Rufnamen Wilhelm
genannt und nannte sich selbst so (Genealogie
S. 255 Anm. 549). Seine Gemahlin nannte ihn
„Fritz“ und das Kürassierregiment seines Vaters
war, als er nach dessen Tode 1711 Chef wurde,
„Regiment zu Pferde Markgraf Friedrich“ be-
nannt. Dagegen kommt er in den alten Stamm-
listen aber auch als Markgraf Friedrich Wil-
helm von Schwedt vor.

So wäre also Markgraf Philipp Wilhelm
epigraphisch für die Inschrift zu berücksichtigen
gewesen und ebenso sein Sohn, dieser allerdings
wegen des Typus der Standarte höchstens für
die erste Zeit seiner Regierung, die er 17 n als
Knabe antrat. Heraldisch sprach jedoch gegen die
Linie zu Schwedt, dafs für Philipp Wilhelm auf
den erwähnten Geschützen der Brandenburgische
Adler ohne Brustschildnachzuweisen war undaus-
geschlossen wurden die Schwedter Markgrafen
durch die Krönung des Adlers auf der Standarte.
Während der Adler mit Zollernbrustschild und
dem Fürstenhut den fränkischen Markgrafen
eignet, führt Markgraf Philipp Wilhelm vor dem
preufsischen Königtum den fünf hügeligen Fürsten-
hut mit halber Purpurmütze, ebenso wie der Kur-
fürst, in der kronenartigen Form, die sich zu
Ende des 17. Jahrhunderts unter Kurfürst Fried-
rich III. ausbildete. Nach Annahme der Königs-
krone von seiten des Kurfürsten führen die Mark-
grafen zu Schwedt die sogenannte Markgrafen-
krone, der edelsteinbesetzte Reif mit Blättern und
Perlenzinken, drei sichtbare Bügel und durchsich-
tig, ohne Mütze (vgl. Gritzner, Das Brandenburg-
Preufsische Wappen, S. iigff.). Weiter hätte man
dasFeldzeichen, bei Zuweisung an Markgraf Philipp
Wilhelm und Friedrich Wilhelm von Schwedt,
als Standarte nur in Beziehung zum Kürassier-
regiment Nr. 5 der alten Stammliste bringen
können, dessen Chefs sie beide waren. Das er-
schien aber ausgeschlossen durch den Branden-
burgischen Adler mit Zollernbrustschild und
Fürstenhut, genau wie auf dem Tuch, in der Spitze
der Stange. Zwar bestanden bezüglich der Spitzen
vor König Friedrich Wilhelm I. keine festen Be-
stimmungen und es findet sich sowohl derNamens-
zug des Landesherrn, wie der des Regimentschefs
in den Spitzen (Lehmann, Plohenzollern-Jahrbuch
1902 S. 122 f.). Dann müfste aber bei unserer
Standarte die Spitze entweder den Namenszug
Kurfürst Friedrichs III. bezw. den König Fried-
richs I., allenfalls auch den kurbrandenburgischen
Adler zeigen, wie er mit Schwert und Zepter in
der Spitze von Fahnen der kurmärkischen Garde
unter Friedrich III. im Berliner Zeughaus vor-
kommt (Preufsische Fahnen Nr. 4—7), oder wenig-
stens den Adler in der Form, wie sie der Schw edter
Linie zukommt.
Heraldisch kam also nur die fränkische Linie
der brandenburgischen Markgrafen in Betracht
und genealogisch war allein übrig: Georg
Wilhelm Markgraf von Brandenburg-Bay-
reuth, geboren 26. November 1678 zu Bayreuth,
Kurfürstl. Sächsischer und Königl. Polnischer
General-Wachtmeister, Kaiserl. Feldmarschall,
General-Feldmarschall-Leutnant des fränkischen
 
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