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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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11. Heft
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Mörtzsch, Otto: Die Dresdner Harnischkammer
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0383

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354

O. MÖRTZSCH, DIE DRESDNER HARNISCHKAMMER

kneypuchel mawsysen vnd beyn harnisch (= Dieh-
linge, Kniebuckel,Mauseisen undBeinschienen)reyn
vnd geryme (— Riemen, Gerieme) daran gemacht.
Item i gr der grebermeister vnd Meister Segemod
gegeben zcu bire alz sy yn der harnischkamer
erbitten (= arbeiteten).“ Aus dem Jahre 1479
wird berichtet: „33 ßo 20 gr Heinrich Kangissern
von den zcweyn slangenbuchfsen zcu gissen vnd
zcugebufst zcu der buchfsen, die dy stat zcuslahen
(= zerschlagen) lifs ...“ Drei Jahre später wird ein
neuer Büchsenmeister angestellt, und der Rat
nimmt ihn unter folgenden Bedingungen an: „Dem
nuwen buchfsenmeister ist globet (= gelobet) des
jars 1 cleid und 1 malder körn zcu geben und
sal frey sitczen und wenne er in der herfart
(= Heerfahrt) ist, die woch ein gülden zcu geben*1
(1482).
Die Harnischkammer wurde von Zeit zu Zeit
einer Durchsicht unterzogen, und auch die Aus-
rüstung der Bürger unterstand strenger Kontrolle.
Es kam sogar vor, dafs Handwerkern, die nicht
mit der nötigen Bewaffnung versehen waren, das
„Handwerk gelegt“ wurde, d. h. sie durften ihr
Gewerbe auf einige Zeit nicht betreiben. 1470.
„Der becker gerete gereichint: Puchel habet 1 arm-
brost, 1 payfose und hut blank. Hans Smid habet
1 hut, 1 payfose, 1 armbrost und 1 koller. Hans
Lindener habet 2 payfosen und 1 armbrost, ym
ist die handelung geleget, dorumme das er nicht
1 hut hat. Jocoff Moser habet 1 swarcz hut,
1 payfose und 1 armbrost, der hut ist bofse,
dorumme ist ym die handelung geleget. Lorencz
Groyan nichel (= nihil) habet, dorumme ist ym
die handelung geleget.“
Als angeworbene Söldnertruppen seit Herzog
Moritz nach und nach ausschliefslich zur Kriegs-
führung verwendet wurden, beschränkte sich die
Tätigkeit der Bürgerschaft nur noch auf die Ver-
teidigung der Stadt und auf den Wachdienst. Die

V. BAND

Landesherren belegten Land und Städte mit
Steuern, um die Kosten für ihre Heere aufzu-
bringen.
Dafs das Interesse der Bürger für Waffen
und Waffendienst immer mehr und mehr abnahm,
zeigt die Musterung unter Kurfürst August im
Jahre 1583. Die 2042 Waffenfähigen waren in
folgender Weise ausgerüstet:

In
In
Alten-
In den
Dresden
Vor-
Dresden:
(jetzt
Neustadt)
städten
460
76
— Rüstungen,
00
IO
76
— lange Spiefse,
24
3
1 Ringkragen,
7
1
— Schlachtschwerter,
337
206
11 Sturm- u. Schützenhauben,
276
117
35 lange Feuerrohre,


21 Llandbüchsen,
7
35
91 Hellebarden,
54
55
280 Federspiefse,


361 Knebelspiefse,


41 Zimmeräxte.

Aufserdem wohnten in der Festung noch
148 Hausgenossen, die mit langem Rohr und
Schützenhaube versehen sein sollten.15) — Die
Ausrüstung der Bürger wurde so mangelhaft,
dafs die Fürsten zu manchen Zeiten aus ihrem
eignen Zeughause die Bewaffnung leihen mufsten.
Eine städtische Harnischkammer war bei dem
reich ausgestatteten kurfürstlichen Zeughaus
überflüssig geworden und ging im 17. Jahrhundert
ein.19)
15) Richter I, S. 302.
16) Richter I, S. 285. — Jedem Waffenforscher sei noch
aufs angelegentlichste empfohlen, in dem ganz hervor-
ragenden Werke Richters zu studieren den Abschnitt V,
„Die Wehrverfassung“. Vgl. auch die Dissertation von
Erich Kober „Die WehrverfassungBraunschweigs“ usw. 1909

Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters
Von W. Gohlke

(Fortsetzung aus Band V, Heft 9, S. 298 ’)

Eine Reihe ähnlicher Gestelle sind so leicht
konstruiert, dafs sie als Laden für das
Scharfschiefsen nicht benutzt werden
können. Sie dienten einzig dazu, beim Ersatz von
Sehnen den Bogen soweit zu spannen, dafs die
') Seite 291 unten links lies statt „Jener“— Philipp III.
(219 v. Chr.)

Gebrauchssehne über den Bogen gestreift werden
konnte. Es wurden hierzu Hilfssehnen benutzt,
die so lang waren, dafs man sie bequem über die
Bogenarme streifen konnte. Den Gebrauch dieser
Spannvorrichtung zeigt ein Gemälde im Eskorial,
das die Schlacht bei Higuerta (1431) darstellt.
Das Bild ist 1587 nach einem älteren Gemälde
 
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