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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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9. Heft
DOI Artikel:
Stöcklein, Hans: Münchener Klingenschmiede, [3]
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0320

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9. HEFT W. GOHLKE, DAS GESCHÜTZWESEN DES ALTERTUMS UND DES MITTELALTERS 291


Punkten (Vgl. Marke 2, 12, 14, 21, 28) und den
Passauer Wolf.
Die Löwen auf Marke 23 und 45 deuten zweifel-
los auf das bayrische Wappentier. Dafs der Löwe
auch anderweitig als Münchner Marke vorkommt,
werde ich im Verlaufe dieser Arbeit bei den Marken
der Diefstetter zeigen. Die Erklärung suche ich
nun darin, dafs Christoph Ständler, der von Passau
kam und gewohnt war, einen Wolf auf seine Klingen
zu schlagen, nach einer ähnlichen Figur suchte,
um dieselben zu zieren. Den Wolf durfte er nicht
mehr benützen und er hätte dies auch gar nicht
gewagt, nachdem die Münchner Zunft der Klingen-
schmiede mit den Passauern in ständigem Ver-
kehr stand. Am Schlüsse dieses Artikels werde
ich an der Hand der Klingenschmiedakten des
Stadtarchivs den Nachweis führen können, dafs
noch im 17. Jahrhundert die Passauer Zunft von

den Münchnern in Streitfragen als traditionelles
Schiedsgericht betrachtet wurde. Da nun eines-
teils der beste Abnehmer der Erzeugnisse
Ständlers in München der Hof bezw. das her-
zogliche Zeughaus war, andernteils die Figur
des Löwen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Wolf
hatte, wählte Ständler den Löwen und nicht das
Stadtwappen, den Mönch. Die Verbindung von
Wolf und Löwe auf Marke 45 kann man nur
dadurch erklären, das man annimmt, Christoph
Ständler habe die in Passau gefertigte und mit
dem Wolf bezeichnete Klingle bei seinem Umzug
nach München mitgenommen und hier noch nach-
träglich mit dem bayrischen Löwen gezeichnet.
Für gütige Unterstützung spreche ich der
Direktion des Städt. Museums in Wien und Herrn
Professor Haenel in Dresden meinen verbind-
lichsten Dank aus.

(Fortsetzung folgt)

Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters
Von W. Gohlke

(Fortsetzung aüs Band V Heft 7 Seite 199)

Geschichtliches.
Die ersten Torsionsgeschütze traten nach
Diodorus (Biblioth. XIV 42) im Jahre 400 v. Chr.
in Sizilien auf, zur Zeit als Dionysios I. von Syrakus
gegen Karthago zog. Dreifsig Jahre später wurde
ihr Gebrauch in Griechenland aufgenommen und
besonders unter Philipp und Alexander von Ma-
kedonien (359—323 v.Chr.) vervollkommnet. Jener

hatte bereits 150 Euthytona und 25 Palintona in
seinem LIeere. Noch ausgedehnteren Gebrauch
von diesen Geschützen machten die Diadochen,
besonders die Ptolomäer (von 306 v. Chr. ab), unter
denen durch die Gelehrten und Techniker der
Alexandrinischen Schule Theorie und Praxis
bei Konstruktion dieser Geschütze zu hoher Blüte
gelangte. Hier entwickelte sich eine Spezial-

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