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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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9. Heft
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Eyßen, Eduard: Friedrich Krüger, ein Berliner Waffensammler des 18. Jahrhunderts, und seine Rüstkammer: ein Beitrag zur Geschichte der Berliner Zeughaus-Sammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0290

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Friedrich Krüger, ein Berliner Waffensammler des 18. Jahr-
hunderts, und seine Rüstkammer
Ein Beitrag zur Geschichte der Berliner Zeughaus - Sammlung
Von Dr. Eduard Eyßen

Die ehemalige Berliner Rüstkammer des
Königl.Preufsischen Geheimen Kriegsrats
Friedrich Krüger aus der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts bietet dem Waffen-
forscher das für jene Zeit kulturgeschichtlich
merkwürdige Beispiel einer privaten Waffen-
sammlung, die nicht lediglich nach Zufall und
Laune in Liebhaberei von „Kuriositäten“ zu-
sammengebracht, sondern die vielmehr mit wissen-
schaftlichen Absichten, mit richtigem Verständnis
für den historischen und künstlerischen Wert der
Waffe angelegt war. Und zwar in einer Periode
tiefer Geringschätzung für die Waffenformen ver-
gangenerZeiten, oder aber phantastisch fabulieren-
der Raritätenbewertung — von Waffenforschung
gar nicht zu reden.
Heute ist die Rüstkammer Krügers ihrem
wesentlichen Inhalt nach in der Berliner Zeug-
haussammlung enthalten. Von König Friedrich
Wilhelm III. im Jahre 1822 angekauft, kam sie an
die Königl. Kunstkammer und von da an ihren
jetzigen Aufbewahrungsort.
Friedrich Krüger war ein vermögender Mann
von universaler Bildung und vielseitigen Interessen.
Schon früh entwickelte sich bei ihm der historische
Sinn und in charakteristischerWeise hat sich seine
Sammelleidenschaft sehr bald offenbart. Die alte
Königl. Rüstkammer im Marstallgebäude an der
Breiten Strafse kannte er offenbar recht gut. In
einer um 1800 nach eigenen Erinnerungen und
mündlicher Überlieferung verfafsten Beschreibung
der Rüstkammer sagt Krüger: „Ich selbst habe
sie 1753 in meiner zarten Jugend gesehen“1).
Es darf daraus geschlossen werden, dafs er
etwa 1740 geboren sein wird. Eine den jugend-
lichen Krüger vortrefflich charakterisierende „Er-

*) Ledebur, Allg. Archiv für die Geschichtskunde des
Preufs. Staates XI. S. 264.

Werbung“ knüpft sich an den 1757 von den Öster-
reichern unternommenen Überfall Berlins: nach
dem Abzug des Feindes holt er sich vom Kampf-
platz vor dem Schlesischen Tore von einem mit
Toten beladenen Wagen, den die Österreicher
stehen liefsen, ein in der Aktion vom 16. Oktober
verloren gegangenes preufsisches Bajonett nebst
Scheide. Ziemlich jung finden wir Krüger 1769
als Kriegsrat bei dem im Jahre zuvor errichteten
Bergwerks- und Hüttendepartement des General-
direktoriums erwähnt2 3 4 *). Im Adrefskalender von
Berlin ist er 1786 aufgeführt, wohnhaft in seinem
Hause Spandauer Strafse 29, und ebenso weiter-
hin bis zu seinem Lebensende. Seit 1789 als Ge-
heimer Kriegsrat genannt, findet er sich 1818
nicht mehr, so dafs er um diesen Zeitpunkt als
verstorben zu betrachten ist: die letzte Angabe
einer Datierung in seiner Sammlung lautet für
das Jahr 18178).
Über die Vielseitigkeit von Krügers wissen-
schaftlichen und künstlerischen Neigungen gibt
Nicolai Aufschlufs*). Aufser einem Gemäldekabinett
mit italienischen und niederländischen Meistern
des 16. und 17. Jahrhunderts hatte er in seinem
Haus in der Spandauer Strafse eine Sammlung
von Versteinerungen und Mineralien, die er
gröfstenteils von seinen Reisen nach fremden
Ländern mitgebracht hatte; sodann eine reiche
Sammlung von antiken Münzen, brandenburgi-
schen Talern, Dukaten und Goldmünzen, sowie
zum Teil seltener Denkmünzen. Besonders ein-
gehend erwähnt Nicolai KrügersWaffensammlung

2) Geh. Staats-Archiv, Berlin. Rep. 9. D 2.
3) Adrefskalender der Haupt- und Residenzstädte Berlin
und Potsdam: v. 1786, S. 130; ferner v. 1789, 1799 und 1805. —
Handbuch über den K. Preufs. Hof und Staat v. 1794, S. 135;
v. 1806, S. 49: an zweiter Stelle der „Anciennete“.
4) Nicolai, Beschreibung der Residenzstädte Berlin
und Potsdam, 1786. II. S. 820, 826, 830, 841.

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