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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 5.1909-1911

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9. Heft
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Eyßen, Eduard: Friedrich Krüger, ein Berliner Waffensammler des 18. Jahrhunderts, und seine Rüstkammer: ein Beitrag zur Geschichte der Berliner Zeughaus-Sammlung
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Müller-Hickler, Hans: Studien über die Helmbarte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39947#0296

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9. HEFT

wenn wir da von „Abschmiergeln, blank Abziehen,
Schleifen und Lackieren usw.“ in den Kostenan-
schlägen lesen, so ahnen wir manchen angerichteten
Schaden, der in der drastischen Kritik des Ober-
leutnants Schlawe, Vorstandes der Zeughaus-
sammlung' in den 1840-er Jahren, seinen Ausdruck
findet, dafs man den Meistern für Reparaturen
mehr bezahlt habe, als die Neuanfertigung gekostet
haben würde.
Als Sohn seiner Zeit vermag sich Krüger
natürlich ihren Strömungen nicht gänzlich zu ent-
ziehen, wie wenn er etwa einmal Steinbeile und
Feuersteingerät als wendische Streithämmer und
Opfermesser bezeichnet. Doch erscheinen von
den so bevorzugten Sonderbarkeiten und Spiele-
reien der damaligen Zeit mit ihrer Vorliebe für
das Curiose, in seiner Sammlung eine Flinte, deren
Lauf mit Hasenschweifs bestrichen, das aus einem
Pallaschgriff mit aufmontiertem Lauf und Schlofs

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bestehende Pistol, oder der Musketenlauf, in den
eine feindliche Kugel gefahren ist, als die einzigen
wenigen Beispiele.
Ist also für denWaffenforscher der Katalog der
Sammlung von Friedrich Krüger von dokumentari-
schem Wert, so ist nicht minder seine ernst zu
nehmende Persönlichkeit als Sammler eine inte-
ressante Erscheinung. Und wenn er in der er-
wähnten Schilderung bei Ledebur im Allgemeinen
Archiv XI, Seite Z09, um die Wende des 18. Jahr-
hunderts, angesichts der Verwaltungsbräuche bei
der Berliner Rüstkammer in den Stofsseufzer aus-
bricht: „Bey Bibliothequen, Gemählde-, Münz-,
Naturalien- und andern Kunst-Sammlungen werden
Männer von Sachkentnifs angestellet, welches aber,
wie ich auch anderwärts angemercket habe, bey
Riist-Kammern leyder! nicht der Fall ist“, so ist
das nur charakteristisch für die Sachlichkeit von
Krügers wissenschaftlichen Anschauungen.

H. MÜLLER-HICKLER, STUDIEN ÜBER DIE HELMBARTE

Studien über die Helmbarte1)
Von Hans Müller-Hickler
(Fortsetzung und Schlufs aus Band V Heft 7 Seite 203)

Wohl schwankt die Form noch, ob rund oder
eckig; erst in 4 (sieheTafel) ist die richtige Gestalt
geschaffen, und diese ist die eigentliche Stammes-
mutter der Helmbarte. Freilich ist sie noch
schwächlich, scherbenartig, mit nur 4 bis 4Y3mm
Rückenstärke, aber gefährlich. Der lange Helm
fafst die Klinge nochmals in der Mitte, der stark
nach vorn verlegte Schwerpunkt gibt g'ewaltige
Durchschlagskraft, vor allem aber ist der Schliff
von Bedeutung.
Einem Rasiermesser gleich, ist die Klinge
hohl gestaltet, und diesem Schliff (siehe 1 — 7) hat
die Waffe viel von ihrer Wirkung zu verdanken.
Ihm ist der gröfste Wert beizulegen. Die Gestalt
des Schliffs, die Stellung und Zahl der Federn, die
Form der Tüllen und die ihres Einschnittes sind
mafsgebend für die Beurteilung des Alters einer
Helmbarte.
Von 4 bis 41/2mm Rückenstärke nimmt die
Klinge in leicht bogenförmiger Schleifart bis zur
Schneide ab, die haarscharf wird. Das vor-
erwähnte Wort Joh. von Winterthurs, dafs die
Schweizer ihre Feinde „wie mit einem Scheer-
messer zerteilten und in Stücke zusammenhieben“
*) Es ist nachzutragen, dafs bei Erklärung des Wortes
„Helmbarte“ die Herleitung von der schweizer Wortent-
wicklung in erster Linie zu betonen ist.

ist wörtlich zu nehmen. Wo die Schneide das
Kettenhemd durchschnitt, mufste das Glied fallen.
Wir sehen bei 5, wie die Waffe erstarkt; die
Klinge verbreitert sich, die Tüllen treten näher
zusammen, werden breiter; bei 7 haben wir
den ersten Versuch, sie ganz zu schliefsen. Man
möchte diese Form in die nächste Serie ver-
setzen und in ihr den Schlufs der fortgesetzten
Bestrebungen, die Tüllen zum Rohr zu gestalten,
sehen; jedoch die ganze Zeichnung und der roh
aufgeschweifste Lappen sprechen dagegen, und da
keinerlei Anstrengung zu einer gefälligeren Be-
arbeitung der Tülle wie bei Nr. 13 gemacht wird,
ist die Art in die Reihe ihrer Genossen zu ver-
weisen. Aber ein bedeutsamer Fortschritt zeigt
sich: die entstehende Feder zum Festmachen
der Klinge am Schaft. Zum ersten Male erscheint
sie, zwar noch dick und roh, aber ein Beweis
dafür, dafs die Helmbarte sich zum ernsten Ge-
brauch einführt. Das Scherbenartige der Klinge
verschwindet, der Rücken ist jetzt 9 mm stark;
noch weist die untere Blattspitze hinab, doch
zeigt sie schon das Bestreben wagerecht zu enden.
Die langgestreckte Form der auf Nr. 6 ein-
gehauenen Marke deutet auf den Anfang des
XIV. Jahrhunderts, und ich darf annehmen, dafs wir
in diesen Stücken die Kämpfer des Morgartener
 
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